Gast
Freitag, 23. Oktober 2015 - 11:43

Hallo,

in diesem Thema ist die ganze Geschichte von meinem Vater nachzulesen:
http://www.darmkrebs.de/forum/?tg_id=1&t_id=5313

Diesen Thread möchte ich vor allem der Frage widmen, wie man wieder einen "normalen" Stuhlgang nach dem Stoma hinbekommt.

Bei meinem Vater wurde das Stoma vor ca. 6 Monaten zurückverlegt. Schließmuskelfunktion wurde 2 Mal getestet bisher und ist einwandfrei laut den Ärzten.

Direkt nach Rückverlegung Stoma war es eine totale Katastrophe. Er hatte es ca. 6 Monate auch und er musste im Prinzip Dutzende Male am Tag auf die Toilette RENNEN. Er konnte den Stuhl überhaupt nicht halten und sobald er da etwas spürte, musste er sofort aufs Klo sprinten. Das klappte natürlich nicht immer und es ging einiges daneben. Er trug auch einige Tage vereinzelt eine Windel bzw. eine Einlage, v. a. wenn er zu Untersuchungen und Terminen musste. Sein ganzer Alltag ist zum Erliegen gekommen, da er nie weiß wann er auf Toilette muss und entsprechend einige Zeit sich auch weigerte das Haus zu verlassen und sich zu weit von der Toilette zu entfernen. Der ganze Po-Bereich war wundgerieben vom Toilettenpapier was sich auch nur extrem langsam besserte mit Sitzbädern usw.

Zusätzlich lief ihm aus dem Schließmuskel häufiger eine Art brennende Flüssigkeit aus (so beschreibt er es), die extrem juckte und schmerzte.

Er bekam danach noch eine Chemo, die häufig Durchfall verursachte. Das machte es natürlich noch schlimmer, da noch häufiger auf Toilette...

Heute ist der Status so, dass die Haut usw. sich gut erholt hat und er an manchen Tagen nur "wenig" (vielleicht 4-6 Mal) Stuhlgang hat. An anderen, schlechten Tagen, kommt es immer noch vor das es über 10-15 Mal auf Toilette muss und dann Ewigkeiten dort sitzt. Entsprechend traut er sich auch fast nichts unternehmen, und schränkt scih massiv ein.

Die Ärzte vertrösten uns mit "das wird schon, der Schließmuskel muss sich erholen", er solle zu Hause ein wenig Beckenbodengymnastik machen usw. Das macht er auch. Ist er bloß zu ungeduldig? Mein Vater ist extrem mitgenommen davon psychisch, seelisch, in jeglicher Hinsicht und kann einfach nicht mehr. Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich weiß nicht was wir tun sollen. Nächste Woche Do gehen wir noch mal zu einem Proktologen. Eventuell gibt es ja hier im Forum Tipps & Tricks wie ihr diesen Prozess bei euch in den Griff bekommen habt??

Unendlichen Dank im Voraus!

Gast
Samstag, 24. Oktober 2015 - 17:07

Hallo,

ich habe/hatte das gleiche problem. meine 2. stoma-rückverlegung war im juli. im juli und august bin ich nur auf die toilette gerannt. bin kaum aus dem haus weil ich immer das gefühl hatte, wenn ich zu weit weg von der toilette bin, mach ich mir in die hosen. aber es wurde besser. heute kann ich sagen, es gibt gute tage - da kann ich den stuhldrang problemlos aushalten - an anderen tagen muss ich gleich rennen. diese tage sind aber selten geworden.

oft brannte mein hintern dass ich kaum noch sitzen konnte. oft habe ich gar kein wc-papier benutzt sondern meinen schließmuskel mit der dusche gereinigt und anschließend mit dem fön getrocknet. das hört sich für einen außenstehenden blöd an, mir hat es aber enorm geholfen.

auch hatte ich oft das gefühl, dass ich "brennenden" stuhlgang habe. ich hatte zuerst die vermutung, dass in meinem darm die ph-werte nicht stimmen. dies habe ich anhand eines testes prüfen lassen und siehe da, trotz bestrahlung und chemo ist alles im grünen bereich. meine ärztin sagte mir, dass ist nur so ein "gefühl", der stuhl brennt nicht. oft hängt es auch mit überreizung des schließmuskels zusammen. was in einer solchen situation auch verständlich ist.

mir wurde gesagt, innerhalb eines halben jahres sollte sich der stuhlgang eingespielt haben. im november liegt meine rückverlegung 4 monate zurück und ich kann sagen: ja es wird besser. nach der bestrahlung hatte ich gar kein gefühl im schließmuskel, auch das wird von tag zu tag besser.

es dauert halt seine zeit, der darm ist ein sensibelchen und nimmt einen alles krumm.

kopf hoch und nicht aufgeben, es geht immer aufwärts, in kleinen schritten aber es wird :)

vlg lindi

Gast
Sonntag, 25. Oktober 2015 - 18:47

Hallo sohn84,

ich habe deinen Bericht von deinem Vater gelesen und möchte Dir folgenden Beitrag aus dem Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft der Titel "Leben mit den Folgen einer Dickdarmoperation bei Erhalt des Schließmuskels " kurz mitteilen.

Bevor ein vorläufiges Stoma zurückverlegt wird, sollte auf jeden Fall ihre Schließmuselfunktion orientierend gepfrüft werden. - Wie in deinen Bericht erwähnt, wäre ja alles mit dem Schließmuskel OK.

Haben Sie Geduld - oft dauert es etliche Monate bis hin zu ein bis 3 Jahren, bis sich Ihre Darmfunktion wieder eingespielt hat. Reden Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder mit Glecihbetroffenen. Eion Schema für die Behandlung dieser Probleme gibt es nicht. Es kann sein, dass Sie verschiedene Mittel und Methoden ausprobieren oder kombinieren müssen, um für Sie befriedigende Lösungen zu finden

Helfen könnten zum Beispiel:

- Beckenbodentraining, Physiotherapie oder Biofeedbacktraining (wird zum Beispiel in spezialisieten Rehakliniken angeboten)

- Bei sehr häufigen und dünnflüssigen Stuhlabgängen Quellstoffe (zum Beispiel Flohsamen) oder Medikamente, wie Loperamid.

- Einlauf/Spülung des Dickdarms über den Schließmuskel (tran sanale Irrigation)

- Analtampons und/oder wweiter Hilfsmittel.

Bei entzündeter, gereizter Haut: Sitzwannenbäder, nach dem Stuhlgang Säuberung nur mitz der Dusche, danach vorsichtig abtupfen und eine Hautschutzcreme auftragen.

Wenn alle Maßünahmen auf Dauer keine befriedigenden Ergebnisse bringen, können chirurgische Maßnahmendie beste Lösung sein, um Lebensqualität zurückzugewinnen, zum Beispiel die Anlage eines dauerhaften Stomas.

Ich wünsche Ihren Vater schnelle Heilung

Guesi

Gast
Montag, 26. Oktober 2015 - 08:40

Erst einmal vielen Dank an die Posts, die sich dem eigentlichen Thema gewidmet haben. Als ich das Forum öffnete und 12 Antworten bei meinem Thema entdeckte, war ich so froh und konnte es kaum erwarten sie zu lesen. In der Hoffnung, sie könnten hilfreiche Hinweise für meinen Papa enthalten.

Leider befassen sich die Hälfte der Kommentare mit anderen Usern, Chatverhalten & Netiquette. Bitte lasst uns auf das zurückbesinnen, warum wir hier sind. Ich bin für jeden Beitrag dankbar und für jeden, der sich einige Momente seiner kostbaren Zeit für mich nimmt.

Danke.

Gast
Montag, 26. Oktober 2015 - 11:42

Hallo, Sohn 84

bei mir ist die Rückverlegung nun schon knapp 3 Jahre her , aber auch ich muß täglich so um die 5x zur Toilette, anfangs war es so gut 10 x , es wird also besser mit der Zeit , aber es wird nie mehr so sein wie es mal war.

ich weiß das ist lästig , aber man kommt damit zurecht , es kommt auch darauf an was man ißt , dies jedoch müßt Ihr selbst rausfinden was man gut essen kann.

Also alles Gute für Euch und verliert nicht den Mut, denn es bessert sich , aber es dauert, so 2-3 Jahre müßt Ihr schon einplanen

Gruß

Katharina

11 posts
Dienstag, 15. März 2016 - 10:41

Hallo ,

was bei meinem Mann wirklich geholfen hat, um das Wundsein nach der Rückverlegung wegen der vielen Toilettengänge zu verhindern, ist ein Dusch-WC.

Das ist eine Art BIdetaufsatz für die WC Schüssel. Alles, was man braucht, ist ein Wasseranschluß und Strom. Achtet auf die Fönfunktion, wenn Ihr Euch das gönnen wollt. Die 400 Euro waren gut angelegt.

Gute Besserung

Katharina

stoma

1 posts
Montag, 21. März 2016 - 04:25

Hallo Sohn84,

wie geht es deinem Vater ? du warst eine Weile nicht hier, evtl. schaust du noch einmal vorbei.

Laß dir mal einen Link hier:

www.stoma-selbsthilfe-hofgeismar.de

_____

Ein Forum für Stoma zurückverlegte Patienten findest du unter:

www.storueck-nordhessen.forumprofi.de

Alles Gute für euch.

Lg stoma

Evers

1 posts
Mittwoch, 22. Juni 2016 - 01:41

Ich habe den Beitrag mit großem Interesse verfolgt, da mein Vater ein sehr großes Problem mit dem Stuhlgang hat. Ihm wurde im November 2014 ebenfalls der künstliche Ausgang zurück verlegt. Seitdem hat er starke Schmerzen und es ist keine Besserung in Sicht. Er hat nur noch einen sehr kurzen Enddarm. Essen kann er sogut wie nichts. Er ist körperlich und seelisch am Ende. Und er erträgt Schmerzen die man keinem seiner Feinde wünscht. Er bekommt schon Morphiumtropfen, aber nichts hilft. Die Ärzte hier vor Ort Detmold und Herford können es auch nicht in den Griff bekommen. Sein Stuhlgang ist gelblich, dünn wie Wasser und der ganze Restdarm ist entzündet. Er geht halbstündlich (auch nachts!) auf Toilette. Wenn er mal einen guten Tag hat, schafft er es auch mal 2 Stunden ohne Wc-gang. Gibt es irgendwelche noch andere Adressen, wo man ihm vielleicht helfen kann. Es belastet die Familie und natürlich ihn sehr. Oft redet er davon, daß er es nicht mehr aushält und nicht mehr will. Es muss doch irgendwo Hilfe für ihn geben. P.S. Mein Vater ist jetzt 75 Jahre alt, falls das wichtig ist. Egal wo die kompetente Hilfe zu finden ist, ich würde mit ihm dort hinfahren. Sorry, wenn das alles so durcheinander geschrieben ist, aber es ist schrecklich ihn so leiden zu sehen. Bin über jeden Tipp dankbar. Lg und

Katharina

11 posts
Mittwoch, 22. Juni 2016 - 23:07

Hallo Evers,

das tut mir sehr leid für deinen Vater. Mein Mann war nun in einer Rektumsambulanz und wir haben den Namen für das Symptom erfahren:

LARS- low anterior rectum syndrom.

Es gibt im englischsprachigen Netz einige Infos dazu, allerdings ist es nicht richtig erforscht und manches kann, muss aber nicht helfen. Erwähnt ist immer Flohsamen und Loperamid. In der Ambulanz wurde noch ein Antidepressivum erwähnt, dass die Rezeptoren lahmlegt und so die Stuhlfrequenz verringert, den Namen kenne ich leider nicht.

Vielleicht probiert dein Vater auch mal ein Dusch-WC aus, damit das Wundsein besser wird.

Alles Gute Katharina

Katharina

11 posts
Mittwoch, 22. Juni 2016 - 23:18

LARS steht für Low anterior resection syndrome ( nicht rectum wie ich oben geschrieben habe), Hier ein Link

colonrectalsurg.wustl.edu/en/Patient-Care/Low-Anterior-Resection-Syndrome

Katharina

Gast
Donnerstag, 23. Juni 2016 - 17:41

Hallo Evers,

habe soeben ihren Bericht vonihren Vater (Beschwerden bei Rückverlegung )gelesen. Ich habe hier auf dieser Darmkrebs.de-Seite , genau 5 Berichte oberhalb, schon einmal eine Möglichkeit aufgeführt um eine Besserung herbeizuführen. ( hier ein kurzer Ausschnitt)

Haben Sie Geduld - oft dauert es etliche Monate bis hin zu ein bis 3 Jahren, bis sich Ihre Darmfunktion wieder eingespielt hat. Reden Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt oder mit Glecihbetroffenen. Eion Schema für die Behandlung dieser Probleme gibt es nicht. Es kann sein, dass Sie verschiedene Mittel und Methoden ausprobieren oder kombinieren müssen, um für Sie befriedigende Lösungen zu finden

Helfen könnten zum Beispiel:

- Beckenbodentraining, Physiotherapie oder Biofeedbacktraining (wird zum Beispiel in spezialisieten Rehakliniken angeboten)

- Bei sehr häufigen und dünnflüssigen Stuhlabgängen Quellstoffe (zum Beispiel Flohsamen) oder Medikamente, wie Loperamid.

- Einlauf/Spülung des Dickdarms über den Schließmuskel (tran sanale Irrigation)

- Analtampons und/oder wweiter Hilfsmittel.

Bei entzündeter, gereizter Haut: Sitzwannenbäder, nach dem Stuhlgang Säuberung nur mitz der Dusche, danach vorsichtig abtupfen und eine Hautschutzcreme auftragen.

Wenn alle Maßünahmen auf Dauer keine befriedigenden Ergebnisse bringen, können chirurgische Maßnahmendie beste Lösung sein, um Lebensqualität zurückzugewinnen, zum Beispiel die Anlage eines dauerhaften Stomas.

Die zweite Möglich wäre, da Sie im Raume Detmold - Herford leben, einer der 13 Onjologischen Spitzenzentren in ihrer Nähe zu besuchen (ambulante Beratung, )

Hier die 2 Onkologischen Spitzenzentren in ihrer Nähe.

Düssseldorf

Iniversitätstumorzentrum (U'TZ) Düsseldorf

Universitätsklinikum Düsseldorf

Tel.;0211/81 082 00 (Info-Telefon)

E-Mail : UTA@med.uni-duesseldorf.de

www.uniklinik-duesseldorf.de/UTZ

oder

Essen

Westdeutsches Tumorzentrum Essen (WTZ)

Tel.: 0201/723 1614

E.-Mail-:wtz@uk-essen.de

www.wtz-essen.de

Diese 2 Kliniken gehören zu den 13 Onkologischen Spitzenzentren in Deutschland.

Da ich selber 2012 an einem Rektumkarzinom in Erlangenbehandelt wurde, und während dem Gespräch vor der Operation folgende Frage den Arzt stellte, welche Chancen bei Rückverlagerung vorhanden sind, dass ich nicht 2-3 Jahre mit Windeln oder Tampons herumkaufen muss, konnte mir der Chirurg keine 100% Garantie geben, deshalb habe ich mich sofort für ein Stoma entschieden. Die Entzscheidung war richtig, wenn ich anhand dieser Berichte sehe, welche Schwierigkeit eine Rückverlegung ergeben können. Mein Alter war damalsw 67 Jahre.

Ich wünsche Ihren Vater schnelle Heilung bzw. gute Besserung.

Gruß

Guesi1