Gast
Mittwoch, 6. Februar 2013 - 14:11

Hallo zusammen,

mein Onkel leidet an Darmkrebs in fortgeschrittenem Stadium. Der Tumor im Dickdarm konnte zwar entfernt werden, aber sowohl in den Lymphknoten als auch in der Leber haben sich Metastasen gebildet. Nach zehn Zyklen Chemotherapie wurde diese abgebrochen, da sich sein Hautbild extrem verschlechtert hat (Nebenwirkunb von Vectibix). In zwei Monaten wird sie eventuell wieder fortgesetzt. Während der Therapie sind die Metastasen nicht zurückgegangen, aber auch nicht gewachsen. Lt. Ärzten haben sie isch stabilisiert, es sei aber ausgeschlossen, dass sie jemals ganz weggehen.

Da mein Onkel sehr unter dem Stoma leidet, das ihm bei der OP verlegt wurde, drängt er nun massiv auf die Rückverlegung. Einer der Ärzte hat ihm aufgrund des Gesamtzustandes (abgesehen vom schlechten Hautbild ist er stark abgemagert) und der schlechten Prognose massiv davon abgeraten, ein anderer aber will ihn nun doch operieren.

Mein Onkel ist davon begeistert - die gesamte Familie hat aber starke Bedenken. Macht eine solch schwere Operation angesicht des Gesamtzustandes überhaupt Sinn? Will da ein Chirurg einfach nur "schnippeln"? Oder ist der psychische Aspekt nicht zu unterschätzen, weil meinem Onkel die Rückverlegung natürlich neuen Lebensmut geben würde?

Was sind eure Meinungen!

Liebe Grüße,

Katharina

maya43

40 posts
Mittwoch, 6. Februar 2013 - 14:52

Hallo Katharina,

ich denke ihr solltet deinem Onkel die Entscheidung überlassen. Er ist schließlich ein erwachsener und mündiger Mensch.

Gerade in Anbetracht der fortgeschrittenen Krankheit sollte man doch respektieren, dass er selber entscheiden darf, wie er die letzte ihm noch verbleibende Zeit verleben möchte. Und wenn es sein dringlichster Wunsch ist, dass er diese ohne Stoma verbringen möchte, dann würde ich als Angehörige diesen Wunsch eher unterstützen, anstatt versuchen es ihm auszureden.

Stell dir mal eine etwas andere Situation vor:

Wie würdet ihr denn reagieren, wenn es bei der fraglichen OP darum ginge Metastasen zu entfernen zur Lebensverlängerung, und der eine Arzt würde nein sagen, wegen seines schlechten Zustandes, ein anderer aber ja?

Wärt ihr dann auch dagegen, wenn er sich für die OP entscheidet?

Oder würdet ihr euch freuen, wenn er die Chance nutzt zur Lebensverlängerung und ihr ihn dann noch etwas länger unter euch habt?

Laßt eurem Onkel doch die Chance selber zu entscheiden, welche Therapie er nun weiter wünscht und was IHM nun wichtig ist seine eigene Würde zu bewahren/zurück zu bekommen.

Und JA, die Psyche ist ein sehr wichtiger Faktor bei dieser Krankheit. Sie ist aber in erster Linie auch und besonders wichtig für das Wohlbefinden deines Onkels.

lg, maya

Gast
Mittwoch, 6. Februar 2013 - 15:04

Liebe Maya,

vielen Dank für die Antwort. Wir werden meinem Onkel die OP natürlich nicht ausreden - es ist in der Tat seine Entscheidung.

Wir waren nur sehr verwirrt zu hören, dass ein Arzt diese OP nun doch machen will, weil es zunächst immer geheißen hat, man könnte so eine OP erst nach Abschluss der Chemo und einer gewissen Regenerationszeit machen. Dass es nun doch gemacht wird, obwohl wahrscheinlich bald wieder eine Chemo folgt und der Gesamtzustand ziemlich schlecht ist, verwirrt und verängstigt uns alle natürlich.

So sehr wir den Wunsch meines Onkels respektieren, so wichtig ist es uns auch, die Beweggründe des Arztes zu verstehen, sich über den deutlichen Rat seines Kollegen hinwegzusetzen.

Liebe Grüße,

Katharina

maya43

40 posts
Mittwoch, 6. Februar 2013 - 23:10

Ich habe zur Zeit auch noch ein Stoma, welches erst nach Abschluß der Chemo zurück verlegt werden soll. Wegen der schlechteren Wundheilung und höheren Infektionsgefahr während der Chemo.

Die Rückverlegung kann deshalb erst 4 Wochen nach der letzten Chemo gemacht werden.

Angefangen habe ich die Chemo widerum 4,5 Wochen nach der OP.

Wenn dein Onkel wie du schreibst jetzt 2 Monate Chemo-Pause machen soll, dann würde die Rückverlegung doch Prima genau in der Mitte der Pause passen.

Die Rückverlegung ist nur ein ziemlich kleiner Eingriff, im Vergleich zu einer großen Darm-OP. Das "schlimmste" dabei ist vermutlich die Vollnarkose.

Frage 3 Ärzte, und du kriegst 4 verschiedene Meinungen... ;-)

Es wird immer Fälle geben, wo ein Arzt sagt "ich operiere", und ein anderer Arzt sagt "lieber nicht". Wenn ich eine OP unbedingt wollte, und mein Arzt würde diese ablehnen, dann würde ich mir auch einen anderen Arzt suchen, welcher bereit ist diese zu machen.

Ich kann deinen Onkel schon verstehen, ich würde sofort "ja" sagen, wenn mir ein Arzt anbieten würde mein Stoma jetzt schon zurück zu verlegen. Meine Blutwerte sind in Ordnung, es geht mir gut trotz Chemo, und meine Wundheilung funktioniert nach meinem Empfinden auch normal. Macht natürlich keiner :-D

Aber hätte ich 2 Monate Chemo-Pause wäre das genau der Zeitraum, wo ich drauf drängen würde.

Überleg mal, dein Onkel hat Metastasen, von denen die Ärzte sagen sie lassen sich allenfalls stabil halten (wie lange weiß man nicht), aber sie werden nicht kleiner. Das heißt dann wohl Chemo bis an sein Lebensende.

Wann sonst soll die Rückverlegung denn stattfinden, wenn nicht in einer Chemopause?