Theresa

473 posts
Mittwoch, 29. September 2021 - 19:20

Hallo liebe Forenteilnehmer,

bitte könnt Ihr mir sagen was es bedeutet, wenn im mikrobiologischen bzw. genetischen Befund über das herausoperierte Krebsgeschwür samt Darm und Lymphknoten zu lesen ist, dass wahrscheinlich eine pathologische Mutation im TP-53 vorliegt?

LIegt dann nur in dem herausgeschnittenen Teil die Mutation vor oder im ganzen Körper? Das wäre schon eine wichtige Frage. Hypothese: Wenn das TP 53 nicht mehr so blendend funktioniert, kann es ja die geschädigten Zellen nicht mehr reparieren oder in den Zelltod schicken. Aber durch die Chemo würden ja auch Zellen geschädigt und könnten dann auch nicht mehr so perfekt in den Zelltod geschickt werden und sich dann geschädigt weitervermehren - das wäre dann ein weiteres Krebsrisiko - oder bin ich da auf einem unplausiblen Pfad im Nachdenken? 

Was bedeutet eine Mutation im TP 53-Gen bzw. was hat denn das für eine Bedeutung etwa für eine etwaig nachfolgende Behandlung (Chemo) oder für die Diagnostik durch ionisierenden Strahlen durch Röntgen, CT und PET, wodurch ja auch Punktmutationen bzw. Gen-Zellschäden vorkommen können und wenn das TP-53 Gen nicht mehr so gut funktioniert, was bedeutet das dann konkret? Kann man dadurch statt CT eine MRT bekommen bzw. statt PET/CT eine PET/MRT, weil durch die MRT erhält man ja keine ionisierenden Strahlen. 

Hat da jemand Erfahrung? Hat sich schon jemand damit ausführlich beschäftigt? Kennt jemand gute Quellen? Fachliteratur? Links? Wissen? Hat jemand weitere Hypothesen zum Weiterdenken für mich?

Wäre sehr dankbar darüber -

liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Donnerstag, 30. September 2021 - 16:56

Liebe Theresa,
ich verstehe leider absolut gar nichts davon, habe aber mal im Netz geforscht.
Anscheinend ist es so, wie du denkst: eine Mutation dieses TP-53 Gens kann den Reparaturmechanismus der DNA beeinträchtigen.
Es scheint, solche Mutationen können sogar dazu führen, dass eine Standard-Chemotherapie nur schädliche Folgen hat und
die Therapie deshalb auf andere Substanzen ausweichen muss.
Aber lies lieber selber (falls du es nicht eh schon kennst):
Mutation des TP53-Gen beeinflusst bei Krebs die Therapie (medmix.at)

Bei diesen Themen ist vielleicht das letzte Wort noch nicht gesprochen; es ist Gegenstand aktueller Forschungen und wird
teils kontrovers diskutiert (bin aber leider kein Mediziner) - Hier z.B.
TP53 mutations are associated with higher rates of pathologic complete response to anthracycline/cyclophosphamide‐based neoadjuvant chemotherapy in operable primary breast cancer - Wang - 2016 - International Journal of Cancer - Wiley Online Library

kommt man zu einem gegenteiligen Ergebnis - die Patientinnen mit Mutationen sprachen sogar besser an auf die CT:
"Mutations in the tumor suppressor p53 are often associated with poor outcome in cancer treatment. Here the authors examined
the influence of p53 mutations on the success of neoadjuvant chemotherapy in women afflicted by breast cancer. Surprisingly,
they found that patients with p53 mutations are more likely to respond to anthracycline/cyclophosphamide-based
neoadjuvant chemotherapy and have a favorable survival. This was not observed with another treatment, paclitaxel, pointing
to a possible selection of patients for therapy based on p53 status"

LG, Uli

Theresa

473 posts
Donnerstag, 30. September 2021 - 18:31

Liebe Uli

Danke Dir sehr für die umfangreiche Info und die tollen Links, hab alles ausgedruckt und werde es langsam und aufmerksam lesen ! Ich habe auch schon gehört, dass bei etwa 50% der  Krebspatienten eine Mutation im p53 exprimierenden Gen  im herausoperierten Krebsgeschwür gefunden wird.

Ich konnte noch nicht begreifen, ob nur die Krebszellen selbst - also die geschädigten abartigen Zellen - diese Fehlfunktion im Tumorsupressorgen TP53 haben oder der ganze Körper diese Fehlfunktion. Das wäre ja ein gewaltiger Unterschied? Wie seht Ihr das? Weiß das jemand???

Das ist eigentlich ein sehr wichtiger Faktor für die Wahl der Therapie, dass man den molekularbiologischen Befund berücksichtigt, denke ich.

Diese Analysemethode MARK 53-Analyse, die im Link oben bei "medmix" beschrieben wird, wird dann wohl vor der Wahl der Chemotherapie automatisch gemacht, hoffe ich. Aber gut zu wissen, dann achtet man darauf !

Hoch interessant !!!!

Dankeschön !!!smiley

liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Donnerstag, 30. September 2021 - 19:44

Liebe Theresa,
nach meinem Verständnis sind es einzelne Zellen, die mutieren und damit die Fähigkeit verlieren, eine Entartung dieser Zelle zu erkennen und zu bekämpfen. Solche mutierten Zellen implizieren dann ein besonderes Risiko, Krebs zu bekommen, denn bei Entartung teilen sie sich dennoch weiter. Bei Wiki findet man einige Infos zu dem Protein P53  p53 – Wikipedia ... daraus
"Das Protein p53 ist in vielen Typen von entarteten Zellen in erhöhter Menge messbar. Es ist auch in normal wachsenden Zellen vorhanden. In ruhenden Zellen ist p53 jedoch kaum oder gar nicht zu finden. In vielen Tumortypen ist das für p53 kodierende Gen mutiert. In manchen, aber nicht allen Tumoren, scheint das Protein als Tumorsuppressor zu wirken. p53 spielt eine Rolle bei der Regulation des Zellzyklus, wo es die Aktivität einer Anzahl von Genen bremst. Zudem ist es in allen Wirbeltieren zu finden
...
p53 ist ein Schlüsselprotein mit enormer Bedeutung. Ein Defekt hat demnach große Schadwirkung. Nach heutigem Kenntnisstand sind es im Allgemeinen Punktmutationen, die zu einem Funktionsverlust führen. Als Folge dieses Verlustes ist weder ein Anhalten des Zellzyklus zur DNA-Reparatur noch die Einleitung der Apoptose möglich. Die Zellen beginnen sich auch mit Schäden in der DNA unkontrolliert zu teilen, es kommt zur Tumorbildung. "
---

Ich bin übrigens männlich, :)
Gruß, Uli

Theresa

473 posts
Freitag, 1. Oktober 2021 - 11:04

Hallo lieber Ulismiley

aha, ist sehr interessant, was Du schreibst, ich habe weiter nachgelesen......das heißt Punktmutationen können die Folge von ionisierenden Strahlen sein (ultraviolettes Licht, Röntgenstrahlen....). Das kann demnach zu Chromosomenbrüchen und Chromosomentranslokationen führen. Letzteres sind doch örtliche Veränderungen der DNA-BAsen, also etwa im Gen, das das p 53 expromiert, oder? Also demnach wären das Punktmutationen? Und demnach müsste man bei Röntgenstrahlen gut abwägen. (Vielleicht hat auch Tschernobyl Einfluss gehabt).

Aber wenn eine Punktmutation auftritt, wird sie dann nicht vom zweiten des Doppelstranges der DNA repariert? Oder ist das bei dem Gen TP53 nicht so oder schon so? Wenn es nicht so ist, dann müssten wir ja super aufpassen, nicht von ionisierenden Strahlen getroffen zu werden, ist ja kaum möglich........hm....

Wenn das so stimmt, was Du im zweiten Absatz schreibst, was ich vermute, dann können im Zellzyklus der Krebszellen doch diese dem Zelltod entgehen, weil sie keine Reparatur- oder Selbstmordmechanismen haben (kein oder zu wenig p53 Signal, dass Reparaturen oder Selbsttötung einleitet). Da bei der Chemotherapie ja Zellen geschädigt werden, gesunde und böse Krebszellen, wäre interessant, worin der Unterschied liegt, wenn Chemotherapie bei Patienten mit und ohne TP-53-Mutation erfolgt. Irgendwie kommt mir das sehr wichtig vor, bei Menschen mit p53 Mutationen noch mehr Vorsicht walten zu lassen. Ich kann es aber nicht als Pathomechanismus begreifen oder formulieren. Vielleicht weißt Du das?

Man kann nur plädieren, dass Vorsorgeuntersuchungen gemacht werden, damit man fehlgesteuerte Zellen so schnell wie möglich erkennt und eine Operation ausreicht! 

Liebe Grüße Theresa

Uli_29

223 posts
Samstag, 2. Oktober 2021 - 19:10

Liebe Theresa,
deine restlichen Fragen überfordern mich als Laien leider. :(
Liebe Grüße,
Uli

Theresa

473 posts
Sonntag, 3. Oktober 2021 - 19:21

Lieber Uli,

macht nichts, mich überfordern meine Fragen leider auch.

Schade, dass ich nicht Bibiologie oder Genetik oder Medizin studiert hab.............na ja, dann wär das Wissen dazu jetzt auch schon wieder veraltet............hm, aber ich hab bei Google zusätzlich zu Deinen Infos Folgendes gefunden:

https://www.universimed.com/ch/article/onkologie/tp-der-schluessel-im-kampf-gegen-krebs-2101684

da steht jedenfalls, dass man bzw. der Arzt bei der Chemotherapiewahl darauf achten muss, ob man zu jenen Menschen gehört, die eine Mutation im Gen hat, die das Tumorsupressorgen p53 erzeugt, also im TP53. 

Also ca 50 % der Krebserkrankten haben angeblich diese Mutation in der Histologie des herausoperierten Tumors. Es erscheint mir wichtig.

Liebe Grüße

Theresa