Güsi

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Sonntag, 8. August 2021 - 20:17

Chemotherapie – diese Stoffe können eingesetzt werden:

Oxaliplatin

Ist ein platinhaltiger Wirkstoff. Er stört den Aufbau der Erbinformation und macht die Zellen dadurch teilungsunfähig.

Nebenwirkungen:

Häufig treten leichte Veränderungen des Blutbildes auf, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall oder Nervenschädigungen, die jedoch nur vorübergehend sind, wenn die Therapie rechtzeitig abgebrochen wird. Deshalb ist es wichtig, dass Sie beginnende Störungen des Tastempfindens oder verstärkte Kälteempfindlichkeit sofort ihren Ärztinnen und Ärzten mitteilen.

5-Fluorouracil (5-FU)

Wird anstelle einer körpereigenen Substanz in die Erbinformation (DNA) eingebaut und stört so die Teilungsfähigkeit der Zelle.

Nebenwirkungen:

Häufig kommt es zu Veränderungen des Blutbildes, Entzündungen der Mundschleimhaut, Appetitlosigkeit oder Haut- und Nagelreaktionen, selten zu Übelkeit und Erbrechen, Fieber oder Herzmuskelschäden und sehr selten zu einer Leberfunktionsstörung oder zu Nervenschädigungen.

Folinsäure:

Ist die aktive Form der Folsäure, einem Vitamin der der B-Gruppe. Folinsäure wird gegeben, um die Wirkung von 5-FU (Fluorouracil) zu verstärken.

Capecitabin:

Ist eine Substanz, die im Körper zu 5-FU umgewandelt und damit erst aktiviert wird. Wirkung und Nebenwirkungen sind deshalb mit 5-FU vergleichbar. Es wird als Tablette3 eingenommen. Das kann angenehmer sein, weil Sie so keine Infusion benötigen.

Irinotecan:

Hemmt ein Eiweiß, das für den Aufbau der Erbinformation wichtig ist, und verhindert so die Zellenteilung.

Nebenwirkungen:

Häufig kommt es zu Veränderungen des Blutbildes, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, verzögerten Durchfällen, Entzündungen der Schleimhaut oder Haarausfall, selten zu akuten Durchfall mit starkem Tränen- und Speichelfluss (sogenanntes cholinergisches Frühsyndrom), Fieber oder Leistungsminderung.

So lassen sich Nebenwirkungen der Chemotherapie behandeln:

Eine Chemotherapie greift stark in Vorgänge im Körper ein. Auch wenn die Behandlung dabei so schonend wie möglich gestaltet wird, verursacht sie verschiedene, teils erhebliche Nebenwirkungen.

Nebenwirkungen und belastende Symptome können körperliche oder seelische Beeinträchtigungen sein. Sie treten unmittelbar während der Behandlung auf (akut) oder als Spätfolgen nach bereits abgeschlossenen Therapien. Viele akute Nebenwirkungen klingen wieder ab, wenn die Behandlung beendet ist. (Man sagt, sie sind reversibel.) In jedem Fall ist es wichtig, dass Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt informieren, wenn Sike Veränderungen oder Beeinträchtigungen spüren.

Wie stark und beeinträchtigend Sie Nebenwirkungen empfinden, hängt auch von Ihren persönlichen Einstellungen und Befürchtungen ab. In der Regel können Sie mit Beschwerden besser umgehen, wenn Sie wissen, was eine Behandlung möglicherweise an Belastungen mit sich bringt und wie Sie diesen begegnen können. Zum Beispiel können Entspannungsübungen Sie bei der Therapie und im Umgang mit Nebenwirkungen unterstützen.

Übelkeit und Erbrechen:

Häufige und belastende Nebenwirkungen von Chemotherapien sind Übelkeit und Erbrechen. Um diese Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, bekommen Sie – als Infusion oder zum Einnehmen- in der Regel jeweils vor Beginn der Chemotherapie und bis zu fünf Tage danach Medikamente, die die Übelkeit verhindern oder verringern (sogenannte Antimetika). Diese wirken am besten, wenn sie schon vorab verabreicht werden, Es ist nicht sinnvoll, erst abzuwarten, ob Ihnen übel wird oder nicht. Es kann ratsam sein, dass Sie sich auch Rezepte für zu Hause mitgeben lassen, Zusätzlich kann eine Akupunktur oder Akupressur hilfreich sein. Studien haben gezeigt, dass dadurch sofortiges Erbrechen reduziert werden kann. Ein Ersatz für eine Behandlung mit Antiemetika ist die Akupunktur nicht.

Durchfälle:

Können während einer Chemotherapie wiederholt auftreten und mit Medikamenten behandelt werden. Einige Betroffene haben gut Erfahrungen damit gemacht, auf fetthaltige, stark gewürzte Speisen, Alkohol und Koffein zu verzichten. Da man bei Durchfällen viel Flüssigkeit verliert, ist es wichtig, dass Sie viel trinken.

Schädigung des Knochenmarks:

Die Chemotherapie kann das  Knochenmark angreifen, sodass weniger Blutzellen gebildet werden. Das nennt man  Myelosuppression. Eine Neutropenie bezeichnet dabei die starke Verminderung bestimmter weißer Blutzellen (neutrophile Granulozyten).  Diese tritt bei einer Chemotherapie häufig ein. Den niedrigsten Stand erreichen die Blutzellen etwa ein bis zwei Wochen nach der Behandlung.  Danach normalisiert sich das Blutbild wieder. Die weißen Blutzellen sind wichtig für die körpereigene Immunabwehr.  Deshalb sind Sie während des Absinkens besonders anfällig für Infektionen. Während und nach einer Chemotherapie sind daher regelmäßige Kontrollen des Blutbildes  wichtig. Sinken die Werte der weißen Blutzellen sehr stark, kann sein Wachstumsfaktor (C-CSF) gegeben werden, der die Blutbildung anregt. Wenn in ganz seltenen Fällen die Vorsichtsmaßnahmen nicht ausreichen und eine hohe Infektionsgefahr besteht, können vorbeugend Antibiotika eingesetzt werden. Im Einzelfall kann es sinnvoll sein, das Medikament zu wechseln oder die Dosis zu verringern. Sollten Sie im Anschluss an eine Chemotherapiegabe Fieber bekommen, kann das auf eine Infektion hindeuten. Dann sollte3n Sie sofort Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen.

Auch die roten Blutzellen können durch die Behandlung vermindert sein – man spricht von einer Blutarmut (Anämie). Bei manchen Betroffenen wird dann das Wachstumshormon Erythropoetin eingesetzt, das die Bildung roter Blutzellen anregt. Bei einem niedrigen Gesamtwert der roten Blutkörperchen können Bluttransfusionen notwendig sein.

Nebenwirkungen an der Haut:

Capecitabin und 5-FU können schmerzhafte, entzündliche Schwellungen an den Handinnenflächen und den Fußsohlen hervorrufen. Sie sollten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt eine gute Hautpflege besprechen. Das ist ein wichtiger Beitrag, den Sie selbst leisten können, um sich zu schützen. Bei Rötung, Schwellung, Hautablösungen, Rissen, Kribbeln, Hautjucken oder Taubheitsgefühl sollten Sie sich sofort mit Ihren Ärztinnen und Ärzten in Verbindung setzen.

Entzündung der Mundschleimhaut:

Zytostatika greifen auch die Zellen der Schleimhäute an. Vor allem die Mundschleimhaut kann als Folge einer Chemotherapie entzündet sein. In leichten Fällen ist die Mundschleimhaut gerötet oder geschwollen, es kann aber auch zu starken Geschwüren kommen, die das Essen unmöglich machen. Eine solche Mukositis ist sehr schmerzhaft. Wichtig sind eine gründliche, aber schonende Mundhygiene und regelmäßige Mundspülungen. Alkohol oder Rauchen können eine Entzündung fördern. Wenn die Mundschleimhaut entzündet ist, erhalten Sie schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente.

Tipp: Nehmen Sie bei einer entzündeten Mundschleimhaut Nahrungsmittel zu sich, die leicht zu schlucken sind und deshalb nicht viel gekaut werden müssen, wie selbst hergestellter Pudding, Cremesuppen, Breie aus Gemüse, Weichkäse oder Babynahrung aus Gläschen. Ebenso geeignet sind Aprikosen- und Pfirsichnektare. Es ist auch hilfreich, pürierte oder flüssige Kost aus einer Tasse oder mit einem Strohhalm zu trinken.

Nervenschäden:

Oxaliplatin  kann Empfindungsstörungen hervorrufen. Die Beschwerden sind meist vorübergehend, wenn sofort reagiert wird. Bei Taubheitsgefühlen, Brennen, Kribbeln oder Schmerzen sollten Sie sich sofort an Ihre Ärztin oder  Ihren Arzt wenden. Dann muss die Chemotherapie angepasst odr abgesetzt werden.

Haarausfall:

Tritt bei den hier besprochenen Wirkstoffen sehr selten auf.

Zusätzliche Therapie mit Antikörpern:

Antikörper greifen bestimmte Strukturen auf den Krebszellen selbst an oder an Strukturen, die für Krebszellen wichtig sind. Der Wirkstoff  Bevacizumab zum Beispiel hemmt einen Wachstumsfaktor, der die Gefäßneubildung  in Tumoren reguliert. Wenn brauchen Tumoren eine gewisse Größe erreichen, brauchen sie zu ihrer Versorgung eigene, neu gebildete Blutgefäße. Bevacizumab verhindert, dass diese Gefäße neu gebildet werden. Dadurch werden die Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und Nährstoffen  gemindert und sein Wachstum gehemmt.

Bevacizumab  kann in Kombination mit einer Chemotherapie bei Menschen mit Darmkrebs im späten Stadium in der Erst- oder Zweitlinientherapie eingesetzt werden. Dass unter dieser Behandlung später mehr Patientinnen und Patienten operiert werden konnten, ließ sich allerdings bisher nicht eindeutig nachweisen. Angesichts der möglichen, teilweise erheblichen Nebenwirkungen ist es ratsam, Vor- und Nachteile hier gründlich abzuwägen

Bevacizumab wird als Infusion verabreicht.

Nebenwirkungen der Antikörpertherapie mit Bevacizumab:

Sehr häufig treten Bluthochdruck und Wundheilungsstörungen auf.

Häufig kommen Eiweißausscheidungen im Urin (Proteinurie) oder Überempfindlichkeitsreaktionen wie Juckreiz, Hautausschläge oder Aterm- und Kreislaufbeeinträchtigungen vor

Häufige und mitunter schwerwiegende Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Durchbrüche, Blutungen sowie Blutgerinnsel in den Gefäßen, die einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall verursachen können.

Während der Behandlung mit Bevacizumab überwacht die Ärztin oder der Arzt Ihre Blutwerte und Ihren Blutdruck sehr genau. Um Eiweißausscheidungen im Urin rechtzeitig zu entdecken, ist es sinnvoll, dieses mittels Urinteststreifen regelmäßig zu kontrollieren.

Bluthochdruck kann mit blutdrucksenkenden Medikamenten behandelt werden. Allergische Reaktionen können  mit bestimmten antiallergischen Medikamenten behandelt werden.

Wenn Sie unter Einnahme von Bevacizumab plötzlich starke Bauchschmerzen bekommen, eventuell verbunden mit Kreislaufversagen, verständigen Sie sofort den Ärztin oder einen Arzt. Eine mögliche Magen-Darm-Blutung oder  ein Durchbruch muss unverzüglich behandelt werden. Ebenso ist es ratsam, auf mögliche Blutauflagerungen oder schwarze Verfärbungen im Stuhl zu achten. Dies kann auf innere Blutungen hindeuten. Informieren Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt.

Weitere Antikörper: Cetuximab und Panitumumab;

Zwei weitere Antikörper, Panitumumab, und Cetuximab,  kommen bei der Behandlung  von Darmkrebs zum Einsatz. Beide Antikörper wirken gegen Wachstumsfaktoren, die auf bestimmten Krebszellen häufiger vorkommen als auf gesunden Zellen im Körper. Um zu untersuchen, ob eine Behandlung mit diesem Antikörper sinnvoll ist, sind spezielle weitere genetische Untersuchungen der Krebszellen notwendig.

Cetuximab und Panitumumab werden üblicherweise in Kombination mit anderen Chemotherapeutika gegeben. Manchmal, wenn Betroffene zum Beispiel schon  eine Behandlung mit anderen Chemotherapeutika hinter sich haben, kommen sie auch einzeln als Wirkstoff in Frage.

Die häufigsten Nebenwirkung von Cetuximab und Panitumumab ist ein akne-artige Entzündung der Haut. Sie tritt bis zu 80 von 100 der Behandelten auf und kann teilweise sehr ausgeprägt sein. Solche Veränderungen, die auch die Nägel und das Nagelbett betreffen können, müssen frühzeitig der behandelnden Ärztin  oder dem behandelnden Arzt gezeigt werden, um eine entsprechende Therapie einzuleiten. Außerdem ist es wichtig, die Haut während der Behandlung gut einzucremen. Häufig wird bereits vorbeugend ein Antibiotikum verordnet.

Weitere Berichte (Strahlentherapie und Radiochemotherapie mit ihren Nebenwirkungen)  erfolgt in  den nächsten Wochen

Diese Berichte „Chemotherapie wurden aus meinen ILCO-Unterlagen erstellt. Weitere Berichte von der Strahlentherapie und Radiochemotherapie werden in den nächsten Wochen  im Darmkrebs- Forum eingestellt

Gruß

Güsi

Theresa

487 posts
Freitag, 19. November 2021 - 10:33

Hallo lieber Güsi

es ist für mich interessant, wie Du das toll zusammenfasst. Es bringt mir einen guten Überblick. Es macht mir aber auch noch viel viel mehr Respekt und auch eine kritische Haltung vor diesen chemischen Substanzen. Für mich persönlich würde ich immer eine Operation vorziehen, bevor ich diese chemischen Substanzen mir über den Port-Schlauch in den Körper geben lasse. Chemotherpie ist ja für alle Körperzellen Zellgift. Und wir können immer nur hoffen, dass es auch für die Tumorzellen zytotoxisch wirkt! Hoffen, weil sicher ist es nicht.

Ich persönlich würde immer eine Operation vorziehen, wenn ich dadurch eine Chance hätte!

Ich würde mehrere Facharztmeinungen z.B. von spezialisierten Chirurgen einholen.

Ich würde die S3 Leitlinien Langformen samt den Untersuchungen bzw. Studien genau lesen (im internet!), bevor ich mich für eine Behandlungsart entscheide.

Ich würde wissen, dass es meine persönliche Entscheidung ist, ob und welche Behandlung ich durchführen lasse. Dazu muss ich mich gut vorinformieren.

Deshalb finde ich es super lieber Güsi, dass Du hier Informationen reinstellst.

Was jeder tut, das ist aber jedem seine ganz persönliche Entscheidung.

Mit bestem Dank Theresa

Henrike

145 posts
Freitag, 19. November 2021 - 17:02

Liebe Teresa,
ich denke, mit deiner Einstellung, eine Operation sei einer Chemo vorzuziehen, bist du nicht allein.
Doch das ist leichter gesagt als getan. Glaub mir, ich kenne keinen Patienten, der "leichtfertig" über Monate oder Jahre "freiwillig" zur Chemotherapie geht und die Strapazen und Nebenwirkungen in Kauf nimmt, obwohl er die Möglichkeit zur einer erfolgreichen OP hätte. Es gibt eine ganze Reihe Tumore oder Metastasen, die schlichtweg aufgrund ihrer Lage inoperabel sind. Oder so zahlreich, dass nicht genug gesundes Gewebe zurückbleiben würde. Nicht jeder hat das "Glück" (im Unglück) einer einzelnen klar abgrenzbaren und operativen Metastase und für viele Patienten stellt die Chemo die einzige Behandlung zum In-Schach-Halten oder Verkleinern der Metastasen dar. Da kann man die S3-Leitlinien noch so oft wälzen und noch so viele erfahrene Chirurgen fragen, auch die Topp-Chirurgie hat ihre Grenzen. Und dann bleibt eben nur (palliative) Chemo...
Wobei natürlich jedem selbst überlassen ist, sich für oder gegen eine Chemo zu entscheiden. Die Alternative dazu lautet dann jedoch eben nicht "Operation", sondern: gar nichts mehr machen (oder meinetwegen alternative Therapien, was weiß ich...).
Bei dir sieht es ja aber offensichtlich besser aus und das freut mich für dich.
Mich stört es nur immer etwas, wenn hier der Eindruck entsteht, die Leute, die Chemo machen, hätten sich nicht genügend über die Problematik oder mögliche Alternativen informiert.
Alles Gute weiterhin und es freut mich, dass du für dich eine Entscheidung treffen konntest.
LG Henrike

Theresa

487 posts
Samstag, 20. November 2021 - 19:18

Liebe Henrike

ich muss unbedingt etwas klarstellen, ich weiß nicht, was mich noch alles in Zukunft erwartet und wenn ich inoperable Metastasen bekommen würde, würde ich versuchen mit Verkochen, Ablation oder Bestrahlung, Protonen etc..

Wenn das alles nicht funktioniert, würde ich Chemotherapie machen und wenn es die Genetik des Tumors hergeben sollte auf alle Fälle Immuntherapie machen. Ja, ich würde es selbstverständlich versuchen müssen, weil doch ein Potential in der Heilung durch diese Behandlung gegeben ist !!!!

Aber ich bin draufgekommen, dass ich von den Ärzten nicht aufgeklärt wurde, gar nicht. Es hieß nur: "Standardchemo, sicherheitshalber". Ich hörte auch: "Sie fragen so viel" und "Vertrauen sie uns nicht?". Ich hörte nur: "Termin Onkologe, 6 Monate hindurch Chemo, dann CT. Wenn Metastase icht kleiner wird, dann Zweitlinie usw.".

Basta und aus. Und ich fühlte mich super schlecht.

Deshalb hab ich nachgelesen und bin auf die S3 Leitlinien gestoßen. Hab wochenlang nachgelesen, hab es mir nicht leicht gemacht. Dann hab ich die Ärzte auf die Ergebnisse bzw. Empfehlungen der Leitlinien angesprochen, die ihren Empfehlungen widerspricht. Na servus, das war schwer.

Im Nachhinein erfahre ich dann von den Ärzten, als ich die besagten Leitlinienauszüge vorlegte und darauf beharrte, dass ich wissen will, warum das dann da anders steht, dass ich recht habe und es die Studien wirklich nicht hergeben, dass ich Chemo mache muss. Man sagte mir dann von Arztseite her, dass es tatsächlich "die Studien nicht hergeben", Chemo IN MEINER SITUATION (1 Lebermetastase) zu machen. Es bliebe gleichgültig, ob ich sie mache, so oder so können Metastasen kommen.

Deshalb hab ich hier im Forum geschrieben, nachdenken, nachlesen, kritisch bleiben........nur deshalb, nur aus dieser eigenen Erfahrung her.........wenn es die Leitlinien empfehlen würden und die Ärzte, dann würd ich Chemotherapie machen müssen, würde ja alles ausschöpfen wollen, was an Behandlungen gibt ..........dann wäre das alles logisch nachvollziehbar.

Nochmals, ich bin sehr betroffen und leide mit, wie schlimm es manchen Menschen geht während der Chemotherapie. Ich hab sehr große Angst davor und ich weiß, dass das niemand ohne Grund und freiwillig macht. Mein hohes Mitgefühl und mein hoher Respekt für alle Menschen, die diese Behandlung durchmachen. Es scheint manchmal sehr schwer erträglich und man hofft immer darauf, dass dann kein Rückfall kommt. Und die Chancen sind da !!!!

Oft genug wird Chemotherapie helfen, manchmal ist es ohne Effekt. Zu meinem Fall wird der Chemo eben laut S3 Leitlinien kein Effekt zugesprochen. Was soll ich tun.................mit oder ohne Chemotherapie ist es dasselbe. Rückfall kommt nicht oder kommt. Egal ob Chemo oder nicht. Diese Angst teile ich mit allen Betroffenen.

Da ich mich aber von den Ärzten nicht vor die Wahl gestellt fühlte, nicht aufgeklärt wurde, dass OP alleine auch zur Wahl stünde, sondern ich nur über Chemo fix und nur das informiert wurde, habe ich begonnen nachzudenken und nachzulesen...........dann war natürlich etwas an Vertrauen im Wind. 

.............drum schrieb ich: nachdenken, S3 Leitlinien lesen........

ist nur gut gemeint, weil man hat mit den S3 Leitlinien eine detaillierte Patienteninformation. Es gibt ja auch die Leitlinien-Watch, die auch die Wissenschaftlichkeit der Leitlinien immer wieder überprüft. Das gibt ja auch ein gutes Gefühl.

Ich hoffe, ich konnt etwas besser aufklären, dass ich nie gegen etwas bin, das ist mir wichtig!

Ich bin aber immer fürs Nachdenken, Nachlesen und kritisch überdenken, abwägen, nachvollziehen wollen, verstehen wollen, Widersprüche aufklären.

Ich bin nicht dafür, einer Berufsgruppe, wer auch immer, das Entscheiden zu überlassen, wenn es um viel geht. Ich will mitdenken und verstehen. Das sehe ich als Pflicht mir selber gegenüber.

Mehr wollte ich anderen nicht mit auf den Weg geben.  Ich hoffe, das ist gut so.

Liebe Grüße

Theresa

Henrike

145 posts
Samstag, 20. November 2021 - 20:02

Alles gut, Teresa, ich verstehe das.

Gut, dass du dich informiert hast und die Operation durchgesetzt hast. Ich weiß auch nicht, ob ich in deiner Situation dann noch eine Absicherungschemo gemacht hätte. Ich glaube sogar, eher nicht.

Ich wollte dich nicht kritisieren, unsere Ausgangslage ist/war einfach zu unterschiedlich. 

LG H.

Theresa

487 posts
Samstag, 20. November 2021 - 20:15

Liebe Henrike

ein schlechtes Gewissen hab ich, weil ich vielleicht doch nicht genug einfühlsam war, weils viele Menschen gibt, denen es  viel schlechter geht als mir...............einfühlsamer hätte ich sein sollen.......wär mein eigener Anspruch an mich..........ich war durch den Schock (sonst kann ichs mir nicht erklären) zu meiner eigenen Diagnose schon a bisserl eingeschränkt in der Einfühlsamkeit und selbstbezogen beim Schreiben, so glaub ich im Nachhinein, weil sonst wäre es nicht so zu Dir rübergekommen. 

Aber Du hast mich wachgerüttelt und das ist gut so!!!!! Ich danke Dir dafür!!!!!

Mit lieben einfühlsamen Grüßen

Dir alles Liebe und Gute schickend

Theresa

Henrike

145 posts
Samstag, 20. November 2021 - 22:20

Liebe Theresa, um Himmels Willen, du musst doch kein schlechtes Gewissen haben, weil es dich nicht so "schwer" erwischt hat wie mich. Primärtumor und Metastase ist doch schon schlimm genug. Das ist doch kein Wettbewerb hier, wo nur die hoffnungslosesten Fälle mitreden dürfen  ;-) 

Deine Denkanstöße bringen hier auf jeden Fall mehr als mein Gejammer. Ich reagiere  einfach immer etwas dünnhäutig, wenn ich irgendwo rauslese "...bevor ich Chemo machen würde, würde ich das und das probieren...", denn es geht bei mir einfach nichts anderes, auch keine Immuntherapie. Ab und zu mal eine Mikrowellenablation, wo's gerade passt, das war's. Aber du hast das nicht böse gemeint,  das weiß ich. Alles gut. Wirklich.

Mit deinen Worten und Überlegungen hilfst du sicher vielen Betroffenen weiter und rüttelst sie wach.  Und du hast absolut Recht: Man muss sich informieren. Hab ich ja auch bzw mache ich noch immer und wenn es für mich eine Chance auf Heilung gäbe, würde ich auch Himmel und Hölle in Bewegung setzen und alles hinterfragen, um den richtigen Weg einzuschlagen. Ich drück dir die Daumen, dass du ein für alle Mal Ruhe vor dem Mist hast und die Angst vor einem Rezidiv bzw  weiteren Metastasen nachlässt. Deine Nachsorge hast du ja im Griff, du hast ja anderswo auch schon von deinen Überlegungen zum Thema MRT/CT geschrieben.

Alles Gute und Gesundheit für dich. Ich wünsche dir, dass du krebsfrei bleibst und dich eines Tages als geheilt bezeichnen kannst. 

LG, H.

Theresa

487 posts
Donnerstag, 25. November 2021 - 17:41

Liebe Henrike

ich weiß gar nicht, ob es eine Chance auf Heilung gibt. Es gibt eine Chance auf Hoffnung. Manchmal bin ich so darnieder, kann ich gar nicht beschreiben. Psychisch laugt das alles so ungemein aus. Ich persönlich komme schwer aus den Schocks heraus. Mein Mann zwingt mich dann immer zur Hoffnung.

Ich danke Dir sehr für die lieben Worte ! Ich schick Dir alles Liebe und Gute, und ob man glaubt oder nicht, egal, ich schick Dir viele liebe Schutzengerln!!!!! 

Theresa

Uli_29

228 posts
Donnerstag, 25. November 2021 - 18:41

Liebe Theresa,
die Chance auf Heilung ist natürlich da - auch bei dir! Ich kann aber nachvollziehen, wie schwierig es sein muss, den Optimismus beizubehalten, wenn diese Metastase einem schon einmal die "Luft herausgelassen" hat. Es ist schön, dass dein Mann dir zur Seite steht.
Irgendwie müssen wir einen Weg finden, trotz des über uns hängenden Damokles-Schwertes ruhig und gelassen optimistisch zu bleiben, unser Leben nicht komplett von Krankheit und Sorgen dominieren zu lassen.
Bewegung kann m.E. helfen, macht Wanderungen oder ausgedehnte Spaziergänge; das verbessert die Stimmung und versorgt den Körper mit Sauerstoff: Sauerstoff macht Krebszellen angreifbarer und unterdrückt die Metastasierung.  
Sauerstofftherapie: Sauerstoff in der Krebstherapie (leben-mit-krebs-info.de)
Check-up – Sauerstoff gegen Krebs! | Schweizer Illustrierte (schweizer-illustrierte.ch)

Ich suggeriere mir täglich mehrmals bei meinen Entspannungsübungen "ich bin völlig gesund". Ich denke, da bleibt dem Körper gar nichts anderes übrig.smiley

Lass den Kopf nicht hängen und liebe Grüße,
Uli

Henrike

145 posts
Freitag, 26. November 2021 - 12:03

Liebe Theresa,

Danke für die Schutzengel, die nehme ich gerne. smiley Meiner kann gerade glaub ich etwas Unterstützung gebrauchen.angel

Ansonsten kann ich auch nur den Eindruck bestätigen, dass Bewegung (besonders an der frischen Luft) sehr hilfreich ist. Für die Psyche sowieso und für das Aufhalten der Krankheit meiner Meinung nach auch.

LG und alles Gute 

Theresa

487 posts
Freitag, 26. November 2021 - 12:23

Hi Uli,

oh danke Dir, derzeit schon am Ende mit der Energie. Was mir ganz große Sorgen macht: Der TM CEA Basiswert wär bei mir jahrelang 0,6. Aber nach der LebermetaOP vor 3 Wochen sank er von 7 (er stieg monatelang, drum fand ich die Meta!) erst auf 1,5 vor 10 Tagen und in den letzten 10 Tagen nur um 0,3 auf 1,2. Gestern hätt ich mir erwartet, dass er schon wieder bei 0,6 sein müsst, aber nein, ist er nicht.

Das korresponiert aber nicht die Halbwertszeit des CEA von 2-8 Tagen, wie ich überall lese.

Das hat mir wieder einen Schlag der Verzweiflung versetzt. Ich weiß ja nicht, ob noch was im Körper ist. Oder grad wachst was wieder?

Kann es sein, dass nach OP der TM ganz rasch fällt, wie er bei mir war gleich am nächsten Tag stark runterfiel und dann ganz langsam. Je weiter unten er ist, desto langsamer fällt er? Ist diese Dynamik normal. Hab noch nichts darüber gefunden.

Bin wg Durchfall mehrmals täglich seit schon vor OP auch besorgt. Letzte Kolo war aber vor halbem Jahr. Bin schon ziemlich gefoltert psychisch. Ich halt grad nix aus, bin so dünnwandig. 

LG Teresa

Theresa

487 posts
Freitag, 26. November 2021 - 12:28

Hi liebe Henrikewink

danke für Deine lieben Smilys und das Engerlsmily, das hab ich noch nie gesehen, aber es zaubert Lächeln. Wie Du siehst, bin dünnwandig, grad sehr. Hab auch schon 2 Schutzengerln von Freundinnen vor mir. Die Menschen um mich sind, Gott sei Dank. 

Liebe Grüße 

Theresa

Uli_29

228 posts
Freitag, 26. November 2021 - 14:01

Hi Theresa,

>> erst auf 1,5 vor 10 Tagen und in den letzten 10 Tagen nur um 0,3 auf 1,2.

mit 1.2 bist du ja schon weit unterhalb der kritischen Schwelle. Der Wert muss ja gar nicht weiter fallen.
Dass da temporär Schwankungen auftreten, dürfte kein Grund zur Besorgnis sein; wir sind ja keine Maschinen.

Folgende Untersuchung hat die Schwankungen in den CEA-Werten von Patienten mit kolorektalem Krebs untersucht:
Long‐term follow‐up of colorectal carcinoma patients by repeated CEA radioimmunoassay (wiley.com)

Besonders interessant für dich ist das Diagramm auf Seite 1441 ganz oben.
FIG. 2. Variation of' CEA levels in 35 patients who showed no evidence of tumor recurrence ...

Dieses zeigt über den Verlauf von 38 Monaten die gemessenen Werte der 35 Patienten an, die keinen Rückfall hatten. Wie man sieht, gibt es zeitlich beträchtliche Schwankungen pro Individuum; das scheint bedenkenlos, solange diese unter etwa 4.5 bleiben. Ich glaube, du kannst dich entspannen. :)

Liebe Grüße,
Uli

Theresa

487 posts
Freitag, 26. November 2021 - 16:47

Hallo lieber Uli,

was Du alles findest, ist ja genial. Da staune ich aber, hab lange gesucht, nix.

Ja und ich dachte, ich MUSS auf meine persönliche Basislinie zwischen 0,4-0,6 zurück, wo ich davor immer war. Es wäre schon wünschenswert, meine ich trotzdem, aber es muss nicht sofort sein bzw. muss sich nicht unbedingt nach der Halbwertszeit 2-8 Tage des CEA richten. Dein Link zeigt, dass man das nicht so eng sehen muss, wenn es nicht grad chronisch steigt......und natürlich unter 4,5 ist. Okay, ich tu mich ein bisserl jetzt entspannen. Habs mir ausgedruckt und liegt vor mir. Wenn der Wahnsinn im Kopf anfangt, schau ich drauf.

PS: Die Fachliteratur von Deinem Link ist so um die 1972. Das macht nichts, denn die CEA-Verhaltensweisen werden sich ja nicht geändert haben. Aber was mir auffiel ist, dass bei den aneren Abbildungen z.B. 1443 ff die Personen noch nach Lebermetastasen oft starben. Ich glaub und hoffe, da gibts heute viel bessere Behandlungs- und Überlebenschancen!

Danke lieber Uli

Liebe Grüße

Theresa