Theresa

472 posts
Freitag, 26. August 2022 - 12:27

Liebe Forumsteilnehmer

oft überlege ich mir, weshalb man nach einer Tumor- bzw. Metastasenoperation wieder von Neuem die "5 Jahre" tumorfreien Jahre zu zählen beginnt, bis man sagen kann, dass sehr wahrscheinlich keine Metastase mehr auftritt. Ob man das "Heilung" nennt, weiß ich nicht, aber hätte so etwas gehört. Angeblich seien es 5 Jahre nach der letzten Metastasenentfernung, dass man eine tumorfreie Zeit braucht, dass man sich praktisch "geheilt" fühlen darf. DAs mit den 5 Jahren nach der Entfernung des Ursprungstumors verstehe ich, aber das mit der Wartezeit von 5 Jahren nach der letzten Metastasenentfernung nicht, weil ja Metastasen angeblich keine Metastasen bilden.

Warum ist das so? Wie erklärt sich das?

Mein Beispiel: Ich habe vor drei Jahren den Dickdarmtumor entfernt bekommen. Zwei Jahre später wurde eine Lebermetastase (1cm groß/klein) entfernt. Nun muss ich wieder von Neuem 5 Jahre warten, bis ich mich in Sicherheit fühlen darf. Das verstehe ich nicht.

Meine Logik sagt mir: Wenn Metastasen selbst keine Metastasen bilden, wie hier im Forum vor kurze in einem Link zu einem wissenschaftlichen Artikel geschrieben stand, dann geht ja von einer Metastase keine Gefahr aus, dass sich davon eine weitere bildet. 

Der Ursprungstumor ist ja im Gesunden entfernt und von dem kann ja auch nichts mehr an Metastasen ausgehen.

Deshalb ist meine Frage, wieso man angeblich ab der Entfernung der letzten Metastase wieder die 5 Jahre tumorfreie Zeit zu zählen beginnt, bevor man sich "geheilt" fühlen darf. 

Auch wenn es etwas mit Statistik zu tun hat, so sollte es doch eine logische Erklärung dafür geben, die ich nachvollziehen kann.

Wer bitte hat die Erklärung für mich, weil ich selber komme nicht auf die Lösung.

Danke Euch im Voraus

Liebe Grüße

Theresa

herirein

341 posts
Freitag, 26. August 2022 - 16:40

Liebe Theresa,

Tumorstammzellen werden, wenn sie bei der Organbehandlung nicht vollständig entfernt werden konnten, in einen sog. Ruhensmodus versetzt oder sich in anderen Organen mit der Angiogenese (Gefäßneubildung) in einen Tochtertumor - eine Metastase - entwickeln.

Also, absolut sicher kann man eine Metastasenbildung nicht verhindern. Das bdeutet, wenn Tumorstammzellen sich irgendwo im Körper im sog. Ruhezustand befinden, ist keine Tumoraktivität mehr vorhanden solange das Immunsystem keine Aktivierung zulässt.

Liebe Grüße vom Heri

PS.: Da ich weiss, dass Dein Wissensdurst damit nicht befriedigt sein kann, wirst Du nun die Literatur über Tumorstammzellen erforschen.

Uli_29

223 posts
Freitag, 26. August 2022 - 16:44

Liebe Theresa,
diese 5 Jahre sind so etwas wie ein "Grenzwert"; diese werden relativ willkürlich festgelegt und bei Bedarf einfach angepasst.
Man beobachtet halt, dass bei Krebs mehr Rückfälle in den ersten Jahren vorkommen. Ich hatte mal gelesen, dass man nach 10 Jahren ohne Rückfall als "geheilt" gilt.
Ist doch eh wurscht - auf der wirklich "sicheren Seite" ist ein Krebskranker nie wieder. Eine gute Bekannte von mir in Deutschland hatte nach mehr als 20 Jahren einen Rückfall in den Brustkrebs.
Andererseits ist das ein Gesunder auch nicht - uns allen droht ja mit erschreckend hoher Wahrscheinlichkeit der Tod. :)
Versuch lieber im "Heute" zu leben.

LG, ULI
PS. Burda ist ja doch aktiv geworden. Danke an das Burda-Team.

Theresa

472 posts
Freitag, 26. August 2022 - 18:47

Lieber Heri und lieber Uli, danke für Eure Unterstützung !

Also wegen meiner Morbus Crohn Krankheit sollte ich eigentlich diese Tumornekrosefaktor-Alpha-Hemmer Medikamente bekommen, aber das geht (noch) nicht, weil man ja damit die Aktivität der eigenen Immunzellen, die Tumorzellen suchen und killen, herabmindert und man ja nicht weiß, ob da in mir weitere Krebszellen bzw. Tumorstammzellen sind.

Also dachte ich mir, dass diese TNF-Alpha-Hemmer-Medikamente bei mir entweder in 2 oder in 5 Jahren erst anwendbar sind, je nachdem, wie man die "tumorfreie Zeit" nach Metastasenresektion zählt - vorausgesetzt es kommt keine Metastase mehr. Diese Morbus Crohn Symptome will man nämlich auch unbedingt los werden !! Die Ärzte sagen, es gibt keine Studien drüber, ob man bei TNF-Alpha-Blocker gefährdeter ist, dass sich Metastasen aktivieren. Aber laut Theorie wäre es andenkbar.

Die Ärzte sagen, man müsse bei mir zur Morbus Crohn Behandlung Zeit gewinnen, Jahre sollen vergehen, dann kann man vielleicht die TNF-Alpha-Hemmer Medikamente anwenden. Damit kommen doch viele Patienten in eine symptomfreie (frei von Entzündungen des Dickdarmes bzw. ganzen Verdauungstrakt) Phase. 

Ob die jetzigen Medikamente (darmselektive Immunsuppressiva) genügend und genübend lange wirken werden, wird sich zeigen. Schaut eher weniger danach aus. Aber sie wirken schon.

.....und das mit dem Sterben irgendwann smiley will ich klaro nicht wahr haben..........da kämpfe ich dagegen !!!!!!

Und das Leben HEUTE fühlt sich immer gut an, wenn es mir gerade gelingt !!!

Liebe Grüße

Theresa

PS: DANKE, wenn Burda aktiv wurde !!!

Theresa

472 posts
Samstag, 27. August 2022 - 18:41

Hallo Uli und Heri, Hallo an Alle mit Interessa am Thema:

Hab mich weiter mit dem Thema beschäftigt und muss sagen, ich glaub zusammengefasst, wenn ich der Theorie folge:

Metastasen können  vielleicht doch Metastasen bilden, zumindest unter verschiedenen bestimmten Bedingungen. Ich leite davon für mich ab: So schnell wie möglich behandeln.

https://www.bihealth.org/de/aktuell/was-haben-stammzellen-mit-krebs-zu-tun

https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/metastasen-induzierende-krebsstammzellen

In diesem Podcast werden Prof. Andreas Trumpp des Berliner Instituts of Health (Chariete) verschiedene Fragen zu Stammtellen und Metastasen diskutiert. Er sagt sehr zusammengefasst, dass immer wieder zirkulierende Tumorzellen im Blut nach Krebsbehandlung zu finden sind, die aus dem Primärtumor stammen. Ich bin kein Arzt und hoffe, das alles richtig zu verstehen. Prof. Trumpp sagt im Podcast in etwa:

Wenn diese zirkulierenden Zellen im Blut teilweise "Metastasenstammzellen" sind, die im Blut wandern, dann können sie in anderen Organen wieder Metastasen bilden.

Das Immunsystem versucht diese Metastasenstammzellen zu finden, zu erkennen und zu killen.

Manchmal aber bilden diese Metastasenstammzellen so etwas wie Tarnkappen aus und werden vom Immunsystem dadurch nicht erkannt. Auch der Frage wird nachgegangen, wie der Mechanismus der Therapieresistenzen funktioniert. 

Also insofern können grob vereinfacht gesagt aus Metastasen wieder Metastasen entstehen - so interpretiere ich es. Man wird das komplexe Thema nicht so vereinfachen können, denn es wird bei jeder Krebsart und jeder Person anders sein, denke ich.

Liebe Grüße

Theresa

Uli_29

223 posts
Samstag, 27. August 2022 - 20:09

Liebe Theresa,
danke für die Erläuterung: jetzt verstehe ich besser, warum du diesen 5-Jahres-Grenzwert so ernst nimmst.
Wenn ich mir mal den Extremfall vorstelle: der Patient hatte 4.75 Jahre Ruhe und dann tritt eine Metastase auf. Es erscheint mir geradezu absurd, anzunehmen, dass dieser Patient nun davon ausgehen kann, nach weiteren 0.25 Jahren geheilt zu sein, oder?
Ich denke, der Grenzwert besagt "5 aufeinanderfolgende krebsfreie Jahre".

Ich sehe übrigens in den verlinkten Artikeln auf Anhieb zumindest keinen Widerspruch zu der Erkenntnis, dass entfernte Metastasen nicht metastasieren. Nimm z.B. das Diagramm aus der 2. Publikation:
https://www.gesundheitsindustrie-bw.de/application/files/2114/3517/6702/08566_de.JPG

Man sieht, dass das Element mit der Beschriftung "metastasis in a distant organ" keine Quelle von irgendetwas Neuem ist. Nach meinem (höchst bescheidenen) Verständnis bedeutet das, dass die entfernte Metastase keine neuen Krebszellen auslöst.
Wie auch immer ... mir wurde leicht schlecht beim Lesen. Das klingt alles nicht sonderlich ermutigend.

Liebe Grüße,
Uli

Theresa

472 posts
Sonntag, 28. August 2022 - 12:09

Lieber Uli

tut mir leid, dass Dir beim Lesen leicht schlecht wurde, mir geht es auch immer so !!! Das ganze Thema ist sehr belastend, ich weiß.

Aber ich musste Dir diese INfo zum selber Nachdenken und Prüfen senden, damit Du alle derzeit alle die uns möglichen Grundlagen hast, um zu entscheiden, ob und wann und wie Du mit den Neuerscheinungen in der Leber umgehst. Ich verstehe nämlich nicht, weshalb Du wartest. Das irritiert mich.

Gerade in der Leber, die ja nachwächst, gerade da wäre eine Operation oder "Verkochung" von Metastasen in der Leber etc. sehr zu überlegen, denn wenn sie alle draußen sind, und das kann innerhalb eines Tages mit Operation vollzogen werden, dann hat man deutliche Chancen als "geheilt" zu gelten, zumindest nach fünf weiteren Jahren. Mir ist es schleierhaft, weshalb Du wartest. Gott sei Dank sind Deine M. in der Leber übern Sommer nicht gewachsen, soweit ich mich erinnere.

Bei mir war jeder Tag warten - ich musste warten bis zum Operationstermin - ein angsterfüllter Tag. Und ich sehnte nichts mehr herbei, wie endlich diesen fehlerhaft funktionierenden Zellenklumpen aus mir heraus zu bekommen, denn dann kann er nichts mehr anrichten. 

Ja, es stimmt Dein Beispiel, wenn ein Mensch nach über 4 Jahren tumorfreier Zeit eine Metastase bekommt, dann wird er logischerweise eher noch weitere Jahre, vielleicht 5 Jahre, warten müssen, bevor er das Gefühl der Sicherheit geheilt zu sein entwickelt. 

Andererseits ist es eh so wie Heri schreibt, man kann sich sowieso nie sicher sein, ob Metastasen wachsen. Man weiß nicht, ob irgendwo im Körper geschädigte Stammzellen (Krebsableger) im Ruhezustand bzw. inaktiv sind und man weiß meiner Meinung noch nicht genau alles, was sie aufwecken kann.  

Also mit aller Übelkeit, die wir da vor lauter Angst ertragen müssen, mir ist auch schlecht lieber Uli, wir haben Möglichkeiten der Medizin, um diesen Übeltätern in der Leber den Garaus zu machen.

Kopf hoch, weil die Medizin hat verschiedene Behandlungsverfahren für Lebermetastasen und vor allem auch solche, die sogar viel Chancen von Heilung in sich tragen. 

An diesem Strohhalm von Chancen halte ich mich fest.

Wir haben Chancen !!!!!! Man muss den Ärzten auch sagen, was man will, wofür man sich entschieden hat. Patientenwunsch zählt auch. 

Alles Liebe 

Theresa