Abena

1 posts
Donnerstag, 23. Januar 2014 - 11:59

Schön, dass es dieses Forum gibt und dass es so rege benutzt wird. Habe viele Beiträge gelesen, aber noch nicht alle, bitte verzeiht mir, wenn ich jetzt ein Thema doppelt aufmache - wenn es dazu schon Beiträge gibt, wäre es nett, wenn mir jemand einen Link dazu schicken könnte, bisher habe ich nichts in die Richtung gefunden.

Vorab: mein Papa, 78, hat ein nicht-rückverlegbares Stoma bekommen. Noch ist er im Krankenhaus und ich mache mir schon die ganze Zeit Gedanken, wie ich dann mit ihm umgehe. Ich selbst habe mir schon Videos zum Stomawechsel angeschaut und weiß aus vielen Erfahrungsberichten hier im Forum, dass das Leben mit Stoma total "normal" weitergehen kann. Das hat mich beeindruckt und beruhigt.

Nun aber zu meinem Vater: Herr der alten Garde, war nie krank, kannte nie Schmerzen, gibt keine Schwächen zu. Klingt jetzt schlimm, aber er ist gleichzeitig ein wunderbarer engagierter und liebenswürdiger Mensch.Ich habe Angst, dass er an dem Stoma (bzw. dessen psychische Implikationen) zerbricht.

Um endlich auf den Punkt zu kommen, meine Fragen:

- Wie fühlt sich das an, wenn Stuhlgang in den Beutel läuft? "Drückt" man dann mit dem Bauch? Tut mir leid, dass ich es so genau wissen will, aber ich will halt ganz genau verstehen, was mit seinem Körper passiert.

- Was kann ich als Tochter sagen, wenn es im Gespräch zu dem Thema Stoma kommt? Ich weiß, es gibt keine "one-size-fits-all"-Formulierungen und ich denke, wenn ich ihm allein von den positiven ERfahrungsberichten hier aus dem Forum erzähle, hilft das vielleicht schon ein bisschen. Aber falls Ihr Erfahrungen habt, was für Euch Mutmacher-Parolen und was No-Go-Themen sind, wäre ich für Tipps sehr dankbar.

Damit schließe ich und freu mich auf Antwort. Sobald wir weiter sind, werde ich gerne auch meine eigenen Erfahrungen teilen, aber das ist noch zu früh (auch für mich).

Viele Grüße

Abena

MIKEMT

29 posts
Donnerstag, 23. Januar 2014 - 12:37

Hallo,

sollte er das Stoma in einem zertifizierten Darmzentrum erhalten haben, dann wird er dort von speziell geschulten Kräften eingewiesen. Daneben gibt es dort in der Regel eine Selbsthilfegruppe, die ILCO. Der Erfahrungsaustausch vor Ort ist sehr wichtig und die Erfahrungen sind sehr individuell. Deshalb hat die ILCO als größte Stoma-Selbsthilfe-Gruppe viele ehrenamtliche Vertreter, die persönliche Beratung kostenlos anbieten. Ich rate dir dringend, dich dorthin zu wenden und die jahrzehntelange Erfahrung dieser Gruppe zu nutzen.

MIKEMT

ursus

256 posts
Donnerstag, 23. Januar 2014 - 16:05

Hallo Abena,

erst einmal finde ich es wunderbar, dass du dir solche Gedanken um deinen Vater machst.

Ich bin seit 2009 Stomaträgerin. Ich habe ein permanentes Colostoma.

Abena, man "drückt" nicht mit dem Bauch...es drückt und zwackt zwar manchmal im selbigen, aber das ist nicht viel anders als beim normalen Stuhlgang. Manchmal spüre ich, wenn sich der Beutel füllt, dann versorge ich das Problem direkt auf einer Toilette.

Manchmal spüre ich auch garnichts...aber als etwas schon erfahrener Stomaträger kontrolliere ich meinen Beutel regelmäßig.

All das geht nach kurzer Eingewöhnungszeit in Fleisch und Blut über! Das Stoma ist zu meinem Freund geworden...ohne es wäre ich tot.

Es ist wichtig, dass man eine oder einen Stomatherapeuten seines Vertrauens findet. Denn sollten einmal Probleme mit der Versorgung auftauchen, dann hat man sofort eine Anlaufadresse.

Erkundigt euch im Krankenhaus schon nach solch einer Adresse.

Ansonsten kann dein Vater sich einen Universalschlüssel schicken lassen, der auf ALLE Behinderten-Toiletten in fast ganz Europa passt!

Einen herzlichen Gruß aus Aachen und alles Gute , Ursula