Gast
Samstag, 8. Februar 2014 - 02:54

Hallo.
Für jeden Rat bin ich dankbar.
Meine Mutter hat vermutlich Darmkrebs (colon transversum).
Sie ist 75 Jahre alt, Nichtraucherin, nie Alkohol, sehr viel Bewegung, vernüftige Ernährung, sie ist voller Energie, keinerlei familliäre Vorbelastung, Verdauungsprobleme erst seit Dezember, als sie erstmals wegen beginnender Diabetes Zuckertabletten nehmen musste. So gut wie nie im Leben Blut im Stuhl. Ansonsten nur noch Bluthochdruck. Noch kein Krankenhausaufenthalt!
Donnerstag vor einer Woche hat sie auf dem Balkon gearbeitet und sich sehr verkühlt. Seit Freitag Übelkeit und häufiges Erbrechen, leichte Bauchschmerzen, rechter Unterbauch. Ich hab erst später erfahren, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 2 Tage lang wegen Verstopfung nicht auf Toilette konnte.
Bis Sonntag war ihr Zustand einigermaßen stabil. Wir wollten am Montag früh zum Hausarzt, aber da war sie bereits zu schwach.
Im Krankenhaus/Erste Hilfe wurde eine Nierenentzündung festgestellt, Leukozythen 25000. Abführmittel verordnet. Selbst starkes Abtasten im gesamten Bauchbereich ohne Schmerzempfinden.
Weil das nicht gleich klar war, wurde ein CT (ohne Kontrastmittel) angeordnet, Ergebnis: Neubildung proximale colon transversum 5,5-6cm, Darmwandverbreiterung, keine Imbibierung des angrenzenden Fettgewebes, vermehrt Lymphknotenbesatz im venösen Abstrom. Insgesamt Verdacht auf malignen Prozess.
Heute (Freitag, nach 5 Tagen im KRH) Darmspiegelung, die den Verdacht bestätigt; Biopsie erfolgt. Clips sind bereits gesetzt...
Montag soll ein neues CT mit Kontrastmittel vorgenommen werden, Röntgenbild der Lunge ohne Befund. Chefarzt/Oberarzt wird nach dem CT sicherlich noch nä. Woche operieren lassen.
Meine Mutter wird seit Dienstag nur flüssig ernährt, Elektrolythe, Kochsalzlösung. Dazu Antibiotikum. Trotzdem fühlt sie sich von Tag zu Tag besser, trinkt sehr viel, Verdauung ist entsprechend noch "unübersichtlich". Sie möchte gern nach Hause. Und diesen Wunsch würd ich ihr so gern erfüllen.

Ich weiß nicht, was wir tun sollen. Sollte man nicht noch eine Zweitmeinung einholen? Sollte sich meine Mutter nicht erst mal erholen?
Ich habe große Angst, dass sich ihr Leben, das sie bis zu diesem Moment nicht anders kennt, auf einen Schlag vorbei sein könnte.

Ich kenne keinen liebenswerteren Menschen als sie.


Christian

MIKEMT

29 posts
Samstag, 8. Februar 2014 - 08:50

l

Hallo Christian,

du weißt wo der Tumor liegt, du kennst seine Größe und so wie du die Lage beschreibst, steht ein Routineingriff bevor. Das Krankenhaus (hoffentlich ein zertifiziertes Darmzentrum) hat die richtigen Untersuchungen durchgeführt und die die erforderlichen Maßnahmen eingeleitet. Das Untersuchungsergebnis wird in einer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen worden sein. Eine Chemo zur Verkleinerung des Tumors wurde nicht befürwortet und wird seine Gründe haben.

Deine Mutter ist stabil, hat kaum schwerwiegende Vorerkrankungen und somit die Option für einige unbeschwerte Jahre, wenn sie dem Rat der Ärzte folgt.

Was sie und du jetzt brauchen, ist Vertrauen zum Behandler und in einer starken Woche ist der Spuk vorbei.

In spätestens 14 Tagen liegen die Laborergebnisse über Tumor und Lymphknoten vor. Die Ergebnisse werden wieder in der Tumorkonferenz besprochen und danach habt ihr einen Termin, in dem das weitere Vorgehen erörtert wird.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass deine Mutter den Rat ihres Sohnes annimmt und du sie vor allem bei jedem Arztgespräch begleitest. Vier Ohren mehr ? und als Betroffener bekommt man oft vor lauter Aufregung nicht alles mit.

Gern weiteren Rat auch über PN.

Ich drücke euch die Daumen, dass alles so glatt läuft, wie ich es hier skizziert habe und ihr in zehn bis zwölf Tagen wieder frei durchatmen könnt. Denkt an den Frühling, der vor der Tür steht und die vielen schönen Tage im Leben. Deine Mutter lebt so gesundheitsbewusst, dass sie danach so viel auch noch selbst tun kann, den Feind in ihrem Körper in Schach zu halten. Es lohnt sich!

Gast
Samstag, 8. Februar 2014 - 09:34

Was für eine hoffnungsvolle Antwort. Vielen lieben Dank dafür.

Wir wohnen beide in Berlin.

Das Krankenhaus ist kein spezielles Darmzentrum.

Die Ärzte machen einen sehr kompetenten Eindruck.

Wir möchten eigentlich keinen Zweifel und Misstrauen an ihrer Arbeit aufkommen lassen, was sicherlich der Fall sein wird, wenn wir ein anderes KRH wählen würden.

PS: Spielt es eine Rolle, dass die Clips bereits gesetzt sind, wenn sich der Eingriff verzögern würde?

Gast
Samstag, 8. Februar 2014 - 09:45

Hallo Dieter,

das kann ich dir nicht sagen.

Alles Gute

MIKEMT

reinha

2 posts
Dienstag, 18. Februar 2014 - 12:56

Hallo,
am letzten Donnerstag ist die Hemikolektomie bei meiner Mutter vorgenommen worden.
Die ersten Tage nach der OP bis Montagnacht waren sehr gut verlaufen ohne Komplikationen.
Ich war so überrascht, wie gut sie sich erholte.
In der Nacht zu Montag musste sie sich aber wieder übergeben, auch in der Nacht zu heute (Dienstag).
Montag ist sie kollabiert, war kurze Zeit nicht ansprechbar und sehr schwach.
Mit Übelkeit, Erbrechen, Schwäche, keinem Stuhlgang - die Symptome, wegen der sie vor 2 Wochen ins KRK kam.
Aktuell geht es ihr etwas besser. Sie trinkt wieder nur stilles Mineralwasser. Konnte auch schon wieder aufstehen, obwohl sie noch schwach ist.
Eine Erklärung haben die Ärzte für den Rückfall noch nicht. Ein neues CT von Montag ist wohl ohne Ergebnis geblieben.
Ist das nur ein leichter Rücksetzer? Wenn es ihr jetzt wieder stetig bessergeht, könnte der Tiefpunkt überwunden sein? Entscheiden jetzt die nächsten Tage?
Wenn sich der Zustand wieder verschlechtern sollte, könnte man sie mit einer Aufbauspritze und Abführmittel wieder stabilisieren?
Als diese Maßnahmen am ersten Tag in der Notaufnahme verabreicht wurden, ging es ihr in Verbindung mit flüssiger Nahrung sehr schnell wieder recht gut. Ich denke, nur gestärkt kann sie das alles überstehen.

Die Tatsache, dass sie nicht auf Toilette kann, scheint doch die Übelkeit, das Erbrechen und die Schwäche auszulösen.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen?
Christian

Gast
Dienstag, 18. Februar 2014 - 19:35

Donnerstag: OP

Freitag: ok sehr gut verlaufen ohne Komplikationen

Samstag: ok sehr gut verlaufen ohne Komplikationen

Von Sonntag auf Montag: 1.Erbrechen

Montag: kollabiert, CT

Von Montag auf Dienstag: Erbrechen

Dienstag (das ist heute): etwas besser, trinkt wieder nur stilles Mineralwasser. schon wieder aufstehen, obwohl sie noch schwach ist.

Hallo Christian, mein Rat:

Deine Mutter ist 75 Jahre, ein Leben lang kerngesund und jetzt ein volles Programm. Sie bekommt jede Menge Schmerzmittel und Antibiotika. Das genügt, um diese Symptome zu erklären. Was soll sie einen großen Stuhlgang haben, wenn sie kaum etwas seit Donnerstag bekommen hat? Hauptsache, sie trinkt und isst, was ihr das Krankenhaus jeden Tag anbietet. Jetzt kommt oder war schon die erste Abführung? Dann weiß spätestens nach dieser "Morgengabe"der behandelnde Arzt, ob der Darm arbeitet.

Lieber Christian, wenn du etwas tun willst: Gehe mit deiner Mutter so viel sie kann im Kkhaus spazieren und auch treppauf und treppab. Überfordere sie nicht. Jeden Tag ein bisschen. Vergiss deine Aufbauspritzen. Frage, den Arzt, ob er mit der Wundheilung und den Darmaktivitäten zufrieden ist und was die nächsten Schritte sind.

Du hast geschrieben, dass ihr Vertrauen zu dem Haus habt.

MIKEMT

reinha

2 posts
Donnerstag, 20. Februar 2014 - 00:22

Lieber MIKEMT,

es geht mit meiner Mutter wieder bergauf.

Es war absolutes Neuland, das wir vor jetzt gut 2 Wochen plötzlich betreten mussten.

Wie wichtig Webseiten wie diese als erste Informationsquelle oder dieses Forum in einer solchen Situation doch sind.

Und wie wichtig deine bisherigen Antworten waren.

Sie gaben uns Hoffnung und Zuversicht.

Die Ärzte spulen ihr Programm runter. Dagegen war es schön und enorm wichtig, meiner Mutter Deine aufbauenden und beruhigenden Nachrichten vorzulesen

Ich will dir dafür ausdrücklich danken und wünsche Dir alles Gute.

Christian

Gast
Donnerstag, 20. Februar 2014 - 08:39

Hallo reinha,

manchmal habe ich mich schon gefragt, für wen und was die Ärzte Zeit haben. Bei mir haben sich eigentlich erst der Proktokologe in der Praxis und der Chefarzt in der Klinik richtig Zeit genommen, um mir alles in aller Ruhe zu erklären. Das zertifizierte Darmtentrum kann ich vergessen.

Gute Informationen fand ich im Nachhinein hier:

http://chi.charite.de/behandlung/darmkrebszentrum/

http://idz.charite.de/angebote/ansprechpartner/campus_benjamin_franklin/

Vor allen, wenn nun in den nächsten Tagen der Bericht des Pathologen kommt, kann ich dir empfehlen, diesen Link zu lesen:

http://www.medac.de/infos-patienten/erkrankungen/krebserkrankungen/krebserkrankungen/?tx_exinitmedacp_exinitmedacp%5Bpatienteninformation%5D=23&tx_exinitmedacp_exinitmedacp%5Baction%5D=show&tx_exinitmedacp_exinitmedacp%5Bcontroller%5D=Patienteninformation&cHash=1d0d45c3bf28a82d5e8cdd9287f0ebbb

Ich drücke dir und deiner Mutter die Dauemn, dass es weiter beargauf geht und freue mich, wenn ich dir ein bisschen von meinen wenigen Erfahrungen abgeben kann. Vielen Dank für die guten Wünsche.

MIKEMT