DerRolf

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Donnerstag, 13. April 2017 - 13:57

Hallo.

Ich heiße Rolf bin 53 Jahre alt.

Bei mir wurde Ende letzten Jahres ein Kolonkarzinom entdeckt. Aufgrund eines drohenden Darmverschlusses wurde ich einige Tage später sofort operiert.

Der Tumor konnte komplett entfernt werden. Auch die umliegenden 28 entfernten Lymphknoten waren nicht befallen.

Momentan befinde ich mich in Therapie, Bestrahlung (habe ich am Montag beendet ?) begleitend von einer Chemo Therapie mit 5FU. 6 Zyklen sind geplant, wobei ich 2 schon hinter mir habe. Ich muss sagen, dass ich bis jetzt die Behandlung erstaunlich gut vertrage (auf Holz geklopft?). Hatte schon Riesenhorror davor gehabt.

Mir wurde auch ein künstlicher Ausgang gelegt. Das ist eigentlich die größte Belastung momentan. Die Bestrahlung bescherte mir Kulik artige Durchfälle, weswegen ich ca. 20 mal pro Tag und Nacht den Beutel leeren musste. Auch die Haftung des Stomas hat nicht immer besonders gut.

Der künstliche Ausgang soll ca. 2 Monate nach Beendigung der Chemo zurückverlegt werden.

Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen.

Gibt es hier vielleicht jemanden, der mit der Rückverlegung des Darms schon Erfahrungen sammeln konnte? Ich habe hier schon einen Thread gelesen, da ging es um die Ernährung, die Schwierigkeiten machte. War sehr interessant.

Gibt es vielleicht noch Wissenswertes, was man berichten könnte?

Würde mich über Infos sehr freuen.

Falls jemand fragen hat, beantworte ich die gerne.

Viele Grüße.

Rolf

Güsi

391 posts
Dienstag, 13. Juni 2017 - 15:57

Hallo Rolf,

habe soeben Deine Krankengeschichte gelesen, leider konnte ich nicht schneller auf deine Krankengeschichte antworten, da diese Forum neu erstellt wurde. Da ich im Jahre 2012 ebenfalls an einem Rektumkarzinom (Dickdarmkrebs) in Erlangen behandelt und mich wegen der auftretenden Schwierigkeiten bei einer Rückverlegung , mich lieber für ein endständiges Stoma entschieden habe. Diese Schritt war für mich eine sehr gute Entscheidung, da ich in der Zwischenzeit als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei der Deutschen ILCO e.V. arbeite. (Sie ist eine Selbsthilfeorganisation von und für Stomaträger , Menschen mit Darmkrebs ).

Vielleicht noch ein Tipp von mir:

Da ja kurz vor der Tumoroperation ein Arzt(Chirurg)-Patientengespräch stattfindet würde ich Dir folgenden Vorschlag anbieten:

Frage den Chirurgen, mit welchen Nebenwirkungen, sollte eine Rückverlegung möglich sein, ich rechnen müsste:

Hier ein Ausschnitt aus dem Buch : Leitlinienprogramm Onkologie -Patientenleitlinie „Darmkrebs im frühen Stadium“

„Leben mit den Folgen einer Dickdarmoperation bei Erhalt des Schließmuskels

Viele Menschen sind zunächst sehr erleichtert und freuen sich, wenn bei Ihrer Operation der Schließmuskel erhalten werden kann. Trotzdem kann es auch dann zu Problemen mit dem Stuhlgang kommen, die zum Beispiel erst offensichtlich werden, wenn das vorläufige Stoma zurückverlegt wird.

An der Kontinenz – also der Fähigkeit, den Stuhl zu halten und kontrolliert auszuscheiden – sind nicht nur der Schließmuskel, sondern komplizierte Mechanismen im Enddarm und im Becken beteiligt – zum Beispiel Empfindungen und Reflexe. Durch die Operation am Enddarm und die Bestrahlung können diese Regelkreise gestört sein.

Probleme, die nach einer Dickdarmoperation häufig auftreten:

  • Verspüren Patientinnen und Patienten den Drang, Stuhl zu entleeren, können sie ihn nur noch kurze Zeit halten.
  • Betroffene haben sehr häufige Stuhlentleerungen in kleinen Portionen oder Durchfall.
  • Nach dem Stuhlgang haben Betroffene das Gefühl, ihren Darm nur unvollständig entleert zu haben und verspüren schnell wieder den Drang zur Entleerung.
  • Manche Betroffene sind teilweise inkontinent
  • Die Haut um den Schließmuskel wird wund

Wer nach Operation und Behandlung unter Problemen leiden wird, ist kaum vorauszusagen. Auch wie oft solche Probleme auftreten, lässt sich schwer sagen – es kommt immer auf die Art der Operation und darauf an, wie es Ihnen vort der Operation ging. Bevor ein vorläufiges Stoma zurückgelegt wird, sollte auf jeden Fall ihre Schließmuskelfunktion orientierend geprüft werden .

Haben Sie Geduld – oft dauert es etliche Monate bis hin zu ein- bis drei Jahren, bis auch Ihre Darmfunktion wieder eingespielt hat. Reden Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihren Arzt. Ein Schema für die Behandlung dieser Probleme gibt es nicht. Es kann sein, dass Sie verschiedene Mittel und Methoden ausprobieren oder kombinieren müssen , um für Sie die befriedigende Lösungen zu finden.

Helfen könnten zum Beispiel:

  • Beckenbodentraining, Physiotherapie oder Biefeedbacktraining( wird z. Bsp. In spezialisierten Rehakliniken angeboten)
  • Bei sehr häufigen und dünnflüssigen Stuhlabgängen Quellstoffe (z. Bsp. Flohsamen) oder Medikamente, wie Loperamid;
  • Einlauf/Spülung des Dickdarms über den Schließmuskel (transanale Irrigation);
  • Analtampons und/oder weitere Hilfsmittel (z. Bsp. Windeln)

Bei entzündeter, gereizter Haut: Sitzwannenbäder; nach dem Stuhlgang Säuberung nur mit der Dusche, danach vorsichtig abtupfen und eine Hautschutzcreme auftragen.

Wenn alle Maßnahmen auf Dauer keine befriedigenden Ergebnisse bringern, können chirurgische Maßnahmen die beste Lösung sein, um die „Lebensqualität“ zurückzugewinnen, zum Beispiel die Anlage eines dauerhaften Stomas

Also Rolf sprich vorher mit behandelnden Krankenhausarzt , denn nur Deine Entscheidung ist hier maßgebend.

Ich wünsche Dir alles Gute , und dass Du die richtige Entscheidung treffen wirst.

Gruß

Guesi1