Hallo liebe Gemeinde,
bei meinem Vater wurde vor einigen Wochen Darmkrebs diagnostiziert. Letzte Woche Mittwoch 27.02. ist er operiert wurden. Der Tumor mit allen befallenen Lympgefäßen wurde vollständig entfernt (ca. 20 cm Darm wurde auch entfernt). Es war eine \"geschlossene Operation\" mit Kamera.
Diesen Dienstag, 05.03. ist er entlassen wurden. Wir fanden das alle ein bisschen zu früh, aber der Arzt meinte es wäre alles soweit in Ordnung.
Am selben Entlassungsabend klagte mein Vater über Kopfschmerzen und hatte 39,5° Fieber. Notarzt gab ihm Antibiotika usw. Am nächsten Morgen 06.03. ging es ihm besser, kein Fieber mehr. Hausarzt nahm an dem Tag Blut ab. Am nächsten Tag 07.03. rief der Hausarzt meinen Vater an und meinte, er solle sofort vorbei kommen etwas stimmt mit seinen Blutwerten nicht. Danach rief er wieder das Krankenhaus an und leitete Ihn dahin weiter.
Im Krankenhaus machte man nochmal einen Bluttest und eine Ultraschall Untersuchung. Es stellte sich heraus, dass sich Klammern an der Nahtstelle von der OP am Darm gelöst und dadurch Sekrete in den Bauchdarm gelangt sind. Daraus resultierend hatte sich der komplette Bauchraum entzündet. --> am 07.03. Abends: Sofort Not-OP auf Intensiv.
Die OP ist gut verlaufen. Nun hat er einen künstlichen Darmausgang und liegt seither auf der Intesivstation.
Meine Fragen nun:
Wie kann eine Nahtstelle aufreissen? Ist das auch zurückzuführen auf eine evtl. fahrlässige Behandlung des Chirurgen oder ist es physikalischer Natur, dass evtl. der Körper die Stelle nicht richtig annimmt... Ich habe recherhiert, dass dies eigentlich sehr selten vorkommt.
Hat man Ihm vielleicht zu schnell feste Nahrung gegeben? 2 Tage nach der OP. Könnte dies evtl. auch zum Riss beigetragen haben.
Er sollte am nächsten Tag nach der OP laufen. Er ist auch gelaufen und viel gesessen. Wäre liegen da nicht ratsamer?
War die Entlassung nicht zu früh? (6 Tage nach der OP) Wenn der Hausarzt meinen Vater nicht direkt weitergeleitet hätte, hätte er die Nacht nicht überlebt (Laut operierender Chirurg)
Viele Fragen, die in einem so herumschwirren in dieser doch so schweren Zeit. Wäre sehr dankbar für eure Meinungen.
Chicana
413 postsHallo
und ich kann Dir nur meine Erfahrung wiedergeben. Bei meiner OP habe ich mich mit Hand und Fuss gegen einen Stoma gesträubt, bis der Arzt mir deutlich sage, dann operierte er nicht. Es seien vor kurzen erst 2 Patienten fast gestorben, weil die Naht nicht gehalten haben. Also fügte ich mich meinen Schicksal und wenn Dir einmal nur ein Tropfen vom Darminhalt auf die Haut kommt, dann kann man ahnen, wie ätzend das Gemisch ist. Ein Tag nach der OP aufstehen undam Abend verbotenerweise ein Käseplatte, das alles war gut. Mir wurde der Stoma nach 6 Wochen retourverlegt und alles funktioniert wieder wie früher.
Das die Naht nicht hält, ist nicht selten, aber das gibt niemand gerne zu.
Gute Besserung.
Lg. Chicana
maincoon10
647 postshallo,
aus eigener kürzlicher erfahrung kann ich dir sagen, dass bei mir gerade genau das gleiche passiert ist - und dies ist leider ein OP-Risiko, da kann der Chirurg rein gar nicht dafür aus meiner Sicht. (Einzelfälle mögen anders ausehen, aber im Allgemeinen verstehen Chirurgen in einem zertifizierten Darmzentrum ihr Handwerk).
Ich sehe es so (für mich), ich wäre fast gestorben daran, lag auch 5 Tage auf Intensiv - jetzt auch mit Stoma, welches ich auch nie wollte. Aber ich lebe noch.
Alles Andere, ist total normal - der Patient wird so schnell wie es geht mobilisiert nach der OP (Fast Track Chirurgie). Gehen bringt den Darm in Schwung, das ist einer der Gründe warum die Patienten gehen müssen. Essen bringt den Darm in schwung - sobald er arbeitet, davor gibts nichts oder nur Joguhurt / Zwieback oder Reiswaffeln. Das ist alles normal und dient der schnellen Mobilisierung des Patienten nach der OP (Fast Track). Die Entlassung ist vlt. einen Tick zu früh - aber es ging ihm ja gut und jeden Tag Blut abnehmen, wenn die Werte super sind, das muss nicht sein. Das macht man nur, wenn es kritisch ist.
Das Wichtigste aber, wie geht es deinem Vater jetzt? Hat er die OP gut überstanden? Kommt er mit dem Stoma klar? Es kann ja sicher wieder zurückverlegt werden, sobald die Nähte stabil sind - denke ich.
Alles Gute für Euch, mein Tipp, konzentriert Euch auf Heilung und die nächsten Schritte - und falls ihr den Ärzten nicht mehr vertraut - holt euch sobald dein Vater aus dem KH ist, eine ärztliche Zweitmeinung in einem Darmzentrum.
lg andrea
Hallo!
Also die sog. Anastomoseninsuffizienz ist eine sehr gefürchtete Komplikation der Chirurgen. Der Chirurg wird sicherlich genau abgewogen haben, ob das Risiko bei Deinem Vater eher groß oder klein war. Bei sehr tief sitzenden Rektumkarzinomen ist das Risiko z.B. größer als bei Kolonkarzinomen. Dass Dein Vater diese Komplikation "so gut" überstanden hat, ist ein großes Glück für Euch! Weiterhin alles Gute!
Susi
Hallo Revvvo.
Auch ich kann nur meine Erfahrung wiedergeben.
Die Ausgangssituation war sehr ähnlich - Endoskopische Tumorentfernung und Lymphknoten, ca. 30 cm Darm raus, kein Stoma.
OP hat ca. 3 Std. gedauert bis ca. 15:00. Ca. 21:00 bereits eine Kleinigkeit essen. Erste feste Nahrung am nächsten Vormittag, am 3. Tage schon fast Normal-Kost.
6 Tage nach OP wurde ich entlassen.
Habe gefragt, ob man da mit mir einen Rekord aufstellen wolle: Nein, nur Fast Track. Rekord stand bei 4 Tagen.
Also: Im Prinzip ist der von Ihnen geschilderte Ablauf der ersten OP nicht sooo ungewöhnlich.
Es hängt natürlich auch von der Konstitution des Patienten ab und der Erfahrung des Operateurs (der war wirklich Super Spezialist).
Wünsche Ihrem Vater gute Besserung trotz der 'Ehrenrunde'
Wolfgang R