Gast
Freitag, 14. August 2015 - 11:17

Hallo,

bin nach der 2. Lebermetastasen-OP wieder aus dem KH raus. Aber wieder total verzweifelt. Ich habe das Leben meiner Familie zerstört. Wäre ich eher zum Arzt gegangen, hätten wir nicht diese verzweifelte Situation. Ich sehe keinen Sinn mehr zum Kämpfen. Das kann doch jetzt nicht so weiter gehen. Jetzt muss ich mich wieder schonen und erholen uind Anfang Nov. ist die nächste Kontrolle und dann wird wieder was gefunden und wieder was gemacht. Nur weil ich blöde Kuh dachte, ich habe Hämorhoiden, die gehen schon wieder weg. Ich habe wirklich alles kaputt gemacht. Wer hatte noch ein Analkarzinom und evtl. auch Metastasen? Wie ko mmt ihr damit klar?

Liebe Grüße Katrin

Gast
Freitag, 14. August 2015 - 13:01

Hallo Katrin,

ich kann Deine Verzweiflung verstehen. Es erfordert immer wieder viel Kraft nicht den Mut zu verlieren und nach vorne zu sehen. Sicher wird es mit jedem Rückschlag schwieriger. Selbstvorwürfe bei verschleppten Untersuchungen sind normal, aber letzendlich eine Einbahnstrasse. Unser Psychonkologe hat uns ganz gut da wieder rausgeholt. Bei allen Schuldgefühlen, die Dich plagen war Deine Annahme derHämorrhoiden ja nicht aus der Luftgegriffen und für Dich bestimmt auch damals schlüssig. Ich hätte genauso gedacht. Wie sollte man auch leben, wenn man bei jedem Symptom sofort an eine schwerwiegende Erkrankung denkt, das wäre ja auch nicht normal.

Auf der anderen Seite kenn ich genügend Mitpatienten, die trotz lückenloser Vorsorgeuntersuchungen an Darmkrebs erkrankt sind. Da wiegt man sich auch in falscher Sicherheit.

Und drittens gehst Du verständlicher Weise davon aus, dass bei der nächsten Untersuchung auf jeden Fall wieder ein Befund auftaucht. Ich hab mit der Zeit gelernt neutral da ranzugehen. Meine eigene Erfahrung und die der Mitpatienten zeigt immer wieder, dass die Krankheit nie exakt von A nach B verläuft, manchmal ruht, manchamal dynamisch ist. Nichts ist wirklich vorhersehbar und es gibt immer wieder unerwartete Wendungen zum Guten, auch wenn bis jetzt nicht zur Heilung. Ich tue selber abseits von Chemo und Operation auch einiges (Ernährung, Sport, Mistel) und fahre gut damit. Zumindest hat man das Gefühl selber aktiv zu sein und nicht des Ausgeliefert seins.

Und Du machst das Leben Deiner Familie nicht kaputt! Ich finde es katastrophal und zeugt von Unwissen und wenig Mitgefühl, sollte Dir jemand aus der Familie Vorwürfe gemacht haben. Du hast Dich nicht bewußt dazu entschieden Darmkrebs zu bekommen, es ist ein Unfall!

Ich denke es ist gut - solltest Du es nicht schon gemacht haben - einen Psychoonkologen aufzusuchen. Er kann ein guter Partner in dieser schweren Zeit an Deiner Seite sein. Und solltest Du nicht davon profitieren, so kannst Du jeder Zeit die Therapie abbrechen (die ich mehr als ein Coaching empfunden habe). Hier kannst Du nach einem suchen:https://www.krebsinformationsdienst.de/wegweiser/adressen/psychoonkologen.php

Torsten

Gast
Samstag, 15. August 2015 - 18:03

Hallo Torsten,

danke für deine aufbauenden Worte. Welche genaue Diagnose hast du und seit wann?

Die Vorwürfe mache ich mir nur selbst. Familie und Freunde sehen das ganz anders zumal ich bei meiner Gynäkologin war, ihr die Beschwerden schilderte

und sie dies als Hämorhoiden abtat. Und so wog ich mich in Sicherheir selbst als dann Blut kam. Tja schöne Sch.

LG Katrin

Gast
Montag, 17. August 2015 - 10:37

Hallo Katrin, mach dir bitte keine Vorwürfe. Das einzige was diese bewirken ist, dass du dich zusätzlich belastest. Gerade bei dem Kampf gegen diese Krankheit ist aber positives Denken besonders wichtig.

Negative Gedanken sorgen für die Ausschüttung von Stresshormonen. Stresshormone hemmen das Immunsystem. Positive Gedanken lassen uns Glückshormone ausschütten. Diese wirken sich positiv aus auf das Immunsystem. Das eigene Immunsystem spielt eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Krebs. Je besser es arbeitet, desdo wahrscheinlicher ist es, dass es neue Metastasen in Schacht halten kann.

Was deine Metastasen angeht - die sind nicht erst entstanden, als man sie feststellen konnte. Die Zellen haben sich lange vorher vom Tumor gelöst und sind durch die Blutbahn gewandert, sich dann irgendwann irgendwo festgesetzt, und sind dann irgendwann gewachsen. Bis sie groß genug sind um nachgewiesen zu werden hat auch nochmal eine Weile gedauert.

Es hat einen Grund, warum bei Darmkrebspatienten ohne Metastasen, ohne Lymphknotenbefall, auch nach 5 Jahren krebsfreiheit immer noch nach Metastasen gesucht wird. Weil es eben oft so lange dauert, bis Krebszellen, die auf Wanderschaft gegangen sind, als nachweisbare Metastase sichtbar werden.

Wenn bei deiner Diagnose bzw. direkt danach schon Metas da waren, dann hat der Tumor bereits in einem sehr frühen Stadium gestreut, sonst hätten sich diese gar nicht so schnell entwickeln können.

Somit hätte dich ein früheres Erkennen der Krankheit sehr wahrscheinlich trotzdem nicht vor den Metas bewahrt, sie wären jetzt trotzdem aufgetreten.

Und du schreibst selber, dass du deine Beschwerden bei deiner Frauenärztin angesprochen hast. Diese hat den Fehler gemacht etwas Falsches zu diagnostizieren. Als Patient und Laie hast du dich auf ihre Diagnose verlassen. Was soll man denn sonst tun als Patient? Dass Hämos bluten ist auch normal, also auch da kein Fehler von dir, nachdem du diese Diagnose bekommen hattest.

Versuche bitte wieder positiv zu denken.

Das hilft dir, das hift AUCH deiner Familie. Denn auch für die ist es doppelt belastend, wenn sie auch noch mitbekommen, dass du dir wegen dem Leid, das du deiner Meinung nach deiner Familie zufügst, auch noch solche Selbstvorwürfe machst, dass dich das zusätzlich runter zieht.

Du konntest die Krankheit nicht verhindern, du konntest auch die Metas nicht verhindern, weil dein Krebs leider sehr früh gestreut hat. Du konntest nichts für die Fehldiagnose deiner Ärztin.

Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern, sinnlos sich darüber zu grämen, was wäre gewesen wenn...

Was du aber kannst ist jetzt für dich zu entscheiden, wie du ab nun damit umgehst.

Selbstvorwürfe, Selbstmitleid, damit dich und die Famile noch mehr belasten. Oder Akzeptanz, dass es Dinge gibt im Leben, die einen als Schicksal unverschuldet treffen, und mit denen man lernen muss zu leben und das Beste draus machen.

Die Vergangenheit kannst du nicht mehr positiv beeinflussen, die Gegenwart und die Zukunft schon. Darauf solltest du jetzt deine Gedanken und damit deine Energie lenken - was kann ich jetzt tun, um das Leben mit der Krankheit für mich und für uns als Familie so angenehm wie möglich zu machen.

Versuche positiver zu denken, damit hilfst du euch allen in deinem Umfeld, dir selber aber letztendlich am Meisten.

lg, maya

Gast
Montag, 17. August 2015 - 20:24

Liebe Maya,

der Termin bei der Frauenärztin war im März; die OP erst im Okt, die Feststellung der Metas im Januar. Ich bin eben davon überzeugt, dass bei OP des Tumors im März keine Metas aufgetreten wären. Immerhin 7 lange Monate, in denen der Tumor in meinem Körper ungehindert wuchern konnte. Man sagt doch immer je eher der Tumor raus ist desto besser.

LG Katrin