Maria

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Donnerstag, 12. Januar 2023 - 14:45

Hallo zusammen, 

ich bräuchte eure Hilfe/Meinung/Erfahrung.

Meine Mutter (76) ist im August 2021 an Kolonkarzinom operiert worden (keine Metastasen und Lymphknoten befallen). Bei der Nachuntersuchung im März 2022 wurden auf dem rechten Leberlappen 5 Metastasen festgestellt. Daraufhin hat sie eine Chemotherapie (6 Zyklen) erhalten. Im August 2022 wurde Ihr aufgrund Ihres Gesundheitszustand (körperlich zu schwach) von einer OP abgeraten. Daraufhin hat Sie eine RFA durchführen lassen. Leider wurde im Dezember 2022 bei dem Nachsorge MRT ein Rezidiv festgestellt, angeblich wurde zu wenig Gewebe verkocht. 

Wir haben uns mehrere Meinungen von verschiedenen Ärzten eingeholt, alle würden operieren. Einige sagen nur das Rezidiv entfernt, andere Ärzte sagen den kompletten rechten Leberlappen entfernen. Hab viel mit den Ärzten gesprochen und auch nachgelesen, dass durch das nachwachsen der Leber die Tumorzellen angeregt werden können und die Metastasen wieder da sind. Würde mich über eine Nachricht von eurer Erfahrung freuen (wie lange Metastasenfrei nach OP, habt Ihr nach der OP eine Chemo erhalten usw.).

Liebe Grüße 

Maria

Theresa

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Freitag, 13. Januar 2023 - 18:51

Liebe Maria

bitte kannst Du das genauer erklären bzw. bitte auch unbedingt die Quelle in der Literatur angeben bzw. den Link im Internet, wo Du gelesen hast, nämlich Folgendes, wie Du schreibst:

"...dass durch das Nachwachsen der Leber die Tumorzellen angeregt werden können und die Metastasen wieder da sind?".

Ich würde gerne nachlesen, wo das steht, denn ich habe davon noch nichts gelesen. Wenn ich vielleicht den Originaltext lese und die Quelle kenne, kann ich mir vielleicht ein Bild machen, wieso nach Entfernung der Tumorzellen diese beim Nachwachsen der Leber auch wieder nachwachsen sollen. Wenn die Tumorzellen aus dem Körper draußen sind, können sie ja nicht mehr nachwachsen. Oder ich verstehe das nämlich nicht.

Wenn im Blut noch Tumorzellen zirkulieren, so werden sehr viele von diesen durch Scherkräfte bzw. andere mechanische Reize getötet. Auch das eigene Immunsystem sucht und tötet viele Tumorzellen.  Wenn irgendwo noch Tumorzellen ruhen sollten bzw. sich gerade nicht teilen, dann können sie vom Immunsystem nicht erkannt und getötet werden. Aber auch die Chemotherapie kann meiner Recherche im Internet und Fachbüchern nach ruhende Tumorzellen (dormancy metastases) nicht vernichten, zumal die Angriffspunkte angeblich nur bei Teilung der Zellen gegeben sind. Aber wenn sie sich dann wieder teilen ist die Chance hoch, dass das Immunsystem sie erwischt und vernichtet. Dafür haben wir es. Es kommen nur sehr wenige Krebszellen wirklich durch und können Metastasen bilden. Warum aber sollten sich bei Nachwachsen der Leberzellen genau dort wieder Tumorzellen verfangen und eine Kollonie bzw. eine Metastase bilden? 

Wenn die Ärzte sagen, sie können operieren, dann ist die nächste Frage, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie dabei alles an Tumorzellen erwischen? Was sagen die Ärzte, warum würden die einen nur das Rezidiv und die anderen den ganzen Leberlappen entfernen? Das wurde doch vielleicht begründet?

Auch die Tumorbiologie wäre interessant. Was steht denn im molekularbiologischen Befund? Welche Chemotherapie wurde denn Deiner Mutter gegeben und weshalb gerade diese?

Fürs weitere Nachdenken zu Deinen Fragen würd ich mich über die Infos von Dir freuen.

Alles Liebe für Deine Mutter und Dich

Theresa

PS: ich war eineinhalb Jahre nach DarmkrebsOP rezidivfrei und habe vor einem Jahr eine kleine Lebermetastase entfernt bekommen. Ich habe nie Chemotherapie erhalten, weil ich diese abgelehnt habe - da ich die "S3 - Leitlinien Kolonkarzinom" gelesen habe. Diese findest Du im Internet. Vielleicht hilft Dir das Nachlesen dort. Letztendlich ist die Behandlung aber sehr individuell und komplex - und Du hast Recht, man muss sehr viel darüber nachdenken und sich austauschen. 

Uli_29

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Samstag, 14. Januar 2023 - 10:40

Liebe Maria,
bei mir war vor der OP (Teilresektion der Leber) ein Leberfunktionstest gemacht worden, um abzuschätzen, ob auch eine reduzierte Leber ausreicht, um den Körper zu versorgen. So ein Test sollte aussagekräftig vorhersagen können, ob die Leber auch nach der erwogenen Resektion noch "klar kommt". Normalerweise sollte eine halbe Leber ausreichen - es kommt ja vor, dass Menschen eine halbe Leber spenden, um jemandem das Weiterleben zu ermöglichen. Und ja, es stimmt, die Leber hat eine phantastische Regenerationsfähigkeit.
Die Statistiken besagen, dass Entfernung von Lebermetastasen mittels Teilresektion der Leber die besten Heilungschancen bietet.
LG, Uli

Uli_29

223 posts
Samstag, 14. Januar 2023 - 19:45

Liebe Maria,
ich fand übrigens dieses youtube-Video sehr informativ:
"Lebermetastasen bei Darmkrebs - Heilung durch Chirurgie"  
https://www.youtube.com/watch?v=w75aMC1zJrE&t=224s

Ich finde, es klingt auch alles halbwegs ermutigend, drum mag ich es. :)

LG, Uli

Maria

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Sonntag, 15. Januar 2023 - 18:00

Hallo Uli,

vielen Dank für deine Antwort. Von einem Leberfunktionstest hat mir kein Arzt was gesagt 🤷‍♀️.

Wurde die OP offen oder minimalinvasiv durchgeführt?

Wann war deine OP?

Eine der drei Metastasen sitzt sehr nah an der Hohlvene und es gibt Ärzte die trauen sich zu diese zu entfernen und es gibt Ärzte die raten mir davon ab weil das Risiko zu groß wäre das die Hohlvene verletzt wird. Dann würde es zu einer schlimmen Blutung kommen usw.

Liebe Grüße Maria 

Uli_29

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Montag, 16. Januar 2023 - 18:21

Grüß Dich, Maria,

bei mir wurde die OP offen durchgeführt und es ist deshalb eine sehr große Narbe geblieben. Anscheinend wird die Mehrzahl der Leberresektionen immer noch offen durchgeführt - wie man liest, wegen der Komplexität der OP. Bei mir musste ja die Leber mobilisiert werden, was wohl besser bei einer offenen OP geht, siehe unten:

"1.3.3 Vor- und Nachteile der laparoskopischen Leberchirurgie
Vorteile der laparoskopischen Leberchirurgie sind unter anderem die Bildqualität mit einer hohen visuellen Auflösung und Zoomfunktion, sowie das kosmetisch günstige Ergebnis und die geringeren Schmerzen postoperativ. Zusätzlich lassen sich zugangsspezifische Vorteile herausarbeiten. Vergleicht man zum Beispiel die MILL mit der SILS, so lässt sich feststellen, dass die Operationszeit bei gleichem Resektionsausmaß bei der SILS signifikant kürzer ist. Als Grund für die Zeiteinsparung wird die Bergung des Resektats über den umbilikalen Port postuliert, die additive Pfannenstilinzision entfällt dabei (74). Als eher nachteilig wird die eingeschränkte Fähigkeit der Lebermobilisation benannt, sowie die per se schon schwierigere Blutstillung bei massiven Blutungen. Insbesondere Umstechungsnähte lassen sich bekanntlich laparoskopisch langsamer durchführen (75). Ausgeprägte Verwachsungen durch zahlreiche Voroperationen erschweren die Präparation und werden zum Teil als Kontraindikationen und nachteilig für eine laparoskopische Leberresektion angesehen (75). Durch den Arbeitswinkel und die räumliche Enge ergeben sich laparoskopisch leicht explorierbare Segmente, wie die Segmente II, III, IVb, V und VI und schwieriger zu erreichende Segmente, wie die posterioren und superioren Segmente VII, VIII, und IVa. Diese gelten auch heute noch zum Teil als experimentell (75, 79, 80)."
aus
"Laparoskopische versus offene Hemihepatektomie bei Hepatozellulärem Karzinom und colorektalen Lebermetastasen"
diss_m.schulz.pdf;jsessionid=96F5230157A8190CD35153177B5138F0 (fu-berlin.de)

Blutungen sind ein Risiko der Leberteilresektion, da das Organ außerordentlich stark durchblutet wird; bei mir waren deshalb reichlich Blutkonserven bereitgestellt worden, die aber zum Glück nicht benötigt wurden.
Meine OP war Mitte Oktober; morgen habe ich ein paar Kontroll-Scans (MRT & CT) um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Denke schon, habe keinerlei Beschwerden, abgesehen davon, dass die Narbe noch ein wenig zwickt.
Ich würde im Falle deiner Mutter auch den großen Schnitt erwägen, d.h. den Leberlappen komplett entfernen, weil da ja von der vorherigen Behandlung anscheinend Metastasenreste geblieben sind, um das Risiko auszuschalten, dass da etwas übersehen wird. Aber es sollte zuvor unbedingt die Leberfunktion getestet werden, um sicher zu sein, dass deine Mutter auch mit der halben Leber auskommt. Bei mir war der Limaxtest gemacht worden - eine harmlose Untersuchung mittels Atemmaske:
Medizinische Hochschule Hannover : Leberfunktionstest LIMAX (mhh.de)

Liebe Grüße und alles Gute für deine Mutter,
Uli

Maria

6 posts
Montag, 16. Januar 2023 - 23:05

Lieber Uli,

Danke für deine Antwort. 

Ich wurde von mehreren Ärzten darauf hingewiesen dass die erweiterte Leberresektion (mehr als der rechte Leberlappen) aufgrund der einen Metastase, die so nah an der Hohlvene sitzt, ein großes Risiko für meine Mutter ist. Wir werden das Risiko wahrscheinlich nicht eingehen. 

Wie lange hast du gebraucht um dich von der OP und der großen Wunde zu erholen?

Ich drück dir morgen ganz fest die Daumen das alles gut ist. Würde mich über eine Nachricht freuen. 

Viele Grüße Maria 

Helmut Kuntz

15 posts
Dienstag, 17. Januar 2023 - 19:17

Ich hatte auch Probleme mit einer sehr nahe an einer Ader liegenden Lebermetastase. Einige Kliniken rieten von einer OP ab. Eine Radiofrequenzablation in einer Uniklinik gelang wegen der Nähe zur Ader nicht ganz, es blieb ein aktiver Rest übrig. In der Uniklinik Würzburg "versprach" mir dann ein Professor, dass man das bei ihm im Lebertransplantationszentrum operieren kann (bin Kassenpatient). Wurde dann auch komplikationslos gemacht. Die Narbe hat schon ihre 20 cm Länge. Wollte wegen der Vorgeschichte aber eine "normale" OP, um einen pathologischen Befund über die Resektionsqualität zu bekommen. Nach nun 2 Jahren noch kein Rezidiv zu sehen.

Maria

6 posts
Dienstag, 17. Januar 2023 - 21:54

Hallo, danke für deine Antwort. 

Der Professor der Uniklinik Regensburg und der vom Uniklinikum Ulm würden die Metastase nahe der Hohlvene mit raus operieren (erweiterte rechte Leberlappenresektion). Andere Ärzte raten mir davon ab wg dem hohen Risiko. Wir wissen nicht was wir machen sollen. Diese besagte Metastase wurde auch schon per RFA verödet,  aber es sieht so aus als würde sie wieder zum arbeiten beginnen (zuwenig verkocht). Sind u.a. am überlegen ob wir diese Bestrahlen lassen und die restlichen zwei minimalinvasiv entfernen. Keine leichte Entscheidung.... Meine Mutter möchte keine offene OP, hat Angst das die Wundheilung mit 76 J. lange dauert.

Viele Grüße Maria 

Uli_29

223 posts
Dienstag, 17. Januar 2023 - 23:09

Liebe Maria,
>> Wie lange hast du gebraucht um dich von der OP und der großen Wunde zu erholen?

Das ging alles rasend schnell; ich war wenige Tage nach der OP schon wieder daheim. Ich hatte dann noch ein paar Tage Schmerztabletten geschluckt. Aber schon 2 Wochen nach der OP war ich auch schon wieder auf kleineren Wanderungen unterwegs. Das war nun meine 3. große OP seit 2020, und ich war zum Glück immer wieder schnell auf den Beinen - vermutlich dank meiner für das fortgeschrittene Alter (70) immer noch recht guten Kondition.

>> Meine Mutter möchte keine offene OP, hat Angst das die Wundheilung mit 76 J. lange dauert.

Ich hätte - ehrlich gesagt - auch minimal-invasiv bevorzugt, hatte da aber dem sehr kompetent wirkenden Chirurgen rasch nachgegeben. Diese lange Wunde ist nicht gerade schön, und es dauerte eine kleine Weile bis die Bauchmuskulatur wieder mitspielte und deutlich länger, bis die Taubheit der Bauchoberfläche zurückgeht. Das dauert noch.

@HKuntz: danke auch für die Mitteilung deiner Erfahrungen; es ist immer aufbauend, einen doch recht positiven Bericht zu lesen. Wollen wir hoffen, dass uns diese Mistdinger nun in Ruhe lassen.

LG, Uli

Maria

6 posts
Donnerstag, 19. Januar 2023 - 22:26

Lieber Uli,

hoffe bei der letzten Untersuchung war alles i.O.

Wurdest du drei mal an der Leber operiert?

Wir hatten gestern nochmal zwei Gespräche mit Ärzten und haben uns von der OP der Metastase an der Hohlvene abgeraten. Es ist ein zu großes Risiko wg den umliegenden Aterien usw. Werden diese jetzt Stereotaktisch Bestrahlen lassen und die anderen zwei werden minimalinvasiv rausgeschnitten. Hast du eine Erfahrung gemacht mit Bestrahlung?

LG Maria

Uli_29

223 posts
Freitag, 20. Januar 2023 - 08:49

Liebe Maria,
>> Wurdest du drei mal an der Leber operiert?

Nein, nur einmal. In den 2 OPs zuvor ging es um die Resektion des Primärtumors im Sigma des Dickdarms mit Anlage eines künstlichen Darmausgangs. Ein Jahr später konnte der Darm wieder "zusammengeflickt" werden und ich wurde das Stoma wieder los. Entsprechend vernarbt ist nun meine Bauchdecke.

>> Hast du eine Erfahrung gemacht mit Bestrahlung?
Nein.

Alles Gute für die OP und Therapie deiner Mutter.

LG, Uli