Carsten Nichte

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Freitag, 7. September 2007 - 12:34
Meine Frau hat gekämpft und verloren. Klar, sie hatte keine Chance. Aber was sie aus den 2,5 Jahren gemacht hat ist beeindruckend. Ich habe in der Woche nach ihrem Tod ein Tagebuch verfasst. Die letzten 15 Tage, und davon insbesondere die letzten 9 Tage haben mein Leben nachhaltig verändert.
http://www.nichte.de/home.claudia.html
Kondolenzbuch, Tagebuch

Carsten Nichte

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Freitag, 7. September 2007 - 13:09
Vielleicht hab ich noch vergessen zu erwähnen das sie 42 Jahre alt geworden ist, und FAP im 4. Stadium hatte.
Gast
Samstag, 8. September 2007 - 19:37
Lieber Carsten,
tief bewegt habe ich das Tagebuch gelesen,Tränen liefen mir ununterbrochen .Es überwältigt einen einfach zu lesen wie tief und intensiv diese Erfahrungen waren und sind, die Du erlebst.Es trifft mich besonders, weil auch ich dies Alles in nächster Zeit erleben werde.Mein Mann ist in dem Zustand des Gelbwerdens, der ständigen Müdigkeit und absoluter Schwäche, nachdem bekannt ist,dass seine Leber durch viele Metastasen nicht mehr viel arbeitet und die Lunge ebenfalls betroffen ist.Auch wir wohnen im Oberbegischem und ich habe mir erst vor Kurzem das Haus der Begleitung ´Pütz und Roth ´ angesehen. Dein Tagebuch hat mir sehr viel gegeben, danke dafür !
Ich wünsche Dir und Deiner Familie alle Kraft der Welt um mit dem schweren Verlust umgehen zu können.
Viele Grüsse Angelika

Carsten Nichte

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Sonntag, 9. September 2007 - 23:26
Es freut mich zu hören das mein Tagebuch Dir hilft. Ich wünsche Euch für die kommende Zeit sehr viel Kraft, Stärke.
Am Ende wird nur noch Liebe sein.
Liebe Grüße Carsten

Nicole

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Mittwoch, 12. September 2007 - 23:17
Lieber Carsten,
auch ich habe die wunderschönen Zeilen in Deinem Tagebuch gelesen und möchte Dir auch mein tiefes Mitgefühl ausdrücken. Jeder Satz liess mich in Erinnerungen an unseren Abschied im letzten Jahr versinken. Es sind viele Momente, um die ich Dich sehr beneide, die wir leider nicht hatten. Mein Mann ist nur 40 Jahre alt geworden und wir haben auch zwei kleine Kinder. Ich weiß, dass jetzt eine harte Zeit auf Dich/Euch zu kommt, die viel Kraft erfordert. Zum Glück sind da die Kinder. Sie fordern ihr Recht und Deine Aufmerksamkeit. Nutze dies und versuche weiter zu leben - für sie und für Claudia.
Ganz liebe Grüße
Nicole

Carsten Nichte

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Donnerstag, 13. September 2007 - 19:21
Danke für Deine Worte Nicole. Das mit dem Weiterleben gestaltet sich aber schwieriger als angenommen. Ich bin sehr traurig, und sie fehlt mir so sehr. Als wir uns kennen lernten war ich gerade 19 Jahre alt. 10 Jahre haben wir eine Wochenendbeziehung geführt, bevor wir geheiratet haben. Insgesamt waren wir 25 Jahre ein Herz und eine Seele, ein Team. Sie war meine Seelenverwandte. Ich weis nur, das ich durch meine Trauer irgendwie durch muss. Es gibt keine Abkürzung.

Carsten Nichte

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Sonntag, 16. September 2007 - 10:58
Ich bin nicht wütend auf meine Frau. Sie konnte ja nicht dafür. Verfluchen tu ich manchmal das Schicksal, oder die Vorsorgepraxis unserer Gesellschaft.
Verkracht habe ich mich jetzt mit meiner Mutter. Auf sie bin ich echt wütend. Muss ich mich beschimpfen lassen, als Rabenvater? Nur weil bei mir momentan nicht alles so perfekt läuft. Warum beschimpft die mich im Namen meiner Verstorbenen Frau? "Claudia würde sich im Grab rumdrehen, wenn sie sehen würde wie du deine Kinder behandelst". Ich finde für diese Art der Beleidigung einfach keine Worte. Statt mir zu helfen, werde ich beleidigt. Meine Frau kann keine Stellung mehr dazu nehmen. Warum macht mein Mutter sowas! Mein Leben liegt in Trümmern, dafür muss ich mich nicht beleidigen lassen. Ich bin so wütend!
Gast
Sonntag, 16. September 2007 - 12:11
Mein Beileid zum Tod Ihrer Frau.Trotzdem zieht es uns Betroffen sehr runter sowas wie Ihr Tagebuch.Ich bin der Meinung ,das dieses Forum auch Mut machen soll,statt uns nochmehr zubelasten.Denken Sie vieleicht mal darüber nach.angela .Ps.Sie sollten Hilfe in einer Selbshilfegruppe für Traueraufarbeitung suchen.

Carsten Nichte

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Sonntag, 16. September 2007 - 13:50
Hallo Anonym,
ob solche Dinge wie mein Tagebuch Mut machen, oder einen runterziehen ist von jedem einzelnen abhängig. Niemand ist gezwungen es zu lesen. Ich habe viele Rückmeldungen bekommen von Leuten denen es Mut gemacht hat. Andere verzweifeln noch mehr, weil es nun mal aus diesem Schicksal keinen Ausweg gibt.
Ich habe nach unserer Diagnose auch in Foren nur schlimmes Gelesen was mich eher mutlos machte. Mein Frau hat sich um sowas nie geschert. Sie war in keinem Forum oder Selbsthilfegruppe. Sie hat ihre Leben einfach gelebt, und das Optimum für sich, und uns rausgeholt. Ich durfte sie dabei begleiten.
Das Leben endet mit dem Tod, das ist das einzige was jedem Menschen gewiss ist. Es kommt darauf an was wir in der Zeit bis dahin aus unserem bisschen Leben machen. Und da kann, meiner Meinung nach meine Frau nur Vorbild sein. Für mich ist sie es. Und das wollte ich der Welt mit dem Tagebuch mitteilen.
Danke für deinen Beitrag. Wer immer Du bist wink
Gast
Montag, 17. September 2007 - 19:11
Lieber Carsten,
auch ich habe tief bewegt dein Tagebuch gelesen. Mein Beileid und Hut ab, dass du in dieser schwierigen Zeit zusätzlich die Kraft aufgebracht hast, deine Gefühle und deine letzte Zeit mit deiner Frau in dieser Form festzuhalten! Mein Vater hat mit 56 Jahren Darmkrebs bekommen - und hat es Gott sei Dank überstanden. Mehr oder weniger gut... Ich habe damals immer positiv gedacht, nie die Möglichkeit erwogen, er könne daran auch sterben. Das Thema "Tod" schiebe ich von mir fern, ich weiß das das falsch ist. Ich habe lange überlegt, ob ich mir dein Tagebuch "antue". Ich muss erwähnen, dass ich einen Mann habe, der vor 4 Jahren seine damalige Frau in den Tod begleitet hat. Als ich deine Aufzeichnungen las, kamen viele Emotionen hoch - der letzte Weg ist tatsächlich immer gleich !?!?! Es ist furchteinflößend diesem Thema so in´s Auge zu schauen. Aber Tod kann auch Erlösung sein...
Ich denke deine Mutter hat ein wenig mehr Abstand dazu, deswegen denkt sie logischer. Klar wäre es wichtig jetzt ganz und gar für die Kinder da zu sein. Den Schmerz mit ihnen gemeinsam zu bewältigen. Aber auch das kann man nicht auf Knopfdruck. Schließlich sind die Kinder auch ein Stück deiner Frau. Vermittel ihnen das Gefühl, dass du jederzeit da bist, wenn sie dich brauchen und nimm dir die Zeit die du brauchst. Wie alt sind eure Kinder?
Ich wünsche Euch weiterhin ganz viel Kraft und alles Gute. Es geht weiter, ich weiß das. Schließlich habe ich das bei meinem Mann hautnah miterlebt!!!
Herzliche Grüße, Carina

Carsten Nichte

28 posts
Montag, 17. September 2007 - 23:05
Hallo Carina,
Du hast Recht. Letztlich war der Tod eine Erlösung. Wenn gar nichts mehr geht, kann man das ruhig so sagen. Für einen Menschen, der nicht gehen will machts das trotzdem nicht besser. Sie hat so sehr an den Kindern gehangen (und an mir auch), das kann man sich gar nicht vorstellen. Wir haben zwar viel über das unvermeidliche Ende gesprochen. Aber ich weis das wir beide erst jetzt wirklich wissen was das bedeutet. Vorher war das alles irgendwie nur "gerede". Ich hatte und habe auch keine Vergleichsmöglichkeit mit anderen Fällen. Es ist das erste mal, das Sterben und Tod mir so hautnah begegnet sind, und dann ausgerechnet bei jemandem den ich über alles Liebe, und der mir so Nah steht, das er ein Teil von mir ist. Das war und ist sehr schmerzhaft.
Ich habe lange überlegt, ob ich das Tagebuch veröffentlichen soll. Fand es aber dann wichtig unsere Erfahrungen mitzuteilen. Das Erlebnis war einfach zu intensiv, als das ich hätte zur Tagesordnung übergehen können. Es war ein Zwang es aufzuschreiben, und zwar genau in der Zeit zwischen ihrem Tod und der Beerdigung. Ich habe wie ein wahnsinniger Tag und Nacht geschrieben. Eine Woche lang. Jetzt könnte ich das glaube ich nicht mehr. Ist auch Teil meiner Trauerbewältigung gewesen.
Jetzt arbeite ich an einem zweiten Buch das ich nicht veröffentlichen werde, oder wenn, dann nur abgespeckt. Es nennt sich "Lebenslinien". Darin sammle ich jetzt alle Geschichten und Ereignisse (positive wie negative) aus den letzten 25 Jahren die mir einfallen, garniert mit Briefen, Fotos und Filmen. Das ist der zweite Teil meiner selbst verordneten Therapie: Ich will mich erinnern, damit ich abschließen kann (soweit wie das überhaupt möglich ist). Das Buch ist sehr intim, und für meine Kinder, damit sie ein lebendiges, realistisches Bild von ihrer Mutter (und unserer Beziehung) erhalten - egal was mit mir passiert.
Meine Mutter hat sich wieder eingekriegt. Sie hat bemerkt, das sie einen Fehler gemacht hat. Sie hats mir zwar nicht direkt gesagt, aber indirekt über Opa mitteilen lassen.
Meine Frau hat oft mit ihr gesprochen, und sie gebeten etwas auf die Kinder acht zu geben. Das hängt damit zusammen das meine Frau mit 4 Jahren ihren Vater auch verloren hatte, und ihre Oma eine wichtige Bezugsperson war.
Meine Jungs sind 9 und 12 Jahre alt. Mama scheint ihnen momentan irgendwie egal zu sein. Sie konzentrieren sich nur auf mich.
liebe Grüße, Carsten
Gast
Dienstag, 18. September 2007 - 20:40
Hallo Carsten,
Kinder können so stark sein...! Aber es kommt - irgendwann. Beobachte sie gut! Oma´s und Opa´s sind ein Segen - auch für kleine Kinderseelen. Es ist erstaunlich was sie den Großeltern alles anvertrauen können, ohne jemals mit Mama oder Papa darüber gesprochen zu haben. Ich finde deine Art der Trauerbewältigung gut und bewundernswert. Aber paß auf, dass du nicht versuchst zu stark zu sein, dass musst du nicht. Bei meinem Mann hatte ich immer das Gefühl, er müsste allen zeigen, wie man "drüber wegkommt", wie man es richtig macht. Das erwartet aber keiner von einem. Schwach sein ist erlaubt. Das was ihr erlebt habt -und speziell du-
begleitet einen für den Rest des Lebens. Das sitzt tief. Ich bewundere deinen Mut und das spricht, genau wie bei meinem Mann damals, von wahrer Liebe, einen geliebten Menschen gehen zu lassen und ihn dabei zu begleiten. Denn sie gehen nicht einfach so, sondern nur, wenn sie spüren das sie gehen dürfen und trotzdem noch geliebt werden. Ich habe meinem Mann, damals nur ein guter Bekannter, zugehört und aufgepasst. Das Ende seiner und deiner Frau sind so erschreckend gleich, obwohl die Ursachen zwei ganz verschiedene sind. Ich bewundere dich, dass du dich nicht hinter den sogenannten Verpflichtungen zu Hause versteckt hast und auf den erlösenden Anruf gewartet hast!!! Das wird dir deine Frau nie vergessen. Sie sitzt jetzt im Himmel auf einer Wolke, schaut auf dich (euch) herunter und beschützt euch... Das tut auch die verst. Frau meines Mannes.
Einen ganz lieben Gruß, Carina

Carsten Nichte

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Donnerstag, 20. September 2007 - 09:02
Hallo Carina,
ich hoffe immer das sie das wirklich gespürt und empfunden hast, was Du beschreibst.
Ich versuche irgendwie durch alles durchzukommen, und unser Leben wieder in den Griff zu kriegen. Das ist an manchen Tage schwer, an manchen leicht.
Ich bin ein schlechter Schauspieler. Ich habe immer das gelebt, was war, und habe nie versucht etwas anderes darzustellen, oder irgendetwas zu beweisen. Ich denke, sonst hätte ich die Zeit auch nicht so "unbeschadet" überstanden.
Ich habe festgestellt, das sehr viele Hinterbliebene zuerst das Schlafzimmer verändern. Das ist auch mein erster Impuls gewesen, dem ich auch nachgeben werde. Auch wenn es mir extrem schwer fällt mich von unserem Bett zu trennen. Viel, viel schwerer als ich zunächst dachte.
Ich wünschte wir hätten uns in den letzten 2 Jahren wieder öfter Briefe geschrieben. Ich merke immer mehr, das doch nicht alles zwischen uns geklärt war. Es gibt noch so viele offene fragen für mich. Das macht mich jetzt immer öfter traurig.
Lieber Gruß Carsten
Montag, 24. September 2007 - 08:36
Hallo Carsten
Ich moechte mich hiermit sehr bei Dir und Deiner Frau bedanken fuer EUER Tagebuch. Ich bin hier leider in einer aehnlichen Situation,( Frau 36, kinder 2x6Monate, 9 Jahre ). Euer Tagebuch beschreibt sehr gut die Gefuehle die auch wir im Augenblick durchmachen. Wir sind also nicht verrueckt oder seltsam...
Nochmals
DANKE
Ralf

Carsten Nichte

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Montag, 24. September 2007 - 14:17
Hallo Ralf,
ich danke Dir. Ich denke, meine Claudia hat nicht damit gerechnet, das sich ihr Schicksal so in der Welt verbreitet. Sie wäre begeistert davon, denke ich. Ich freue mich, das ich Euch damit helfen konnte. Die Resonanz zeigt mir, das mein Weg - UNSER Weg - der richtige war, und ist.
Anfangs dachte ich auch, ich sei ziemlich alleine auf der Welt mit diesem Problem. Aber leider wird viel zu viel an diesem Mist gestorben!
Ich wünsche Euch das übliche: Sehr viel Kraft, Mut zur Schwäche, und ein einfühlsames Umfeld. Der Weg ist wirklich nicht leicht, ich hoffe ihr findet Euren. Ich drück Euch!

Carsten Nichte

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Samstag, 6. Oktober 2007 - 11:40
Am Mittwoch saß ich an Deinem Grab. Mir liefen das erste mal die Tränen, ohne das ich geheult hätte. Wenn ich die Augen schließe, dann sehe ich mich, wie ich im Boden versinke, mich neben Dich lege und an Dich anschmiege. Ich will einfach mit Dir einschlafen. Die unglaubliche Nähe und Vertrautheit spüren, die all die Jahre einfach selbstverständlich war. Ich will mich einfach fallen lassen, und schlafen. Das Leben scheint keinen Sinn mehr zu machen. Es gibt momentan nichts, was diese unglaubliche Leere in mir füllen könnte.
Heute habe ich Dich wieder besucht. Direkt nach dem Markt. Es ist ziemlich frisch heute morgen. Aber es verspricht ein schöner Sonnentag zu werden. Der Wind rauscht durch die Bäume. Dein Grab ist schon etwas mit Laub bedeckt. Ich werde dich demnächst noch mit etwas Rindenmulch bedecken. Und wenn es schneit, dann bekommst Du eine Decke aus frischen Tannenzweigen. Wenn ich mich neben Dich knie, und meine Hand auf den Grabhügel lege, werde ich ganz ruhig, und mir kommen die Tränen - einfach so. Ich kann Dich da unten erfühlen. Ich vermisse Dich so sehr. Ich bin so schrecklich alleine und einsam unter all den Menschen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das sich das ändert.
Ich habe noch weiter in unseren Fotoerinnerungen gestöbert. Es gibt jetzt 130 wunderbare Fotos von Dir...
http://www.nichte.de/fotoalbum/claudia/index.html
http://www.nichte.de/home.claudia.html
Gast
Samstag, 6. Oktober 2007 - 14:08
Hallo Carsten,
ich lese schon länger in Deinem Tagebuch aber bis jetzt konnte ich Dir nicht schreiben oder Worte des Trostes spenden. Habe meinen Peter am 25.9. an dieser Krankheit verloren und kann mit Dir und Deiner Familie fühlen. Noch ist bei mir zuhause sehr viel Umtrieb und die Töchter sind immer da aber es ist eben nicht das so sehr Vertraute wie z.B morgens zusammen aufwachen gemütlich frühstücken den Tag angehen lassen. Es ist einfach leer........ das Haus und das Herz
Ich wünshce Dir von herzen dass du zuversichtlich bist und auch in Tagen großer Einsamkeit an schöne Stunden mit Deiner Frau zurück denken kannst. Dies wird Dir und deinen Kindern Kraft geben....
In Verbundenheit Viola

Carsten Nichte

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Donnerstag, 1. November 2007 - 21:17
Meine Maus ist jetzt seit 72 Tagen nicht mehr bei mir, und ich mache mir viele Gedanken über die ganze Situation. Den folgenden Artikel veröffentliche ich morgen in meinem weblog. Ich wollte ihn Euch nicht vorenthalten, und euch damit über meinen derzeitigen Seelenzustand informieren...
Trauer sollte so unvergänglich sein wie Liebe. Das bewusste Gefühl lässt mit den Jahren nach. Aber im Kern, im innersten der Seele, brennt das Feuer weiter. Es ist halt nur nicht immer nach außen sichtbar. In mir brennen jetzt zwei Flammen. Die der Liebe und die der Trauer. Ich will nicht, das Trauer, Wut und Enttäuschung über mein Leben bestimmen, mein Leben dominieren. Mir ist das Wertvollste auf der Welt genommen worden, und nichts auf der Welt bringt mir das zurück. Die einzigen Gefühle die mich durch mein Leben tragen sollen, sind Liebe und Dankbarkeit, das sie bei mir war. Und schöne Erinnerungen an die vergangene gemeinsame Lebenszeit.
Sie stirbt nicht, solange ich diese Erinnerungen an sie in mir trage. Und ich bin sogar noch weiter gegangen und habe viel über sie aufgeschrieben, das jeder es nachlesen kann. Für mich ist das Leben
ein langer ruhiger Fluss. Ich lass mich einfach treiben. Es gibt noch soviel zu entdecken. Ich weiß, das meine Maus mich immer begleitet.
Natürlich hat Claudia mir gesagt „gestalte Dein Leben neu, werde mit einer neuen Partnerin glücklich“. Aber ob sie es auch so gemeint hat? Wer weiß das schon. Wenn ich mich in ihre Situation versetzte, dann glaube ich das ich zu meiner Partnerin genau das gleiche gesagt hätte. Aber mir hätte bei den Worten das Herz geblutet. Denn immerhin will man doch die Zukunft gemeinsam gestalten. Ich hätte es auch gesagt, aber alles in mir drin hätte sich dagegen gewehrt. Ich denke meine Claudia war innerlich auch zerrissen bei dem Gedanken mich freizugeben und los zulassen. Meiner Meinung nach ist solch eine Geste des Partners ein sehr, sehr großer Liebesbeweis.
Wenn man selber schon tot ist, dann möchte man doch, das man durch sein Liebstes weiterlebt. Bei allen schönen Dingen die ich in meinem Leben tue, wird sie bei mir sein, und durch meine Augen sehen. Das ist doch ein schönen Gefühl.
Wir Menschen verfügen über eine große Macht. Was wir glauben und denken wird wahr. Wir können unser Leben zu einer Hölle machen oder in einen Himmel verwandeln.
Ich habe im Gedicht Sehnsucht geschrieben, das die Welt hinter ihr zusammengebrochen, implodiert ist als sie ging. Ich kann in der Ödnis die mein Schatz zurückgelassen hat verharren, oder ich mache mich auf den Weg.
Warum sollte ich in einer leeren Ödnis leben wollen? Also packe ich ein paar Sachen, und ziehe los. Ich schaue nach vorne, weil hinter mir nichts mehr ist. Anfangs drehe mich aber sehr oft um. Ich hoffe das ich, je weiter ich weg bin, mich nicht mehr so oft umdrehe, denn alles was ich brauche trage ich bei mir. Und: In mir drin ist noch viel Platz für Flammen.

Das wollte ich euch einfach mal schreiben...
Liebe Grüße - Carsten
Gast
Freitag, 2. November 2007 - 12:02
Lieber Carsten,
´Bei allen schönen Dinge, die ich in meinem Leben tue wird sie bei mir sein und durch meine Augen sehen`
Das ist das Schönste und Innigste was ich je gehört habe !
Ich danke Dir für diese Worte !
Ich weiss jetzt auch was Du damit gemeint hast, als Du mir antwortetest `Am Ende wird nur noch Liebe sein `!
Ja, es stimmt ! Bei uns geht es jetzt dem Ende zu und dieses unbeschreibliche Gefühl, einen so sehr geliebten Partner bis zuletzt zu begleiten, werde ich nie im Leben vergessen können.Ein intensiveres Gefühl kann es garnicht geben im Leben, ausser vielleicht der Geburt.
Viele Grüsse und ich wünsche Dir sehr,dass Du Deinen Weg gehen wirst, mit dem das Du in oder bei Dir trägst !
ANGELIKA

Michaela

11 posts
Sonntag, 4. November 2007 - 04:35
Hallo Carsten,
ich weiß eigentlich garnicht wie ich anfangen soll. Du schreibst in einer Deiner Antworten das du den Eindruck hast das Deinen Kindern die Mutter irgendwie egal ist. Ich denke das dieser Eindruck täuscht und das Verhalten eine Art Selbstschutz deiner Söhne ist. Mein Mann hat mit 15 Jahren seine Mutter ebenfalls an Krebs verloren und er leidet heute noch darunter. Er ist mitlerweile 38 Jahre alt und macht sich immer noch Vorwürfe nicht für seine Mutter dagewesen zu sein, obwoh er jeden Tag bei ihr war wie mein Schwiegervater mir berichtete. Er glaubt auch, das seine Mutter ihn im Stich gelassen hat. Ich kann hier gar nicht alles aufzählen was meinen Mann belastet, gerhört hier auch nicht hin. Worauf ich hinaus möchte ist, bitte achte genau auf das Verhalten Deiner Kinder, Sie brauchen dich um einigermaßen mit der Situation klar zu kommen. Mein Mann bekam leider keine Hilfe von seinem Vater und leidet heute unter Depressionen und Schuldgefühlen. Ich bewundere Dich für Deine Stärke und wünsche Euch weiterhin ganz viel Kraft!!!

Carsten Nichte

28 posts
Mittwoch, 7. November 2007 - 14:46
Hallo Michaela,
ich sehe das genau wie Du. Kinder haben einen einmaligen Selbstschutz. Ich wünsche mir manchmal ich wäre auch damit ausgestattet. Das würde vieles einfacher machen. Mein großer ist auch ein "in sich Reinfresser". Deshalb werde ich mit beiden demnächst zur Trauerberatung für Kinder gehen. Ich selber fühle mich damit überfordert, und muss erstmal mit mir selber klar kommen. Ich merke auch, das es den Jungs immmer dann gut geht, wenn es mir gut geht.
Alles liebe Carsten

Carsten Nichte

28 posts
Mittwoch, 7. November 2007 - 14:48
Liebe Angelika,
ich schick Dir ein Kraftpäckchen, ein paar Sonnenstrahlen, und bin in Gedanken bei Euch.
Carsten

Carsten Nichte

28 posts
Dienstag, 13. November 2007 - 23:24
Heute ist ein schlimmer Abend. Ich durchforste unsere Fotoalben nach Fotos für das Tagebuch. Jede Seite steckt voller schöner Erinnerungen, und es tut so weh. Ich sehne mich nach dir, und deinem Lächeln, deiner Wärme, deiner Berührung.
Warum musstest ausgerechnet Du gehen, warum. Ich weis, es gibt darauf keine Antwort. Es ist einfach das Leben. Ich hätte dir meine Gedichte vorlesen sollen, das habe ich nie getan. Warum eigentlich? Ich hätte dir noch soviel sagen können. Gut, das wichtigste habe ich dir gesagt: Ich liebe dich. Unzählige mal am Ende, aber trotzdem. Die Abende ohne dich sind einfach einsam und leer. Immer wieder. Ich vermisse dich.

Carsten Nichte

28 posts
Dienstag, 22. Januar 2008 - 18:21
Das Jahr ist vorbei. Ich war in der Kur, habe Weihnachten und den Jahreswechsel überlebt - irgendwie. Claudias Geburtstag steht vor der Türe. Ich habe ihr ein Video gewidmet, das ihr hier herunterladen könnt:
Video in Erinnerung an Claudia
Außerdem habe ich ihr einen Gedichtband gewidmet. Den könnt ihr hier ansehen:
Gedichtband (pdf)
Meine Traurigkeit wird und wird nicht weniger.
:-((

Carsten Nichte

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Mittwoch, 20. Februar 2008 - 08:11
Dieses Gedicht habe ich zu deinem 43. Geburtstag geschrieben. Heute ist ein besonderer Tag, denn es ist dein erster Geburtstag nachdem du uns vor 183 Tagen verlassen hast. Ich lege dir heute drei Rosen auf dein Grab, je eine Rose für jedes angefangene Lebensjahrzehnt, das Du mit mir verbracht hast. Ich bin stolz darauf, das Du dein Leben mit mir geteilt hast, und ich vermisse dich sehr.

Du bist mir nah
Du bist mir nah
bei all den schönen Dingen
die ich erlebe
all den wundervollen Bildern
die meine Augen sehen
wenn Musik meine Seele
zum schwingen bringt
wenn ich die Elemente
auf meiner Haut spüre
dann weiß ich
das Du da bist
mir ganz nah bist
ich atme dich ein
ich atme dich aus
du durchdringst mich
flutest meine Seele
bis in die letzte Faser
meines Seins
dann spüre ich
du bist nicht gegangen
bist in mir verfangen
bis in alle Ewigkeit
ich wünsche mir so sehr
das es so ist
doch es ist nur ein Gefühl
das mir den Frieden gibt
denn Du bist mir nah
http://www.nichte.de/home.claudia.html Du bist mir nah

Carsten Nichte

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Dienstag, 5. August 2008 - 21:35
In 15 Tagen ist Jahrestag, und ich kann immer noch nicht wirklich glauben was uns passiert ist. In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer mal wieder innegehalten, und mich erinnert was in diesen Tagen mit uns geschehen ist. Das Blättern im Tagebuch hat mir oft dabei geholfen. Mein letzter Urlaubstag, unsere letzte gemeinsame Fahrt, die uns ins Krankenhaus führte. Die Hoffnung, das alles irgendwie gut ausgeht bis zuletzt. All die Pläne, die wir noch geschmiedet haben. Das Wissen und das Gefühl, das nichts auf dieser Welt uns retten wird. Das endlose Warten... Die sinnlose Frage nach dem warum, warum, warum,... warum Du. Ausgerechnet Du!
Ich fahre wie so oft durch Bensberg, und kreuze unweigerlich die Wege die Du gegangen bist. Ich sehe dich überall, stelle mir vor wie Du nach der Arbeit nach Hause gehst, und dir Bauarbeiter hinterher pfeifen. Sehe dich in Bensberg die Geschäfte durchstreifen, sehe wie Du auf dem Fahrrad in die Schule fährst. Dein Licht strahlt einfach überall.
Und wenn es in mir drin mal wieder endlos einsam und leer ist, dann wünsche ich mir, ich könnte zurück durch die Zeit springen zurück in unsere glücklichen, wundervollen Tage... um dich zu retten. Ich schaue mir dann gerne die Fotos an, all diese gefrorenen, wertvollen Augenblicke. Sie können die Zeit nicht wirklich zurückholen, aber sie sind eine Quelle, und ein Anker für die Erinnerungen die dich in mir wieder lebendig werden lassen. Die Zeit ist unerbittlich, sie hält nicht an, und wartet nicht. Sie schreitet endlos fort, und nimmt mich mit... wohin auch immer. Ich bin auf einem Schiff, das die Insel unserer gemeinsamen Zeit verlässt. Ich sehe den Strand unserer letzten gemeinsamen Tage langsam am fernen Horizont verschwinden. Sie werden nie wiederkehren.
- carsten

Carsten Nichte

28 posts
Donnerstag, 21. August 2008 - 08:10
Der erste Jahrestag.
Das ist schon ein besonderer Tag heute. Zum einen, weil mir viele gesagt haben das sie ihn als nichts besonderes erlebt haben, zum anderen wurde mir versichert, das danach alles leichter wurde, während wiederum andere mir erzählten er sei sehr traurig und emotional gewesen, und danach sei eigentlich alles noch viel schlimmer geworden.
Gestern bist Du nochmal richtig wach geworden. Dein Bewusstsein ist unter dem Schleier der Drogen und des vergifteten Körpers hervor gekrochen und hat mich ein letztes mal aus deinen Augen angestrahlt. Du warst zu schwach zum Reden, oder den Arm zu bewegen. Dennoch hast Du noch versucht vormittags etwas zu sagen. Ich werde niemals diese letzten Abendstunden vergessen, deine letzten Atemzüge. Du hast um jeden gekämpft, und als Du letztlich um 20:58 Uhr für immer deine Augen geschlossen hast, hat der Himmel geweint. Wir werden zu dieser Stunde heute Abend bei dir sein.
Für mich ist es aber auch ein Tag zum feiern. Ich habe nach einer heftigen Achterbahnfahrt im letzten Jahr, bis heute viel erreicht. Unser Leben hat sich total verändert. Es gibt neue, andere Lebensziele, ich habe viele neue Menschen kennen und schätzen gelernt. Ich habe meinen Weg gefunden die Trauer als Teil meines Lebens zu akzeptieren, sie zu integrieren, und dem ganzen Elend auch positives abzugewinnen. Ich denke, das Du stolz auf mich wärst, auch wenn noch nicht alles Rund ist. Der Jahrestag ist ein Tag, den ich niemals in meinem Leben vergessen werde. Du fehlst uns sehr.

Carsten Nichte

28 posts
Freitag, 21. August 2009 - 11:29
Anlässlich des zweiten Jahrestages habe ich Claudias FAP Darmkrebs Tagebuch noch einmal aktualisiert. Die öffentliche Version hat jetzt 328 Seiten, und enthält unter anderem drei neue Fundstücke. Kleine liebevolle Briefe aus dem Jahre 1989, spontan entstanden und auf Notizpapier geschrieben. Dazu einige neue, und alte bisher nicht veröffentlichte Gedankensplitter, Gedichte, und Kondolenzen. Dazu einen aktuellen Eintrag zum 2. Jahrestag. Einige Fehler in der Formatierung wurden beseitigt...
Ich seh in deine Augen, spüre deinen letzten Atem in
meinem Gesicht, und den Regen auf meiner Haut als wenns
Tränen wären...
Dein Gedicht:
http://www.nichte.de/home.arts.words15.html
Dein Video auf Youtube:
http://www.youtube.com/watch?v=2mUFv__StRw
Deine Gedenkseite:
http://www.nichte.de/home.claudia.html
Dein Blog:
http://www.nichte.de/home.weblog.html
Ich wünsch euch Licht und Liebe auf eurem Weg - Carsten
Gast
Samstag, 30. Januar 2010 - 15:27
dafuer hat ralf jetzt 2kinder enfuehrt und haelt sie in deutschland gefangen. er haelt sich leider nicht an geltende gesetze und gerichtsurteile.
http://www.malaysianbar.org.my/legal/general_news/two_women_lose_babies_despite_legal_custody.html

Riesterer

588 posts
Montag, 1. Februar 2010 - 10:24
Hallo Carsten,
du lebst deine/eure tiefe Liebe.
Und aktuell scheinst du deine tiefste Trauer auszuleben.
Mascha Kalèko schrieb:
„Bedenke: den eigenen Tod
stirbt man nur,
doch mit dem Tod des anderen
muss man leben.“
Bitte denke an deine Kinder, die brauchen dich voll und ganz. Und nach 2 Jahren solltest du Los-Lassen trainieren,
zumindest für deine Kinder, bevor Depression zum schweren Berater wird.
In diesem Sinne wünshe ich dir Alles Gute !
Manfred

Carsten Nichte

28 posts
Mittwoch, 10. Februar 2010 - 20:56
Hi Manfred, danke für dein Feedback, aber es ist nicht so wie es scheint. Ich habe seit dem schon zwei Beziehungen hinter mir, und meinen Kids geht es blendend. Loslassen trainieren brauche ich nicht. Alles was ich getan habe, und heute noch tue hat mit Loslassen, aber auch viel mehr mit Erinnern zu tun... ich finde, sie hat es verdient, das an sie erinnert wird... Depressionen habe ich nicht, traurige Momente hingegen schon. Die lasse ich mir aber auch nicht nehmen, denn sie gehören zum leben. An "Trauerstandards" halte ich mich nicht, und Trauer ist für mich auch keine Krankheit... leider ist das eine weit verbreitete Meinung, und es wird einfach zu wenig Zeit dafür eingeräumt, bzw. ruck zuck medikamentös behandelt. Funktionieren hat oberste Priorität. Ich folge meinem lebendigen Gefühl... Und mein Leben hat es ganz schön in sich, und ist alles andere als "normal", routine und langweilig.
Ich wünsch dir eine tolle Zeit - Carsten

Riesterer

588 posts
Mittwoch, 10. Februar 2010 - 21:41
freut mich das zu Lesen
Manfred

Tochter

50 posts
Donnerstag, 11. Februar 2010 - 08:18
"Ich habe nach unserer Diagnose auch in Foren nur schlimmes Gelesen was mich eher mutlos machte. Mein Frau hat sich um sowas nie geschert. Sie war in keinem Forum oder Selbsthilfegruppe. Sie hat ihre Leben einfach gelebt, und das Optimum für sich, und uns rausgeholt".
Warum hast Du Dich trotzdem nachhaltend in Foren aufgehalten, wenn es Dich eher mutlos gemacht hat???
Mir geht es umgekehrt. Besonders in diesem Forum fühle ich mich gut informiert, liebevoll verstanden, gestärkt.
Wäre Deine Frau mit der Veröffentlichung dieser sehr intimen Fotos und Texten einverstanden gewesen?
"Mein Frau hat sich um sowas nie geschert. Sie war in keinem Forum oder Selbsthilfegruppe."
Mein Mann und ich haben eine Vereinbarung, so etwas immer im Sinne des anderen zu handhaben.
Ich weiß wovon ich spreche. Ich war jahrelang an der Dialyse, bekam zwei Spender-Organe transplantiert. Für unseren damals neunjährigen Sohn erhielten wir so viel "normales" Leben wie möglich.
Wäre Deine Frau damit einverstanden, soviel Intimität zu veröffentlichen?
Haben Deine Kinder das alles gelesen?
Ich wäre auf keinen Fall mit so etwas einverstanden! Nicht nur unserem Sohn zu liebe.
Es gibt Grenzen der Intimität.
Ich habe alles von Dir gelesen, jedes Foto gesehen.
Mein Mann hat mir glaubhaft versprochen, so etwas mit mir nie zu machen.
Ich weiß, dass mich jetzt hier viele hassen werden.
Es ist ein Kampf auch für mich persönlich.
Beate

Tochter

50 posts
Donnerstag, 11. Februar 2010 - 08:47
"Hi Manfred, danke für dein Feedback, aber es ist nicht so wie es scheint. Ich habe seit dem schon zwei Beziehungen hinter mir, und meinen Kids geht es blendend"
Bei den zwei Beziehungen "hinter Dir" handelt es sich doch sicher um zwei Frauen, die sich voller Liebe und Vertrauen auf Dich eingelassen haben.
Ist es eine Form Rache? Es sind Unschuldige!
Niemand muss dafür bestraft oder benutzt werden, nur weil er gesund ist und lebt.
Wo sind die Internetseiten, Fotos und Gedichte über die zwei bewundernswerten Frauen, die Dir nach diesem Trauma ihre Liebe schenkten?
Ich finde es unfähr.
Steinigt mich von mir aus!
Beate

Carsten Nichte

28 posts
Donnerstag, 11. Februar 2010 - 09:59
Danke für deine offenen Worte :-) Ich weiß nicht, ob sie damit einverstanden gewesen wäre. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Es ging im damals im wesentlichen um mein Überleben, und das kannst du wörtlich nehmen. Es hat mir geholfen loszulassen, und meinen Weg zurück ins Leben zu finden. Deswegen habe ich geschrieben und veröffentlicht. Das Dokument gibt es in einer wesentlich umfangreicheren privaten Version, und es ist natürlich auch für meine Kinder. Sie haben es gelesen, aber sie werden es in ein paar Jahren sicherlich noch einmal mit anderen Augen lesen.
Ich habe mir auch schon oft darüber Gedanken gemacht, ob ich es jetzt nicht vom Netz nehmen sollte. Das Feedback ist nach wie vor vorwiegend positiv, und so lange es einem Menschen hilft bleibt es. Da halte ich die Kritik gerne aus.... und ich respektiere auch, da jeder Mensch eine eigene Meinung dazu hat... warum sollte ich dafür hassen?
lg - Carsten

Carsten Nichte

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 10:11
Du hast recht, aber es waren auch zwei Frauen, auf die ich mich voller Liebe und Vertrauen eingelassen habe. Was sollte Rache sein? Zu beiden Frauen habe ich heute ein gutes Verhältnis, zur letzten sogar ein sehr gutes, enges Verhältnis, obwohl sie schon wieder in einer Beziehung steckt. Es geht niemals um Schuld und Unschuld. Menschen begegnen sich, und Verbindungen lösen sich, wenn die Zeit dafür ist... auch wenn das oft mit Verletzungen einher geht... im ersten Fall sogar mit ziemlich schlimmen. Wenn ich etwas im Leben gelernt habe, dann ist es loszulassen...
Die Prügel stecke meist ich ein... wie deine Nachricht zeigt ;-)
Es gibt einen ziemlich gewaltigen Unterschied zwischen diesen beiden Frauen, und meinem Engel: Beide leben noch.
Warum sollte ich dich steinigen?
lg - Carsten

Carsten Nichte

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 10:29
Warum hast Du Dich trotzdem nachhaltend in Foren aufgehalten, wenn es Dich eher mutlos gemacht hat???
Es gibt eine Zeit vor ihrem Tod, und eine Zeit nach ihrem Tod.
Es gibt Grenzen der Intimität.
Ich habe alles von Dir gelesen, jedes Foto gesehen.
Wo diese Grenze verläuft, entscheidet jeder Mensch für sich selbst.
Obwohl du alles gelesen, und gesehen hast, weißt du nichts von mir.
Das Buch ist auch eine Biographie, ein Geschichtsbuch über vergangene Zeiten. Heute ist mein Leben total anders, ich habe mich verändert, meine Lebensziele sind andere. Ihr Tod hat mein Leben in zwei Hälften geteilt, und nicht nur das. Ich selbst bin auch gestorben, mehrfach sogar. Das kann nur jemand wirklich verstehen, der in meinen Schuhen gelaufen ist, und unser Leben gelebt hat.
Vor ihrem Tod wäre ich auch nicht auf die Idee gekommen zu schreiben, und zu veröffentlichen. Aber es gibt Momente im Leben, da ändert sich alles, auf eine Weise die man sich nicht vorstellen kann, und auf die man sich nicht vorbereiten kann.
Ich habe ihr niemals etwas versprochen... ihr größter Wunsch war, das ich wieder glücklich werde, und sie niemals vergesse...
Carsten

Tochter

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 10:30
Sorry, mein Beitrag war nicht an Dich persönlich gerichtet, eher an Menschen, die meine Meinung falsch finden. (bezog sich auf Deine vorletzte Antwort)
Klar, ist es für den Partner sehr viel schwerer (in gewisser Hinsicht)
Der Patient wird gepflegt, betreut, bekommt gegen Schmerzen und alles Leid Medikamente, Psychologen und vieles mehr.
Der Angehörige wird nicht "behandelt" höchstens beraten und steht hilflos im Abseits.
Du siehst, ich verstehe das alles sehr gut.
Aber genauso wenig wie ich von mir Nacktaufnahmen veröffentlichen lassen würde, wäre ich mit der Veröffentlichung einer Fotodokumentation und der Gefühle meines Mannes während meines Sterbens ohne meine konkrete
Zustimmung einverstanden!
Natürlich wäre ich mit jeder Form von psychologischer Beratung und Betreuung für Hinterbliebene für meinen Mann und Sohn in jeder Form einverstanden.
Aber nicht mit einer totalen Veröffentlichung ohne mein Einverständniss.
Wenn Du mich erlebt hättest, als ich Deine Seiten las, würdest Du meine Gefühle nachvollziehen können.
Worum geht es Dir?
"Ich weiß nicht, ob sie damit einverstanden gewesen wäre. Aber das ist auch gar nicht der Punkt. Es ging im damals im wesentlichen um mein Überleben, und das kannst du wörtlich nehmen"
Diese Seite ist für Betroffene und deren Angehörige.
Es gibt doch Seiten für Menschen, denen es um ihr persönliches Überleben nach dem Verlust eines Angehörigen geht. So klar beziehen sich diese Seiten nicht auf Dich und Deine Trauer. Okay wären für mich Fotos von Dir in jeder Form der Trauer.
Aber ich persönlich finde Veröffentlichungen jeder Art ohne Einverständnis der jeweiligen Person unfair.
Wie schon gesagt, ist für mich der Punkt, wäre derjenige einverstanden, wenn man ihn nicht mehr fragen kann?
Hilfen für Angehörige finde ich wichtig und sehr wertvoll!
Im privaten Rahmen, von professioneler Seite und auch in Foren unter "ich brauche Beistand, Anteilnahme und Trost".
Das finde ich alles fair und tröstend.
Es ist schwer auszudrücken, was ich meine.
Meine Meinung drückt auch nur meine persönlichen Eindrücke und Gefühle aus. Sicherlich geprägt und beeinflusst durch persönliche Erlebnisse, die ich nicht verallgemeinern darf und auch nicht will.
Beate

Tochter

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 10:53
Ich möchte dieses Thema von meiner Seite her beenden.
Meine Meinung und Gefühle sind sehr von unserem persönlichen Leben geprägt.
Mir ging es auch eher allgemein darum, wieviel Recht auf Diskretion hat man in Bezug auf das eigene Sterben und den eigenen Tod und die Zeit danach.
Es war für mich persönlich gut und beruhigend, dass mein Mann eine für mich akzeptable Ansicht über den Umgang mit diesem Thema hat.
(konkret hatten wir bisher noch nie darüber gesprochen)
Damit Punkt und Schluss.
Im Namen der Liebe!
Beate

Carsten Nichte

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 11:11
... weil es mich gerade sehr beschäftigt...
Unsere Kinder (damals 8 und 10) waren von Anfang an mit einbezogen, und wussten. Durften Fragen, und haben ehrliche Antworten bekommen. Sie haben gelernt mit dem Thema Tod und Krankheit umzugehen. Auch sie haben keinerlei psychologische Betreuung benötigt. Jeder entscheidet sich doch für einen Weg. Wir haben uns dazu entschieden nicht zu kämpfen, und Fassaden aufzustellen, sondern die Krankheit anzunehmen. Sie sollte nicht unsere Zeit bestimmen... jedenfalls nicht mehr als sowieso nötig war. Es war eine intensive, traurig schöne Zeit.
Unfair finde ich zum Beispiel jemandem Versprechen abzunehmen. Dein Partner kann doch gar nicht wissen wie sein leben hinterher sein wird, was seine Bedürfnisse sein werden, wie er mit allem umgeht. Er wird seinen eigenen Weg finden müssen... Wenn du ihm heute ein Versprechen abnimmst, kann ihn das "danach" in unglaublich Gewissenskonflikte stürzen und Schuldgefühle auslösen, die er vielleicht nie wieder los wird, die ihn sein Leben lang quälen, und daran hindern seinen Weg zu finden.
Ich würde so etwas aus meiner eigenen Erfahrung nie von einem Menschen verlangen. Meine Frau wusste das (vielleicht auch eher intuitiv), und ich hatte die Freiheit das zu tun, was für mich am besten ist. Ich bin nur meinem Bauchgefühl gefolgt, hab keine Medikamente benutzt, und keinen Psychologen benötigt, mich nicht äußeren Zwängen gebeugt. Das hat mich unendlich viel Kraft gekostet... mehr als ich damals hatte, und ich habe dabei meine Seele bis in die tiefsten Tiefen ausgelotet. Ich hatte eine unglaublich harte Zeit, inclusive zweier Suizid-Versuche. Das alles hat ca. ein halbes Jahr gedauert, danach ging es kontinuierlich aufwärts. Ich habe nie wirklich meinen Lebensmut verloren... Ich weiß, das sie begeistert wäre von dem was ich in den letzten Jahren geleistet habe, und ich verdanke ihr so viel. Ich fühle mich heute frei, glücklich und offen für das Leben. Ich glaube mehr kann man vom Leben nicht erwarten.
lg Carsten

Tochter

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 11:46
"Unfair finde ich zum Beispiel jemandem Versprechen abzunehmen. Dein Partner kann doch gar nicht wissen wie sein leben hinterher sein wird, was seine Bedürfnisse sein werden, wie er mit allem umgeht."
Wart Ihr verheiratet? So richtig mit Eheversprechen für gute und schlechte Zeiten?
"Dein Partner kann doch gar nicht wissen wie sein leben hinterher sein wird, was seine Bedürfnisse sein werden, wie er mit allem umgeht..."
Richtig, das wussten und wissen wir beide nicht. Trotzdem sind wir inzwischen fast 20 Jahre verheiratet.
Sind Versprechen wirklich unfair?
Für mich sind es klare Aussagen und freiwillige Entscheidungen, auf die ich vertraue.
Mein Mann hat mir das übrigens gar nicht versprechen müssen, wie wir mit Sterben und Tod umgehen werden. Es genügte, dass ich sagte, ich möchte so was nicht, ohne meine Zustimmung.
Da muss ich ihm kein Versprechen abnehmen.
Es ist für uns selbstverständlich , im Sinne des anderen in dessen Abwesenheit zu entscheiden.
Du hast Deinen Weg gefunden und für Dich war es richtig.
"Ich fühle mich heute frei, glücklich und offen für das Leben. Ich glaube mehr kann man vom Leben nicht erwarten"
Wir würden einen anderen Weg wählen, mit ähnlichem Ziel.
Nun lass es bitte gut sein!
Beate

Carsten Nichte

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Donnerstag, 11. Februar 2010 - 12:34
Wart Ihr verheiratet? So richtig mit Eheversprechen für gute und schlechte Zeiten?
Wir waren 25 Jahre zusammen, davon 15 Jahre ohne Trauschein... nächstes Jahr wären es 30 Jahre.... Es brauchte kein Eheversprechen um zu fühlen das wir einfach zusammen gehören. Wie viele Menschen geben sich dieses "Eheversprechen", und brechen es schon nach ein paar Monaten, oder Jahren? Was ist ein Versprechen Wert? Menschen ändern sich, und die Welt auch. Ich glaube, es ist viel schöner nichts zu verlangen, und doch alles zu bekommen, oder? Versprechen einzufordern hat auch immer etwas mit Unsicherheit und auch Egoismus zu tun, aber das ist ein anderes Thema (...und bitte bezieh das jetzt nicht auf dich).
Ich denk, das es kein richtig oder falsch gibt. So viele Menschen es gibt, so viele Wege gibt es auch,... und viel mehr, und sie sind für den richtig, der sie geht. Wenn man den ein oder anderen Weg nicht versteht, dann kann man ihn wenigstens respektieren.
Nun lass es bitte gut sein!
Ich habe diesen Dialog nicht angefangen, oder?
lg - carsten

Carsten Nichte

28 posts
Donnerstag, 11. Februar 2010 - 12:47
Ich möchte dieses Thema von meiner Seite her beenden.
Kein Problem.
Meine Meinung und Gefühle sind sehr von unserem persönlichen Leben geprägt.
Das ist gut so... Ist bei mir nicht anders, wie bei jedem anderen Mensch auch.
Mir ging es auch eher allgemein darum, wieviel Recht auf Diskretion hat man in Bezug auf das eigene Sterben und den eigenen Tod und die Zeit danach.
Das ist ein wichtiges Thema, und sollte nicht von persönlichen Angriffen begleitet werden.

Es war für mich persönlich gut und beruhigend, dass mein Mann eine für mich akzeptable Ansicht über den Umgang mit diesem Thema hat.
Das ist schön für dich, und euch. Dann wünsche ich mir für dich, das er seine Ansicht niemals ändert.
konkret hatten wir bisher noch nie darüber gesprochen
Mann kann niemals über alle Dinge reden. Das ist unmöglich. Bei uns gab es selbst nach 2 Jahren Abschied noch viele ungeklärte Dinge über die ich gerne noch gesprochen hätte.
Damit Punkt und Schluss.
Im Namen der Liebe!
Ein entschlossener und gleichzeitig theatralischer Abschluss. Gefällt mir :-)
Ich danke dir für deine offene Meinung.
lg - Carsten
Gast
Dienstag, 9. März 2010 - 09:33
Hallo
der letzte Eintrag von Anonym ist gelogen, Ralf hat das alleinige Sorgerecht! ( Entscheidung des Bonner Gerichts )
Gruss an den Lügner / die Lügnerin
Gast
Dienstag, 9. März 2010 - 11:21
wer um alles in der Welt ist Ralf???
Gast
Mittwoch, 10. März 2010 - 13:54
Hallo Carsten !
Ich habe euer Tagebuch auch gelesen. Ich bin weder krank noch direkte Angehörige eines Kranken. Ich bin auf dieses Forum und dann auf dieses Tagebuch gestossen, weil ein guter Freund Darmkrebs hat und ich eigentlich keine Ahnung hatte.
Lieber Carsten - Danke, vielen vielen Dank für dieses sehr berührende Tagebuch das die Liebe zweier Menschen wiederspiegelt. Ich habe andere Dinge erlebt - und auch manchesmal gezweifelt ob und wie es weitergeht. Ich habe jetzt eine neue Liebe in meinem Leben gefunden und diese eigentlich sehr bewußt wahrgenommen. Trotzdem bin ich nachdem ich euer Tagebuch gelesen habe, nach Hause gegangen hab meinen Mann in den Arm genommen und ihm gesagt wie sehr ich ihn liebe. Er hat mich angesehen, gesagt das es mich auch liebt und gefragt warum ich heute so eine etwas zerbrechlicheres Gefühl ausstrahle als sonst. Weil die Liebe sehr zerbrechlich sein kann und wir nie wissen, was auch immer noch auf uns zukommt. Ich verpreche dir und deiner Frau - das auch ich sie nieeee vergessen werden obwohl ich sie persönlich nie gekannt habe. Sie hat durch Ihren Mut vielen Menschen und im speziellen mir gezeigt, wie man seine Prioritäten im Leben setzen kann.
Wie gesagt ich bin weder krank noch einer meiner Lieben - trotzdem bin ich unendlich dankbar dafür das es dieses Dokument gibt. Es rückt viele Dinge ins rechte Licht und das ist gut so. Mein Dank dafür ist - deine Frau Claudia Nichte - nicht zu vergessen und wenn mein Sohn alt genug ist werde ich das auch an ihn weitergeben.
Ich wünsche dir und deinen Jungs alles Gute und mögen für Euch nur Tage des Glücks kommen.
Nina
Gast
Freitag, 2. März 2012 - 18:26

- Test -