Fredi

21 posts
Montag, 5. März 2018 - 20:15

Weiblich, 53 Jahre - ich möchte meine Erfahrungen teilen.

Diagnose: Teilstonosierendes Adenokarzinom des mittleren Rektums, ca. 6 cm ab ano bis 11 cm ab ano

Tumorformel: cT2 N0 M0 L0 V0 R0, keine Chemo, keine Bestrahlung

Im August 2017 laparoskopisch tiefe anteriore Rektumresektion. Rückverlegung des  Ileostomas 8 Wochen später.

Seit der Rückverlegung sind etwas mehr als 4 Monate vergangen.

Da ich selbständig bin, musste ich nach der langen Pause wieder ans Geldverdienen denken und hatte mir als Ziel gesetzt , 4 Wochen nach der Rückverlegung wieder zu arbeiten, was funktionierte. hab mir mein eigenes Hamburger Modell kreiert und arbeite jetzt wieder voll.

Ich führe seit der Rückverlegung Protokoll über Nahrungsaufnahme, Gewohnheiten und Stuhlgang im Wochenkalenderformat. (sehr hilfreich!)

Ich gehe zur Zeit, im wöchentlichen Schnitt,14 mal täglich auf die Toilette.  Es gibt aber auch Tage da, gehe ich nur 8-9 mal. In den ersten Wochen nach der OP waren es zum Teil 20-30 mal. Der Operateur, bei dem ich vor ein paar Wochen einen Kontrolltermin hatte, meinte, ich solle über ein dauerhaften Ausgang nachdenken, 30 mal am Tag aufs Klo zu rennen, sei doch keine Lebensqualität. Ich war reichlich frustriert. Er meinte, dann solle ich wenigstens täglich genug Loperamid nehmen. Ich habe in den letzten Wochen Loperamid lingual genommen, aber nur, wenn ich abends was vor hatte und Ruhe haben wollte. Eine dauerhafte Einnahme will ich nicht, warum auch immer, sträube ich mich dagegen, auch wenn mir befreundete Ärzte sagen, dass sei kein Problem. Selbst mein Onkologe hatte mir letzte Woche ein Rezept für Loperamid ausgestellt, für eine halbjährige Einnahme. Ich habe es nicht eingelöst.  Selbst mit 14  Toilettengängen ist meine Lebensqualität nicht so eingeschränkt. Ich kann arbeiten, weggehen, sportlich aktiv sein.

Ich esse zwei Mahlzeiten am Tag. Gegen 10.00 Frühstück , danach habe ich ein bis zwei Stunden, in denen ich aufs Klo gehen muss. Es  schwankt zwischen 2-5 mal. Am Abend gegen 18-19.00 Abendbrot. Danach kommen wieder 2-3 Stunden in denen ich die Toilette mehrmals in der Stunde aufsuchen muss. 

Was hat mir geholfen, meinen Stuhl fest zu bekommen:  

anfänglich über Wochen Präparat mit Milchsäurebakterien, danach hab ich eine Kur mit E.coli Stamm Nissle gemacht.;

Flohsamenschalen 3 mal täglich ein Löffel, Okubaka D3, 5 mal täglich 5 Kügelchen (den Tip hatte ich aus einem der unzähligen Foren, Vielen Dank!),  

Heilerde, herbe Schokolade (nehme ich zur zeit nicht mehr), Heidelbeeren, Darmtees ( Melisse, Frauenmantel), sehr beruhigend. 

Ein Täschchen mit Binden, Feuchttüchern und Wundcreme, dass ich immer dabei habe. 

nachdem ich das Loperamidrezept nicht eingelöst hatte, empfahl mir die Apothekerin wieder Milchsäurebakterien:  Lactobacillus plantarum, gegen Reizdarm. Das nehme ich jetzt ein paar Tage. Flohsamen lasse ich teilweise weg, da ich immer noch der Meinung bin, dass ich zu ballaststoffreich öfter auf die Toilette muss. 

Das anfänglichen Brennen beim Stuhlgang ist verschwunden. Wenn ich zu Hause bin, dusche ich mit meist nach dem Stuhlgang über dem Badewannenrand ab. Das beugt dem Wundsein vor. 

Seit 2 Wochen nehme ich kein Loperamid lingual mehr, was nicht heisst, dass ich es im Notfall nicht nehmen würde. die Wochen davor hatte ich Loperamid, ca. 3 mal die Woche genommen, aber meist den Folgetag mit häufigeren Stuhlgängen bezahlt.

ich halte euch auf dem Laufenden! 

Martina Fritz

7 posts
Montag, 5. März 2018 - 21:28

Hallo Fredi!

Mir wurde zwar ca. 40 cm von Dickdarm weggeschnippelt, aber auch ich hatte diese häufigen Stuhlgänge am Anfang. Ich habe mich gegen Medikamente entschieden. Am Anfang war es die Hölle, aber der Darm hat es geschafft. Schritt für Schritt lernt der Darm wieder besser zu arbeiten. Mir hat auch 2 Jahre später ein Arzt gesagt, das die Nerven wieder zusammenwachsen und das es gut ist nicht zuviel von den Darmlähmenden Media zu nehmen. Heute, fast 4 Jahre später bin ich immer noch dankbar, das mein Darm wieder fast so gut arbeitet wie vor der Op. Klar nicht mehr 100%ig, aber mit keiner wirklichen Lebens Einschränkung mehr. Durchhalten zahlt sich aus👍Alles Gute für dich😊

Fredi

21 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 06:57

Guten Morgen, 

danke Martina für Deinen ermutigenden Post. Der Anfang ist wirklich die Hölle, frustrierend, schmerzhaft, tränenreich, mit dem Gefühl, neben dem Klo zu leben, es nicht zu schaffen, rechtzeitig drauf zu sein, was meist der Fall ist.

Das Brennen war das Schlimmste, wenn man das 10 mal innerhalb einer Stunde wieder musste.  Geholfen hat Hitze, der heisse Strahl der Dusche übertönt den Schmerz, bis zum nächsten Brennen.  Nachts hatte ich Ruhe, keinerlei Stuhlgang. Das war Glück! Heizkissen beim Sitzen half auch, oder die heisse Wärmflasche zum Einschlafen unterm Po

In den ersten Wochen, wo es noch keinerlei Regelmäßigkeit des Stuhlgangs gibt,  habe ich trotzdem meine Spaziergänge gemacht. Ich hatte mir Schutzhosen, so heisst es doch heute, gekauft und diese für Spaziergänge angezogen, beim ersten Versuch bis vors Haus geschafft, wieder hoch, abgeduscht und umgezogen, zweiter Versuch ging etwas weiter, gleiche Prozedur. Habs mit Humor genommen, gar nicht mehr versucht zu rennen, wenn der Drang da war. Einfach laufen gelassen, war erleichternd, es loszulassen und nicht krampfhaft zu versuchen, es zu schaffen, meistens abends im Dunkeln gegangen,  beim dritten Versuch ging dann schon um den Block. Aber weiter auch nicht. einen vierten Versuch habe ich mir nicht mehr gegeben. Der Frust war dann doch zu groß. Das alles besserte sich ca. 4 Wochen nach der Entlassung, ab da gab es Regelmäßigkeit. Vormittags stundenlange Pausen vom Klo. Das schlimmste waren die Abende, Stundenlang, bis zum Einschlafen, immer wieder rennen. 

Nachtrag zum ersten Post: "Ein Täschchen mit Binden, Feuchttüchern und Wundcreme, dass ich immer dabei habe." und Frühstücksbeutel als kleine Mülltüten sind auch noch dabei. Als Binden eignen sich perfekt die extra langen Monatsbinden, etwas weiter hinten den die Hose geklebt!

Nach der Entlassung habe ich in den ersten zwei Wochen versucht, so normal wie möglich zu essen und nach meinem Appetit zu gehen, was ein Fehler war. Danach gab's Schonkost : morgens Haferschleim, kein Obst, Mittags Reis, Kartoffeln, gedünstetes leicht verdauliches Gemüse. jede Menge Kartoffelsalat, getoastete Weissbrot. Bis dahin hatte ich noch kein Flohsamen genommen, auch weil ich es nicht wusste. Immer mehr erweitere ich meinen Speiseplan.

Hatte ausprobiert, über Wochen, wieviele Mahlzeiten optimal sind. bis zu 5 kleinere täglich, oder doch nur 1? jetzt bin ich bei 2 gelandet und habe für mich herausgefunden, dass es optimal zur Arbeit passt und zusätzlich habe ich den Benefit, intermittierend zu fasten. 16/8. Das erfordert strenge Disziplin, keine Naschereien nebenbei. das ist mir so zur Gewohnheit geworden, das ich es auch nicht vermisse. Nur Essen zu den Mahlzeiten und neu für mich, gelernt gründlich zu kauen. Eine Mahlzeit dauert 30-40 Minuten. das ist wie Meditation, die Bissen zu zählen.

jeden Morgen frischen Kurkuma (mit Olivenöl und Pfeffer!!! der Pfeffer ist wichtig) aufs Roggenvollkornbrot.

Ich gönne mir auch Sünden, gestern z.b.  als Nachtisch ein Stück Schokotorte.  Für mich ist Essen Lebensqualität. Ich liebe es, essen zu gehen. Das habe ich in den ersten Wochen sehr vermisst. Und als ich begonnen habe, wieder Essen zu gehen, dann habe ich ein bis zwei Stunden vorher Imodium lingual genommen und konnte das Essen genießen und habe es danach auch noch bis nach Hause geschafft.  seit zwei Wochen nehme ich kein Immodium mehr. War Samstag mit Freunden essen und musste erst nach 1 Stunde  3 mal auf Klo rennen. Damit kann ich leben.

Einen schönen Tag wünsche ich Euch!

Fredi

21 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 06:59

Das wichtigste habe ich vergessen :  Beckenbodentrainig, Beckenbodentraining, Beckenbodentraining.

Ledissa

37 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 10:26

Hallo Fredi

Ich stehe leider noch ganz am Anfang, entschuldige, falls ich etwas dümmlich Nachfrage...

Du isst Haferschleim...mit Wasser oder mit Milch gekocht?

Zudem nennst du Kartoffelsalat...mit Zwiebeln und Mayo oder in abgespeckter Form?

Der Tipp mit den Feuchttüchern ist Klasse, eine Erleichterung...

LG, Ledissa

Fredi

21 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 12:12

Hallo Ledissa,

Freut mich, dass die Tücher helfen. 

Haferschleim habe ich morgens 3-4 Wochen lang gegessen. 3 Löffel Haferflocken mit Wasser kochen. ( will weitestgehend auf Kuhmilch verzichten.) Bananen schnippeln und den Haferbrei drüber. Etwas gesüsst habe ich mit Agavendicksaft oder  Zuckerrübensirup.  später hab ich noch Mandelsplitter drüber gestreut, oder ganz mutig!! einen halben Apfel mit angedünstet. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Jetzt esse ich es noch ab und an zum Frühstück.

Zum Kartoffelsalat: Ohne Zwiebel, ohne Mayo, die noch warmen Kartoffeln pellen und in einen Sud aus Öl, Brühe, ein winziger Schuss Essig, salz  und etwas Pfeffer reinschneiden , dann zieht das in dem Sud schön durch. kalt werden lassen und essen nach Herzenslust. Manchmal hab ich mir mittags dazu noch ein Ei gemacht. Erkaltete Kartoffeln und kalter Reis entwickeln die resistente Stärke, die für die Verdauung super ist,  nachzulesen in "Darm mit Charme" .

Ich hatte immer ein Schüssel mit kaltem Reis im Kühlschrank und hab mir dann Salate gezaubert, mit gedünstetem Fenchel, oder worauf ich sonst so Appetit hatte. 

Liebe Grüße

Güsi

391 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 13:50

Stoma

Hallo Fredi,

 

habe soeben ihren Krankenbericht gelesen. Da ich 2012 wegen  einen Rektumkarzinom( Mastdarmkrebs) in der Universitätsklink Erlangen  behandelt wurde Bei dem Arztgespräch einen 1 Tag vor der Resektion (Operation) wurde auch kurz das Thema Stoma angesprochen,.

 

Ausschnitte von diesem Gesprächsthema: Stoma oder Rückverlegung:

Bei praktisch allen Betroffenen, die mit einer tiefen Darmnaht  (je näher am Schließmuskel) versorgt wurden, muss man allerdings mit Inkontinenzerscheinungen unterschiedlicher Schweregrade rechnen. denn jede Darmnaht im Afterbereich führt zu einer Schließmuskelsenkung. Derartige Darmnähte werden regelhaft mit Klammernahtgeräten hergestellt. Klammernähte weisen aber eine geringere Elastizität. Diese Klammernähte neigen zu teilweise erheblichen Schrumpfungen und können somit Auslassstörungen verursachen..

Es gibt nicht wenige Patienten, die erst mit einer Stomaanlage wieder ihre Lebensfreude zurückgewonnen haben und rückblickend die Jahre mit ihrer Inkontinenz als verlorene Jahre betrauerten.

Dieser letzte Satz , hat mich damals bewogen, sofort einen endständiges Stoma –Operation durchzuführen. Ich habe es bisher noch nicht bereut, Fuhr mit meinem PKW, 4 Wochen nach Entlassung aus dem Krankenhaus für 2 Wochen in den Urlaub. Meine Konzentration war nicht wo ist die nächste Autobahntoilette, sondern konnte freute mich schon auf unsere Ferienwohnung.

Bin jetzt ehrenamtlicher ILCO-Mitarbeiter (Stomapatienten) und höre  welche Probleme sie hatten, bei einer Darmrückverlegung (9-10mal am Tage Stuhlgang)  und sind jetzt froh ein Stoma zu haben.

Ich  wünsche Ihren Mann die richtige Entscheidung

 

Gruß

Guesi

 

 

 

Fredi

21 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 16:38

Hallo Guesi,

Danke für die Info! Ich gebe mir noch Zeit, bevor ich einen anderen Weg einschlage! 

Liebe Grüße

Fredi

21 posts
Dienstag, 6. März 2018 - 18:29

Gibt es hier jemanden, der Erfahrung mit der längeren Einnahme von Loperamid hat? 

Ledissa

37 posts
Mittwoch, 7. März 2018 - 18:57

Hallo Fredi

Danke für deine umfangreiche Antwort. Ich werde das auf jeden Fall mal ausprobieren.

LG, Ledissa

Martina Fritz

7 posts
Mittwoch, 7. März 2018 - 19:08

Fredi, ich habe genau 1 Tablett vom Loperamid genommen, also keine Erfahrung. Verwöhne aber deinen Darm nicht mit Darmträgheit, sonst kämpfst du noch länger. Ich habe nach der Op viel stopfende Sachen gegessen...Schnitzel, Schoko, Bananen usw. Erst ein Jahr später bin ich wieder auf Vollkorn und Co. umgestiegen. Heute esse ich alles und natürlich gibt es mal einen Tag wo ich öfters am WC sitze. Bemerkt habe ich auch, dass die Psyche viel mitspielt. Wenn ich weiss das kein Klo weit und breit ist, dann bekomme ich sogar heute noch die Panik. Mann muss echt den Darm und die Psyche trainieren. Ich bin so dankbar das es heute wieder so super funktioniert. Gebt nicht auf, es kommen bessere Zeiten!!!

Fredi

21 posts
Donnerstag, 8. März 2018 - 10:39

Hallo Martina, 

nee, ich will es auch nicht nehmen. Ich fragte aus Interesse! Da ich zur Zeit erkältet bin und nicht arbeite, habe ich Zeit zu experimentieren, habe den Flohsamen seit 4 Tagen weggelassen, Stuhl war dünner, aber ich musste nicht häufiger gehen. Gestern waren es sogar nur 10 mal! Jetzt essen ich mehr stopfende Sachen, Bananen, Heidelbeeren und Co.  und auch wieder nach jeder Mahlzeit ein bisschen herbe Schokolade. Bin gespannt, wie es weitergeht. Die Psyche und den Darm zu trainieren ist ein guter Gedanke!. Mir helfen entspannende Atemübungen ruhiger zu werden.

Einen schönen Tag !

Fredi

21 posts
Sonntag, 15. April 2018 - 22:09

Guten Abend, 

es wird von Woche zu Woche besser. Jetzt, 6 Monate nach Rückverlegung habe ich einen Zustand erreicht, mit dem ich sehr zufrieden bin. Gehe täglich 8-9 mal aufs Klo. Esse jetzt 3 Mahlzeiten am Tag. Geht mir besser damit. Morgens gibts Haferflocken (ungekocht)  mit Nüssen und Kakao! Seitdem ich das mache, ist soviel mehr Ruhe reingekommen. Oder liegt es an der inneren Einstellung. Ich versuche es nicht mehr zu hinterfragen. Was ich ab und zu nehme, ist Perocur und in Notfällen nehme ich jetzt doch Imodium!  Ich will nicht mehr alle Zustände aushalten und  so dogmatisch sein. 

Am Wochenende hatte ich eine Fortbildung, zu der ich 6 Stunden mit dem Auto hinfahren musste. Das war alles kein Problem. Früh, nach meiner morgendlichen Haferflockensession muss ich ne halbe Stunde später 1-3 mal und hab dann stundenlang Ruhe. Während der Fortbildung musste ich ein paar mal, was auch kein Problem war. Hatte nachmittags nur ein paar Kekse und ne Banane gegessen und das Abendessen ausgelassen, weil es mir schon zu spät war. Am nächsten Morgen habe ich im Hotel gefrühstückt und musste dann währenddessen 4-5 mal, was schon eine erhebliche innere Anspannung verursachte. Einmal davon war dann mit Klamottenwechsel. Es war aber auch dünn! Ich war so gestresst, weil ich ne Stunde später bei der Veranstaltung sein musste und weiterhin das Gefühl hatte, zu müssen. Schweissperlen auf der Stirn!!   

Da habe ich 2 Imodium lingual genommen, mich zehn Minuten aufs Bett gelegt. Atemübungen gemacht und gewartet, dass der Druck nachlässt, was er auch tat, bin dann zu der Fortbildung, konnte entspannt dem Inhalt folgen und sogar dort mit Mittag essen, hab noch ne dritte Imodium genommen und nach der Fortbildung die 600 Km zurückfahren, ohne Stuhlgang.  Als ich 22 Uhr heimkam, musste ich später noch 4 mal.  

Es ist interessant, wie die Darmtätigkeit von Stresssituationen beeinflusst wird und man dann in so einen Strudel gerät. Morgens,  nach einmal Dünnschiss, mit Gedanken im Hirn,  ob alles gut geht, oder es hier oder daran liegt, dass Du nichts gegessen hast? Es nervt mich, so zu denken, aber ich kann mich auch nicht immer frei machen davon. und für genau solche Momente habe ich Imodium in meiner Tasche und bin froh, dass ich es in dem Moment genommen habe, weil ich es  nicht innerhalb einer Stunde geschafft hätte, mich so runterzufahren. 

Jeder Tag muss neu bewertet werden!

Einen schönen Wochenstart wünsche ich Euch!

Nachtrag zum Wochenende: Imodium lässt mich zwei Tage nach Einnahme das Gefühl haben, ständig zu müssen. Immer ein Druck auf dem Anus. und wenn man dann geht, kommt nix oder nur Tupfen.

Fredi

21 posts
Montag, 23. April 2018 - 10:20

Bescheuert am Wochenende!

Freitag war ich Abends mit Freunden im Biergarten, habe, "hellö Lebensqualität", ein Helles getrunken und Schweinskaree gegessen, dummerweise von den geschmorten Schalotten auch was probiert. Am Rand lag Senfkaviar, sicherlich landeten davon ein paar Körnchen im Pastinakenpüree. Ich will nicht meckern, das Essen war prima, gesellig ist anders. Innerhalb von 3 Stunden bin ich 12 mal gerannt. 

Am Samstag gab es Pulled Pork bei einer Feier! Auf den Krautsalat verzichtete ich, aber von der selbstgemachten Soße nahm ich etwas. Fragte noch, was da drin sei. "Ach, nur Ketchup und ein paar Gewürze!" Dummer Fehler!!! Das Essen hat super geschmeckt, mit der Soße war ich sparsam, aber es ließ mich 27 mal innerhalb von 8 Stunden aufs Klo rennen. Nachdem ich später erfahren hatte, was da an Gewürzen (u.a. Chili, Paprikapulver, Knoblauchpulver, Cayennepfeffer) drin war, kein Wunder. Hätte ich ja auch gleich von dem Krautsalat essen können! Auch der Tag danach war nur ein halbes Vergnügen, da ich wieder häufig musste, vermehrt Brennen und krampfige Schmerzen hatte. Musste eine Schmerztablette nehmen. Es war zum Heulen, selbstverschuldet, blöd, aber jetzt ist es wieder vorbei. 

Ich experimentiere ja viel herum und nehme mir auch nach diesem Wochenende vor, nur mildes Essen zu mir zu nehmen. Aber mild ist nicht immer das, worauf ich Appetit habe. Also trainiere ich meinen Darm seit ein paar Wochen, indem ich meinen Speiseplan immer wieder erweitere oder verändere, mit Dingen, die ich früher sehr gern gegessen habe, z.B: Zwiebeln, Knoblauch, Sauerkraut, Hülsenfrüchte.  Allerdings Knoblauch ( doch am Wochenende!) und Hülsenfrüchte habe ich noch nicht probiert. 

Vor ein paar Wochen war mir nach rohem Sauerkraut, ich aß es und sofort rumorte es, hatte später kaum Zeit, es aufs Klo zu schaffen. Gekochtes Sauerkraut, war am Anfang auch nicht so witzig, aber mittlerweile geht es. Stuhl wird zwar etwas dünner, aber ich muss nicht so oft rennen. 

Rohe Zwiebeln gehen noch gar nicht. Schmerzhaft erfahren, als ich bei Freunden Kartoffelsalat probierte. Aber gedünstete Zwiebeln, in kleinen Mengen, vertrage ich jetzt gut. Langsam den Darm daran gewöhnt. Selbst wenn es nach bescheuerten Entscheidungen klingt, weiss ich, dass die Darmunruhe spätestens nachts aufhört, ich schlafen kann und am nächsten Tag die Welt schon wieder freundlicher aussieht und nach einem neuen Experiment lechzt. Aber diese Woche esse ich nur mild! 

Herzliche Grüsse

Fredi

21 posts
Montag, 18. Juni 2018 - 11:32

Es gibt Neuigkeiten!

Als ich das letzte Mal hier schrieb, war ich in Woche 27 nach Rückverlegung. In den folgenden 5 Wochen bin ich ca. 90 mal pro Woche aufs Klo gegangen, was einen Schnitt pro Tag von 12-13 mal macht. In der dm- Zeitschrift stand Ende Mai ein Artikel über Reizdarm und Zöliakie, den ich zufälligerweise las und darin stand auch etwas über FODMAP und wie wirksam diese Diät bei Reizdarm sei. Ich recherchierte weiter und stieß auf jede Menge nützlicher Informationen, die ich in der darauffolgenden Woche 32 umsetzte.

In der Woche musste ich nur 8 mal pro Tag aufs Klo (Morgens und Abends). Ich habe mir die App von der Monach- Universität für 8,99 Euro runtergeladen und richte mich nun mit meiner Lebensmittelauswahl nach dem Ampelsystem und komme super damit klar. Es gibt auch viele informative Webseiten, die Fodmaplisten zur Verfügung stellen. 

Ich war jetzt 10 Tage in den USA. Selbst in dieser Zeit hat alles gut funktioniert. Das Flugzeugessen habe ich gemieden, habe mir stattdessen mein eigenes Essen mitgenommen (Haferflocken-Nussmischung, die ich dann mit Wasser übergossen habe).  Als ich von meiner Reise wiederkam, fand ich einen Brief von dem Onkologen im Briefkasten mit einem Rezept für ein Pankreasenzym, was bei mir geringfügig unter dem Normwert liegt (Normwert Elastase ist 200 µgE1/g - bei mir lag der Wert bei 189). Seit 3 Tagen nehme ich jetzt Pankreatan und war am Freitag 3 mal, Samstag 6 mal und gestern 4 mal auf dem Klo.  Das ist doch mal ne Erfolgsstory!!!

Durch Zufall landete ich bei der letzten Kontrolluntersuchung bei einer anderen Ärztin, der ich erzählte, dass ich die dauerhafte Einnahme von Loperamid ablehne. Sie ist Gastroenterologin und meinte, dass Sie bei der nächsten Kontrolluntersuchung eine Stuhlprobe einschicken will und das ist jetzt das Ergebnis. Schön!

Warum ist eigentlich nicht mal schon eher ein Arzt auf die Idee gekommen, eine Stuhlprobe einzuschicken? Wird das mit Darmkrebspatienten routinemäßig gemacht, wenn sie nach der Op zu einem Gastroenterologen gehen? Hätte die Einnahme des Enzyms den gleichen Effekt, wenn ich die FODMAP-Diät nicht begonnen hätte? Hätte, Wenn und Aber nützt mir nichts mehr. Mögen euch diese Informationen helfen!

FODMAP- arm esse ich erst mal weiter und nehme dann schrittweise Lebensmittel dazu, um zu probieren, wie ich sie vertrage. Mein Gewicht hat sich durch diese "Diät" nicht verändert. Ich habe jetzt andere Lebensmittel auf meinem Speiseplan und empfinde diese Ernährungsweise als echten Gewinn. Ich ziehe das jetzt konsequent durch und freue mich, dass ich davon erfahren habe. Ich hatte ja nach der OP viel recherchiert zu Ernährung nach Darm-OP's, bin aber nie in diesem Zusammenhang auf FODMAP gestoßen.

Heute startet Woche 35 nach RV!

Bis zum nächsten Mal!

Fredi

21 posts
Donnerstag, 9. August 2018 - 09:40

Morgen ist es ein Jahr her, dass ich zur Darmspiegelung ging und das Ergebnis erhielt.

Fast 10 Monate sind seit der Rückverlegung vergangen.

Seit Anfang Juni ernähre ich mich Fodmap-arm. Mein Gewicht hat sich doch verändert. Ich habe 3 Kilo abgenommen, mein Gewicht ist jetzt stabil. Ich esse eher kleinere Portionen, was für mich eine große Umstellung war. Ich versuche gut und länger zu kauen. Esse viel kalten Reis und kalte Kartoffeln. Habe mir ein morgendliches Müsli selbst zusammengestellt, mit geschroteten Zutaten und Obst, die fodmaparm sind und die wesentlichen Nährstoffe enthalten. Ich halte mich an die Zutatenlisten der Fodmap-App und den Listen, die es im Internet gibt. Nehme gar kein Immodium mehr, ab und zu Perocur, wenn der Stuhl dünner wird.  Das Pankreatan nehme ich weiterhin, vergesse es auch hin und wieder, habe es aber auch mal eine Woche weg gelassen und kaum einen Unterschied gespürt. Nehme es trotzdem weiter, bis eine Woche vor der nächsten Kontrolluntersuchung. Dann soll der Wert erneut geprüft werden.

Mir geht es prima damit! Ich gehe 4-6 mal täglich auf's Klo ( das findet meist direkt nach einer Mahlzeit, oder kurz danach statt auch nicht jedesmal nach einer Mahlzeit. Nicht 6 mal nach einer Mahlzeit, sondern 3 mal nach dem Frühstück oder 2 mal Abends), manchmal sind es auch 7 mal, aber es gab auch Tage, da waren es nur 2 mal. Wenn ich doch mal was erwische, was mir nicht bekommt, renn ich gleich wieder öfter. Es gibt Tage, da habe ich abends Stuhlgang und muss dann erst am nächsten Tag Nachmittags. Also kein Vergleich mit dem monatelangen Desaster.

Es ist eine Umstellung, die viel Disziplin erfordert. Dass ich diese Disziplin aufgebracht habe, macht mich froh! Dies und der Gedanke an einen wunden Hintern und die Rennerei, lässt mich all den Verlockungen widerstehen, die der Lebensmittelmarkt so bereit hält. Jetzt, wo ich weiß, was ich vertrage, nehme ich jede Woche ein neues Lebensmittel dazu und probiere es portionsweise aus. Vertrage ich es, darf es bleiben.

viele Grüße - haltet durch - es kommen bessere Tage!

Fredi

21 posts
Sonntag, 2. Dezember 2018 - 13:11

Guten Morgen,

meine Ernährung habe ich weiterhin erweitert, musste leider wieder öfters aufs Klo und es kam keine wirkliche Lebensfreude auf. privater Stress kam noch obendrauf und die Disziplin ließ dann auch nach. Gewicht konnte ich halten.

Dann brach ich mir Anfang September den Fuss und war 14 Tage mit Krücken und dem nicht belastungsfähigen Gips, später noch Wochen mit dem Entlastungsschuh  "unterwegs" und mein Leidensdruck so groß, dass ich täglich Immodium nahm. Eine Freundin, die Internistin ist, hat das Antidepressivum Escitalopram einer Ihrer Patientinnen, die ebenfalls ein RectumCa. hat, verschrieben und damit gute Erfolge bei der Stuhlhäufigkeit erzielt.

Sie hat mir auch Escitalopram verschrieben und ich nehme seit Mitte September täglich 5 Tropfen und mir geht es damit auch super. Der Darm hat sich beruhigt. Kaum noch Durchfälle. Als ob der Teufelskreis mal durchbrochen wurde. Ich kann essen, ohne gleich hinterher auf Klo rennen zu müssen. ich kann weggehen, auswärts essen und selbst wenn ich dann mal muss, ist es ein- oder zweimal und ich kann dann wieder entspannt am Tisch sitzen. Ich muss zwar auch noch 4-5  mal am Tag, manchmal auch weniger, was wahrscheinlich normal ist, bei der geringen Menge, die meine Ampulle speichern kann.  Vorher war es, obwohl ich durch die "Diät" weniger musste, trotzdem stressiger, weil ich innerlich so unter Anspannung war, ob alles gut geht und ich oft so ein Druckgefühl im Rektum hatte, als ob ich müsste und das ist komplett weg.  Es ist innerlich bei mir Ruhe eingekehrt. 
Ich esse seitdem wieder alles. An Kohl, Zwiebeln und Knoblauch taste ich mich vorsichtig ran.  Bohnen esse ich noch nicht. Es ist ein enormer Gewinn an Lebensqualität! Immodium nehme ich jetzt auch nicht mehr. Hab es nur für Notfälle in der Tasche. Kann den Stuhl jetzt auch viel länger halten. Letztens bei einer Bahnfahrt 40 Minuten. 

"kaum noch Duchfälle" - heisst ab und zu, je nachdem was ich esse, kommt es mal etwas dünner. heute morgen hab ich zum Beispiel eine Mandarine und eine Scheibe frische Ananas gegessen und danach musste ich zweimal, und das zweite mal war etwas dünner. 

Letzte Woche war ich wieder bei der Kontrolluntersuchung bei dem Onkologen. Der Pankreaswert ist normal, so dass ich das Pankreatan auch nicht mehr nehme. Hatte es schon seit Wochen weggelassen, weil die Packung aufgebraucht war. 

Ende Oktober war meine Rückverlegung 1 Jahr her und Geduld, Ausprobieren, Verwerfen, Neustarten  ist alles.

Ich wünsche  allen eine frohe Advents- und Weihnachtszeit!

Daniel Schreiber

140 posts
Dienstag, 4. Dezember 2018 - 08:49

Gut zu hören das es anderen genauso geht wie einem selbst. Man spricht ja nicht gerne über dieses Themawink.

Ich bin aus dem KH entlassen worden mit den Worten das ich alles essen und trinken könnte.... Naja... Ist jetzt knapp 4 Monate her. immer noch krankgeschrieben. Symptome die ich jetzt haben deuten viel deutlicher auf Krebs obwohl ich angeblich "angeblich" zu 100% geheilt bin. 

1 posts
Donnerstag, 6. Mai 2021 - 23:59

Hallo Fredi,

sehr interessant deine Einträge zu lesen. Wie geht es dir heute? Der letzte post ist ja schon einige Zeit her.

Meine RV ist jetzt 2 Wochen her und ich frage mich, was du mir rückblickend von deinen Erfahrungen her empfehlen würdest, was die Einnahme von Loperamid und/oder Probiotika, Anzahl der Mahlzeiten und Auswahl an Essen angeht? Du hast ja vieles ausprobiert. Nimmst du das Antidepressivum noch? Würde mich über deine Antwort freuen.

Viele Grüße,

Juna