matilda

2 posts
Montag, 16. September 2019 - 23:26

Hallo,

ich dachte ja eigentlich, ich müsste mir nur durch das Lesen Hilfe holen, joa.....und jetzt schreibe ich doch meine Fragen in diesem Forum.

Kurz zu mir: Gerade mal 74 Jahre, geistig fit, aufgeschlossen für alles Neue, interessiert und neugierig, ja neugierig, dazu stehe ich! Für mich ist "neugierig" gleich lernbegierig a.s.o.

Das hört sich fast wie eine "Kontaktanzeige" an, ist es wirklich nicht.

Durch meine Erkrankung habe ich Gott sei Dank "meistens meinen Humor" nicht verloren.

Erkrankung: Enddarmkrebs...und dann Chemo, Bestrahlung, OP Darmausgang, dann Rückverlegung Mitte Juni 2019....

das alles hat bis heute ein Jahr gedauert.

Und nun mein Dilemma.....ich habe fast jeden zweiten Tag Durchfall und der kommt derart schnell, dass ich selbst die 5 Schritte zur Toilette nicht schaffe und alles geht in die Hose oder auch viel, viel schlimmer...dazu will ich eigentlich nichts sagen! Total schrecklich!

Vorige Woche das von mir geschilderte Szenario. Dann habe ich mehrmals Bananen und sehr dunkle Schokolade gegessen, danach war für 4 Tage Ruhe und dann ging es wieder los mit dem DF (ich mag dieses "bleep"Wort nicht mehr aussprechen).

Ich könnte heulen vor Wut, und ich habe Tränen, weil mein "Herr Darm" mit mir macht, was er will.

Joa!!!

Was soll ich tun? Auf meine Ernährung achte ich, doch ich kasteie mich nicht. Alles, was ich früher nicht vertragen habe, lasse ich selbstverständlich heute wie früher weg.

Eventuell bin ich zu ungeduldig. Mein Hausarzt hat gemeint, ich solle das erst einmal mit Bananen und schwarzem Tee versuchen, wenn dass nicht hilft, gäbe es Medikamente. Ich war jedoch nicht mehr bei ihm, dachte ich krieg' das in den Griff.

Alles Liebe für alle Leidensgefährten

Matilda

Sophia

19 posts
Dienstag, 17. September 2019 - 08:20

Hallo Matilda,

mit dem Problem kämpfe ich auch, aber nur manchmal. Ein paar Tage geht alles gut, und dann entweder nix mehr oder Durchfall, und zwar so wie du es beschreibst.

Ich esse viel dunkle Schoki, Bananen, trinke Cola. Und wenn es so heftig wird, dann nehme ich Loperamid.

Hatte einige Ärzte gefragt, da ich eigentlich alles selbst in den Griff bekommen will ohne Medikamente. Aber das hat wohl noch keinen Sinn.

Ich habe noch den Tip mit Flohsamenschalen bekommen, aber noch nicht ausprobiert.

LG

Güsi

391 posts
Dienstag, 17. September 2019 - 14:54

Hallo Matilda,

habe soeben deine Krankengeschichte gelesen und  hätte folgende Fragen an Dich,:

Wie verlief das Gespräch vor der Operation:
 

1) Wurde eine Schließmuskelüberprüfung durchgeführt

2) vor der Rückverlegung auf die Störung der Kontinenz (mind. 5 Monate bis 3 Jahre) hingewiesen. Es gehört viel chirurgischer Mut und Überzeugungskraft dazu, gefährdete Patienten für die bessere Lösung einer Stomaanlage zu gewinnen.

Denn jede Darmnaht im Afterbereich führt zu einer Schließmuskeldrucksenkung. Lt. ILCO-Unterlagen , bei etwa 15% der Patienten mit einer tiefen Darmnaht, muss man allerdings mit manifesten Inkontinenzerscheinungen unterschiedlicher Schweregrade rechnen. Betroffen sind vor allem Patienten mit Vorschäden, insbesondere Frauen mit der so überaus häufigen Beckenbodenschwäche. Neben altersdementiellen Ist die Beckenbodeninsuffizienz die häufigste Ursache einer Inkontinenz.

Das ich im Jahre 2012,  wegen einen Rektumkarzinom (letzter Darmteil vor  dem Schließmuskel) in Erlangen operiert wurde und durch die sehr gute Beratung des Chirurgen fiel meine Entscheidung für ein endständiges Stoma aus.. nach 7 Wochen konnte ich meine Urlaubsreise antreten.  Keine Stuhlprobleme vorhanden dafür aber eine hohe Lebensqualität.

Ich wünsche Dir eine schnelle Besserung 

Gruß

Güsi

Güsi

391 posts
Dienstag, 17. September 2019 - 14:54

Hallo Matilda,

habe soeben deine Krankengeschichte gelesen und  hätte folgende Fragen an Dich,:

Wie verlief das Gespräch vor der Operation:
 

1) Wurde eine Schließmuskelüberprüfung durchgeführt

2) vor der Rückverlegung auf die Störung der Kontinenz (mind. 5 Monate bis 3 Jahre) hingewiesen. Es gehört viel chirurgischer Mut und Überzeugungskraft dazu, gefährdete Patienten für die bessere Lösung einer Stomaanlage zu gewinnen.

Denn jede Darmnaht im Afterbereich führt zu einer Schließmuskeldrucksenkung. Lt. ILCO-Unterlagen , bei etwa 15% der Patienten mit einer tiefen Darmnaht, muss man allerdings mit manifesten Inkontinenzerscheinungen unterschiedlicher Schweregrade rechnen. Betroffen sind vor allem Patienten mit Vorschäden, insbesondere Frauen mit der so überaus häufigen Beckenbodenschwäche. Neben altersdementiellen Ist die Beckenbodeninsuffizienz die häufigste Ursache einer Inkontinenz.

Das ich im Jahre 2012,  wegen einen Rektumkarzinom (letzter Darmteil vor  dem Schließmuskel) in Erlangen operiert wurde und durch die sehr gute Beratung des Chirurgen fiel meine Entscheidung für ein endständiges Stoma aus.. nach 7 Wochen konnte ich meine Urlaubsreise antreten.  Keine Stuhlprobleme vorhanden dafür aber eine hohe Lebensqualität.

Ich wünsche Dir eine schnelle Besserung 

Gruß

Güsi

herirein

343 posts
Dienstag, 17. September 2019 - 15:44

Hallo Matilda,

was Menschen bei ihrer Stuhlinkontinenz tun und welche Möglichkeiten der Besserung in Angriff genommen werden können, wird in einem besonderen Forum diskutiert. Güsi hat Dir die besonderen Schwierigkeiten nach Rektumkarzinom und Rückverlegung des Stoma geschildert.

Im Inkontinenz Selbsthilfe Forum e.V. findest Du viele Mitbetroffene, besonders Frauen, die schon wahre Odysseen zu Ärzten und Fachkliniken hinter sich gebracht haben, um ihre Inkontinenz wieder halbwegs in den Griff zu bekommen.

Meine Vorgeschichte (seit Anfang 2017) ist aufgrund der Beratung durch meinen Operateur, ebenso verlaufen, wie bei Güsi. Mein endständig angelegtes Colostoma macht mir keine Probleme. Ich bin nach kurzer Gewöhnungsphase vollständig mobil.

Ich hoffe, Du bekommst im o.a. Forum einige Tipps, die Deinen unerträglichen Zustand wenigstens etwas lindern.
Gute Besserung und liebe Grüße
Heri

Minimi1960

17 posts
Donnerstag, 19. September 2019 - 09:41

Hallo Matilda!

Meine Krankengeschichte sieht ähnlich aus.

T3M0N0 G2, Chemo, Bestrahlung, OP, nochmals 5 x Chemo, Stoma, Stomarückverlagerung,

Zum Thema Ungeduld. wink

Meine Rückverlegung war Juni 2017 und ich habe immer noch - an manchen Tagen - zu kämpfen. Damit will ich Dir nicht die Hoffnung und den Mut nehmen, sondern Dir einfach sagen, dass man wirklich viel viel Geduld braucht. Und Zeit.

Ich regle meine Stuhlgänge damit, dass ich morgens als erstes Mucofalk nehme (allerdings keine Unmengen Wasser dazu trinke, es soll ja eindicken) und dann nach Bedarf Loperamid. Mittlerweile ist es oft so, wie bei einem Gesunden, dass ich esse und dann 1 - 2 mal zur Toilette muss. Es gibt aber auch Tage - und das hängt nicht damit zusammen was ich esse - da muss ich 15 x und auch mit dem massiven Druck, wie Du ihn beschreibst..

Kurz nach Rückverlegung des Stomas benötigte ich wirklich 4 - 6 Tabletten Loperamid täglich (welche der Hausarzt verschreibt, auch das Mucofalk gibt's auf Rezept bei Darmkrebs). Jetzt 2 Jahre später habe ich die Dosierung auf 2 - 3 mal in der Woche 1 Tablette reduziert. Damit komme ich in den meisten Fällen und an den meisten Tagen "über die Runden". Seit 2 Jahren arbeite ich wieder. Besitze einen Toilettenschlüssel für die Behindertentoiletten in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland. Plane Ausflüge etc. auch so, dass ich mich informiere wo evtl. Toiletten sind. Habe immer ein Täschchen dabei mit Ersatzslip, feuchtem Clopapier und Desinfektion. Einfach zu Sicherheit.

Zwischendurch dachte ich auch, ich muss das alles weglassen, das muss sich so wieder regulieren. Aber ich denke die Bestrahlung hat schon einiges bleibendes hinterlassen. Das ist jetzt eben der Preis. Ich hoffe auch immer, dass es bei mir noch besser wird. Mal sehen.

Falls Du noch Fragen hast. Gerne auch auf minimi1960@gmx.de

Alles Gute für Dich!

Andreas

246 posts
Donnerstag, 19. September 2019 - 19:54

Hallo Matilda,

meine Rückverlegung ist jetzt 4 Monate her. Ich hatte anfangs mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie du oder viele hier. Ich habe es auf meine Art und Weise gemacht, was mein Hausarzt auch gut fand (bis auf den Alkohol). Ich passe ich nicht meinen Darm an sondern er soll sich gefälligst an mich anpassen (so mein Gedanke). Ich habe alles, wenn auch nur sehr wenig, gegessen und die Reaktionen abgewartet. Was anfangs gar nicht ging natürlich reduziert aber nicht komplett weggelassen. Auch Bier, was unheimlich treibt, habe ich getrunken. Erst eins dann mal zwei...... Klar gab es immer mal wieder Dünnes in die Hose aber....... Jetzt das wichtigste aus meiner Sicht; ich denke man sollte den Darm, der ja durch die OP und der Rückverlegung total durcheinander ist, nicht noch weiter durcheinander bringen indem man Medikamente nimmt. Der Darm lernt...das sagte mir auch der Arzt. Also er lernt bei bestimmter Nahrung damit umzugehen. Aber wenn man das mit Medikamenten beeinflusst weiß "er" nicht wo vorn oder hinten ist. (so mein Gedanke). Ich merke jetzt, dass ich fast alles essen und trinken kann (ohne Medikamente). Durchfall gibt es noch aber kontrolliert. Bier kann ich auch gut genießen. Was immer noch belastend ist, ist dass ich 2-3 Tage nicht aufs klo muss oder halt nur wenig kommt, dann aber kommt es richtig, d.h. 5 x aufs Klo, mindestens. An dem Tag ist auch Vorsicht geboten. Aber es wird von Tag zu Tag besser.

Wie gesagt, das ist nur meine Erfahrung...vielleicht nur Glück...keine Ahnung. Nur wenn es nicht besser wird, vielleicht einfach mal ausprobieren.

Ganz liebe Grüße

Andy

Donnerstag, 19. September 2019 - 20:49

 Hallo zusammen,

hat jemand von Euch Indische Flohsamen mal ausprobiert ?

Mir hilft es gegen das Völlegefühl im Bauch, hatte immer so ein Völlegefühl im Bauch egal ob ich viel oder wenig gegessen habe.

Liebe Grüße

Peter

Minimi1960

17 posts
Donnerstag, 19. September 2019 - 21:26

Ja, es kommt halt auch immer drauf an, wo der Tumor saß. Welcher Teil des Darm entfernt wurde und wieviel cm. Mir zum bsp. fehlt der gesamte Mastdarm und Sigma. Und ob der Darm bestrahlt wurde. Und auch wie lange man das Stoma hatte.

Man kann das nicht verallgemeinern. Da muss jeder sein individuelles Vorgehen finden.

herirein

343 posts
Freitag, 20. September 2019 - 10:09

Entscheidenden Einfluss auf die Darmtätigkeit hat das Sakralnervengeflecht. Diese Nerven steuern über den Mastdarm verschiedene Abläufe des Stuhlgangs.

Zwischenerklärung: Bei der Operation im Bereich des Mastdarms und des Sigmas, werden diese Nerven weitestgehend geschont, aber auch zum Teil durchtrennt. Besonders dann, wenn sehr nah am Schließmuskel Teile des Rektums, mitsamt der Sensoren entfernt werden müssen.

Wird für Monate ein Colonstoma angelegt, wird die sensorische Steuerfunktion der Sakralnerven des Mastdarms unterbrochen, die vorher die Konsistenz der Ausscheidung und das Gefühl für die Befüllung der Ampulle erzeugt hat.

Wenn also Teile der Steuerungsnerven gekappt wurden, wird eine geregelte Stuhlausscheidung, wie sie vor der OP vorhanden war, nicht mehr erreichbar sein. Der Vorteil ist, dass Nerven regenerationsfähig sind und sogar vollständig gekappte Nervenfasern Teile ihrer früheren Aufgaben durch Training wieder mehr oder weniger gut übernehmen können. 

Nur durch intensives Kontinenztraining lässt sich eine Regeneration der Sakralnerven erreichen, was aber aus physiologischer Sicht nicht immer und bei Jedem gelingt. Deshalb wird von verantwortlichen Operateuren bei Rektumamputationen von einer Rückverlegung des Stoma abgeraten.

Gruß Heri

Sakralnervengeflecht: Nervengeflecht  von der unteren Wirbelsäule (Sakrum) ausgehend, welches Blasen- und Darmausscheidungen und die Sexualfunktion steuert. Zudem erfolgt eine Rückmeldung zum Gehirn. - Stuhldrang, Harndrang, Libido

matilda

2 posts
Mittwoch, 25. September 2019 - 09:14

Guten Morgen an alle, die mir so ermutigend geschrieben haben. Muss mich entschuldigen, dass ich erst heute antworte, doch

unser Katzenmädchen war schwer verletzt......jetzt ist alles auf dem guten Weg der Besserung. So ist das eben, Katze ist in

diesem Fall wichtiger.

1000 Dank an alle, die mir so viele wertvolle Tipps gegeben haben. Durch diese Resonanz merke ich, dass "mein" Weg und Umgang

meistens richtig ist.

Vielen Dank an Andy! Du hast mir aus der Seele gesprochen! Auch ich "kasteie" mich nicht, bin meistens vorsichtig und wenn es

dann doch nicht passt.....da muss man halt durch. Auch ich nehme bisher keine Medikamente, esse jedoch Bananen, Schokolade. Flohsamen habe ich zwar gekauft, 1 x probiert, kann jedoch noch nichts definitives dazu berichten. Der "Herr Darm" spielt ca. alle

2 bis 3 Tage verrückt.

Durch die vielen Zuschriften habe ich gemerkt, dass ich wohl viel zu ungeduldig bin, ich werde lernen!

Danke an alle, danke für die lieben Wünsche

Matilda