Hallo, habe seit Dezember die Diagnose Darmkrebs erhalten. Habe mich in Foren informiert und immer auf alles Vorbereitet. Habe Eure Geschichten, Erfahrungen und Ängste gelesen und geteilt. Es hat mir sehr viel gebracht wofür ich Euch danken möchte. Ich bin mit einem starken Willen und nüchtern an die Sache gegangen. Kurz vor Weihnachten wurde mein 6,3 cm Tumar operativ in Tübingen entfernt, da ich 38 Jahre alt bin wurde mir eine Chemo empfohlen welche ich gerade mache. Am Mittwoch gehtes in die 2 Runde und habe bislang das Glück sowohl die OP als auch die Chemo zu vertragen. Ich habe keine Nebenwirkunken welche mich Einschränken.
Ich dachte ich fange wieder bei meiner Arbeit an, Vertrag ist verlängert worden auf meine Bekundung das ich wiederkomme in diesem Monat.
Wahrscheinlich wäre er sonst ausgelaufen aber was mich jetzt schockt das man mich 100 EUR im Vergleich zu anderen runterdrückt. Bei uns verdienen alle on der Produktion gleich aber aufgrund meiner Krankheit und zu erwarteten Fehlzeiten welche die Firma dann tragen muss haben Sie sich so entschieden. Wo ich das gehört habe war ich angefressen. Es geht weniger um das Geld als um die Sache auf seine Krankheit reduziert und bewertet zu werden. Meine Arbeit ist Top, wird mir bestätigt aber Ihre Krankheit. Ich kenne nicht einen der mir sagt da würde ich im Leben nie wieder hingehen. Ich weiß es nicht, bin ich in der Position so zu handeln?Was ich mir denke ist nach dem Jahr bei dieser Firma bekomme ich da eine Festanstellung? Eher nicht würde ich denken, bin ja ein Problemfall. Nach 11 Wochen mit OP/Port/Chemo und nur 2 Wochen Wiedereingliederung arbeiten gehen ist in meinen Augen bestraft worden. Mein Arbeitgeber meint demnach ich müsste dankbar sein das ich überhaupt einen Vertrag bekomme ! Ich sehe das anders. Ich leiste eine Arbeit und erhalte dafür Lohn, fertig ! Ich sag ja auch nicht seit dankbar das ich Euch wieder zur Seite stehe da Ihr momentan sogar Samstag arbeiten müsst und keinen habt der meine Stelle in der Zeit besetzen konnte. Das was bislang nachkam war einfach nicht geeignet ! Muß ich wirklich danbar sein? Ich weiß es nicht, habe eher das Gefühl dort angekommen zu sein wo ich mich jetzt eine Zeit wiederfinden werde. Am Geselschaftsende da man nicht funktioniert und das wird obendrein ausgenutzt! Das ist meine Meinung ! Wie seht Ihr das? Liege ich falsch?
Euch allen da draussen viel Kraft und Hoffnung !
Gruß Sascha
Hallo Sascha,
zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zur erfolgreichen Beseitigung dieses Oschis.
Meine Einschätzung:
Die Höhe des Arbeitsentgelts ist in der Regel im Arbeitsvertrag festgelegt, ggf. auch in Zusatzvereinbarungen bzw. Vertragsergänzungen. So wie ich deinem Beitrag entnehme, muss eigentlich ein Monatslohn vereinbart sein. Damit würde die vertragliche Verpflichtung des Arbeitgebers voll weiter gelten und die Lohnkürzung seitens des Arbeitgebers eine Vertragsverletzung darstellen.
Ist es so, wie ich es jetzt verstanden habe, dann hättest du das Recht, den fehlenden Betrag einzuklagen.
Nur bei einer entsprechender Regelung im Tarifvertrag bzw. in der Betriebsvereinbarung kann eine Kürzung von Sondervergütungen in beschränktem Umfang erfolgen, ebenso dürfen Leistungen aus gesetzlicher Kranken- bzw. Unfallversicherungen während der Krankheitauf die Lohnfortzahlung angerechnet werden.(BGB §616).
Dies wäre zu prüfen.
Eine Kürzung des vertraglich vereinbarten Grundgehalts kann nur im beiderseitigen Einverständnis erfolgen. Dazu bedarf es einer Vertragsänderung oder Vertragsergänzung, ggf. auch mittels einer Änderungskündigung.
Ebenso wenig darf der Arbeitnehmer seine Arbeitsleistung einseitig kürzen.
Die Lohnkürzung durch den Arbeitgeber stellt also einen Grund für die fristlose Kündigung des Arbeitnehmers dar, wenn der Sachverhalt ? so wie hier zu Grunde gelegt ? zutrifft. Das willst du aber nicht.
Du ?oder besser ein Rechtsanwalt - müssten feststellen, ob in deinem Arbeitsvertrag besondere Lohnklauseln enthalten sind, die dem Arbeitgeber Rückerstattungsansprüche oder Kürzungsrechte bezüglich einzelner Zahlungen einräumt. Beispiel: Rückzahlungsklausel betreffend Gratifikationen usw.
Für dich ist das nicht nur ärgerlich, sondern auch befremdlich und sehr erschwerend für deinen Genesungsprozess und die Tatsache, dass du mindestens die nächsten 5 Jahre auch an die Nachsorge gebunden bist, denn selbst wenn du Recht bekommst, sitzt du leider am kürzeren Hebel in Bezug auf eine Verlängerung deines Vertrags.
Konkret:
Ich würde zuerst das Gespräch mit dem Entscheider über deinen Lohn suchen. Sollte dies für dich nicht befriedigend laufen und ihr ein AN-Vertreter im Betrieb haben oder du einer Gewerkschaft angehören, dann würde ich dort vorstellig werden.
Ergibt sich für dich dann immer noch eine unbefriedigende Situation, so bliebe der Rechtsrat bei einem Anwalt für Arbeitsrecht, mit dem du deine persönliche Situation erörtern kannst.
Alles Gute.
MIKEMT
cathrine
6 postsHallo Sascha,
So wie ich es verstehe, hast Du einen befristeten Arbeitsvertrag? Falls das zutrifft, hast Du (in der Schweiz jedenfalls) nicht automatisch Recht auf eine Verlängerung. Deshalb ist es ja ein befristeter Arbeitsvertrag.
Ich versteht Deinen Ärger und bin ich der Meinung, dass Du nicht alles kampflos hinnehmen musst. Ich denke MIKEMT hat recht; ich an Deiner Stelle würde zuerst das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen. Falls das nichts bringt, würde ich die Kontaktaufnahme mit einer Gewerkschaft empfehlen.
NB @MIKEMT; danke für Deine aufbauenden Beiträge, auch wenn es ab und zu Kritik gibt J, mach weiter so?.
@an Alle
Ich verfolge dieses Forum (passiv) seit meiner Darmkrebs OP am 25.2.2013. Einige Beiträge haben mir viel gebracht, andere haben mich nachdenklich gestimmt. Ich denke wir sollten einander aufbauen, Mut machen und auch Rat anbieten (auch wenn es nicht allen passt).
Meine Geschichte: Gestresste Berufsfrau, 46 Jahre, 178 cm, 65 kg. Seit ca. 10 Jahren jeden Samstag Durchfall, keine anderen Beschwerden, sportlich, unternehmungs- und reiselustig.
Mein Mann sagte immer: etwas stimmt nicht ? mach eine Darmspiegelung! Der Arzt sagte immer ?zu viel Stress; Reizdarm? ein bisschen mehr Ruhe wäre notwendig.
Oktober 2012; unerklärbare Bauchschmerzen.
November 2012; heimlich eingenommene Schmerzmittel, damit der Mann nichts merkt.
Dezember 2012; nicht mehr zu verheimlichen ? wieder Termin beim Arzt ? Diagnose; Blasenentzündung und Scheidenpilz ? Antibiotika und andere Medikamente. Danach ging es ca. 1 Woche besser (Der Arzt sagte noch lapidar: Ihr Immunsystem ist irgendwie geschwächt?..).
Weihnachten/Silvester; nur noch Schmerzmittel und schlafen (unsere Kurzreise nach Österreich war total verpatzt, Silvester im Eimer).
Januar 2013; Darmspiegelung und Diagnose (Darmkrebs kurz vor dem Darmverschluss). Bis zur OP nur noch Schonkost.
Februar 2013; OP T4 N0 M0 ? R0 (also ein sehr positives Ergebnis), keine Chemo.
Mitte April 2013; voll zurück ins Arbeitsleben / Mitte Mai Tauchurlaub in Ägypten; ich habe getaucht als sei nichts geschehen.
Meine Erfahrung: Ich fühle mich gut, aber denk niemals, dass jemand auf Dich Rücksicht nimmt. Die Mitmenschen vergessen Deine Krankheit sehr schnell.
Eine Anekdote dazu: im Oktober 2013 waren wir auf den Malediven zum Tauchen. Da ich immer noch Bikini trage J, hat mich ein Tauchkumpel (Chirurg) gefragt, was ich für eine OP gehabt hätte. Wir sind so ins Gespräch gekommen. Im Gespräch sagt der mir doch: Da kommen 65 jährige mit Darmkrebs und jammern: ?ich bin doch noch nicht so alt?. Ich hab dem mal kurz meine Meinung gesagt! Zu seiner Entschuldigung; er ist noch sehr jung! Soviel zu den Ärzten!!! Sind auch nur Menschen, oder?
Ich könnte da noch andere blöde Bemerkungen, welche ich seit einem Jahr zu hören bekommen habe, zitieren. Aber das tut ja nichts zu Sache.
Heute, ein Jahr nach der OP, geht es mir immer noch gut. Die Blutwerte sind wieder normal. CEA und CA-19 im grünen Bereich. Letzter CT-Scan - undefinierbare Schatten auf der Lunge (laut Bericht ev. Infekt?). Sicherheits-CT Scan in einem Monat. Natürlich habe ich Angst, und das bei jedem kleinen bobo. Und trotzdem will ich das Leben geniessen und nicht mehr alles so eng sehen.
Ich wünsche allen Forums-Teilnehmern viel Kraft und Glück. Der Austausch hier ist sehr wertvoll und sollte immer auf eine wertschätzende und konstruktive Weise stattfinden.
Alles Liebe an Euch alle
Cathrine
Hallo Cathrin,
ein befristetes Arbeitsverhältnis endet auch in Deutschland automatisch ohne Kündigung an dem letzten, vereinbarten Arbeitstag. Nur wenn der Arbeitgeber den Arbeitnehmer weiter beschäftigen will, kann er den Vertrag mit Zustimmung des Arbeitnehmer entfristen. Ein Anspruch auf Einstellung kommt nur dann in Betracht, wenn der Arbeitgeber eine bindende Zusage auf Fortsetzung des Arbeitsverhältnisses abgegeben hat. Ist dies nicht erfolgt, muss sich der Arbeitnehmer 3 Monate vor dem Ablauf bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden.
Für Arbeitnehmer kommt es trotz angeblich guter Beschäftigungslage darauf an, in der Befristungszeit sehr vorsichtig mit seinen (berechtigten) Interessen umzugehen, wenn er den Arbeitsplatz behalten will, denn der Arbeitsplatz könnte sonst weg sein und ob der Schadenersatzanspruch das tatsächlich aufwiegt, kann nur Sascha für sich beurteilen. Deshalb die sehr dezidierte Vorgehensweise mit der Option, seine Leistung auch später unter Beweis zu stellen und möglicherweise das im Augenblick entstehende Defizit wieder auszugleichen.
Anmerkung: Wir Betroffene stoßen nicht nur immer wieder gesundheitlich an unsere Grenzen, sondern auch in unserer Umgebung. Viele der chirurgischen, chemo- und strahlentherapeutischen Eingriffe werden als Routinemaßnahmen dargestellt. Dass es sich um keine Bagatelle handelt, wird gerade noch zugegeben. Im Alltag wieder angekommen, begegnet uns die gesamte Bandbreite der (Nicht-)Betroffenheit. Während wir im Privaten je nach Einstellung reagieren können, ist der Spielraum im betrieblichen Bereich oft nicht gegeben.
Vielen Dank für deinen Zuspruch. Du hast auch eine Geschichte zu erzählen, die nicht von "Pappe" ist, so sagt man bei uns im Badischen. Bleibt nur zu hoffen, dass du deinen Stress als überwiegend positiv empfindest und du nicht dadurch einen negativen Faktor hast.
Alles Gute
Hallo, allen vielen Dank für die Teilnahme und Einschätzung.
Nochmal zur besseren Erklärung. Normal ging mein Vertrag bis 31.03.2014.
Anfangs hieß es Krankheits bedingtes Fehlen wäre kein Problem in der Firma, wären hier kulant.
Habe dann auch meine übliche Verlängerung für ein Jahr bekommen. Da bei uns alles nach Schema F abläuft bekommst Du im 2. Jahr 100 EUR mehr. Habe jemand der mit mir angefangen hat und bei ihm war das auch so.
Ich bin finanziell aber nicht Standartmäßig erhöht worden. Geld ist wirklich zweitrangig aber was heißt das jetzt für mich? Die Firma geht von weiteren Fehlzeiten von mir aus ! Hellseher? OK ich kann nicht wirklich sagen wie die ganze Chemo läuft aber Port hätte ich im Sommerurlaub eingeplant und die "second Look" OP in den betrieblichen Ferien über Weihnachten und Neujahr.
Ich muß mit meinen bald 39 Jahre sehen wo ich bleibe, Festvertrag war aufgrund meiner Leistung von Anfang an klar. Jetzt habe ich eher das Gefühl das es nichts wird.
Jetzt überlege ich ob ich evtl. wegen der Krankheit eine Möglichkeit beim Arbeitsamt eine Umschulung zu starten?
Eine Firma bei der es finanziell derart gut steht wie bei uns ist eher selten, zudem sind wir eine Stiftung. Das Geld zieht kein Chef raus oder wir werden auch nicht aufgekauft. Alles was dort verdient wird geht an die Medizinische Forschung bis auf Rücklagen.
Für mich ist das ein Schlag ins Gesicht wenn jetzt Leute mehr verdienen als ich deren Leistung oder Fähigkeit einfach nicht besser ist. Ich werde auf meine Krankheit reduziert und solle dankbar sein das ich noch bleiben darf?
Was ist das für eine Aussage? Ich werde nicht dankbar sein, für was?
Wir haben eine Geschäftsbeziehung. Ich leiste Arbeit gegen Entlohnung. Kein Danke beidseitig notwendig.
Unglaublich wie schnell man wieder sich im Alltag befindet, kämpfen kämpfen usw.
Ich denke die Position ist immer ausschlaggebend. Die Personalsachbearbeiterin in meiner Firma hat durch Krebs Ihre Schwester verloren. Vllt. denkt sie was will der Idiot sich wegen 100 EUR rumstreiten meine Schwester wäre froh gewesen noch am Leben zu sein aber das ist genau der Unterschied. Ich muß oder darf weiterleben und muß klarkommen und sehen wo ich bleibe.
Wenn ich hier manchen Ihre Probleme lese dann habe ich nicht wirklich welche.
Ich habe die Krankheit damals vor endgültiger Diagnose auch angenommen und war mit allem was auch gekommen wäre im reinen gewesen. War sogar froh das ich die Krankheit habe und nicht mein näheres Umfeld. Das wäre für mich viel schlimmer gewesen.
Jetzt habe ich mal den Ablauf mit der AOK geklärt, mein Arbeitgeber muss meine Fehlzeiten nicht übernehmen auch nicht in der Zukunft (6 Monate)
Danach ist die Chemo ohnehin rum. Egal ich gehe ab Montag wieder arbeiten und dann werden die mal Ihren Spass mit mir haben :)
Euch wünsche ich eine Woche ohne Probleme ohne Nebenwirkungen oder Schmerzen. Dafür viele schöne Momente und Ruhe.
Sascha