Gast
Montag, 5. März 2012 - 11:38

Erstmal ein wenig zur Geschichte...

Bei meinem Opa wurde vor einiger Zeit Darmkrebs diagnostiziert und er wurde mit Chemotherapie und Bestrahlung behandelt. Die Behandlung war erfolgreich und dementsprechend glücklich waren wir alle, besonders natürlich mein Opa, der immer ein aktiver Mensch gewesen war und durch die Therapie selbst stark abgebaut hatte. Schon nach einigen Monaten ging es ihm wieder super - vielleicht nicht so super wie vor der Erkrankung, aber doch sehr gut.

Vor einigen Tagen wurden dann bei einer Kontrolle 3 Polypen in seinem Darm entdeckt, die auch sofort entfernt werden konnten. Alles gut gelaufen soweit, außer dass er danach nicht mehr auf die Toilette gehen konnte. 3 Tage waren das.

Und gestern kam dann der Hammer: um 6 Uhr morgens stand mein Opa in Schlafanzug und Latschen vor dem Haus meiner Eltern, nur eine Jacke übergezogen und klopfte an das Schlafzimmerfenster. Auf Bitten meiner Eltern, er solle hereinkommen, reagierte er nicht.

Er meinte, verfolgt zu werden (von der Polizei, soweit wir das verstanden haben), würde Stimmen von irgendwelchen Satelliten hören und erzählte uns, er habe seine Wertsachen und wichtige Papiere geschnappt und in den Garten seines besten Freundes geworfen.

Meine Eltern wussten gar nicht, was sie sagen sollten. Da soetwas noch nie vorgekommen war wussten wir auch nicht, was das nun sein soll.

Meine Mutter fuhr dann mit meinem Opa nach Hause, weil dieser sich ja strikt weigerte das Haus zu betreten, mein Vater seinerseits fuhr zu dem Freund, in dessen Garten mein Opa seine Papiere und Wertsachen geworfen hatte. Die Wertsachen waren tatsächlich dort in einem Beutel, zusammen mit den Papieren.

Wie gesagt, soetwas oder ähnliches war noch nie vorher passiert, weshalb meine Eltern auch erstmal versuchten Ruhe zu bewahren, aber ihn nicht allein zu lassen.

Mein Opa war dann den ganzen Tag sehr nervös, räumte in seiner Wohnung auf und herum, machte oder sagte aber sonst keine seltsamen Dinge mehr. Bis zum Abend.

Da zog er auf einmal seine Jacke an und sagte meiner Mutter, sie würden jetzt zu einer "Party" gehen und wären schon spät dran. Da fuhren meine Eltern ihn dann ins Krankenhaus.

Im Krankenhaus sagte man meinen Eltern nach einigen Untersuchungen, die Ursachen müssten psychisch sein, da sie physisch keine Gründe gefunden hätten.

Wir sind verzweifelt, er ist jetzt noch im Krankenhaus.

Hat jemand Erfahrung mit soetwas? Kann das von den 3 Tagen "Verstopfung" kommen? Oder können das evtl. noch sehr späte Spätfolgen der Krebstherapie sein?

Oder müssen wir wirklich an eine Psychose glauben, die durch den Fund der Polypen ausgelöst wurde und die Verstopfung dann mehr durch diese Psychose ausgelöst wurde?

Uns geht es wirklich schlecht und wir machen uns natürlich große Sorgen, besonders, wie wir uns verhalten sollen, wenn er aus dem Krankenhaus entlassen wird.

Ich bin für jede Antwort dankbar...und es tut wirklich gut, sich das mal so von der Seele zu schreiben....

Gast
Dienstag, 6. März 2012 - 15:02

Ich meine mal gelesen zu haben - weiß aber leider nicht mehr wo -, dass eine Chemotherapie sich auch auf die Psyche auswirken kann.

Auch werden wir ja alle älter und ältere Menschen können schon mal eigenartig oder wunderlich werden (weiss ich u.a. von meiner Mutter) Ich selbst habe jetzt auch schon die 70 hinter mir gelassen und meine Kinder haben mir schon mal Altersstarrsinn vorgeworfen. Naja, ich sage mir dann, besser Starrsinn als Demenz!

In seltenen Fällen kann diese Krankheit auch metastasen im Gehirn verursachen. Das dürfte aber bei deinem Opa sehr unwahrscheinlich sein und ich wünsche es ihm und euch natürlich auch nicht. Trotzdem, wenn keine andere Ursache gefunden wird könnte/sollte ein MRT des Kopfes in Erwägung gezogen werden.

Alles Gute

xl-Veteran

Crcavac

2 posts
Donnerstag, 8. März 2012 - 19:27

Vielen Dank für die Antwort erst einmal...

Er ist immer noch im Krankenhaus und es werden diverse Untersuchungen gemacht, allerdings ist er bei den letzten Besuchen (gestern, heute) auch überhaupt nicht "normal" gewesen...

Es ist komisch, dass dies so ruckartig und mit solcher Wucht kam, leider können auch die Ärzte bisher nichts sagen...

annachristine

307 posts
Freitag, 9. März 2012 - 17:48

Hallo,

hast Du schon einmal etwas über Chemohirn gelesen? Die Auswirkungene sind einer Demenz sehr ähnlich.

Ich habe beide Vergleiche in meiner Familie; meine Mutti hatte Demenz und bei meinem Mann hat die Chemo Folgen hinterlassen. Eigendlich sagt man zwar, dass die Schäden zurück gehen in einer gewissen Zeit. Bei meinem Mann ist "etwas" geblieben. In einer extremen Phase hat er mich gesucht, obwohl er ja wußte ich bin auf der Arbeit. Da war ich auch fertig mit den Nerven. Jetzt sehe ich mitlerweile über viele kleine Dinge bei ihm weg.Und wenn dann eine blöde Frage kommt antworte ich auch so blöd zurück. (Rezept vom Arzt eingelöst in der Apotheke: ich habe die Medizien beim Fleischer geholt!)

Ich muß aber dazu sagen, daß ich ihn erst wieder im KH für 18 Tage hatte; nach zwei Blutkonserven gabe es einen Herzinfrakt im KH; er bekam einen Stent eingesetzt und seine erneute neue Chemo ist erst einmal ausgesetzt. Und ob es noch zu einer Chemo kommt, kann mir derzeit kein Arzt sagen. Es wird nur geeiert.

Ich hoffe es geht deinem Opa wieder etwas besser.

Liebe Grüße

Anna-Christine

Crcavac

2 posts
Dienstag, 10. April 2012 - 15:47

Es ist bewundernswert, wie Du damit umgehst und das gibt mir ein bissen Kraft, dass es evtl. doch an der Chemo liegen kann...

Kannst du mir evtl. sagen in welchem Abstand zur Chemo sich diese Symptome gezeigt haben?

...wir haben uns inzwischen etwas beruhigt, sind aber von der Normalität weit entfernt.

Nach einigen weiteren dramatischen Zwischenfällen (Abhauen aus dem KH usw.) und diversen für uns unverständlichen Diagnosen (z.B. Epilepsie - hallo? gibt es da nicht erstmal naheliegendere Dinge?) würden wir gern Untersuchungen in einem anderen KH durchführen lassen, allerdings weigert sich mein Opa bislang.

Er ist komisch ruhig geworden auf einmal, vielleicht liegt das daran, dass sie ihm Epilepsie-Medikamente verordnet haben.

Komisch finde ich: Das EEG wurde nicht zu Ende geführt und es wurde kein Nervenwasser entnommen. Hmm.

Mal sehen, was weiter wird...

Ich danke euch fürs antworten