Güsi

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Samstag, 16. Juni 2018 - 19:58

Beim Koloproktologen-Kongress 2018 in München wurde u.a. folgendes Thema "Organerhalt beim Rektumkarzinom" von Prof. Marco Sailer aus Hamburg vorgetragen.. Das Gespräch mit dem Patienten sei für ihn von besonders großer Bedeutung, wenn es um die Möglichkeit gehe, schließmuskelerhaltend zu operieren. Denn nach einer Rückverlagerung des Stomas träten öfter stärkere Veränderungen beim Stuhlverhalten auf: Häufige Stuhlgänge, ständiger Stuhldrang, "Stuhlstottern" (also häufige aber geringfügige Entleerungen), welche bis flüssiger Stuhl seien mögliche Nebenwirkungen. Oft braucht es einen längeren Zeitraum bis sich eine "neue Normalität" einpegele. Mitunter bleibe der Erfolg gleich aus. Als eine mögliche Maßnahme zur Verbesserung der Situation nannte er die anale Irrigation. Eine andere wäre die erneute Anlage eines, diesmal als endständiges  Stoma

Aus all den Vorträgen war für viele Anwesenden erkennbar: Das Stoma ist für den Chirurgen eigentlich eine Niederlage, für den Betroffenen aber oft der bessere Weg - "d. h. mehr Lebensqualität" 

Hinweis: Als Koloproktologen werden Ärzte bezeichnet, die sich mit den Erkrankungen des Dickdarms (Kolons), des Mastdarms (Rektums) und des Analkanals befassen 

Güsi

herirein

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Sonntag, 17. Juni 2018 - 09:10

Bei solchen Vorträgen würde ich mir wünschen, dass erklärt wird weshalb solche Stuhlgangprobleme nach tiefen Rektumkarzinomen auftreten.

Dann würde sich die Frage der Rückverlegung eines Colonstoma in vielen Situationen erst gar nicht stellen.

Die zuverlässigste Methode vom Rektralkarzinom befreit zu werden, ist die neoadjuvante Radiochemotherapie als Einleitungstherapie mit der dann  erst nach etwa 8 bis 10 Wochen erfolgenden Resektion des Tumors und Lymphgewebe.

Deren Folge ist die Läsion und Vernarbung nicht nur des OP-Gebietes selbst, sondern die damit verbundene Schädigung der Kontinenznerven. Bitte mal mit dem Pudendus-Nerv beschäftigen, der diese unkontrollierbaren Stuhlgangverhältnisse bewirkt.

http://symptomat.de/Nervus_pudendus    siehe dort Funktion & Aufgaben

Beim Kleinkind (Baby) wird die Kontinenz über den sakralen Reflexbogen erlernt. Das ist aber beim Erwachsenen nach solchen Schädigungen des Pudendus nur sehr selten noch möglich. Intensives Kontinenztraining ist Grundvoraussetzung überhaupt eine Verbesserung der Stuhlkontinenz zu erreichen.

Deshalb stimme ich der Erkenntnis zu, dass die Anlage eines endständigen Colonstoma für den Betroffenen viel mehr Freiheit und damit deutlich erhöhter Lebensqualität bedeutet.

Gruß Heri