Theresa

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Mittwoch, 13. Oktober 2021 - 18:33

Hallo liebe Forenteilnehmer,

hat jemand Erfahrung, ob nach einer Resektion von Lebermetastasen immer eine Chemotherapie notwendig ist, wenn alles herausoperiert wurde? In meinem Bekanntenkreis steht jemand vor einer solchen Lebermetastasenresektion, noch klein, die von einem Kolonkarzinom nach einem Jahr Ruhe aufgetaucht ist. Ob weitere M in der Leber sind, wird sich zeigen, sagten die Ärzte, das ist noch nicht fix abgeklärt. Damals bei der Dickdarmkrebsoperation benötigte er keine Chemo. Alles schien herausoperiert. Jetzt Diagnose METACHRONE Lebermetastasen. Ein Schock. Wie viel Überlebenschancen?

Kann es bei der einen Metastase bleiben oder treten da immer mehr auf? Wir sind ganz geschockt, dachten doch, es wäre gut. Ich versuch zu verstehen, ob eine Chemo, die ja die Leber belastet bzw. angeblich hepatotoxisch sei, trotzdem besser ist als nichts tun bzw. nur weiter gesund leben. Die Ärzte sagten, er, 60, sonst sehr gsund, wird Chemo nach der OP sicherheitshalber brauchen. Er will aber nicht. Ich bin im Konflikt, kann nichts wirklich etwas raten, oder doch? Die Histo der Metastase wird abgewartet werden müssen, sagen die Ärzte. Ging es auch ohne Chemo nach der Resektion? Besteht diese Möglichkeit? Gibts was anderes als Chemo?

Bitte kann mir jemand sagen, gibt es dazu Erfahrungen?????

Danke - ich bin dankbar über jede Info.

Theresa

herirein

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Donnerstag, 14. Oktober 2021 - 09:50

Hallo Theresa,

da Metastasen nicht sofort sichtbar sind und ganz besonders Mikrometastasen mit bildgebenden Verfahren noch nicht erkannt werden können, wird von vielen Onkologen bereits nach der Primäroperation eine Chemo angeschlossen um evtl. vagabundierende, einzelne Tumorzellen zu erwischen bevor sie sich in anderen Organen (Leber und/oder Lunge) absiedeln.

Wird ein Jahr nach der Primäroperation in der Leber eine Metastase im Ultraschall, CT oder MRT entdeckt, muss davon ausgegangen werden, dass sich noch kleinste, noch nicht sichtbare Metastasen in der Leber sein können. In solchen Fällen wird von Onkologen eine nachfolgende (adjuvante) Chemotherapie vorgeschlagen.

Bei mir wurde nach meinem Rektumkarzinom von Beginn an sowohl eine vorbereitende (neoadjuvante) Radiochemotherapie durchgeführt um 8 Wochen danach die operative Entfernung des Tumors und seiner Umgebung - inkl. Schließmuskel - durchzuführen. Nach weiteren 3 Monaten erfolgten noch weitere 5 Zyklen Chemotherapie, die sicher eine spätere Metastasierung ausschließen sollte, obwohl die postoperative Pathologische Untersuchung keinerlei Verdacht darauf zuließ.

Ich selbst wurde über dieses Verfahren umfassend aufgeklärt einschließlich der Folgen, dauerhaft mit einem Stoma klar zu kommen. Ich bin seit gut 4 Jahren tumorfrei. Das Stoma hat mir nie so große Probleme bereitet, dass sich meine Lebensqualität wesentlich verschlechtert hätte.

Die Chemozyklen habe ich relativ gut weggesteckt, war etwas müde und abgeschlagen, was sich 3 Monate nach Abschluss der Therapie wieder vollständig gegeben hatte.

Bitte leite daraus kein allgemein gültiges Muster ab, da meine individuelle Entscheidung als Hauptbestandteil zu dieser Abfolge beigetragenn hat.

LG Heri

Theresa

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Donnerstag, 14. Oktober 2021 - 11:52

Lieber Heri

danke Dir für Deine vielen Infos.

Es ist sehr nachvollziehbar, was Du schreibst. 

Ich verstehe, bei Dir wurden vor und nach Entfernung des Rektumkarzinoms Radiochemo davor und 5.Zyklenchemo nach OP durchgeführt. Und Du hast es gut vertragen und bist seit vier Jahren tumorfrei. Stimmts, Du hattest demnach nie Lebermetastasen?

Wie Du schreibst, man kann kein allgemeines Muster daraus ableiten. Ich weiß.

Wie hat denn Deine Histologie des Tumorgewebes ausgeschaut? Waren da in der Histo Mutationen im Tumorgewebe beschrieben, weil sich ja angeblich danach auch die Chemowahl richtet?? 

Welche Chemotherapie hast Du denn bekommen? 

Ich freu mich für Dich lieber Heri - welch ein Glück !!!

Bitte schreib mir

Liebe Grüße

Theresa

herirein

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Donnerstag, 14. Oktober 2021 - 17:49

Hallo Theresa,

um mein Vorgehen etwas verständlicher zu machen, muss ich noch etwas zu meiner gesundheitlichen Vorgeschichte und zum Eingangsbefund erklären. - 2006 Entfernung der Prostata mit retropubischem Eingriff, 2009 Sigmaresektion nach wiederholte Divertikelentzündungen mit Penetrationen ins Bauchfell ebenfalls retropubisch.

Als Anfang 2017 schmerhafte und andauernde Stuhlentleerungen auftraten bin ich umgehend zum Proktologen, der in den Schließmuskel übergehende Veränderungen feststellte. - Das war letztlich ein Glücksfall, welches es relativ sicher machte, dass sich das Rektumkarzinom im Anfangsstadium befand. Je weiter oberhalb des Schließmuskels sich eine solche Veränderung im Mastdarm befindet, je größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tumor keine Schmerzen verursacht, bis es zum Darmverschluss und/oder massiven Blutungen kommt.

Nach der neoadjuvanten Radiochemo und der später folgenden Rektumamputation wurden im entnommenen Material inkl. der Lymphknoten keine Tumorzellen gefunden. Die adjuvante Chemotherapie hat der Onkologe veranlasst, weil er aus Erfahrung bei ursprünglich infiltriertem und sehr gut durchblutetem Schließmuskel die Möglichkeit sich ausbreitende Tumorzellen von dort nicht auszuschließen waren.
Ob die adjuvante Chemotherapie mit 5-FU eine Übertherapie war, ist Ansichtssache und wird möglicherweise bei den behandelnden Ärzten unterschiedlich bewertet.

Wie gesagt, das Behandlungsmuster wurde von mir vollumfänglich mitgetragen.
LG Her

Theresa

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Freitag, 15. Oktober 2021 - 18:01

Hallo lieber Heri

danke für Deine Erzählungen, es scheint gut gewesen zu sein, dass Du die Behandlung mitgetragen hast ! Hauptsache, es hat funktioniert - es ist schwer bei fraglichen unsichtbaren Mikrotumorzellen die richtige Wahl zu treffen ! Es ist ja so, dass man etwas Toxisches nicht so einfach einnimmt, aber wenn es sein muss und das Überleben erhöht, dann wird man es mittragen müssen.

Weißt Du zufällig leiber Heri, ob bei Dir im Krankenhaus aus irgendeinem körperlichem Tumormaterial in der Histologie bzw. im mikrobiologischen Befund (den man ja auch bekommt bzw. der normalerweise durchgeführt wird) ob in diesen Befunden Mutationen gefunden wurden. Es werden ja immer verschiedene Mutationen untersucht.  Oder sind bei Dir keine Mutationen gefunden worden? Bei mir wurden TP 53 Mutationen gefunden. Bin sehr verunsichert, denn ich werde wahrscheinlich auch eine Chemotherapie benötigen und möchte nichts falsch machen.

https://www.lisavienna.at/de/news/meduni-wien-spezielles-gen-im-tumor-beeinflusst-die-wirksamkeit-der-krebsbehandlung/

Was denkst Du über das Ergebnis von dieser Studie der Med Uni Wien Prof. Kandioler, es besagt ja, dass man viel mehr als bisher auf den mikrobiologischen Status schauen sollte, bevor man eine Chemo macht.....

Liebe Grüße

Theresa

herirein

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Freitag, 15. Oktober 2021 - 22:21

Liebe Theresa,

im Rahmen der histologischen Untersuchung des Prostatakarzinoms wurde bei mir bereits ein umfassender Onkochip erstellt, der unter anderem die p53 Expression ermittelt hat. Der hierbei gemessene Wert lag im unteren Normbereich. Auch bei der Histologie des Rektumkarzinoms wurde dieser Wert sicherheithalber erneut bestimmt, sodass jede Therapieeinschränkung durch Genmutationen verneint wurde.

Es gibt Labore, die spezielle onkologische Untersuchungen am Paraphinblock aber auch im Blut durchführen, die individuelle Aufschlüsse darüber geben ob ein bestimmtes Tumorsupressorgen sich auf eine vorgesehene Chemotherapie negativ auswirkt.

Inwieweit Kosten für solche Untersuchungen von GKV und PKV übernommen werden, sollte vor Beauftragung geklärt werden.
LG Heri

Theresa

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Samstag, 16. Oktober 2021 - 11:27

Lieber Heri

das ist sehr interessant und scheint wichtig zu sein, der Onko-Chip. Ich höre das erste Mal davon. Ich finde im Internet dazu, dass es sich angeblich um eine DNA-Chip-Technologie handelt, die speziell für die Chemotherapie entwickelt worden sei, wobei vor und nach Chemotherapie-Infusionen Zellaktivitäten geprüft würden. In dieser Internetliteratur Goldmann-Posch Überlebensbuch Brustkrebs, 4. Auflage, Schattauer Verlag 2009, da steht auf Seite 77ff auch, dass der Patient bereist vor der Operation Kontakt mit dem Pathologen aufnehmen solle und seinen Wunsch nach diesem Onko-Chip kundtun. Die Pathologen hätten laut diesem Buch sehr gutes Wissen über die Anwendung von Zellgiften, man solle das Gespräch mit ihnen suchen. Ob es heute wohl schon automatisch fundkioniert, dass ein Onko-Chip erstellt wird? Hast Du diesen Chip je gesehen bzw. wie kann man sich diesen Chip denn vorstellen?

Soll ich das Krankenhaus, wo ich operiert werde darauf ansprechen, dass sie aus dem Tumormaterial einen Onko-Chip erstellen sollen ? Wie läuft denn so etwas ab?

Liebe Grüße

Theresa

Theresa

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Samstag, 16. Oktober 2021 - 11:28

Lieber Heri

das ist sehr interessant und scheint wichtig zu sein, der Onko-Chip. Ich höre das erste Mal davon. Ich finde im Internet dazu, dass es sich angeblich um eine DNA-Chip-Technologie handelt, die speziell für die Chemotherapie entwickelt worden sei, wobei vor und nach Chemotherapie-Infusionen Zellaktivitäten geprüft würden. In dieser Internetliteratur Goldmann-Posch Überlebensbuch Brustkrebs, 4. Auflage, Schattauer Verlag 2009, da steht auf Seite 77ff auch, dass der Patient bereist vor der Operation Kontakt mit dem Pathologen aufnehmen solle und seinen Wunsch nach diesem Onko-Chip kundtun. Die Pathologen hätten laut diesem Buch sehr gutes Wissen über die Anwendung von Zellgiften, man solle das Gespräch mit ihnen suchen. Ob es heute wohl schon automatisch fundkioniert, dass ein Onko-Chip erstellt wird? Hast Du diesen Chip je gesehen bzw. wie kann man sich diesen Chip denn vorstellen?

Soll ich das Krankenhaus, wo ich operiert werde darauf ansprechen, dass sie aus dem Tumormaterial einen Onko-Chip erstellen sollen ? Wie läuft denn so etwas ab?

Liebe Grüße

Theresa

herirein

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Samstag, 16. Oktober 2021 - 13:35

Liebe Theresa,

2006 hat mir mein Operateur vorgeschlagen an einer großen Studie teilzunehmen und damit an der Entwicklung einer Datenbank mitzuwirken, die Onkogene erfasst, die zum damaligen Zeitpunkt als Tumorsupressorgene und Apoptose-Regulatorgene bekannt galten.

Die Untersuchung fand im Rahmen einer Studie am Institut für Onkologische Chemie der Uni Düsseldorf statt, um daraus bestimmte Muster zu erkennen, die im Zusammenhang mit HER-2, p53, bcl-2 und der Proliferation der DNA-Ploidie stehen.

Der Onkochip ist die Aufzählung auf mRNA Ebene gemessene Expressionsstärke resistenzrelevanter Gene. Dabei wird der jeweilige relative Rang in Prozent der gemessenen Expressionsstärke innerhalb der OncoDataBase angezeigt.

Dieses Thema weiter auszuführen ist zu wissenschaftlich und würde für den Leser keinen Benefit darstellen. Wesentlich erscheint mir, dass es Untersuchungsmethoden gibt, die chemische Wirkstoffe bei Tumorarten mit bestimmten Genmarkern als positiv oder auch negativ bewerten können und damit die Sinnhaftigkeit von Chemotherapeutika eingrenzen..

Viele Grüße
Heri

Theresa

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Samstag, 16. Oktober 2021 - 19:15

Lieber Heri

es beruhigt mich sehr, dass schon so lange daran geforscht wird und Datenbanken über Korrelationen zwischen Genetik (Tumorzellen, gesunde Zellen) und  Medikamenten vorliegen dürften - wenn ich das richtig verstanden habe.

Danke Dir sehr für die tollen Informationen. Es wird wichtig sein, dass ich dieses Thema mit den Ärzten besprechen kann, wenn der histologische und der mikrobilogische Befund vom Tumorgewebe vorliegen. Da hast Du mir schon sehr geholfen.

Danke Dir einstweilen sehr

Theresa

Theresa

473 posts
Montag, 25. Oktober 2021 - 18:27

Lieber Heri

Danke für Deine Kranken- bzw. Gesundungsgeschichte und die Hoffnungen, dass die Chemotherapie wirkt und auch erträglich ist. Bei mir ist es jetzt so, dass zuerst zwei Monate Chemotherapie gemacht wird, Beginn in einigen Wochen, dann die Operation der Lebermetastase und dann weitere Chemotherapie für mehrere Zyklen. Dies deshalb, weil ja wegen der metachronen Lebermetastase nach fast 2 Jahren nach der Dickdarmkrebsoperation anzunehmen ist, dass auch noch Mikrometastasen unterwegs sein könnten, die man derzeit im CT oder MRT noch nicht sieht. Der Onkologe sagte, dass es wichtig sei, die OP erst nach zwei Monaten Chemo zu machen um zu schauen, ob diese Chemo-Kombination wirkt. Wenn sich die Lebermetastase verkleinert, wirkt sie und wird auch nach der OP weitergegeben. Ansonst wird man auf Zweitlinientherapie umsteigen. Aber ich weine viel, weil ich mitten im Schock bin und Angst vor der Chemotherapie habe. Ich habe keine Angst vor der OP, denn das habe ich schon erlebt. Das ist gut gegangen. Aber vor dieser Chemo habe ich sehr große Angst vor den Nebenwirkungen, aber auch davor, dass sie nicht wirkt und in der Zwischenzeit die Metastase in der Leber wächst und wächst. Es ist sehr wichtig, gut gehende Chemotherpie-Ergebnisse zu lesen, damit man Hoffnung hat und besser durchhält. Die eine kleine Metastase in der Leber könnt man rausschneiden und fertig, aber der Onkologe sagt, dass es ohne der OP vorangehende und nachgeschaltete Chemotherapie nicht hinreichend sicher ist. Weißt Du zufällig, ob Mikrometastasen schlafen können und dann nicht von der Chemo erreich bar sind, wie nennt man das, wenn die Mikrometastasen keine MItose vollziehen? Denn dann sind sie ja von der Chemo nicht erreichbar, oder? Die Chemo wirkt ja nur auf aktive Zellen, stimmts? Und können die länger als 6-8 Monate schlummern bzw. inaktiv sein, also länger als die Chemotherapie dauert? Weißt Du darüber etwas lieber Heri?

Liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Montag, 25. Oktober 2021 - 20:02

Liebe Theresa,
ich hoffe, es ist dir recht, wenn ich eine Teilantwort versuche.
Es ist wohl so wie du sagst: angegriffene Krebszellen können in einen Schlummerzustand übergehen und so den Angriff via Chemo-Therapie überdauern. Es gibt leider keine 100%ige Garantie für den Erfolg einer Chemo-Therapie; damit muss man sich wohl abfinden.
Andererseits können diese schlummernden Zellen mit anderen Mitteln bekämpft werden. Das sieht aus wie ein Wettrüsten zwischen Krebs und Medizin. Mehr dazu hier:
Krebszellen im „Schlummerzustand“ bekämpfen (mta-dialog.de)
Man hört aber auch, dass der Erfolg von Chemo-Therapie gegen Mikrometastasen i.a. sehr gut sein soll!
Und sieh der Chemo nicht zu pessimistisch entgegen; ich habe sie - wie gesagt - kaum wahrgenommen.
Alles Gute,
Uli

herirein

341 posts
Montag, 25. Oktober 2021 - 21:43

Liebe Theresa,

Uli hat Dir schon einige Fakten aufgezählt, die für die Behandlung von Bedeutung sind. Dabei mußt Du Dir vor Augen führen, dass Mikrometastasen keine andere Struktur haben als die eine bereits bildlich bewiesene Metastase in der Leber. Wenn die sichtbare Metastase auf die Chemotherapie anspricht, sich verkleinert, ist die Chance sehr groß, dass evtl. vorhandene Mikrometastasen von der Chemo vollständig erfasst und eliminiert werden. Auf diesen Umstand solltest Du bauen!

Angst vor der Chemo: Da die verabfolgten Medikamente sowohl die Blutbildung als auch die Verdauung und das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen, ist es von großer Bedeutung diesem Fatigue-Syndrom durch leichte körperliche Aktivität und Vitaminzufuhr mit Frischgemüse entgegen zu wirken. Das wird bei der Chemo Deine Hauptaufgabe sein, Dich immer wieder aufzuraffen, auch wenn es Dir schwer fällt, eine gute Durchblutung des Körpers zu gewährleisten. Und bitte richtig verstehen "leichte" körperliche Aktivität"!

Bei meiner Adjuvanten Chemotherapie über 5 mal zwei Wochen 5-FU und danach eine Woche Pause, hatte ich nach dem 3. Zyklus ein messbares Tief, mit abgesenkten Thrombos, niedrigem Hb-Wert und unter 3000 abgesenkten Leucos. Mein Onkologe hat die tägliche Dosis dann etwas reduziert, aber weiterhin auf die leichte Belastung bestanden.

Du wirst das schaffen, weil es sich lohnt.
Alles Gute und herzliche Grüße
Heri

Theresa

473 posts
Dienstag, 26. Oktober 2021 - 12:53

Lieber Uli

ich danke Dir für die Informationen. Wenn man all das schon durchmacht, sollte es wenigstens wirken. Blöd ist halt nur, wenn es neoadjuvant (vor der OP) in der Erstlinientherapie nicht wirkt. Dann ist die Lebermetastasen in der Zwischenzeit gewachsen und die Zweitlinientherapie folgt statt der OP. Die Zweitlinientherpie ist laut Leitlinien S3 kolorektales Karzinom nicht so gut wie die Erstlinientherapie. Dann wirds schon eng mit der Zeit, weil die Metastase wächst. Und wann operiert man dann endlich?

Diese S3 Leitlinie kolokrektales Karzinom, Langversion, 2019, sagt aus, dass neoadjuvante Thrapie von primär resektablen Lebermetastasen nicht durchgeführt werden soll (S. 195ff) und es keinen Unterschied im 5-Jahresüberleben in den Studien gegeben habe im Vergleich mit oder ohne Chemotherapie überhaupt. Das ist wirklich sehr irritierend. Was meinst Du, warum sagen das die Leitlinien so?

Liebe Grüße

Theresa

Theresa

473 posts
Dienstag, 26. Oktober 2021 - 12:59

Lieber Heri,

dankeschön für Deine Antwort,

ich habe in der Zwischenzeit die S3 Leitlinien kolorektales Karzinom, Langversion, 2019, gelesen. Da steht: "Die neoadjuvante Therapie von primär resektablen Lebermetastasen sollte nicht durchgeführt werden". Das steht unter Punkt  9.7.1.6 Seite 195. Dann wird die EORTC STudie beschrieben, die keinen Überlebensvorteil vorhersagt, wenn man eine Chemotherapie vor der Operation der Lebermetastasen macht, beschrieben. Ich bin jetzt wirklich überfordert. Meine Angst ist, dass die Chemotherapie nicht wirken könnte, weil ich ja das TP-53 Gen im Kolon-Resektat mutiert habe und dadurch die Ansprechbarkeit von Chemotherapie sehr in Frage steht (vgl. Artikel von Prof. Kandioler). Wenn die Chemo nicht wirkt, wachst die Metastase weiter und wird immer schwieriger zu operierern. Dann will man halt die Zweitlinientherapie versuchen mit anderen Medikamten, aber wieso sollten diese wirken, ist nicht sicher. Also im schlimmsten Fall steh ich da mit den Nachteilen der Chemo und den Nachteilen der gewachsenen Metastase, die nicht mehr operabel sind. Das ist halt alles in der Risikoabwägung für mich mitzubedenken. Ich frage mich, weshalb in den Leitlinien steht, dass neoadjuvante Therapie nicht durchgeführt werden soll, das sind doch die Leitlinien!!!!!!! Warum sagen diese sowas? Das macht so unsicher.

Liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Dienstag, 26. Oktober 2021 - 13:37

Liebe Theresa,
du fragst "Was meinst Du, warum sagen das die Leitlinien so?".

Die Antwort kommt weiter unten im Abschnitt "Hintergrund" in dem Papier. Das ist reine Statistik; man hat gefunden:
"Das Ziel, durch eine perioperative Chemotherapie eine PFS-Verlängerung mit einer Hazard Ratio von ≤0.71 zu erreichen, wurde bei den randomisierten Patienten knapp verfehlt (HR 0.79; 95% CI,".

Das Hazard Ratio von 0.79 bei einem Confidence Level von 95% war den Verfassern der Leitlinie offenbar nicht hinreichend signifikant, um eine Verbesserung abzuleiten. Darum wird die Chemo nicht empfohlen in diesem Fall.
Eine HR von 0.79 bedeutet m.W. eigentlich eine um 21% erhöhte Abheilungschance gegenüber der Kontrollgruppe ohne Chemo. Offenbar ist man erst ab 29% (HR 0.71) von einem signifikanten Heilungserfolg überzeugt.
Aber die Interpretation von Statistiken ist oft schwierig.

Jedenfalls kamen nach meinem Verständnis diese statistischen Untersuchungen auf keinen Fall zu dem Ergebnis, dass eine neo-adjuvante Chemo-Therapie die Chancen verschlechtert sondern eher zu dem Ergebnis einer leichten (evtl insignifikanten?) Verbesserung. Wahrscheinlich weiß dein Arzt, was er tut und kann die Abweichung des geplanten Vorgehens von der Leitlinie begründen. Du wirst das sicher eh ansprechen.

Liebe Grüße,
Uli
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Nachtrag: zum Verständnis des "Hazard Ratio" siehe z.B.
Hazard Ratio - Altmeyers Enzyklopädie - Fachbereich Dermatologie

Theresa

473 posts
Dienstag, 26. Oktober 2021 - 19:28

Hallo lieber Uli

diese EORTC-40983 Studie in den Leitlinien Langversion des kolorektalen Karzinoms besagt, dass perioperative Chemotherapie keinen Überlebensvorteil bringt. Das steht da ganz genau so da! Das ist das Ergebnis der Studie im Follow Up 2013. Deshalb sagt die Leitlinie, dass aufgrund der Studie bei operierbaren Lebermetastasen ohne Chemo operiert werden soll, soweit ich das für mich richtig interpretiere. Muss bitte jeder selber lesen und interpretieren, damit sich beim Interpretieren kein Fehler einschleicht.

Aber ich werde das in meine Entscheidung einfließen lassen.

Damals bei dieser alten Studie ca 2000-2007 wurde die Mutation im TP-53er Gen auch noch nicht berücksichtigt. 

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20160414_OTS0137/spezielles-gen-im-tumor-beeinflusst-die-wirksamkeit-der-krebsbehandlung

Angeblich kann sich eine Mutation bei p-53 Gen Mutation (wie sie in 50 % der Tumoren gefunden wird) durch Chemotherapie auch schlecht auswirken. Schlimme Vorstellung.

Also mich wundert, dass es keine neueren Studien dazu gibt mit dem Design von perioperativer Chemo, nur postoperativer Chemo und keiner Chemo (nur OP) und Berücksichtigung des TP-53 Status.

Diese EORTC-40983 Studie, die in den Leitlinien des kolorektalen Karzinoms angeführt ist, ist doch schon alt. Neue Studie gibts angeblich nicht, sonst stünden sie ja in den 2019er Leitlinien. Man müsste ja auch zwischen verschiedenen Chemotherapeutika unterscheiden und zwischen Persone mit verschiedenen Mutationsstatus. Die Krebsforschung ist doch eine ganz ganz Wichtige !!!! Da müssten doch solche Studien vorliegen!!! Mit 15 Jahre alten Studien müssen die Ärzte und Patienten in den Leitlinien auskommen? ! 

Mein Arzt wird mit mir gemeinsam nochmals alles durchdenken und mit mir reden, das hoffe ich sehr. Ich werde alles ansprechen. Letztendes muss ich mich auf mein eigenes Hirn verlassen und auf mein eigenes Bauchgefühl. Letztendes muss ich selber ganz alleine die Verantwortung tragen und ich werde nie wissen, was wäre gewesen, hätte ich damals......... Ich weiß ja nicht, wie gerade mein Körper auf was reagieren wird. 

So oder so, die Überlebenswahrscheinlichkeit mit oder ohne Chemo bei resektablen kleinen Kolon-Lebermetastaden scheint nicht viel um zu sein oder fast gleich (51% zu 48%), folgt man den Leitlinien. Hm. Was soll ich da noch dazu sagen....................

Eigentlich hatte ich vor, ewig zu lebensmileyund ich werds trotzdem probieren!!!

Liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Dienstag, 26. Oktober 2021 - 21:45

Liebe Theresa,

>> Diese EORTC-40983 Studie, die in den Leitlinien des kolorektalen Karzinoms angeführt ist, ist doch schon alt.
>> Neue Studie gibts angeblich nicht, sonst stünden sie ja in den 2019er Leitlinien.

Das in den Leitlinien aufgeführte Review ist immerhin von 2014:
Neoadjuvant chemotherapy for resectable colorectal liver metastases: What is the evidence? Results of a systematic review of comparative studies - ScienceDirect

Eigentlich kommen sie zu dem Schluss, dass die Lage unklar ist und weitere Forschungen nötig sind:
"The role of preoperative chemotherapy for resectable colorectal liver metastases is still highly controversial.
...
Additional high-quality studies (randomized) are needed to shed light on this topic."


Das Grundproblem ist wohl, dass der Metastasierungsprozess noch nicht gut genug verstanden ist und man deshalb auf diese aufwändigen empirischen Untersuchungen in Form von Statistiken angewiesen ist. Und es ist immer aufwändig, eine aussagekräftige statistische Untersuchung zustande zu bekommen.

>> Eigentlich hatte ich vor, ewig zu lebensmileyund ich werds trotzdem probieren!!!

Genau - wir haben hier doch einige Teilnehmer, die wesentlich schlechteren Prognosen getrotzt haben!
Schau, dass du deine positive Grundeinstellung nicht verlierst.
Ich bin in Gedanken bei dir.

Liebe Grüße,
Uli

Theresa

473 posts
Mittwoch, 27. Oktober 2021 - 13:58

Danke lieber Uli,

für Deine vielen Links, die ich sehr aufmerksam lese und die mir in der Entscheidungsfindung helfen. 

DAnke Dir auch sehr dafür, dass Du im Gedanken bei mir bist, das freut mich sehr!!!!

Liebe Grüße

Theresa