Güsi

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Montag, 13. April 2020 - 16:21

PALLATIVMEDIZIN: DER MENSCH IM MITTELPUNKT

„Was der Sterbende mehr als alles braucht, ist, dass wir Verständnis und Respekt für seine Person aufbringen. Vielleicht sollten wir weniger mit den Sterbenden über Tod und Traurigkeit reden und stattdessen unendlich mehr tun, damit sie an das Leben erinnert werden,“

Aus der Definition der Palliativmedizin ist ersichtlich, dass sich Palliativmedizin nicht prinzipiell auf Menschen mit einer Tumorerkrankung begrenzen läßt. Gleichwohl leiden die meisten Betroffenen, die zur Zeit in Deutschland palliativmedizinisch behandelt werden müssen, an Krebs.

Vielleicht sind Ihnen in diesem Zusammenhang die beiden Begriffe „Palliativ-medizin“ und „palliative Therapie“ begegnet.

Die Palliativmedizin konzentriert sich auf den ganzen Menschen, der an einer Krankheit leidet, und nicht allein auf die Krankheit.

Auch wenn eine Krankheit nicht mehr heilbar ist und  die Lebenserwartung begrenzt, so kann für die Betroffenen noch sehr viel getan werden, damit es Ihnen in der ihnen verbleibenden Lebenszeit gut geht.

Unter Palliativtherapie wird die tumorspezifische Behandlung (Chemo-therapie, Strahlentherapie oder auch Operation) in der Palliativsituation verstanden, das heißt in einer Situation, in der eine Heilung mehr nicht möglich ist. Viele Betroffene leben  mit der Tumorerkrankung inzwischen über lange Zeit auch mit guter Lebensqualität. Dank der modernen Therapieverfahren ist die palliative Lebenszeit zunehmend länger geworden.

Ziel der Palliativtherapie ist, diese Lebenszeit mit der Tumorkrankheit zu verlängern oder auch zu erwartende Komplikationen zu vermeiden. Ein Tumor, der auf die Speiseröhre drückt, wird operativ nur teilweise entfernt, um durch ihn verursachte Beschwerden zu lindern. Das Grundleiden wird hierdurch nicht beseitigt.

Zudem kann auch eine unterstützende Behandlung (Supportivtherapie) als palliativmedizinische  Maßnahme verstanden werden. Supportivtherapie  bedeutet, dass Nebenwirkungen oder Komplikationen, die  infolge der Krebsbehandlung auftreten können, vermieden oder beseitigt werden. Typische Beispiele hierfür sind die Behasndlung von Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie oder einer Pilzinfektion nach einer Strahlenbehandlung.

Schwerpunkte von Palliativmedizin und Hospizarbeit

  • Die psychosoziale Begleitung und die emotionale Unterstützung für Sie wie auch für ihre Angehörigen; denn bei der Verarbeitung  der Gefühle, die bei der Auseinandersetzung mit dem Lebensende auftreten, kann eine ehrenamtliche  oder professionelle Unterstützung sehr hilfreich sein.
  • Die religiöse / spirituelle Begleitung, damit Sie Möglichkeiten und Raum finden können, Ihre Fragen bezüglich Ihres Lebens, des Sinns und des Todes zu stellen.
  • Die Symptomlinderung, darunter besonders die Behandlung von Schmerzen und anderen Beschwerden, die in der letzten Lebensphase auftreten können.
  • Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung organisatorischer Dinge.

Diese vielfältigen Aufgaben der Palliativmedizin machen es zwingend erforderlich, dass ganz unterschiedliche Berufsgruppen – Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter, Seelsorger und natürlich das Pflegepersonal – eng zusammen-arbeiten und laufend Informationen untereinander austauschen. Dieser sogenannte  interdisziplinäre Ansatz stellt sicher, dass die verschiedenen Professionen das Wohlergehen des Betroffenen aus ihrem Blickwinkel heraus gemeinsam in den Mittelpunkt stellen.

Jeder Mensch hat seine persönlichen Bedürfnisse und über Jahre und Jahrzehnte  eingeschliffenen Gewohnheiten. Auf Palliativstationen finden sich zudem Menschen mit sehr unterschiedlichen sozio-kulturellen Hintergründen.

Häufig ist es am Ende des Lebens aber nicht mehr möglich, zu Hause zu sein, auch wenn alle Beteiligten in der Hospizbewegung und Palliativmedizin Ihnen dies wünschen würden. Wenn  Sie also in einer Für Sie zunächst fremden Umgebung sein müssen, zu einer Zeit, in der es Ihnen schlecht geht, so ist eines besonders wichtig:

Sie sollten von Anfang an den Eindruck haben, dass sich die Menschen, die für Sie da sind, nach Ihnen richten und nicht Sie sich den Gepflogenheiten in einem Krankenhaus anpassen müssen.

Insofern möchten wir Sie beruhigen und gleichzeitig ermutigen, sich auf die Fachleute in der Hospizarbeit und der Palliativmedizin einzulassen.

Besonderheiten von Palliativstationen

  • Palliativstationen sind eigenständige, an ein Krankenhaus gebundene Abteilungen. Aufgenommen werden Kranke mit einer nicht mehr heilbaren, fortgeschrittenen Erkrankung und mit Beschwerden, die einer Krankenhausbehandlung bedürfen.
  • Ein Arzt steht rund um die Uhr zur Verfügung; eine Pflegekraft ist für höchstens vier Patienten da.
  • Palliativstationen sind in aller Regel eigenständige Einheiten und besitzen bevorzugt Einzelzimmer. Die Zimmer und die gesamte Station sind wohnlich gestaltet und sollen möglichst wenig an einen Krankenhausbetrieb erinnern. Außerdem gibt es meistens ein gemeinsames Wohnzimmer, eine Terrasse oder einen Balkon.
  • Für Angehörige stehen kostenlos Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung.

  ( Bericht aus meinen ILCO-Unterlagen entnommen.)

         Gruß

         Güsi