Hallo zusammen,
ich bräuchte mal Euren Rat: Meine Schwiegermutter wurde im November wegen Mastdarmkrebs operiert (pT3pN1(2/17)M0). Danach wurde sie mit Chemotherapie behandeln (5-FU bzw. Capecitabin).
Leider haben sich jetzt bei der Nachuntersuchung Metastasen gezeigt.
Konkret heßt es im CT-Berichte:
"Thorax: ... Es zeigen sich multiple suspekte ulmonale Rundherde, exempl. im linken oberlappen [...] und im rechten Oberlappen.
Abdomen: Neu auftgetretene Leberläsionen in Segment von [... 3x]."
Sie soll nun mit Radio-/Chemotherpaie Gy, begleitend Capecitabin 2x täglich weiterbehandelt werden.
Was ich mich frage:
- Wie kann es sein, dass trotz der Chemotherapie die Metastasen entstanden sind?
- Heißt "multiple pulmonale Rundherde" das es in der Lunge mehrere vermutete Metastasen gibt?
- Wieso werden die Metastasen nicht operiert, sondern erneut Chemotherapie verordnet (die vorher ja nicht angeschlagen hat)?
Leider war sie beim Arzttermin sehr geschockt und konnte deshalb diese Fragen nicht stellen. Ich werde versuchen, den Arzt noch mal diesbezüglich zu befragen, würde mich aber um Eure Meinungen hier interessieren. Gibt es noch Hoffnung oder müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen?
Viele Grüße, Stefan
Kleine Ergänzung: Die Weiterbehandlung soll mit Chemotherapie und Antikörpertherapie stattfinden, Bestrahlung + Chemo hat schon stattgefunden (habe das oben im Beitrag verwechselt).
Hallo Stefan,
die Diagnose ist dir unklar. Eine Reihe von Maßnahmen sind gelaufen und geplant. Das alles in einem interdisziplinär arbeitenden Darmzentrum, das zertifiziert ist? Wenn es so ist, dann schreibt euch alle Fragen auf und begleitet die Patienten zu dem Arzt, der die Therapie koordiniert. Er hat alle Unterlagen kann eure Fragen kompetent beantworten.
Alles Gute
MIKEMT
i
Martl
188 postsHallo Stefan,
wurden im November Bauchraum und Thorax mit bildgebenden Verfahren (CT, MRT etc) durchgeschaut?
Falls ja und damals waren keine Metas auf Leber und Lunge sichtbar, dann sind diese in den letzten Monaten trotz Chemo gewachsen, was beweist, dass diese eine Chemo (es gibt ja mittlerweile viele verschiedene Mittel) nicht gewirkt hat bzw. die Krebszellen nicht bekämpfen konnte.
Folglich wird nun versucht, eine andere Chemo-Antikörper-Behandlung zu versuchen, um die Metas kleiner zu kriegen. Sofern möglich (und das ist heutzutage schon recht oft) kann man die Metas dann operieren, weil sie eben durch die Chemo kleiner geworden sind.
Lungen-Metas lassen sich teils sehr gut mit einem speziellen Laser entfernen.
An der Leber sind seit letztem Jahr OPs möglich, die vorher noch nicht möglich waren, da die Regensburger Chirurgen eine neue Methode entwickelt haben ("In situ-Splitting"-Verfahren).
Darf ich fragen, wie alt deine Schwiegermutter ist?
Sofern sie körperlich in guter Verfassung ist, dann ist da noch einiges machbar (ich hab es die letzten 4 Jahre an meinem Dad gesehen, der ähnlich wie deine Schwiegermutter erkrankt ist).
Gruß
Martin
Hallo Martin,
erst mal vielen Dank für Deine ausführliche & wie ich finde sehr hoffnungsvoll stimmende Antwort. Ich habe diese leider erst heute gesehen, daher antworte ich erst so spät.
Ja, die Metastasen waren im November noch nicht im CT sichtbar, sind also während der Behandlung gewachsen. Mittlerweile wurde auch noch mal ein CT gemacht, da es bei der Darmrückverlegung Probleme gab (wenn es kommt, dann aber richtig *seuf*) und zumindest in den letzten Wochen gab es kein weiteres Wachstum. Ich hoffe, dass die kombinierte Chemo-/Antikörper-Therapie jetzt gut anschlägt.
Parallel haben wir noch beim Zentrum für Metastasen-Therapie in Freiburg angefragt, wie sie zu einer sofortigen OP stehen.
Meine Schwiegermutter ist erst 60, von daher hoffe ich sehr, dass sie noch ein langes & erfülltes Leben vor sich hat -- trotz dieser Horror-Diagnose, die sich bisher leider immer nur verschlimmert hat. Darf ich fragen, ob Dein Vater in einem ähnlichem Alter ist? Wie sah denn die Therapie bei ihm bislang aus?
Wünsche Dir und Deinem Vater auf jeden Fall alles Gute!
Viele Grüße, Stefan
Ich bin's noch mal. Habe mir jetzt die meisten Beiträge von Dir hier im Forum durchgelesen -- und die Leidensgeschichte Deines Vaters verfolgt. Einerseits ist es fuchtbar, was er bisher alles durchmachen musste, andererseits aber auch hoffnungsvoll mit einer so schlechten Ausgangsprognose schon so lange weitergelebt zu haben. Ich hoffe sehr für Euch, dass das auch weiterhin so bleibt.
Martl
188 postsHallo Stefan,
da du ja schon fast alles über meinen Dad gelesen hast (er ist 59), brauch ich nicht mehr viel sagen über die Geschichte, nur soviel, dass es ihm aktuell wirklich gut geht (kaum zu glauben oder?).
In ein paar Wochen ist es genau 4 Jahre her seit der schrechlichen Erstdiagnose. Er hat trotz der unzähligen OPs etc fast keinerlei Einschränkungen, fährt immer noch jeden Tag 15-20 km mit dem Rennrad und lässt sich nicht unterkriegen. Aktuell ist er tumorfrei - muss halt wie fast jeder hier alle 3 Monate zur Nachsorge.
Psychisch ist so eine Erkrankung extrem belastend für alle nahen Angehörigen (besonders Ehe-Partner und Kinder des Betroffenen). Aber....gerade wenn die Familie gut zusammenhält und man immer wieder "Ruhepausen" hat, dann ist das machbar. Dass man das Leben viel mehr zu schätzen weiß und nicht mehr so "verplempert", dürfte eh klar sein. Allein ich hab mein LEben seither schon ziemlich umgestellt (hab nun zwei Kinder und hab meine ARbeitszeit auf 75% reduziert, um für meine Familie da zu sein).
Alles Gute
Martin