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Samstag, 8. August 2015 - 20:27

Bildung von Metastasen hemmen (Artikelauschnitte aus der Krebs-Zeitschrift "Lebenswege" Juni 2015)

Wandzellen der Blutgefäße spielen eine wichtige Rolle.

Bei vielen Krebserkrankungen gilt der Patient nach der chirurgischen Entfernung des Tumors als krebsfrei. Nicht selten aber hat der Tumor zu diesen Zeitpunkt bereits Tumorzellen ausgestreut. Daher verordnen Ärzte im Anschluss an die Operation vorsorglich oft eine Chemotherapie, die abgesiedelte Krebszellen bekämpfen soll. Dank der Forschungsarbeiten von Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg lässt sich möglicherweise künftig die Entstehung von Metastasen schonender unterbinden.

Die Arbeiten basieren auf neuen Befunden, wonach die Wandzellen der Blutgefäße (Endothelzellen) für das Tumorwachstum wichtiger sind als bisher bekannt. So veranlassen die Tumorzellen Blutgefäße in ihrer Umgebung dazu, neue Kapillaren sprossen zu lassen, die den Tumor versorgen und sein Wachstum ermöglichen. Dieser als "Angiogenese" bezeichnete Prozess wird bekannterweise bereits seit zehn Jahren therapeutisch genutzt. Denn Medikamente, die die Angiogenesehemmen, haben sich in der Behandlung bei verschiedenen Tumoren etabliert.

Darüber hinausaber wurde inzwischen erkannt, dass auch die Endoothelzellen selbst Faktoren wie zum Beispiel den Wachstumsfaktor Angiopoietin-2 produzieren, die das Tumorwachstum fördern. Die Arbeitsgruppe um Professor Dr. Hellmut Augustin vom DKFZ hat bei Mäusen zeigen können, dass ein Antikörper gegen Angiopoietin-2 die Bildung von Metastasen hemmen kann. Besonders effektiv geschieht dies offenbara, wenn der Antikörper mit einer niedrigdosierten Chemotherapie, die dauerhaft gegeben wird, kombiniert wird. Die so behandelten Tiere entwickelten weniger Metastasen und überlebten länger, berichten die Forscher.

Die Kombinationstherapie wirkt nach ihren Angaben gleich mehrfach gegen eine Ansiedlung von Tochtergeschwülsten; Sie verhindert, dass Blutgefäße die neu entstehenden Metastasen versorgen. Gleichzeitig reduziert sie die Anzahl krebsfördernder Immunzellen in der Tumorumgebung.

Mit der Kombinationstherapie gehen wir somit von mehreren Seiten gleichzeitig gegen die Ansiedlung von Metastasen vor. Zum einen drosseln wir ihre Gefäßversorgung. Zum anderen verhindern wir, dass sich tumorfördernde Immunzellen ansiedeln, die eine entzündliche Umgebung schaffen und damit gewissermaßen den Boden für eine dauerhafte Ansiedlung der Krebszellen bereiten., erklärt Prof. Hellmut Augustin. "Wir können natürlich n icht voraussagen, ob sich die Ergebnisse diesder präklinischen Untersuchungen eins zu eins auf den Menschen übertragen lassen", bestont der Wissenschaftler. " Aber wwwir haben bei unseren Experöimenten viel darüber gelernt, wie Metastasen entstehen. Das Wisse wollen wir nun gezielt in eine klinische Anwendung übersetzten."