kmfs

12 posts
Samstag, 20. August 2011 - 23:29

Ich Frage mich langsam wirklich warum ich das hier eigentlich mache :-( mein Freund wird immer ekliger zu mir, ... Ich würde ständig alles versuchen rauszufinden, gehe ihm auf die nerven usw....

Ich bin 26 Jahre alt und liebe meinen Freund über alles nur weil er jetzt Krebs hat lass ich ihn doch nicht hängen, er ist doch immer noch der mensch den ich liebe :-( aber warum verdammt nochmal ist er so böse ab und an zu mir ? Dann sagt er heute zu mir: steig doch endlich in dein Flugzeug nach Deutschland :-(

Warum mach ich das hier? Soll ich einfach lassen und ihn allein damit lassen? Natürlich nicht aber wenn das so weiter geht- es tut mir so wahnsinnig weh :-(

Sorry musste das los werden ....

Gast
Sonntag, 21. August 2011 - 00:35

Hallo,

Schwer, die Situation zu beurteilen, Du versuchst alles, und ihm geht es auf die Nerven. Eigentlich sollte er froh sein, eine Frau an seiner Seite zu haben, die sich so kümmert.

Aber, es es ist seine Erkrankung, er muss sich damit auseinandersetzen, es ist sein Rhythmus für seine Verarbeitung. Dazu braucht er vielleicht Ruhe, keinen Dauerlauf zur Abklärung noch weiterer Fragen. So eine Diagnose erschöpft, macht auch ungeduldig. Die Krankheit setzt allein unter Stress, die Dauerauseinandersetzung mit den Therapien und die Entscheidungen verschärfen den Stress.

Ich habe während der Chemotherapie in diesen Therapiesälen häufig neben erkrankten - hier älteren - Männern gesessen, die von ihrer Frau begleitet wurden. Die Männer waren wirklich schwer krank, nicht fit, eine Begleitung war in der Sache gut. Und zugleich waren diese Männer häufig sichtbar froh, wenn ihre Frau mal für einige Zeit zur Toilette ging, irgendwie für Minuten weg war. Sie entspannten sich, teilten das auch mit. Sieh das so, dass es für einen schwer Erkrankten nicht einfach ist, sich auszuhalten, die Gefühle des anderen zusätzlich zu verarbeiten, das ist auch nicht ganz einfach.

Dazu. Im jetzigen Stadium und nach der Entscheidung, die Chemo nicht zu machen, geht alles in den allmählichen Heilungsprozess über. Du kannst hier auch loslassen. Gibt es in England so etwas wie Reha (nein, kein neuer Job), aber in solchen Zusammenhängen bekommt er alle Infos, die er braucht. Halt die Ohren steif, aber vielleicht ist es besser, die nimmst auch besser etwas den Fuß vom Gas.

Streich das, was ich geschrieben habe, wenn ich völlig daneben liege.

Grüße

Alles Gute

vantast

Gast
Sonntag, 21. August 2011 - 14:56
Zum Teil kann ich Deinen Freund verstehen. Wenn man so eine Diagnosis bekommt, tauchen plötzlich überall "Experten" auf, die einen mit Tipps und Ratschlägen sagen wollen, was man zu tun habe, worauf man achten müsse, was man die Ärzte unbedingt fragen solle etc. Mir ist dabei auch der Kragen geplatzt, aber ich habe versucht, nicht vor meiner Familie den Wutanfall zu bekommen - ich hab's dann an den Krankenschwestern ausgelassen, was natürlich auch nicht die feine Art ist. Versuch ihm nur dann Tipps zu geben etc., wenn er bereits ist, sich diese anzuhören. Die Entscheidung, wie er weiter behandelt werden möchte, muss er ohnehin alleine treffen - Du hast ihm ja schon genügend Info gegeben. Ansonsten versuch Dich mit ihm auch über ganz alltägliche Dinge zu unterhalten, damit er mal was anderes in den Kopf bekommt, als die ständigen Krebs-Gedanken.

annachristine

307 posts
Sonntag, 21. August 2011 - 17:31

Hallo,

eigendlich sind Deine Fragen und Probleme mit dem erkrankten Partner wohl allen Angehörigen bekannt. Man steckt den "Ärger" einfach weg, auch wenn es mal sehr hart kommt.

Unser Sohn ist über die Wutausbrüche von Papa mir gegenüber entsetzt. Frage mich dann oft, wie ich es eigendlich "aushalte", denn wir sind 44 Jahre verheiratet.

Seit seinem erst Krebs 2007 habe ich versucht immer für meinen Mann dazusein, ihm Halt zugeben und zum Kämpfen ermuntert. Jeder neue Krebs bei ihm , wenn die zwei folgenden Erkrankungen waren im gesunden Gewebe,hattten ihre Wirkung.Die jetzt festgestellteImmunthrombopenie (ITP) hat meinen Mann völlig aus der Bahn geworfen. Er will eigendlich nicht mehr kämpfen und die Fliege an der Wand wird zum Problem für ihn. Er vergißt dann einfach alles und denkt er ist doch derjenige um den sich alles drehen muß.

Es gibt bei mir oft Tage an denen ich mir dieFrage stelle, warum ich für ihn in den Vorruhestand gegangen bin. Für meinen Mann ist es selbstverständlich, daß ich eben zu Hause bin, mich um alles kümmere und ihn "betuddele".

Die Chemo hatte auch ihre Wirkung. Chemohirn ist die Bezeichnung dafür. Und das sind die gleichen Reaktionen wie bei einem an Demenz erkrankten in den ersten Stadien dieser Erkrankung.

Das Beste ist man läßt den Partner in ruhe, vermeidet das Reden mit ihm und tut so, als ob er nicht da ist. Der kommt schon von alleine wieder.

Liebe Grüße

Anna-Christine

reggi55

8 posts
Sonntag, 21. August 2011 - 21:11

Danke,

das waren auch für mich wichtige Antworten1

LG Regina

duffy

74 posts
Sonntag, 21. August 2011 - 21:31

Hallo kmfs,

mein Mann ist jetzt seid fast 4 Wochen ein Engel.

Aber ich muss sagen, während seiner Krankheit war einige Zeit so gar kein Engel.

Es gab wirklich Zeiten, da konnte ich ihm nichts Recht machen, alles war falsch, ich ging ihm auf die Nerven, er wollte sich scheiden lassen, eine eigene Wohnung nehmen usw.

Nachdem er seinen Frust losgeworden ist, tat es ihm wieder leid, aber mich hatte er sehr verletzt.

Diese Diagnose haut einen eben völlig um und ich denke Dein Freund muss erst mal einen Weg finden damit klar zu kommen.In so jungen Jahren so schwer krank zu sein, plus künstlichem Darmausgang, ist nicht einfach zu verarbeiten.

Ich habe von vielen Angehörigen gehört, dass die "Patienten" eher bei einer nahestehenden Person "gehenlassen" und auch dann Dinge sagen, die sie eigentlich nie sagen würden.

Wo sollten sie es auch sonst tun?

Das tut der Person (Dir) natürlich sehr weh, weil Du ja nur helfen möchtest und dann so zurückgewiesen wirst.

Sag das Deinem Freund, frag ihn, warum er so böse ist, sag ihm, dass Du ihn liebst und auch, dass Du zu ihm halten wirst, aber auch, dass Dich sein Verhalten sehr verletzt.

In einer stillen Stunde haben wir, mein Schatz und ich,vereinbart, dass wir, bevor wir uns streiten, uns kurz trennen(meist bin ich dann aus dem Zimmer gegangen),um zu überlegen, ob es das Wert ist, diese kostbare Zeit mit Streiten zu verschwenden.

Das hat, nicht immer, aber immer öfter ganz gut geklappt.

Ich wünsche Euch alles Gute und kämpft weiter, es lohnt sich...

Liebe Grüße Claudia

Binweg

596 posts
Sonntag, 21. August 2011 - 21:41

Mein Gott, wie mich das erinnert an die zeit, als die 1. Chemo voll in gang war.

Die dünnhäutigkeit des betroffenen ist und war für mich nicht nachzuvollziehen.

Und, im übrigen, meine Anerkennung, dass du das so offen hier schreibst.

'und an dich, claudia, duffy, schön, dass du auch hier bist. Es stut gut, so zu lesen von dir. Ich hoffe, du kommst zurecht, er ist ja dennoch bei dir. (so stelle ich es mir wenigstens in meiner kindlichen Art vor, wenn ich hoffentlich noch nciht so bald allein bin). endlich kann ich akzeptieren dass mein geliebter mann keine chemo mehr will, ich liebe ihn, ich schaue ihn an und denke mir insgeheim, wann ist das der letzte moment, wo wir so glücklich sind.

Bitte, bleib du bei ihm, und versuche, es dir nicht reinzuziehen.

Es muss verdammt hart sein, so ein endgültiges urteil zu bekommen. LG rosti

Gast
Montag, 22. August 2011 - 12:16

hallo ihr lieben kämpfer und mitkämpfer

der text könnte glatt von mir kommen. auch mache diese harte zeit schon eine ganze weile mit.manchmal bin ich so verletzt, das ich einen koffer packen möchte und weg nur weit weg...aber ich könnte das garnicht. ich liebe meinen mann auch über alles, seit über 32 jahren.ich weiß das er sehr sehr krank ist, aber auch ich sage ihm manchmal die meinung, denn alles kann man nicht in sich reinfressen, ich brauche meine kraft noch, für die ncoh.....schwerere zeit.....

euch alles alles gute

caroli

PS: mein mann möchte auch keine chemo mehr, seine entscheidung...und ich glaube die richtige

Gast
Montag, 22. August 2011 - 15:01

Ihr Lieben,

wenn ich das so als Betroffene lese, mache ich mir schon so meine Gedanken. Für meine Kinder tue ich in dieser Zeit alles, fällt es mir auch manchmal noch so schwer. Mein Großer (25) wohnt ja durch das Studium schon lange nicht mehr bei uns, aber meiner 18-jährgen Tochter möchte ich ein Leben bieten, das so normal ist wie möglich. Ist eh schon alles schwer genug. Und ich weiß nicht, wie lange ich ihr das allem noch geben kann. Ich unternehme viel mit ihr und ich liebe sie doppelt dafür, dass sie sich nicht für mich schämt. Sie geht mir los trotz meiner 100 kg (hab durch die Chemo 25 kg mehr auf den Rippen) und mit spärlichem Haarwuchs auf dem Kopf ! Mein Mann steht auch total hinter mir und nimmt mich so wie ich bin, aber ich glaube ihm gegenüber bin ich manchmal schon sehr ungerecht. Wenn ich das merke, versuche ich es auch gleich wieder gut zu machen. Es geht mir ja gut und ich vertrage die Chemo ganz gut, aber das Damoklesschwert hängt halt immer über uns ! Ich habe aber bei einer Heilpraktikerin gelernt, wie ich mich gut entspannen kann und das hilft. Wir suchen uns halt mehr Dinge, die uns gut tun und genießen das sehr !

Wir brauchen alle ganz ganz ganz viel Kraft ! Undn dafür ist auch dieses Forumfür mich sehr wichtig, denn hier tanke ich auch viel Kraft und Zuversicht ! Dank euch allen !

Liebe Grüße

Biggi

kmfs

12 posts
Montag, 22. August 2011 - 21:56

Hallo alle zusammen,

Erstmal vielen lieben dank für eure antworten, es tut gut zu wissen das man nicht alleine ist und auch von betroffenen mit dieser Krankheit , wie es euch ergeht.

Ich hatte an diesen Abend wirklich all meinen Mut zusammen genommen und ihn darauf angesprochen, wir haben über 2 Std geredet und ihm und auch mir ist klargeworden worauf wir einfach mehr achten müssen. Es tat so gut mit ihm zu reden und das er mir erklärt hat wieso, weshalb, warum das alles.

Heute haben wir erfahren das er seinen Katheter viell für immer behalten muss, ich hoffe das war von dem Arzt nur so daher gesagt :-/ ... Mein Freund war so fertig - mir tut es so leid , ich kann jetzt nicht mehr bei ihm sein bin wieder in München am arbeiten und er dort in England :-( aber ich habe jetzt die nächsten 4 Wochenenden gebucht :-)

duffy

74 posts
Mittwoch, 24. August 2011 - 11:26

Hallo kmfs,

das hört sich aber schon besser an. Ja man lernt durch diese Krankheit über vieles zu reden und das tut gut.

Das er den künstlichen Darmausgang behalten soll, heisst ja nicht, dass man ihn nicht irgendwann zurüchverlegen kann, wenn sonst alles in Ordnunng ist.

Und wenn nicht...werdet ihr einen weg finden um damit auch fertigzuwerden...da bin ich mir sicher...:-)

Vielleicht hift Dir /Euch das stöbern bei www.stomaforum.de. Da sind auch sehr liebe Menschen, wir haben dort viele tipps und kniffe beim Umgang mit dem stoma , bekommen.

@rosti

ja ich komme so einigermassen klar...irgendwie..ja mein schatz ist immer bei mir.. ich glaube auch, dass es noch etwas danach gibt..das kann ja nicht alles gewesen sein..irgenwann sieht man sich wieder..bei der Vorstellung ihn wieder in die Arme nehmen zu können kommen mir wieder die tränen...die vorfreude ist doch fast das beste.

Gut dass Du akzeptieren kannst, dass dein Mann keine Chemo mehr will, er wird sich das gut überlegt haben und dann seine Gründe gefunden haben.

Ich habe meinem Schatz gesagt, wenn er nicht mehr kann, soll er loslassen und dabei einmal richtig egoistisch sein und nicht an andere denken.

Warte nicht auf den Moment der ( hoffentlich nicht so bald )kommen wird, sondern geniesse die Zeit die Ihr jetzt habt.

@alle

ganz liebe grüße claudia