346 posts
Dienstag, 16. November 2021 - 14:39

September 2018. Seit etwa einen Monat nahm ich ein Medikament ( Escitalopram) gegen eine schwere Angststörung die ich nach einer heftigen Bronchitis März 2018 bekam. Das Medikament rettete mir das Leben. Ich hatte nur noch das Gefühl, oder die Angst, als wenn ich bald grausam und qualvoll an einer schweren Krankheit zugrunde gehe. Ich machte mir auf dem PC die Notiz "Krebs wikipedia", um mal bei Gelegenheit etwas darüber zu lesen. Keine 2 Monate später landete ich mit Darmverschluß im Krankenhaus und bekam dann die Diagnose "fortgeschrittener Darmkrebs"

Den Serotonin-Wiederaufnahmehemmer nehme ich bis heute täglich in der Höchstdosis. Und jetzt stellt sich vielleicht heraus,dass dieses Medikament eventuell auch etwas dazu beigetragen hat, dass ich keine vergrößerten Lymphknoten mehr habe. Was ein Serotonin-Wiederaufnahmehemmer vielleicht bewirken könnte. Wirklich sehr interessant der Artikel. 🤓

https://www.infranken.de/ratgeber/gesundheit/koennen-antidepressiva-krebs-bekaempfen-neue-erkenntnisse-zum-tumorwachstum-art-5306020

Viele Grüße

Olli

Uli_29

223 posts
Dienstag, 16. November 2021 - 16:36

Hi Olli,
ja, das passt, bei den Anti-Depressiva geht es ja um Serotonin-Hemmer,
und Serotonin scheint die Entwicklung von Krebs zu begünstigen.
Siehe z.B.:
Serotonin and human cancer: A critical view (sciencedirectassets.com)
Auszug aus abstract auf deutsch:
"Neben seinen klassischen Funktionen als Neurotransmitter im Zentralnervensystem, 
als lokaler Mediator im Gastrointestinaltrakt und als gefäßaktiver Wirkstoff im Blut 
hat sich Serotonin in jüngerer Zeit als Wachstumsfaktor für menschliche Tumorzellen 
unterschiedlicher Herkunft (Karzinome, Gliome und Karzinoide) herauskristallisiert. 
Es liegen auch mehrere Daten über die Beteiligung von Serotonin an der Migration von 
Krebszellen, der Metastasenverbreitung und der Tumorangiogenese vor. ... Resultate
mehrerer Untersuchungen machten deutlich, dass der Serotonin-Spiegel in Tumoren
eine entscheidende Rolle beim Fortschreiten von Krebs spielt. ..."
oder auch in populärer Literatur:
Leber: Serotonin fördert erneutes Tumorwachstum - Krebs - derStandard.at › Gesundheit
etc..

Gruß,
Uli
---
P.S. ich hatte das erst komplett falsch verstanden: Beitrag überarbeitet. Sorry.

346 posts
Dienstag, 16. November 2021 - 21:59

Hallo Uli,

vielen Dank für Deine Ergänzung. Ich finde es krass, wie das so alles miteinander zusammen hängt.🙂

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) erhöhen den Serotoninspiegel im Gehirn und verringern damit gleichzeitig das Serotonin in den Blutplättchen. Da Antidepressiva das Serotonin in den Blutplättchen senkt, können Tumore den Botenstoff nicht mehr für ihre Tarnung nutzen. 🙂

Viele Grüße,

Olli

Uli_29

223 posts
Mittwoch, 17. November 2021 - 09:53

Hi Olli,

wusstest du, dass du mit der SSRI-Einnahme offenbar sogar einer Demenz vorbeugst?wink
Antidepressiva: Ungeahnte Effekte der Therapie (aerzteblatt.de)

Wenn da nur nicht die sehr ernsten Nebenwirkungen wären (lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom, Leberschäden etc.).
Ich lass mal lieber die Finger davon und vertraue auf meinen täglichen Kaffee-Konsum.

Gruß,
Uli

Theresa

469 posts
Mittwoch, 17. November 2021 - 11:31

Hi Uli, hi Olli

das ist sehr interessant, was Ihr schreibt!

Hab ichs richtig verstanden: Tumore verwenden körpereigenes Serotonin zur Tarnung. Das heißt, der Tumor okkupiert das Serotonin und es steht dann nicht mehr mir in seiner Funktion zur Verfügung. Das Medikament fügt von außen Serotonin zu und das Serotonin im Körper wird nicht mehr so gebraucht und im Körper selbst erzeugt. Die Feedbackschleife führt dazu, dass mein körpereigenes Serotonin weniger produziert wird und durch das Medikament ersetzt wird. Der Nebeneffekt ist, dass dem Tumor das körpereigene Serotonin fehlt und er weniger Tarnungsmöglichkeiten hat. Hab ich dies richtig so verstanden?

Beim Lesen der ARtikel stieß ich darauf, dass auch Antibiotika Krebs begünstigen können.

Dazu hätte ich die Frage, ob meine Schlussfolgerung daraus richtig sein kann: Vor 2 Jahren Sigmakarzinom herausoperiert, T3, sonst alles Null. Keine Chemo. Nach einem Jahr hatte ich Darmentzündung, die immer heftiger und mit stärker werdenden Symptomen wurde, monatelang. Ich erhielt deshalb im Sommer zwei starke Breitbandantibiotika (darf ja glaub ich nicht die Namen schreiben) für eine Woche. Enddarmentzündung war innerhalb einiger Tage durch die Antibiotika vorbei!!! Da war ich so so so froh. Aber der Tumormarker CEA begann eine Woche danach anzusteigen! Das war so, als ob das ein Zusammenhang sei. Und einige Monate später war dann die Lebermetastase sichtbar am MRT. Ich hatte durch diese Wahrnehmung die Hypothese zu überlegen, ob ein Zusammenhang zwischen Antibiotika und Tumormarkeranstieg bestehen könnte .............ich denke letztendes dass die Metastase schon vorher da war, bevor ich die Antibiotika eingenommen wurden. Also ich dachte die Metastase in der Leber wird vorher da gewesen sein, bevor sie CEA abgab. Das ist wahrscheinlicher, oder? 

Habt Ihr dazu Überlegungen? Wie seht Ihr das? Weil in Zukunft weiß ich zwar nicht, wie ich eine Enddarmentzündung bekämpfen soll, denn vor Antibiotika hab ich jetzt noch mehr Respekt als vorher (jetzt hab ich eher schon bisserl Angst davor).

Liebe Grüße

Theresa

346 posts
Mittwoch, 17. November 2021 - 15:17

Hallo Ulli,

das habe ich auch noch nicht gewusst.😮 Aber die Studie sagt auch noch nicht so viel. Vielleicht kehrt sich das auch wieder um, wenn man die SSRI länger als 10 Jahre nimmt und löst dann eine Demenz im Alter erst aus.🤔
Ja, wenn man jetzt nicht krank ist, sollte man denke ich auch keine dieser Antidepressiva nehmen.Habe schon gelesen, dass manche gesund waren und sich einfach nur noch besser fühlen wollten. Das war dann ein Eigentor. Die haben sich nicht besser gefühlt, sondern nur noch schlecht. Kaffee dagegen ist immer gut☕️🤠

Viele Grüße

Olli

346 posts
Mittwoch, 17. November 2021 - 15:26

Hallo Theresa,

du hast es fast verstanden. Also das Medikament Antidepressiva führt nicht von außen Serotonin zu, sondern es blockiert die Serotonintransporter im Gehirn.
Wenn die Serotonintransporter blockiert sind bleibt das Serotonin in der Zelle und die Serotoninwirkung hält dauerhaft an. Also ich glaube so in etwa ist das richtig.😏

Also zu Antibiotika und Krebs.
Hatte mal einen Artikel gelesen🤓, wo die festgestellt haben, dass die Immuntherapie nach einer Behandlung mit Antibiotika überhaupt keine Wirkung mehr auf die Tumore gezeigt haben und alles gewachsen ist. Das hängt damit zusammen, weil so ein Antibiotikum nicht nur schlechte Bakterien platt macht, sondern auch die guten im Darm abtötet. Die gesamte Darmflora muss sich nach einer längeren Behandlung wieder neu aufbauen. Das Immunsystem hängt mit dem Darm direkt zusammen. Ohne eine gute Darmflora funktioniert es nicht richtig und so werden dann kaum noch Krebszellen durch das Immunsystem abgetötet, was dann bestimmt auch den Tumormarker steigen lässt.Vielleicht war das bei dir auch so. 🤔

Viele Grüße

Olli

Theresa

469 posts
Donnerstag, 18. November 2021 - 23:00

Hallo Olli,

aha, das mit dem Serotonin versteh ich fast. Aber bin eh nicht depressiv, wenngleich kann ich reaktiv sehr verzweifelt sein. Derzeit gehts aber, nachdem die metachrone kleine Lebermetastase seit kurzem herausoperiert ist, gerade noch vor dem Lockdown geschafft. Das war sehr knapp. 

Aber nun zu den Antibiotika - sehr interessant was Du schreibst:

Bin ich richtig, dass Immuntherapie bedeutet, dass das Immunsystem auf bestimmte Krebszellen zielgerichtet ausgerichtet wird, die bestimmte Mutationen aufweisen. Ist doch das mit targed therapy, oder? Das bedeutet also, man braucht ein funktionierendes Immunsystem.

Es kann also wirklich so sein, wie ich es wahrgenommen habe, dass nach dieser Wucht von zwei Breitbandantibiotika dann plötzlich also ca 14 Tage nach Einnahme der ersten Antibiotikatablette der CEA Tumormarker stieg und die Metastase in der Leber so richtig zu wachsen begann. Wenn das wirklich stimmt, dann weckt zumindest eines der beiden oder beide Antibiotika die ruhenden Krebszellen bzw. gibt ihnen einen Impuls bzw. Wachstumsschub bzw. bringt das Kampfgleichgewicht Immunsystem gegen Tumorzellen ins Kippen. So stell ich mir das vor.

Hast Du noch eine Anhnung, wo dieser Artikel ist, in dem Du das gelesen hast?

Aber lieber Olli, wie soll das denn dann mit der Chemotherapie funktionieren, wenn dabei das eigene Immunsystem so sehr heruntergefahren wird, weil die Chemo auch die Immunzellen schädigt und in den Zelltod führt. Wenn ich lese, dass man dann eine deutliche Abnahme der Leukozyten haben kann, schreck ich mich. Wie funktioniert das dann? Wie funktioniert das vor allem bei den schlafenden bzw. ruhenden Krebszellen, wenn Chemo nur die sich gerade teilenden Krebszellen angreifen kann?

Es tut mir leid, wenn ich immer von einem zum anderem komm, ich würde das alles so gerne besser verstehen, hab so viele offene Fragen.

Zum Beispiel das mit den Antibiotika kann ich wirklich in Zukunft meiden, wenn ich doch auch gelesen habe, dass Antibiotika auch cytotoxisch wirken. Sie killen ja die Bakterien, indem sie deren DNA zerstören und zwar durch Gyrasehemmung. Das Zusammendrillen der DNA oder RNA funktioniert dann nicht mehr und die Bakterien sterben. Ich las auch, dass diese Gyrasehemmer in den Antibiotika nicht 100%ig zwischen Bakterien-DNA und Menschen-DNA unterscheiden können und dann wirken sie eben a bisserl zytotoxisch auf unsere Zellen. Wenn das stimmt, muss ich auch Chemo meiden, weil dann würde das erst recht furchtbar in meinem Körper wirken.

Vielleicht denke ich aber auch falsch. Springen Dir Denkfehler ins Auge? Was meinst Du dazu? Ärzte kann ich nicht fragen, hab ich probiert, hören nicht zu, wechseln Thema.

Liebe Grüße

Theresa

346 posts
Freitag, 19. November 2021 - 12:58

Hallo Theresa,

so deine Fragen.🤓
Zitat:  Ist doch das mit targed therapy, oder?

 targeted therapy Gezielte Krebstherapie. Ja, kann sein. Ich kenne das Nivolumab aber nur unter der Bezeichnung "Krebsimmuntherapie"
Noch zielgerichteter ist es, wenn man dem Körper T-Killerzellen entnimmt. Diese im Labor vermehrt und modifiziert, anschließend wieder zurück in den Körper spritzt. Die CAR-T-Zell-Therapie.  Kann auch unheimlich wirksam sein. Wobei die wieder als Gentherapie bezeichnet wird. Studien über die Wirksamkeit bei Darmkrebs laufen da auch gerade.

Zitat: Hast Du noch eine Anhnung, wo dieser Artikel ist, in dem Du das gelesen hast?

Klar, gibt davon mehrere Quellen.

https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2018/fk18-antibiotika-und-checkpoint-hemmer-bei-krebs.php

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/10-10-2019/kein-antibiotikum-vor-checkpoint-inhibitor-therapie

https://www.gelbe-liste.de/onkologie/immuntherapie-antibiotika-senken-ueberlebensraten

Zitat:
Aber lieber Olli, wie soll das denn dann mit der Chemotherapie funktionieren, wenn dabei das eigene Immunsystem so sehr heruntergefahren wird,weil die Chemo auch die Immunzellen schädigt und in den Zelltod führt.

Wir wissen ja, dass das Immunsystem im Normalfall alleine den Krebs nicht stoppen kann. Die Chemotherapie kann so wirksam gegen die Krebszellen sein, dass das Immunsystem, ob nun stark, oder geschwächt keine Rolle spielt. Es sei denn, man macht zu der Chemo auch noch eine Immuntherapie.
Aber die Versuche stehen da auch noch am Anfang, ob und wo das Vorteile bringen kann.

Zitat: Wie funktioniert das vor allem bei den schlafenden bzw. ruhenden Krebszellen,
wenn Chemo nur die sich gerade teilenden Krebszellen angreifen kann?

Tja liebe Theresa. Deswegen kann es eben sein, dass der Krebs an einer anderen Stelle auch nach vielen Jahren wieder zurück kommen kann.🥺   😿

Antibiotika kann Leben retten. Manchmal muss man das schon nehmen. Weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt mal ein brauchte.Das war aber auch nicht so ein starkes gewesen. So eine Atombombe für die Darmflora hatte ich nur mal als Kind gehabt,wo ich eine Lungenentzündung hatte.

Wie das bei dir mit der Chemo ist, weiß ich nicht. Es gibt auch viele, die machen die 6 Monate nicht ganz. Kenne einen Mann, der hatte wegen den Nebenwirkungen nach 3, oder 4 Monaten abgebrochen.Das kann aber auch schon ausreichend sein. Seit 5 Jahren hat er auch nichts mehr.
 Ich glaube ich hatte da sogar mal was drüber gelesen.
Das die Menschen, die Chemo vorzeitig abbrechen im Durchschnitt gar nicht so viel schlechter dastehen, als die mit der vollen Dröhnung.
 
https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2021/06/01/abbruch-der-chemotherapie-darmkrebs/

Liebe Grüße

Olli

Uli_29

223 posts
Freitag, 19. November 2021 - 15:18

Lieber Olli,

>> Antibiotika kann Leben retten. Manchmal muss man das schon nehmen. Weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt mal ein brauchte.Das war aber auch nicht so ein starkes gewesen. So eine Atombombe für die Darmflora hatte ich nur mal als Kind gehabt,wo ich eine Lungenentzündung hatte.
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Bist du sicher? Meines Wissens werden bei Darmoperationen massiv Antibiotika verabreicht, um eine Entzündung des Bauchraums zu verhindern. Bei meinen beiden OPs war das ganz sicher so (an die zahllosen Flaschen, die da am Tropf über mir hingen, kann ich mich noch zu gut erinnern; ich war diese Dinger so leid). Man braucht dann auch ein paar Tage, um - ggf. mit Unterstützung von Medikamenten - die Darmflora wieder aufzubauen.

Gruß,
Uli

346 posts
Freitag, 19. November 2021 - 15:44

Lieber Ulli,

das kann ich Dir gar nicht mehr so sagen. Ich weiß es nicht mehr, aber kann ja sein. 🤔 Kann mich aber noch gut dran erinnern, dass die mir im Krankenhaus statt Escitalopram das Citalopram gegeben haben. Darüber war ich echt wütend gewesen.😡 Das Citalopram ist ganz anders aufgebaut. Man kann da ganz andere Wirkungen und Nebenwirkungen bekommen.Hatte zum Glück meine eigenen Escitalopram mitgenommen.

Schönes Wochenende

Olli

Uli_29

223 posts
Freitag, 19. November 2021 - 17:02


Danke, Olli - ich wünsche dir und allen anderen hier auch ein schönes Wochenende.
 

Theresa

469 posts
Freitag, 19. November 2021 - 18:19

Hallo lieber Ulli smileyund lieber Ollismiley

so viele tolle Infos! Dankeschön!

Die Antibiotika werden glaub ich zur OP verwendet als Prävention - also bei steht das 2 x im Operationsbericht, den ich mir geben habe lassen.

Interessant, wie stark die Antibiotika sind, dass sie sogar die Immuntherapie stören könne.

Die Info zu CAR-T-ZELL Therapie ist sehr interessant, dürft aber derzeit erst bei Blutkrebs und Lymphdrüsenkrebs wirken, hab ich gelesen. Die Funktionsweise ist faszinierend!

Ja zu meiner eigenen Entscheidung derzeit gegen eine Chemotherapie: Die S3-Leitlinien Langform Kolonkarzinom S. 195-197 sagen, dass nach Lebermetastasenresektion keine Chemotherapie erfolgen sollte. Mein Arzt spräche sich im Gegenteil dafür aus. Er sagte: "Sicherheitshalber, damit wir die potentiell vorhandenen bzw. schlafenden Krebszellen erwischen". Das ist für mich unlogisch, weil wenn sie tatsächlich schlafen, erwisch ich sie eh nicht mit der Chemo, dann fängts halt später mal wieder wo an. Keiner weiß es. Und da folge ich lieber den S3-Leitlinien. Und diesbezüglich gibt es mein Arzt zu, dass die Datenlage es nicht hergibt, dass Chemo nach der Lebermetastasen-OP besser wär als keine Chemo. Gott sei Dank!!!! So ist mirs viel lieber! Auch wenn ich so oder so furchtbare Angst hab............da müssma durch. 

Liebe Grüße

Theresa

smiley