Merlin

12 posts
Montag, 6. Juni 2016 - 09:45

Hallo Leute, guten Tag,

im letzten Jahr hatte ich ein sehr schwere Operation im Enddarmbereich. Habe einen künstlichen Ausgang und muss sog. Windelhöschen tragen. Ein Wort, das mir nur sehr schwer über die Lippen kommt. In der ganz jungen Vergangenheit unternahm ich drei Suizidversuche. Zwei Mal Ladehemmung und einmal war die Decke wohl nicht stabil genug. Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich fühle und wie sinnlos und düster mein Leben geworden ist. Ich bin nicht Gottesfürchtig und habe den Glauben ohnehin verloren.

Nun stehe ich erneut vor der Entscheidung, mein Leben zu beenden. Hierzu will ich mir ein Medikament besorgen um sicher zu stellen, dass meine Reise in die ewigen Jagdgründe auch wirklich klappt. Ich sehe keinen anderen Ausweg mehr.

Nun wollte ich aber trotzdem mal nachfragen, ob es Menschen gibt, die damit leben können. Vielleicht finde ich dann wieder zurück zu meiner Basis. Meine große Liebe war schon immer die Musik. Aber seit einigen Monaten spiele und singe ich nicht mehr. Das ist für mich das Zeichen zu gehen.

Es ist alles so traurig. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit.

Merlin

Gast
Montag, 6. Juni 2016 - 12:13

Hallo Merlin,

habe soeben deinen Bericht gelesen und versuche Dir soweit wie es mir möglich ist, durch gewisse Hinweise bzw. Ratschläge wie man trotz eines Kolostoma (künstlicher Darmausgang ) ein normales Leben, d.h. ein lebenwertes Leben (z.B. Party's, nit Freunden, Sport (bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. Gewichtheben, d.h. alle Sportarten die Gewicht von ca. 10 kg überschreitet sollte man nicht ausdüben)

Ich selberhabe seit 2012 ein endgültigesKolostoma und habe mich nach sehr kurzer Zeit damit abgefunden. Jeden Abend bevor ich zu Bett gehe, wechsle ich meinen Kolostomiebeutel (Plastikbeutel zur Aufnahme des Stuhls ). Alle meine guten Freunde wissen darüber Bescheid, Nicht einer hat diese Freundschaft gegenüber mir gekündigt. Da ich ein positiv denkender Mensch schon immer war, fiel der neue Gesundheitzustand nicht schwer. Bin gleich bei einer SelbsthilfegruppeILCO (Verein für Darmkrebsw- und Stomapatienten) eingetreten und konnte deshalb die Erfahrungen von Krebsstomapatienten mir anhören bzw. nachfragen.

So, nun zu Dir und deinen Bericht. Ich lese gerade, daß Du Windelhöschen tragen muß, dafür sind doch die Kolostomiebeutel vorhanden. Diese Windelhöschen sind eigentlich nur bei Rückverlegungdes Stomas an den Mastdarm. Da in den ersten 6 Monaten nach der Rückverlegungsoperation die Funktionen des Schließmuskel noch nicht 100% funktioniert und der Patient ca. 10 -12 mal am Tage Stuhlgang hat, deshalbträgt er ein Windelhöschen.

Nun zum Schluß n och auf deine psychischen (seelischen) Probleme.

Hier gibt es u.a. die Landersverbände der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. sie unterhalten ein bundesweites Netz von Krebsberatungsstellen. Dort findest Du geschulte Fachkräfte, die Verständnis für Deine psychischen und sozialen Belastungen haben und Dich aktuell informieren und beraten. Die Beratung ist grundsätzlich kostenfrei.

Krebsberatungsstellen werden auch von anderen Trägern angeboten, z.B. von Tumorzentren, Arbeiterwohlfahrt, Deutsches Rotes Kreuz u.v.m.

Die Beratung erstreckt sich u.a.

Beratung bei ppsychischen Problemen: z.B. bei Ängsten, bei Problemen im Umgang mit Familie/Partnerschaft/Secualität, bei der Suche nach Hilfen zur Entspannung und zum Umgang mit Stress, bei der Neuorientierung, bei der Auseionandersetzung mit Sterben und Tod.

Beratung im sozialrechtlichen Fragen: z.B. zum Schwerbehindertenauswe3is, zur medizinischen Rehabilitation, zur beruflichen Wiedereingliederung, zu finanziellen Hilfsmöglichkeiten, zu sonstigen Leistungen der Sozialversicherungsträger.

Beratung in sonstigen Fragen: allgemeine medizinische Informationen anhand der aktuellen Standards und Leitlinien, Ernährungsberatung, Stomaberatung.

Allgemeine Informationen: ausführliches Informationsmaterial zu vielen Themen "rund um Krebs", Adressen zu Selbsthilfegruppen, Tumorzentren, Spezialisten und weiteren nützlichen Institutionen.

Gruppenangebote für Betroffene oder Angehörige z.B. thematische und therapoeutisch geleitete Gesprächsgfruppen, reine Selbsthilfegruppen, therapeutische Malgruppen ...

Hallo Merlin, bevor Du weiter an Suizid (Selbstmord) denkst melde Dich mal bei der unten stehenden Adresse

Infonetz Krebs

Deutsche Krebshilfe

Buschstr. 32

53113 Bonn

"kostenlose Beratung 0800 80 70 88 77 (Montag bis Freitag 9:00-17:00 Uhr)

E-Mail krebshilfe@infonetz-krebs.de

Internet: www.infonetz-krebs.de

Beschreibung Infonetz Krebs

INFONETZ KREBS unterstützt, berät und informiert Krebskranke und ihre Angehörigen kostenlos. Das Team des INFONETZ KREBS beantwortet in allen Phasen der Erkrankung persönliche Fragen nach dem Aktuellen Stand von Medizin und Wissenschaft. Zum Team gehören Ärzte, Psychoonkologen und Fachkräfte aus dem medizinischen Bereich. Sie vermitteln Informationen in einer einfachen und auch für Laien verständlichen Sprache, nennen themenbezogene Anlaufstellen und nehmen sich vor allem Zeit für die Betroffenen.

Also schnell diese Adresse anrufen oder E-Mail senden und deinen Fall genauso schildern wie in deinen Bericht von heute. Du bekommst garantiert echte Hilfe und Du schaust garantiert nach dem Gespräch und weiteren Behandlungen wieder positiv in die Zukunft.

Gruß

Guesi1

PS: melde Dich mal wieder, wäre interessant wie es weiter geht.

Merlin

12 posts
Donnerstag, 9. Juni 2016 - 08:49

Hallo,

vielen Dank für deine ausgiebige und ergiebige Antwort. Du musst wissen, dass ich diese verdammten Windelhöschen tragen muss, da ich mein Wasser noch nicht ganz kontrollieren kann. Vor allem an warmen Tagen kommt dies einer Folter gleich. Und was diesen Beutel betrifft, so ekle ich mich mehr denn je davor. Es gab Zeiten, da wollte ich ihn runter reissen und das Loch zukleben. Und dann sind sie wieder da, die Suizidgedanken. Mein Leben ist ein einziger Albtraum geworden. Schwere Depressionen usw. Eine Therapeutin gab mir Tabeletten. Davon erhielt ich ungünstige Nebenwirkungen, die die Depressionen noch verstärkten.

Trotzdem bedanke ich mich für die Zeit, die du dir genommen hast. Schön, dass du damit klar kommst.

Pass gut auf dich auf und hab noch ein schöne Zeit.

Merlin

Gast
Donnerstag, 9. Juni 2016 - 16:07

Hallo Merlin,

habe soeben von ILCO, da ich ehrenamtlicher Mitarbeiter bin, das neue Ilco-Buch für Mitglieder erhalten. Darin steht unter den Titel Das neue ILCO-Forum: Gegenseitige Information und Hilfe im Internet ist unter folgenden Eintrag;

https://ilco.de/forum , hier haben alle Betroffene und ihre Angehörigen die Möglichkeit, sich im Internet zu allen Themen auszutauschen, die sie rund um Stoma und Darmerkrankung am meisten interessieren.Auch um Fragen zu Freizeit, z.B. Musik, Sport und Reisen sowie soziale Themen kann es hier gehen.

Das ILCO-Forumwird halboffen sein. Das bedeutet, dass jeder im Internet die Inhalte lesen kann. Wer Fragen stellen, Beiträge verfassen oder kommentiereen möchte, muss sich aber vorher anmelden. Damit die Privatsphäre der Forums-Nutzer gewahrt bleibtg, ist eine Anmeldung nur unter einem Spoitznamen- dem man sich selber aussuchen kann - möglich. Ziel ist, dass sich Menschen mit Stoma oder Darmkrebs und ihre Angehörigen im ILCO-Forum zu jeder Zeit gut aufgehoben fühlen, dort ihr eigenes Wissen teilen und vom Wissen vieler anderer Betroffener profitieren können.

In diesen ILCO-Forum sind zu 90% der Betroffenen mitKolo-,Ileo- oder Urostoma vertreten. Hier bekommst Du garantiert gute Ratschläge zu deinem Stoma.

Einen guten Rat möchte ich Dir noch geben. Betreibe weiter dein Hobby "MUSIK" , dann bekommst Du garantiert wieder weg von Depressionen bzw. sich das Leben zu nehmen. Auch ich kann nicht mehr zu 100% die volle Leistung bei der Jagd ausüben, da ich ja wegen den Stoma nur noch bis max 10 kg heben darf und ein totes erschossenes Reh wiegt etwas mehr als 10 kg. Diese Aufgabe hat mir u.a. auch geholfen, wieder einen Sinn in meinen zukünftigen Leben zu finden.

Gruß

Guesi1

TA

68 posts
Donnerstag, 9. Juni 2016 - 18:11

Nur zur Ino:

Ein durchschnittliches Reh, auch wenn es tot ist,wiegt etwa 20 KG

Merlin

12 posts
Mittwoch, 15. Juni 2016 - 10:45

Ein Glück für die Rehe. Sorry!