sarinabe

4 posts
Mittwoch, 8. Juli 2015 - 12:53

Hallo ins Forum,

mein Mann, 45 J., ist an Enddarmkrebs erkrankt, Malignitätsgrad 3. Die meisten Voruntersuchungen (Sono, CT, MRT) sind gelaufen, jedoch bleiben noch zwei quälende Fragen offen:

1) Im vorläufigen Befund steht, dass Lymphknoten nicht befallen sind. Trotzdem steht desweiteren "Nx", übersetzt: Lymphknotenbefall fraglich. Ist eine definitive Entscheidung über den Lymphknotenbefall durch das CT nicht zu treffen? Kann erst nach der OP darüber entschieden werden?

2) Im CT und PET-CT wurde eine kleine, verdächtige Stelle im Lungenlappen gefunden. Die Anreicherung im PET-CT war sehr gering, dass die Ärzte eher von einem entzündlichen Prozess ausgehen. Zur letzten Sicherheit muss mein Mann aber biopsiert werden, und die Wartezeit bis zum endgültigen Befund treibt uns langsam in den Wahnsinn. Wenn man davon ausgeht, was im Bericht steht, dass keine Lymphknoten befallen sind - ist es dann nicht eher unwahrscheinlich, dass die Lunge befallen ist? Müssten nicht erst Lymphmetastasen vorhanden sein und erst im späteren Verlauf Fernmetastasen?

Vielen Dank im Voraus für jede Antwort,
Sarina B.

MICHAELII

287 posts
Mittwoch, 8. Juli 2015 - 15:01

Hallo sarinabe

1) Im vorläufigen Befund steht, dass Lymphknoten nicht befallen sind. Trotzdem steht desweiteren "Nx", übersetzt: Lymphknotenbefall fraglich. Ist eine definitive Entscheidung über den Lymphknotenbefall durch das CT nicht zu treffen? Kann erst nach der OP darüber entschieden werden?

Das heißt im Klartext:

Bis jetzt hat man keine benachbarten Lymphknoten gefunden, die befallen sind.

x= anstatt einer Zahl ( z.B. Nx/Mx ) bedeutet, daß noch weitere Untersuchungen zur Abklärung notwendig sind.

2) Im CT und PET-CT wurde eine kleine, verdächtige Stelle im Lungenlappen gefunden. Die Anreicherung im PET-CT war sehr gering, dass die Ärzte eher von einem entzündlichen Prozess ausgehen. Zur letzten Sicherheit muss mein Mann aber biopsiert werden, und die Wartezeit bis zum endgültigen Befund treibt uns langsam in den Wahnsinn. Wenn man davon ausgeht, was im Bericht steht, dass keine Lymphknoten befallen sind - ist es dann nicht eher unwahrscheinlich, dass die Lunge befallen ist? Müssten nicht erst Lymphmetastasen vorhanden sein und erst im späteren Verlauf Fernmetastasen?

Der typische Verlauf ist, dass erst die Lymphknoten des "Abflussgebietes" betroffen sind. Beim Enddarmkrebs ist primär nicht an die Lunge zu denken.

Dennoch: Die Behandler arbeiten korrekt nach der Richtlinie und es ist ihrer Umsichtigkeit zu schulden, wenn sie eine Biopsie an der fraglichen Stelle durchführen wollen. Lieber eine Biopsie mehr als zu wenig, wenn es sich um die Lunge handelt.

Du kannst, wenn du willst, mal die genaue vorläufige Diagnose schreiben.

Habt ihr auch abgecheckt, ob das Haus eine Zertifizierung hat und durchschnittliche Behandlungsquoten nachweisen kann?

Ich wünsche euch, dass ihr jetzt gemeinsam die Kraft aufbringt, in aller Ruhe und doch zügig die anstehenden Maßnahmen zu meistern. Das ist sehr wichtig für deinen Mann.

Alles, alles Gute.

Michael

Martl

188 posts
Donnerstag, 9. Juli 2015 - 12:29

Hallo sarinabe,

erstmal tut es mir leid, dass dein Mann schon in so jungem Alter betroffen ist.

Dass der SUV beim PET-CT (also die Aktivität) in der Lunge sehr niedrig "leuchtet", ist schonmal gut. Damit haben wir auch mehr als genug Erfahrung (aktuell auch wieder....bei meinem Dad ist auch ein Punkt in der Lunge, der mit SUV 1,5 angegeben ist....man vermutet auch nix Bösartiges).

Die Reihenfolge "erst Lymphknoten, dann Organe in Sachen Metastasen" ist zwar grundsätzlich richtig, aber leider kann es auch immer anders sein.

Bei meinem Dad ist es so, dass er auch Enddarmkrebs hat und da ist es nicht unhäufig, dass zuerst die Lunge (anstatt der Leber) befallen wird, sofern der Tumor in die Organe streut. Allerdings hat mein Dad keinerlei Lymphknotenbefall. Das ist aber denke ich eher ein Ausnahmefall. Keiner von uns kann hier in eurem Fall eine genaue Einschätzung geben, aber ich vermute einfach mal, dass das in der Lunge eher nichts ist und selbst falls, dann kann man das auch wirklich gut behandeln (da es eben nur ein Punkt ist). Man braucht heute auch mit Metastasen nicht verzweifeln.

Ich wünsche euch viel Kraft (vor allem auch psychisch....das betone ich als Angehöriger immer sehr!) und nur das Beste, was die weitere Behandlung angeht.

Gruß

Martl

sarinabe

4 posts
Donnerstag, 16. Juli 2015 - 10:11

Vielen Dank für die Antwort,

inzwischen sind wir einen Schritt weiter. Um eine Metastase könne es sich nicht handeln, wohl aber um einen eigenständigen Lungenkrebs im Frühstadium. Deshalb zwei weitere Fragen:

1) Der fragliche Lungenrundherd ist etwa 8 mm groß, hat im PET-CT kaum gestrahlt, und eine Biopsie (genauer gesagt: eine Entnahme von Bronchialsekret) ließ keinen Hinweis auf Tumorzellen zu. Der Lungenfacharzt möchte trotzdem ein weiteres CT in 3 Monaten durchführen lassen, weil er durch alle bisherigen Untersuchungen noch immer keinen Lungenkrebs ausschließen könne. Müssen wir also wirklich noch weitere 3 Monate bangen?

2) Angeblich sei der Herd so klein und gut erreichbar, dass er - selbst wenn er bösartig wäre - ohne weiteres, ohne Bestrahlung, ohne Gefahr der Metastasierung entfernt werden könne. Ich kenne es nur so, dass eigentlich jede Lungenkrebsdiagnose ein Todesurteil darstellt - hat der Arzt uns das also nur als Trost gesagt oder gibt es für Lungenkrebs im Frühstadium tatsächlich eine Heilungschance?

Viele Grüße aus dem Rheinland,

Sarina

MICHAELII

287 posts
Donnerstag, 16. Juli 2015 - 11:48

Hallo,

nichts ist unmöglich. Dass es sich um einen Lungenkrebs handelt, ist statistisch gesehen eher unwahrscheinlich (was ich schon geschrieben habe). Sigma und Enddarm haben keine direkten Abflussgebiete in die Lunge. Stellt euch das so vor wie einem Gebirgsbach. Da bleibt viel Material schon vorher hängen - sprich hier in den Lymphknoten. (Ein bildhafter Vergleich meines Chefgastroenterologen).

Ich habe seit 50 Jahren so eine Stelle auf der Lunge, die immer wieder Anlass gibt, eine Bemerkung fallen zu lassen. Gut 20 Jahre wurde jährlich aus dienstlichen Gründen geröntgt und befunden, dass möglicherweise hier etwas von einer schweren Erkältung aus frühkindlicher Zeit sich verkapselt hat. Niemand weiß etwas Genaues, auch jetzt, wo die besten CTs (mit der modernsten Philips) gemacht werden.

Da Angst ein schlechter Ratgeber ist und schlecht für das Allgemeinbefinden, schlage ich vor, die DVD mit dem CT zur Zweitdiagnose einem renommierten Lungenzentrum (z.B in Hamburg) zugänglich machen.

In der Tat ist die Diagnose heute im Frühstadium kein Todesurteil mehr.

Viele Grüße aus dem Schwarzwald . Wir haben hier um 11:45 Uhr in 800m Höhe 27,8 Grad und nicht alle Patienten vertragen dies Sommerhoch .

Michael

Martl

188 posts
Samstag, 18. Juli 2015 - 12:07

Sorry , aber mir ist absolut schleierhaft, wie euer Arzt auf den Verdacht eines eigenständigen Lungenkrebses kommt?

Grad in der Lunge entpuppen sich sehr viele Gewebsveränderungen als nicht bösartig.

Hat dein Mann viel geraucht?

Gast
Samstag, 18. Juli 2015 - 18:22

Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
http://www.med.uni-heidelberg.de/aktuelles/

Hallo sarinabe,

hier sind die 13 CCC-Onkologischen Spitzdarmzentren

Hier anschließend die ?13- CCC-Onkologischen Spitzenzentren, Deutschland aufgeführt

Berlin

Erlangen

Dresden

Heidelberg

Köln/Bonn

Tübingen

Würzburg

Düsseldorf

Essen,

Frankfurt

Freiburg

Hamburg

Die Onkologische Spitzenzentren (Link zu Website des CCC-Netzwerks) I)n diesen Zentren werden Tumorpatienten nach aktuellen medizinischen und wissenschaftlichen Erkenntnissen interdisziplinär versorgt und psychosozial begleitet. Auch die neueste Krebsforschung ist ein wesentliches Aufgabenfeld von Onkologischen Spitzenzentren

Auch ihr Hausarzt kann sie darüber beraten.

    • GÜSI

sarinabe

4 posts
Montag, 20. Juli 2015 - 22:26

Zunächst einmal Danke für die Antworten.

Mein Mann raucht auch weiterhin, und wird es wohl auch so schnell nicht aufgeben, deshalb ist die Vermutung des Arztes, es könne sich um einen eigenständigen Lungenkrebs handeln, vlt. gar nicht so abwegig? Was mich nur wundert: Eine Metastase kann man ausschließen (Entlassungsbericht: "M0"), aber zwischen einer Entzündung und einem Lungenkrebs kann man trotz zahlreicher Untersuchungen noch immer nicht unterscheiden? Desweiteren (vlt. eher eine philosophische als eine ernst gemeinte medizinische Frage): Kann ein - noch relativ junger - Mensch so viel Pech auf einmal haben, an zwei unterschiedlichen Stellen Krebs zu entwickeln? Und selbst wenn beides heilbar wäre - wie viel Chemo, OPs und Bestrahlungen könnte ein Mensch verkraften?!?

Ich habe leider schon bei Großeltern und einem Elternteil die Erfahrung gemacht: 10 Ärzte = 10 Meinungen. Der eine sagt "könnte auch sehr gut ein Lungenkrebs sein", der andere "ist ja jetzt durch die Bronchoskopie ausgeschlossen". Vlt. wäre es gut, in bezug auf die Lunge eine Zweitmeinung einzuholen (mit dem Darmkrebszentrum sind wir bislang - glaube ich - ganz gut gefahren), doch ich habe die Befürchtung, dass auch das noch mehr beunruhigen und verunsichern könnte als das Gegenteil. Die Ärzte wollen sich jetzt auf jeden Fall jetzt voll und ganz auf die Therapie des Darmkrebses konzentrieren, und angesichts zunehmender Symptome meines Mannes (Fremdkörpergefühl, Blutungen)finden wir das bis auf Weiteres den einzig gangbaren Weg. Wir sind voller Hoffnung, wenn nur diese verdammte Angst vor allen Unbekannten nicht wäre...

Sarina

MICHAELII

287 posts
Dienstag, 21. Juli 2015 - 07:08

Hallo sabrina,

ich wünsche euch viel Glück.

Das Verhalten deines Mannnes ist mir leider unverständlich. Als Raucher muss er sich bewusst sein, dass er mit seinem Verhalten die anstehenden Maßnahmen und Therapien sowie jeden Heilungsversuch erheblich erschwert sowie bezüglich seiner Lunge ad absurdum führt. Das führt mit Sicherheit auch nicht zwangsläufig zu einer Begeisterung der Behandler, insbesondere der Amästhesisten. Ich weiß wovon ich rede, nachdem ich auch schon selbst im OP gestanden bin.

Welches Elend sich da ausbreiten kann, sehe ich auch im Augenblick täglich, in der Klinik, in der ich z.Z. für vier Wochen bin.

Die von dir mehrfach beschriebenen Angst haben wir alle. Niemand von uns bekommt die Gewissheit, dass ihm auf Dauer geholfen werden kann. Das Beste aber, was man dagegen tun kann, ist, die Ärzte in ihrem Bemühen, uns zu helfen - wenn auch kritisch und wachsam - zu unterstützen. Und das Mindeste wäre doch gewesen, dass er das Rauchen aufgibt.

Es tut mir leid, dass ich dir dies so deutlich sagen muss. Si tacuisses wäre jetzt falsch gewesen.

Michael

Martl

188 posts
Dienstag, 21. Juli 2015 - 15:38

Hallo Sarina,

meine Frage zwecks Rauchen zwar nicht unberechtigt, da reiner Lungenkrebs sich halt größtenteils bei Patienten entwickeln kann, die rauchen (es gibt zwar immer Ausnahmen, aber bei dieser Krebsart ist die Tendenz schon eindeutig).

Wäre dann Mann Nichtraucher, dann hätte ich (rein aus ganz simplen statistischen Gründen) ausgeschlossen, dass das in der Lunge ein Primär-Lungenkrebs ist. Wie du schon sagst...."Wie groß kann die Wahrscheinlichkeit sein, dass ein so junger Mann zwei verschiedene Krebsarten gleichzeitig bekommen kann?".

Möglich ist zwar immer alles, aber auch mit der Tatsche, dass dein Mann Raucher ist, halte ich es nach wie vor trotzdem für unwahrscheinlich, dass das Ding in der Lunge ein primärer Lungenkrebs ist. Logischer und eher wahrscheinlich wäre halt wirklich eine Metastase vom Darmkrebs, der eben beim Mastdarmkrebs auch zuerst in die Lunge streuen kann (so wie eben bei meinem Vater und wie man es auch auf vielen Seiten zu Mastdarmkrebs liest).

Die Metastase wurde aber ausgeschlossen sagst du....also bleibt an sich am ehesten eben noch die Entzündung übrig.

Klarheit habt ihr halt aber wirklich nur erst dann, wenn abgewartet wird, wie sich der Punkt weiter entwickelt...so leid es mir tut. Zweitmeinungen oder gar Drittmeinungen schaden übrigens wirklich nie! Ihr habt hier die Wahl und die würde ich nutzen!

Der Aussage von Michael muss ich übrigens beipflichten. Dass es mit den Ärzten und auch mit den Krankenhäusern allgemein nicht immer leicht ist (mein Dad erlebt das auch grad wieder durch seine Leber-OP), muss man leider so hinnehmen. Selbst aktiv was machen kann dein Mann aber wirklich, indem er erstmal das Rauchen aufhört, auch wenn es ihm nicht leicht fällt.

Ich wünsche euch von Herzen alles Gute!

Martl

sarinabe

4 posts
Dienstag, 21. Juli 2015 - 20:10

Hallo Michael,

Hallo Martl,

was das Rauchen angeht, sind wir einer Meinung... aber was soll ich tun? Wir haben uns auch schon lange vor der Diagnose oft über dieses Thema auseinandergesetzt, aber Sucht ist halt nun mal Sucht... Im vorläufigen Abschlussbericht für den Strahlentherapeut ist nochmals zu lesen, dass durch das PET-CT ein entzündlicher Prozess nahegelegt wird und durch die Bronchoskopie kein Anhalt für Malignität vorliegt - hoffen wir das Beste!

Eine Sache, die mir desweiteren Rätsel aufgibt: In diesem Bericht ist vom "Tumorstadium III" die Rede und gleichzeitig von "Nx" = Befall der Lymphknoten unklar (und alle Voruntersuchungen - wie schon erwähnt -gaben auch keinen Hinweis auf Lymphknotenmetastasen). Kann man das Stadium nicht erst dann definitiv festlegen, wenn dies geklärt ist, also - wie ich inzwischen weiß - NACH der OP? Oder ist hier mit Stadium etwas ganz anderes gemeint?

Liebe Grüße

Sarina

MICHAELII

287 posts
Dienstag, 21. Juli 2015 - 20:27

Hallo Sabrina,

wird das Staging durch klinische Untersuchungen und kleinere Eingriffe ermittelt, so spricht man von einem klinischen TNM (auchcTNM fürc= clinical). Dieses TNM, in der Regel vor der Therapie bestimmt wird, wird es auch als prätherapeutisch bezeichnet.

Das x bedeutet, dass die Situation durch die bisher klinischen Maßnahmen nicht beurteilbar ist.

Ein Staging, bei dem die aus einem chirurgischen Eingriff und aus histopathologischen Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse einfließen, wird alspTNM (pathologische Klassifikation, postoperative histopathologische Klassifikation) bezeichnet. In der TNM-Formel wird der jeweiligen Kategorie einpvorangestellt.

Viele Grüße

Michael

Inka

1 posts
Mittwoch, 31. Juli 2019 - 16:27

Hallo Sabrina! Ich hoffe du antwortest mir! Die gleiche Situation mit dem Fleck auf der Lunge! Wie ist es bei deinem Mann weitergelaufen???? Lg inga