Diana
23 posts
Sonntag, 24. August 2008 - 18:42
Liebe Forumleser
Ich habe lange überlegt, ob ich Euch mein Erlebtes schreiben soll oder nicht und bin dann zum Schluss gekommen, dass man ja nicht nur positive Erfahrungen mitteilen muss und dass auch dies zu einer Krebserkrankung gehört. Wenn ihr aber Angst davor habt das zu lesen, verstehe ich das und bitte Euch, den Beitrag zu vergessen.
Ich habe im Januar 2007 zum ersten Mal das Forum besucht und von unserer Geschichte geschrieben. Meine Mutter hat mehr oder weniger zufällig von ihrer Krebsdiagnose erfahren. Sie hatte nie irgendwelche Beschwerden, war immer top fit und lebte auch sehr gesund (sie spielte Tennis, kochte und ass sehr ausgewogen und lebte einfach so, dass sie immer glücklich war). Sie war bei der Diagnose 51 Jahre alt. Trotzdem hatte sie Darmkrebs mit mehreren Lebermetastasen, wie viele genau weiss ich nicht. Sie waren einfach auf der ganzen Leber verteilt, so dass es anfangs keine Möglichkeit gab, die Leber zu operieren. Nach erfolgreicher Darm-OP machte sie bis Ende Mai 2007 mehrere Chemo-Durchgänge und die Metastasen wurden kleiner und verschwanden teilweise sogar ganz. Im Sommer 2007 wurden ihr 2/3 der Leber entfernt und sie erholte sich rasch von den Strapazen. Es bestand eine realistische Chance, dass die Metastasen für längere Zeit weg blieben und sie wieder gesund wird.
Zur Sicherheit ordneten die Ärzte eine neue Chemo an, die anscheinend auch unsichtbare Mikrometastasen bekämpfen kann, welche unter Umständen bereits in der Leber sind.
Leider hatten wir auch hier keinen Schutzengel und kein Glück; bereits im Oktober war die Leber wieder voller Metastasen (obwohl keine Einzige mehr sichtbar war nach der OP!!!). Mami musste also wieder mit Chemos weiter machen und man hoffte, dass die Metastasen kleiner werden und evtl. RFA gemacht werden kann. Im Frühling 2008 sah alles auch ganz gut aus, die Metastasen schrumpften und waren auch nicht mehr so aktiv wie zu Beginn. Da der Körper ja leider nicht ununterbrochen mit Chemos belastet werden kann, musste ein Teil der Medikamente für drei Monate eingestellt werden. Natürlich ahnten wir schon, dass die Tumoren dann wieder wachsen würden und es kam auch so. Die Metastasen wanderten sogar auf die Leber und sowohl RFA als auch SIRT kamen dann nicht mehr in Frage.
Die neue Chemo war sehr aggressiv und meine Mutter war oft sehr müde und ihr war übel. Zum Glück konnten meine Eltern vorher noch in den Urlaub nach Griechenland fliegen und dort eine schöne Zeit zusammen verbringen. Sie durften ausserdem im Juli noch ihren 30. Hochzeitstag feiern:-)
Dann ging alles sehr schnell: Mitte Juli bekam Mami immer wie mehr Schmerzen und sie mochte kaum noch was unternehmen, da sie immer gleich wieder müde war und sich hinsetzen musste. Sie wurde untersucht und man gab den Chmos die Schuld an einer Darmentzündung. Diese klingte dann wieder ab und die Schmerzen blieben trotzdem. Sie fuhren nochmals eine Woche in den Urlaub und als sie zurückkamen, musste Mami ins Spital für ein CT. Leider konnte dieses CT gar nicht gemacht werden, da es ihr so schlecht ging. Sie hatte solche Schmerzen und konnte nächtelang nicht mehr schlafen.
Sie bekam dann starke Schmerzmittel und als es ihr etwas besser ging, konnte man das CT durchführen. Zuerst dachten wir, dass die Gallengänge von einer Metastase blockiert werden (dies weil sie zunehmend gelb wurde und eben solche Schmerzen hatte), dann hätte man noch die Chance gehabt, einen Stent zu legen und die Leber wieder zum funktionieren zu bringen. Es war dann aber so, dass es irgendwie zu bluten begann in der Leber und die Metastasen einfach sehr stark gewachsen sind trotz Chemotherapie.
Mami verlor immer wie mehr das Bewusstsein, da die Leber und die Nieren nicht mehr funktionierten. Zum Glück konnte sie uns sagen, dass sie keine Schmerzen mehr hatte dank des Morphins.
Genaue Detaills dieser einen Spitalwoche lasse ich aus. Ich kann einfach sagen, dass sie mehr oder weniger direkt vom Urlaub in die Klinik kam und dann innerhalb von einer Woche eingeschlafen ist. Ihre Atmung wurde am letzten Tag unregelmässig und sie hörte in ihrer Bewusstlosigkeit am 23.08.2008 um 1 Uhr nachts ganz auf zu atmen. Ich konnte bei ihr sein und ihre Hand halten, sagen dass ich bei ihr bin und dass ich sie lieb habe. Ich bin sehr dankbar dafür und kann wenigstens sagen, dass ich das Gefühl habe, dass sie schön sterben konnte.
Das war jetzt die ganze medizinische Geschichte, die emotionale und persönliche Ebene macht mir eigentlich viel mehr zu schaffen und ich schaffe es auch kaum, darüber etwas zu schreiben. Ich bin unendlich traurig darüber, dass meine Mami trotz ihres Lebenswillens und ihrer Fröhlichkeit gestorben ist und dass es auch für meine ganze Familie so traurig ist. Mein Papi macht es zwar ganz toll und versucht irgendwie damit klar zu kommen, aber es ist für ihn so schlimm, dass er Mami verlieren musste. Ich habe auch noch zwei jüngere Geschwister, meine Schwester ist 17 Jahre alt und mein Bruder 22 (ich werde nächste Woche 26). Meine Mami fehlt mir so sehr und ich bin so traurig, dass das passieren musste. Aber ich tröste mich damit, dass ich eine so tolle Mutter hatte und dass auch meine Familie so zusammenhält und wir das zusammen schaffen werden. Die letzten Monate waren so schön, obwohl wir immer Angst haben mussten. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir Zeit hatten um uns zu verabschieden und die Zeit zu geniessen. Am Schluss ging zwar alles sehr schnell und wir konnten nicht mehr viel zusammen reden, aber ich weiss, dass Mami gewusst hat wie sehr wir sie alle lieb haben.
Wie es weiter geht weiss ich nicht, ich glaube einfach daran, dass mein Papi, meine Geschwister und mein Mann das durchstehen, auch weil meine Mami sich das wünschen würde. Ich glaube, dass es ihr gut geht dort wo sie jetzt ist und dass sie uns vielleicht sogar hören und sehen kann. So ist sie immer bei mir, auch wenn sie nicht mehr auf dieser Erde ist.
Ich hoffe sehr, dass ich niemanden erschrecke mit meinem Bericht und dass mir niemand böse ist, dass ich so eine traurige Geschichte erzählt habe. Mir hat es gut getan, diese Worte zu schreiben und ich möchte damit auch sagen, dass Ihr alle das Leben geniessen müsst und dass ich Euch so sehr wünsche, dass ihr alle ganz viel Glück habt!!! Auch jenen, die keine Hoffnung auf eine Besserung oder Heilung haben wünsche ich alles Gute und vielleicht hilft Euch ja mein Erlebtes für den Umgang mit dem Tod. Ich selbst habe jetzt keine Angst mehr vor dem Sterben.
Alles erdenklich Liebe und alle Kraft der Welt!
Eure Diana
Ich habe lange überlegt, ob ich Euch mein Erlebtes schreiben soll oder nicht und bin dann zum Schluss gekommen, dass man ja nicht nur positive Erfahrungen mitteilen muss und dass auch dies zu einer Krebserkrankung gehört. Wenn ihr aber Angst davor habt das zu lesen, verstehe ich das und bitte Euch, den Beitrag zu vergessen.
Ich habe im Januar 2007 zum ersten Mal das Forum besucht und von unserer Geschichte geschrieben. Meine Mutter hat mehr oder weniger zufällig von ihrer Krebsdiagnose erfahren. Sie hatte nie irgendwelche Beschwerden, war immer top fit und lebte auch sehr gesund (sie spielte Tennis, kochte und ass sehr ausgewogen und lebte einfach so, dass sie immer glücklich war). Sie war bei der Diagnose 51 Jahre alt. Trotzdem hatte sie Darmkrebs mit mehreren Lebermetastasen, wie viele genau weiss ich nicht. Sie waren einfach auf der ganzen Leber verteilt, so dass es anfangs keine Möglichkeit gab, die Leber zu operieren. Nach erfolgreicher Darm-OP machte sie bis Ende Mai 2007 mehrere Chemo-Durchgänge und die Metastasen wurden kleiner und verschwanden teilweise sogar ganz. Im Sommer 2007 wurden ihr 2/3 der Leber entfernt und sie erholte sich rasch von den Strapazen. Es bestand eine realistische Chance, dass die Metastasen für längere Zeit weg blieben und sie wieder gesund wird.
Zur Sicherheit ordneten die Ärzte eine neue Chemo an, die anscheinend auch unsichtbare Mikrometastasen bekämpfen kann, welche unter Umständen bereits in der Leber sind.
Leider hatten wir auch hier keinen Schutzengel und kein Glück; bereits im Oktober war die Leber wieder voller Metastasen (obwohl keine Einzige mehr sichtbar war nach der OP!!!). Mami musste also wieder mit Chemos weiter machen und man hoffte, dass die Metastasen kleiner werden und evtl. RFA gemacht werden kann. Im Frühling 2008 sah alles auch ganz gut aus, die Metastasen schrumpften und waren auch nicht mehr so aktiv wie zu Beginn. Da der Körper ja leider nicht ununterbrochen mit Chemos belastet werden kann, musste ein Teil der Medikamente für drei Monate eingestellt werden. Natürlich ahnten wir schon, dass die Tumoren dann wieder wachsen würden und es kam auch so. Die Metastasen wanderten sogar auf die Leber und sowohl RFA als auch SIRT kamen dann nicht mehr in Frage.
Die neue Chemo war sehr aggressiv und meine Mutter war oft sehr müde und ihr war übel. Zum Glück konnten meine Eltern vorher noch in den Urlaub nach Griechenland fliegen und dort eine schöne Zeit zusammen verbringen. Sie durften ausserdem im Juli noch ihren 30. Hochzeitstag feiern:-)
Dann ging alles sehr schnell: Mitte Juli bekam Mami immer wie mehr Schmerzen und sie mochte kaum noch was unternehmen, da sie immer gleich wieder müde war und sich hinsetzen musste. Sie wurde untersucht und man gab den Chmos die Schuld an einer Darmentzündung. Diese klingte dann wieder ab und die Schmerzen blieben trotzdem. Sie fuhren nochmals eine Woche in den Urlaub und als sie zurückkamen, musste Mami ins Spital für ein CT. Leider konnte dieses CT gar nicht gemacht werden, da es ihr so schlecht ging. Sie hatte solche Schmerzen und konnte nächtelang nicht mehr schlafen.
Sie bekam dann starke Schmerzmittel und als es ihr etwas besser ging, konnte man das CT durchführen. Zuerst dachten wir, dass die Gallengänge von einer Metastase blockiert werden (dies weil sie zunehmend gelb wurde und eben solche Schmerzen hatte), dann hätte man noch die Chance gehabt, einen Stent zu legen und die Leber wieder zum funktionieren zu bringen. Es war dann aber so, dass es irgendwie zu bluten begann in der Leber und die Metastasen einfach sehr stark gewachsen sind trotz Chemotherapie.
Mami verlor immer wie mehr das Bewusstsein, da die Leber und die Nieren nicht mehr funktionierten. Zum Glück konnte sie uns sagen, dass sie keine Schmerzen mehr hatte dank des Morphins.
Genaue Detaills dieser einen Spitalwoche lasse ich aus. Ich kann einfach sagen, dass sie mehr oder weniger direkt vom Urlaub in die Klinik kam und dann innerhalb von einer Woche eingeschlafen ist. Ihre Atmung wurde am letzten Tag unregelmässig und sie hörte in ihrer Bewusstlosigkeit am 23.08.2008 um 1 Uhr nachts ganz auf zu atmen. Ich konnte bei ihr sein und ihre Hand halten, sagen dass ich bei ihr bin und dass ich sie lieb habe. Ich bin sehr dankbar dafür und kann wenigstens sagen, dass ich das Gefühl habe, dass sie schön sterben konnte.
Das war jetzt die ganze medizinische Geschichte, die emotionale und persönliche Ebene macht mir eigentlich viel mehr zu schaffen und ich schaffe es auch kaum, darüber etwas zu schreiben. Ich bin unendlich traurig darüber, dass meine Mami trotz ihres Lebenswillens und ihrer Fröhlichkeit gestorben ist und dass es auch für meine ganze Familie so traurig ist. Mein Papi macht es zwar ganz toll und versucht irgendwie damit klar zu kommen, aber es ist für ihn so schlimm, dass er Mami verlieren musste. Ich habe auch noch zwei jüngere Geschwister, meine Schwester ist 17 Jahre alt und mein Bruder 22 (ich werde nächste Woche 26). Meine Mami fehlt mir so sehr und ich bin so traurig, dass das passieren musste. Aber ich tröste mich damit, dass ich eine so tolle Mutter hatte und dass auch meine Familie so zusammenhält und wir das zusammen schaffen werden. Die letzten Monate waren so schön, obwohl wir immer Angst haben mussten. Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir Zeit hatten um uns zu verabschieden und die Zeit zu geniessen. Am Schluss ging zwar alles sehr schnell und wir konnten nicht mehr viel zusammen reden, aber ich weiss, dass Mami gewusst hat wie sehr wir sie alle lieb haben.
Wie es weiter geht weiss ich nicht, ich glaube einfach daran, dass mein Papi, meine Geschwister und mein Mann das durchstehen, auch weil meine Mami sich das wünschen würde. Ich glaube, dass es ihr gut geht dort wo sie jetzt ist und dass sie uns vielleicht sogar hören und sehen kann. So ist sie immer bei mir, auch wenn sie nicht mehr auf dieser Erde ist.
Ich hoffe sehr, dass ich niemanden erschrecke mit meinem Bericht und dass mir niemand böse ist, dass ich so eine traurige Geschichte erzählt habe. Mir hat es gut getan, diese Worte zu schreiben und ich möchte damit auch sagen, dass Ihr alle das Leben geniessen müsst und dass ich Euch so sehr wünsche, dass ihr alle ganz viel Glück habt!!! Auch jenen, die keine Hoffnung auf eine Besserung oder Heilung haben wünsche ich alles Gute und vielleicht hilft Euch ja mein Erlebtes für den Umgang mit dem Tod. Ich selbst habe jetzt keine Angst mehr vor dem Sterben.
Alles erdenklich Liebe und alle Kraft der Welt!
Eure Diana
sprudelsuse
88 postsLiebe Grüße sprudelsuse
conny
78 postsIch wünsche Dir und Deiner Familie ganz viel Kraft, den Verlust und die Trauer zu verarbeiten. Bei dem, was Du so geschrieben hast, ist es vielleicht doch eine Erlösung für Deine Mami gewesen. Und irgendwo sitzt sie bestimmt und beobachtet Euch. Nun habt Ihr Euren Schutzengel, der von der Ferne auf Euch aufpasst.
Aufrichtige Anteilnahme!
Conny
Diana
23 postsVielen Dank Euch beiden für Eure lieben Worte. Auch ich wünsche Euch ganz viel Kraft und ich denke fest an Euch!!
Diana
Neesie
43 postsLiebe Diana ,
mein Herzliches Beileid !
Genau heute ( 25.8.) vor 12 Monaten ist mein Vater an seiner Krebserkrankung gestorben . Sein Kampf war aussichtslos und ihm war nicht ein Erfolgserlebnis ( Verkleinerung der Metas etc. ) gegönnt - im Gegenteil ...jede erneute Nachuntersuchung brachte nur elend ans tageslicht . Kein Chemotherapietherapie versuch hat gewirkt.
Ich denke an Dich !
LG, Anja
Mein Vater wurde 67 Jahre
ich finde es echt bewundernswert, wie du alles beschreibst. Ich fühle mit dir. Meine schwiegermutter ist auch dieses jahr im april gestorben. ich hatte eine sehr innige beziehung zu ihr. ich denke oft an sie, das ist auch gut so, denn ich möchte sie nicht vergessen.aber dennoch gerät einiges in vergessenheit, unfreiwillig. leider! ich nehme jetzt an einer therpie teil. es hilft mir sehr. ich persönlich habe den schmerz immer unterdrückt, so hole ich meine trauer aktiv nach. trauer hilft, und gehört auch dazu..schließlich waren das sehr liebe menschen. ich versuche nur an die schönen momente zu denken. das schicksal hat seltsame wege und jeder hat eine bestimmung davon bin ich fest überzeugt. mir hilft auch mein glaube..
gaanz viel kraft
Susi
Vielen Dank für Deine Nachricht. Es tut mir sehr Leid, dass auch Du jemand Dir so nahestehendes verlieren musstest. Ich finde es toll von Dir, dass Du für die Verarbeitung dieses traurigen Ereignisses eine Therapie besuchst. Ich sehe auch bei mir selbst, dass ich die schlimmen Gedanken und die Trauer manchmal einfach beiseite schiebe weil ich davor Angst habe. Dass dies nicht die richtige Lösung ist weiss ich schon, aber ich würde es nicht aushalten immer nur an die traurigen Dinge zu denken. Es hilft mir sehr, wenn ich mir vorstelle, was meine Mami wohl zu diesem und jenem sagen und denken würde und ich versuche so zu leben, wie auch sie es gemacht hat. Sie war wirklich ein so toller und lieber Mensch und ich bewundere so sehr, wie sie gegen ihre Krankheit gekämpft hat und trotz allem immer so fröhlich war...
Ich habe von einem Freund ein Buch empfohlen bekommen, es heisst "wir sterben nie", der Nachname des Autors ist Jakobi, Vorname weiss ich leider grad nicht. Ich habe das Buch selbst noch nicht gelesen, aber angeblich ist es wirklich ganz toll und hilft einem sehr, mit dem Verlust eines lieben Menschen umzugehen. Vielleicht würde es Dir ja auch gefallen.
Ganz liebe Grüsse und machs ganz gut!
Diana