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Dienstag, 20. August 2019 - 20:00

Hallo zusammen,

bisher habe ich noch nie in einem Forum einen Beitrag verfasst, möchte aber anderen, die sich vor der Diagnose Darmkrebs fürchten, Mut machen.

Anfang des Jahres habe ich bei mir Blut im Stuhl festgestellt. Damals wusste ich nur, dass dies ein Symptom für Darmkrebs sein kann. Mein Fehler war, dass ich anschließend - auch hier im Forum - viel im Internet gelesen habe. Obwohl ich "erst" Anfang 30 bin, habe ich Erfahrungsberichte von Betroffenen gelesen, die sogar jünger sind. Für mich war dann klar, dass "es mich auch erwischt hat." Die Angst war plötzlich da. Dass diese Belastung sich auf die Psyche auswirkt, liegt auf der Hand. Natürlich kamen dann meine "Symptome"; Nachtschweiß, Durchfall und Verstopfung im Wechsel, leichtes Fieber und auch wieder Blut im Stuhl...

Zum Glück hat meine Hausärztin mich schnell zum Gastroenterologen überwiesen. Die Darmspiegelung habe ich ambulant in einem Krankenhaus unter Sedierung machen lassen.

Gott sei Dank ist bei mir alles in Ordnung.

Vielleicht noch ein paar Worte zur Darmspiegelung selbst, wobei ich natürlich nur meine Eindrücke schildern kann:

Für mich waren das Abführen am Vortag und am Morgen der Untersuchung am schlimmsten. Ich habe Moviprep verschrieben bekommen und fand es schlicht widerlich. Deshalb habe ich es auch nicht geschafft beide Portionen zu trinken, so dass ich im Krankenhaus zusätzlich Abführmittel trinken musste.

Vor der Untersuchung selbst habe ich innerlich mit meinem Leben abgeschlossen und sah mich vor meinem geistigen Auge mit durchstoßener Darmwand auf dem Totenbett liegen; auch hatte ich Angst davor wegen der Sedierung nicht mehr aufzuwachen; diese Ängste waren für mich subjektiv sehr real.

Alle Beteiligten waren sehr verständnisvoll. Ich war plötzlich "weg", kann mich an die Untersuchung nicht erinnern. Im Aufwachraum bin ich wach geworden und fühlte mich gut, hatte also keine Probleme.

Ich rate allen, die sich vor der Diagnose Darmkrebs fürchten, zur Darmspiegelung zu gehen und insbesondere nicht im Internet zu lesen. Klarheit kann nur eine Darmspiegelung bringen. Man sucht im Internet nach etwas, das man dort nicht finden wird, nämlich eine Antwort auf die Frage, ob "es einen selbst erwischt hat"...

Allen Betroffenen wünsche ich von Herzen alles Gute und viel Kraft.

Sonnenkind88

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Mittwoch, 21. August 2019 - 01:13

Hallo Sonnenkind88,

sehr gut geschriebener Beitrag!

Ich kenne das mit der Angst nur zu gut. Bei mir fing es an mit Bauchschmerzen und dann auch Blut im Stuhl und seitdem kommen einfach immer mehr Symptome dazu, die mich noch mehr beunruhigen. Z.B. Verstopfung, Durchfall, starke Darmgeräusche, Schleim beim Stuhlgang, dünn geformter Stuhl,  Blähungen mit Stuhlabgang etc. 

Die Bauchschmerzen habe ich schon seit einigen Monaten und bin auch schon richtig fertig deswegen. Ich lese auch immer zuviel im Internet. Werde auch bald eine Darmspiegelung machen und habe große Angst vor dem Ergebnis. 

Ich bin auch erst 24 und trotzdem habe ich Angst betroffen zu sein.

Andreas

246 posts
Mittwoch, 21. August 2019 - 08:20

Hallo,

ich möchte dazu auch noch einige Worte schreiben. Ich bin 47, männlich und habe Darmkrebs. Zwar habe ich jetzt alles hinter mir aber ich kann die Ängste gut verstehen. Ich möchte nur deutlich sagen, dass die Diagnose Darmkrebs nicht gleich ein Todesurteil ist! Und auch nicht unbedingt bedeutet, dass man sich durch die Chemo oder Bestrahlung zu tode quält! Klar, der eine verträgt das so der andere so. Gibt bestimmt auch viele, denen es sehr schlecht erging. Das ist das, was man am meisten ließt!! Ich habe z.B. die Chemo sehr gut vertragen. Nicht einmal Haare verloren. Keine Übelkeit oder Durchfälle.

Ich möchte das alles nicht verharmlosen aber es kann auch alles nicht so schlimm sein, wie man es hört. Wenn man betroffen sein sollte, muss man die "Sache" angehen und nicht völlig in Panik geraten.

Also ich kann nur raten, bei Beschwerden schnellstens zum Arzt zu gehen. Je länger man wartet um so schlimmer und umfangreicher wird die Behandlung.

Ich habe leider auch zu lange gewartet, weil die Ärzte meinten, dass mein Blut zu gut für Darmkrebs sei (CEA-Wert). Zudem kam, dass ich kaum Beschwerden hatte, bis auf ab und zu Schleim am Stuhl. Ich bin nach dem Gespräch mit dem Arzt erst in den Urlaub gefahren und hatte erst Monate später den Termin zur Darmspiegelung. Dann wurde festgestellt, dass der Tumor schon Größe T3 hatte. Keine Ahnung, wie groß er vor 3 Monaten war aber jetzt wurde es Zeit schlimmeres zu verhindern. Der Tumor war kurz davor in die Lymphbahnen zu streuen. Das hätte die Behandlung nicht gerade einfacher gemacht. Ich habe bis jetzt alles gut überstanden (Gott sei Dank).

Ich wollte denen Mut machen, die Angst vor der Diagnose haben und deshalb nicht zum Arzt gehen. Das Schicksal liegt nicht in unserer Hand aber man kann es etwas beeinflussen.

LG Andy

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Mittwoch, 21. August 2019 - 08:48

Guten Morgen,

lieben Dank.

Deine Ängste kann ich sehr gut nachvolziehen. Mach aber bitte möglichst schnell einen Termin zur Darmspiegelung. Ja, es kann sein, dass bei Dir etwas gefunden wird aber das muss nicht so sein. Mir hat es geholfen mit den Verantwortlichen im Krankenhaus offen über meine Ängste zu reden. Im Vorgespräch habe ich dem Arzt gesagt, was mir Sorgen macht (Angst vor der Diagnose Darmkrebs, Angst vor Komplikationen während oder wegen des Eingriffs und auch die Angst nicht mehr aufzuwachen).

Ich bin auch deshalb ins Krankenhaus gegangen, weil die im Ernstfall sofort reagieren können, falls während des Eingriffs wirklich etwas passiert, das hat mir etwas mehr Sicherheit gegeben. Die Terminvergabe verlief außerdem problemlos; ich musste etwa zwei Wochen auf einen Termin im Krankenhaus warten, beim Facharzt hätte es teilweise bis zu drei Monate gedauert (ich bin gesetzlich versichert).

Ich Wünsche Dir alles Gute!

Sonnenkind88

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Mittwoch, 21. August 2019 - 08:56

Guten Morgen Andy,

es freut mich, dass es Dir wieder besser geht!

Sonnenkind88

Henrike

145 posts
Mittwoch, 21. August 2019 - 17:52

Hallo Sonnenkind88,

vielen Dank für deinen Beitrag und den ehrlichen Bericht. Damit hast du eigentlich ein für alle mal alle Anfragen hier mit dem Thema "Angst vor Darmkrebs..." etc beantwortet. Dem ist echt nichts hinzuzufügen, alles richtig gemacht! Und natürlich freue ich mich über dein beruhigendes Ergebnis. 

LG und weiterhin gesundheitlich alles Gute,

Henrike