Deniz

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Samstag, 4. Januar 2020 - 11:09

Hallo liebes Forum! Zunächst wünsche ich allen ein frohes neues und vor allem hoffentlich gesundes neues Jahr! 

Ich schreibe hier wegen meinem Papa und weil mich die Unsicherheit völlig fertig macht. Im Rahmen einer Darmkrebsvorsorge mit Stuhlgangtest wurde Blut gefunden. Dann folgte eine Darmspiegelung im August 2019. Großer Polyp, der nicht während der Darmspiegelung entfernt werden konnte... Verdacht auf kolorektorales Karzinom im rechten Darmabschnitt. Es folgte eine Lungenaufnahme und CT.. ohne Befund.

OP am 01.10.2019, 42 cm langes rechtsseitiges Hemikolektomiepräparat und ein 20mm x 20 mm großer ulzerierendes Kolonkarzinom. Der Tumor zeigt atypische pleomorphe Drüsenschläuche, die das mesokolische Fettgeweve infiltrieren... so heißt es in der Histologie des Pathologiebefundes. 

Keine Lymph- oder Blutgefäßeinbrüche, 13 mesokolische Lymphknoten sind tumorfrei. Tumorfreie Resektionsränder. 

CEA war normwertig

pTNM: pT3, L0, N0 (0/13), V0, R0, G2

in der Tumorkonferenz erging die Empfehlung zur therapiefreien Nachsorge. Im April 2020 muss er zum ersten Nachsorgetermin und ich habe einfach panische Angst davor... ich glaube noch viel mehr Angst als er. Mein Papa ist heute 70 geworden und ich bin 24. Ich könnte es mir niemals ohne ihn vorstellen und ich komme mit dieser Diagnose absolut nicht klar! Mich plagt der Gedanke, dass erneut Krebszellen gefunden werden könnten. Momentan geht es ihm sehr gut und er hat wieder zugenommen, er hat keine Verdauungsprobleme und ist eigentlich wie vor der OP... 

Dennoch beunruhigt mich die Tatsache mit dem T3 unheimlich. Ich habe in dem Forum sehr oft gelesen, dass ein T3 doch sehr kritisch ist und ich habe große Angst, dass im Rahmen der Nachsorgetermine Metastasen gefunden werden... hat jemand eine ähnliche Diagnose bekommen und kann eventuell berichten, wie hoch das Risiko ist und welche Erfahrungen gemacht wurden?

Der Onkologe sagte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass es zurück kommt, sehr gering sei und er nun als „geheilt“ gelte. Dennoch ist es super schwer für uns und ich mache mir große Sorgen.. wenn ich an den Nachsorgetermin denke, kriege ich richtig Bauchweh. 

Was ich auch nicht verstehe ist, dass der Tumor als T3 eingestuft wird, aber sich 20mmx20mm nach keinem allzu großen Tumor anhört. 

Das Stadium sei IIa 

Kann jemand berichten? Vielen Dank!! Ich wünsche allen schnelle Genesung! 

Daniel Schreiber

140 posts
Samstag, 4. Januar 2020 - 21:15

Nun, auch ich gelte medizinisch als geheilt, aber die Angst das der Krebs wiederkommt bleibt. Sowie sich etwas anders anfühlt im Körper denkt manan das Schlimmste. Dauert nicht lange, bleibt aber nicht aus. Aber im Grossen und Ganzem geht es so halbwegs, ich bin nicht wieder zu 100% fit aber andersrum:  es hätte auch viel schlimmer enden  können. 

Und du als Angehöriger hilfst nicht, wenn du die Welt verrückt machst. Vertrau einfach darauf das vorerst alles gut ist. Und ab einem gewissen Alter stirbt man nicht mehr am Darmkrebs.. Und über eines musst du dir klar werden: Es ist eine Nachsorgeuntersuchung, wo zu x% kein Krebs gefunden wird. 

Medizinisch kann ich nicht viel sagen, in dem Land wo ich operiert worden bin wird da nicht soviel Terz drum gemacht. Wollte es auch gar nicht so genau wissen, erstens versteht man es eh nicht und zweitens kann man es eh nicht mehr ändern. Und, jeder Fall ist anders. Man macht sich nur noch verrückter wenn man alle die schlechten Geschichten hört. Weil nur von denen hört man, nicht aber von den Fällen wo alles gut ausgegangen ist. 

herirein

343 posts
Samstag, 4. Januar 2020 - 22:16

Hallo Deniz,

die Histologische Untersuchung des Tumors ergab zwar einen T3 Tumor, der aber auf das Zentrum des Tumors beschränkt war, obwohl zum Teil die Darmwand penetriert war. Deshalb und weil die Zellstruktur noch nicht vollständig entartet war, bekam er noch den Zusatz G2 = Grading

Grading

Ein weiterer Punkt, der bei der Charakterisierung des Tumors eine Rolle spielt, ist die Beschaffenheit des Krebsgewebes. Sie wird bei der mikroskopischen Untersuchung des bei der Biopsie oder während der Operation entnommenen Gewebes bestimmt. Diese Abweichung des Tumorgewebes von Normalgewebe bezeichnet man als Grading. Als Klassifikationsmerkmal dient dabei der Differenzierungsgrad – also das Ausmaß, in dem verdächtige von gesunden Zellen abweichen. Unterschieden werden vier Stufen:

  • G1 – gut differenziert (weniger bösartig)
  • G2 – mäßig differenziert
  • G3 – schlecht differenziert
  • G4 – nicht differenziert (sehr bösartig)

Je geringer eine Tumorzelle ausdifferenziert ist, je weniger sie dem normalen Gewebe ähnelt, umso bösartiger ist sie auch. Aggressive Tumoren können schneller wachsen, schneller Metastasen bilden oder schneller wiederkehren.

Zur Zeit besteht also kein Grund an der vollständigen Entfernung des Tumors zu zweifeln.

LG Heri

Krokus

49 posts
Samstag, 4. Januar 2020 - 22:56

Hallo Deniz,

Ich hatte 2015 die gleiche Diagnose und die gleichen Befunde wie Dein Vater. Mit dem Unterschied, dass bei mir nicht 13, sondern

nur 12 Lymphknoten untersucht wurden. Und so wie Daniel schon schrieb, eine gewisse Angst bleibt immer. Egal wie man sich fühlt.

Verdauungsprobleme welche man eigentlich sein Leben lang hatte und hat, lassen einen mitunter schon ins Grübeln kommen.

Ich war erst vor 14 Tagen bei einer Nachsorgeuntersuchung. Der CEA Wert war grenzwertig erhöht. Zur Sicherheit wurde ein MRT

gemacht. Die letzte Darmspiegelung  lag ohne Befund erst einige Wochen zurück. Die Tage bis zur Auswertung des MRT's waren

innerlich die Hölle, obwohl man sich eigentlich nichts anmerken lassen wollte. Ergebnis; alles okay. Der erhöhte CEA Wert war wohl das

Ergebnis einer starken Erkältung mit extremer Bronchitis über 4 Wochen, welche sich zum Zeitpunkt der Blutentnahme erst im Abklingen

befand.

Im Spätsommer erfolgt nochmal eine Blutentnahme sowie eine Koloskopie. Sollte zu diesem Zeitpunkt alles in Ordnung sein, wovon ich

ausgehe und was ich selbstverständlich auch erhoffe, gelte ich erst einmal als geheilt und die Nachsorge wäre damit nach 5 Jahren

beendet. Du siehst; ein grummeln im Bauch ist immer und wird auch immer größer je näher der Nachsorgetermin rückt.

Aber das gehört glaube ich einfach dazu. Wichtig ist trotzdem immer positiv zu denken.

LG Frank

Deniz

2 posts
Montag, 6. Januar 2020 - 07:35

Vielen Dank für Eure schnellen Antworten und den Zuspruch! Tatsächlich hilft es niemandem und vor allem nicht meinem Vater, wenn man sich als naher Angehöriger so verrückt macht und besorgt ist.. ich versuche ihm natürlich jederzeit beizustehen und wir freuen uns, dass die OP geschafft ist und es mit der Verdauung so einigermaßen wieder funktioniert.

Aber Ihr habt natürlich Recht! Die Angst und das Bauchgrummeln vor den wichtigen Nachsorgeterminen wird immer bleiben, je näher der Termin rückt. Ich denke ich muss lernen, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht direkt den Teufel an die Wand zu malen. 

Lieber Daniel, lieber Frank, es ist sehr erfreulich und erleichternd, wenn man auch mal positive Geschichten hört und ich drücke Euch ganz fest die Daumen, dass Ihr hoffentlich bald über den Berg seid! 

LG Deniz 

Daniel Schreiber

140 posts
Sonntag, 12. Januar 2020 - 00:03

Hallo Deniz, eine Sache kannst du dir und deinem Vater bewusst machen: Die Erfolgsaussichten auf Heilung sind recht hoch. Das was uns zweilfen lässt ist das man meistens  nur negatives in den öffentlichen Medien (Zeitung, TV usw)   hört wenn man von Patienten mit Krebsdiagnose spricht. Das zieht einen unheimlich runter und man denkt, das dieDiagnose das Todesurteil für einen ist. Ist es aber nicht. Mein Chirug sagte mir, das etwa 80 Prozent seiner Darmkrebspatienten eine mindestens 5 jährige Überlebenschance haben. Und er macht ungefähr 100 OP¨s im Jahr...