Theresa

472 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2021 - 14:54

Liebe Forumsteilnehmer,

ich habe folgende verunsichernde Studie im Internet gelesen und da steht, dass bestimmte Cortisonpräparate  Metastasenbildung begünstigen können. Bei Colitis Ulcerosa bekommt man auch manchmal Cortison. Und bei Darmkrebs wäre neben 5 FU auch Cisplatin in Frage gekommen. Das verunsichert MICH jetzt aber schon sehr:

https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/krebs/studie-aus-ohio-krebs-wie-chemotherapie-metastasen-beguenstigen-kann_id_24394800.html

Da steht in diesem Artikel von focus.de online (ich kann es nicht prüfen, ob es stimmt!!!), aber es wird hier jedenfalls behauptet, ich zitiere:

"Wie stark ein Tumor streut, hängt dabei primär vom Krebstyp und der Reaktion des Immunsystems ab. Aber auch Faktoren wie Stress, die Ernährung, bestimmte Cortisonpräparate oder sogar manche Chemotherapeutika können die Metastasenbildung begünstigen. Wirkstoffe wie Parixatel können dabei die Loslösung von Krebszellen aus dem Tumor fördern. Andere, wie Cisplatin oder Cyclophosphamid, erleichtern es den gestreuten Krebszellen, sich im Gewebe anzusiedeln, wie Studien belegen."

Wenn das so ist und man das weiß, wieso sind diese Präparate noch im Einsatz? Sind sie überhaupt noch im Einsatz? 

Wieso weiß man das  erst jetzt nach vielen Jahren Krebsforschung - ich dachte, die Präparate sind längst ausgetestet, bevor sie in die Anwendung an Patienten kommen? 

Irgendwas versteh ich daran schon wieder mal nicht ganz. Versteht ihr das?

Liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Donnerstag, 16. Dezember 2021 - 16:48

Liebe Theresa,
nach meinem Verständnis sind sehr viele Präparate und Verfahren, die in der Krebstherapie eingesetzt werden, zweischneidiger Natur. Es ist sehr oft ein Abwägen, ob unter dem Strich der erwartete Nutzen größer als der zu erwartende Schaden ist. Wenn man Pech hat, dann schadet man sich mit der Therapie - darum ja auch dein Verzicht auf die Chemo, wo die Abwägung "Nutzen gegen Schaden" nicht überzeugen konnte. Wie wir neulich diskutiert haben, beginnt das ja teils schon bei der Diagnose (Strahlenbelastung beim Screening etc).

Zur Originalliteratur, Middleton und Co haben offenbar eine ganze Serie von Publikationen zu diesem Thema herausgebracht, auf die sich der Focus-Artikel da bezieht,

z.B. zum Stress-Faktor
IJMS | Free Full-Text | Stress-Inducible Gene Atf3 Dictates a Dichotomous Macrophage Activity in Chemotherapy-Enhanced Lung Colonization (mdpi.com)

zu den Cyclophosphamiden
IJMS | Free Full-Text | Chemotherapy-Induced Changes in the Lung Microenvironment: The Role of MMP-2 in Facilitating Intravascular Arrest of Breast Cancer Cells (mdpi.com)
 

Mehr habe ich nicht recherchiert; ich schätzte, dass sich die anderen Aussagen ebenfalls belegen lassen.
Es scheint zu stimmen, was der Focus da behauptet.
Fazit: wie wir es auch machen, es ist eh falsch. sad

Liebe Grüße,
Uli

Theresa

472 posts
Freitag, 17. Dezember 2021 - 17:05

Lieber Uli -so super Links, ich habs ausgedruckt und werde es sorgfältig lesen.

Danke, dass Du das Thema so klar sortieren und formulieren kannst.

Ja, es ist dieses Abwägen "Nutzen gegen Schaden", wie Du schreibst wichtig. Das gilt für Chemotherapeutika, Antibiotika und viele chemische Substanzen und Behandlungsformen.

Meine Erkenntnis zum Schutz der Gesundheit in Bezut auf Antibiotika: Also für die Zukunft würde ich, sollte ich wieder Antibiotika benötigen, nie wieder Breitbandantibiotika nehmen. Ich würde in Zukunft entweder so lange meinen Arzt darum bitten, dass er vorher ein Antibiogramm anordnet, er dazu Stuhl ins Labor sendet oder ich suche mir selber ein Labor und bring das als Privatperson dort hin. Ich kann ja heutzutage auch direkt im Labor Blutabnehmen gehen und Tumormarker messen, auch ohne Arztüberweisung. Mache ich ja seit zwei Jahren so.

Dann können gezielt Antibiotika gefunden werden und ich kann den Rest an gesunden Bakterien im Darm schonen. Das als Schutz vor Rückfällen, denn Antibiotika sollte man nicht verharmlosen. Ich hoffe, ich find so ein Labor. Also eigentlich müsste der Arzt doch so sorgfältig arbeiten und Antibiose IMMER anordnen, bevor er Antibiotika gibt, außer vielleicht im Notfall. Aber ich hatte die Enddarmentzündung monatelang, da hätte ich auch noch 1 Woche warten können. Ich hab das noch nie erlebt, dass ein Arzt eine Antibiose anordnet. Also muss ich selber aktiv werden. Warum? Ja deshalb, weil ich einen Zusammenhang zwischen dem Beginn des Metastansenwachstums und der vorangehenden Antibiotikabehandlung mit Fluorchinolonen (2 Breitbandantibiotika) SEHE und demnach nicht ausschließen kann. Das hat sicher meine gesamte Darmflora und damit Immunabwehr verringert und dadurch möglicherweise die schlafende Metastase aktiviert. Aber das werde ich nie wissen. Aber die Hypothese dieses Zusammenhangs kann ich trotzdem nicht zurückweisen. Es wäre plausibel. Ich werde sicherheitshalber nie mehr Breitbandantibiotika nehmen - nicht vor Antibiose-Laboruntersuchung und nur im Notfall !!!!! Ich werde einen Weg finden, eine Antibiose zu bekommen, damit gezielt die konkreten Baktierien behandelt werden können und nicht alle gesunden auch gleich mit getötet werden. 

Ich habe gelesen, dass im Labor ganz genau gesehen wird, wekcge Antibiotika gegen die Bakterien, die man hingebracht hat, wirken. Ja und genau das wäre dann das Medikament. Man muss nicht breitbandmäßig alles im Darm töten und damit die Immunabwehr herabsenken!!!! Bin schon ein bisserl sauer auf mich, dass ich so gutgläubig das geschluckt hab. 

Ich schreibs, weil ich hab jetzt als Laie ein halbes Jahr Nachdenken für diese Erkenntnis gebraucht crying und vielleicht hilfts anderen auch zum Nachdenken.

Ich glaub, diese Überlegung mit der Vorsicht bei Antibiotika kann nicht falsch sein, was meinst lieber Uli. 

Alles Liebe Theresa

Uli_29

223 posts
Samstag, 18. Dezember 2021 - 12:27

Liebe Theresa,
ich weiß, dass ich nichts weiß - von "Antibiose" hatte ich überhaupt noch nie gehört, aber ein verantwortungsvollerer Einsatz von Antibiotika ist sicher sinnvoll, ganz unabhängig von unserer speziellen Erkrankung:
Infektiologie: Dubiose „Antibiose“ (aerzteblatt.de)

Auch über "schlafende Metastasen" weiß ich herzlich wenig. Das sind Ableger des primären Tumors, die ihr entferntes Ziel schon erreicht haben, aber noch nicht aktiv sind? Das wären unerkannte, tickende Zeitbomben, die eines Tages hochgehen - na leiwand, was für eine sch... Krankheit wir da haben. Ich bin gar nicht sicher, ob ich das alles so genau wissen will. sad

Der Standard hatte sich mal damit befasst:
"Schlafende Metastasen" - Krebs - derStandard.at › Gesundheit

Liebe Grüße,
Uli

Theresa

472 posts
Samstag, 18. Dezember 2021 - 13:44

Lieber Uli,

nicht verzweifeln ! Je mehr wir wissen, desto bessere Entscheidungen können wir wahrscheinlich treffen.  

Sorry, ich habe den Begriff ANTIBIOSE glaub ich nicht ganz richtig verwendet. Eigentlich habe ich ANTIBIOGRAMM gemeint. Also im Labor wird vor Antibiotikatherapie ein Antibiogramm angefertigt, so war das vor 35 Jahren, sagte meine Freundin. Dabei wird Blut oder Urin oder Stuhl samt seinen Bakterien mit verschiedenen Antibiotika im einer Agar Schale in Kontakt gebracht und in einen Brüter gestellt. Entweder ist dann das Antibiotikum von Bakterien überwachsen oder ein bakterienfreier Ring um ein Antibiotikum ist dann zu sehen. Verschiedene Antibiotika zeigen in den Agar Schalen verschiedene Ergebnisse. Ein bakterienfreier Ring rund ums Medikament spricht von Wirksamkeit. Dieses Ergebnis wird dem Arzt / Patient rückgemeldet, welche Antibiotika also für diese speziellen Bakterien helfen. So war das, als meine Freundin vor 35 Jahren im Labor lernte und auch so arbeitete. Ob das noch  so ist ???? Aber die Methodik klingt sehr plausibel und das Resultat wäre differenzierte Anwendung von Medikamenten. Das ist wichtig gerade für uns!

Denn Medikamante schaffen ja immer auch ein chemisches Umfeld von schlafenden Tumorzellen und deshalb ist das schon sehr interessant für uns - das steht nämlich so in Deinem Artikel über schlafende Metastasen !!!!! 

In Deinem Artikel steht eine Haupthypothese, dass Botenstoffe aus der Umgebung der Tochter-Tumorzellen kommen könnten und diese aus dem Ruhezustand wecken. Antibiotika sind ja mächtige chemische Substanzen, die da unsere Zellen umschwemmen können......sie bilden dann die Umgebung der Zellen und interagieren mit ihnen.

Bei den Fluorchinolonen (spezielle Antibiotika, die ich nahm) steht sogar, sie können Lücken ins Bindegewebe machen......zu Sehnenrissen führen, Aortenaneurysmen verursachen........wenn man das googelt, wird einem schlecht..........warum ich mich nicht vorher darüm gekümmert habe, bevor ich sie nahm, ärgert mich jetzt. Vielleicht hätte ich mir einiges erspart.

Ich hab zu den ruhenden Tumorzellen bzw. dormancy metastases auch gelesen, dass sie im Ruhezustand von Chemotherapie nicht getötet werden können, sondern nur bei Zellteilungen (also im Aktivzustand). Kommt aus meiner Sicht vielleicht auch auf Vorhandensein gesunden  p53 Proteins an, das den Selbstmord der Tumorzelle einleitet oder eben nicht. Das ist ein Risiko an sich (bei mir und 50% anderer Menschen).

Hamma ja gelesen, dass auch Chemotherapie die schlafenden Tumorzellen wecken kann, aber ob sie sie dann alle wecken kann und dann alle töten kann?? 

Dormancy metastases können auch noch nach 10 Jahren nach einer Organtransplantation im Empfänger aufwachen, wo man den Krebs bei Spender schon lang als geheilt bewertet hatte, hab ich gelesen. Dazu gibts auch schon genug viele Ergebnisse. Auch Unfallopfer haben bei Obduktion schon oft Metastasen gezeigt, die jahrzehntelang ruhen, wo man nicht mal den Primärtumor fand. Also das Ruhen kann auch sehr sehr lange dauern, ist ja GUT SO !!!!! 

Also geht laut Deinem Artikel zu schlafenden Metastasen zusammengefasst die Forschung in die Richtung, dass man versucht, dass EVENTUELL vorhandene ruhende Metastasen bestmöglich schlafend behalten will !!!!!!!!!!!! Hab ich das richtig verstanden???

Es ist nicht gesagt, dass Du welche hast oder dass ich noch weitere habe. Aber wissen tut es keiner...........aber präventiv können wir uns aufgrund dieses Artikels nur bestmöglich so verhalten, dass wir sie nicht aufwecken. So steht es in Deinem Artikel. Das ist plausibel für mich. (In Deinem Artikel steht damit aber auch, dass diese Methodik quasi das Gegenteil von Chemotherapie ist).

Wenn das so ist, wie im Artikel steht, dann müssen wir noch mehr aufpassen, welche Chemikalien wir zu uns nehmen bzw. auch welche Medikamente, Nahrung, Strahlung etc. etc. etc. 

Danke für Deinen Artikel, ist sehr sehr super!

Hab ich Denkfehler dabei ? 

Liebe Grüße

Theresa