Hallo zusammen,
ich bin momentan leider total verzweifelt, und habe mich, um mich irgendwie abzulenken, in diesem Forum angemeldet.
Meine Mutter hat im Januar die Diagnose Darmkrebs bekommen, Gott sei Dank ohne Metastasen.
Es folgten Bestrahlung und Chemo, letzte Woche fand die OP statt, bei der ein Teil des Darms entfernt wurden.
Wir haben gehofft, dass sich damit alles erledigt hat.
Heute folgte die nächste Überraschung: Die Laboruntersuchung ergab, dass 2 Lymphknoten von 19 befallen sind.
Dadurch verschlechtert sich natürlich die Prognose, und meine Mutter hat endgültig die Motivation verloren.
Meine Familie ist mal wieder in ein tiefes Loch gefallen, und wir wissen nicht was noch auf uns zu kommt.
Hat jemand von euch Erfahrung mit Darmkrebs in diesem Stadium?
Vielleicht kennt ihr Geschichten mit Happy End?
Ich möchte meiner Mutter gerne einen Strohhalm geben, an den sie sich klammern kann und wieder Hoffnung gewinnt.
Viele Grüße.
herirein
343 postsHallo,
überall entlang des Darms sind Lymphknoten postiert, die mit der Aufgabe betraut sind, Krankheitserreger und natürlich entartete Zellen aus diesem Darmstück abzufangen und den weiteren Weg in die Blutbahn zu verhindern. - "Schildwächter-Lymphknoten"
Bei Deiner Mutter haben zwei von 19 entnommenen Lymphknoten diese Aufgabe in hervorragender Weise wahrgenommen. Das Immunsystem Deiner Mutter hat also richtig reagiert. Um nun ein noch höheres Maß an Sicherheit zu bekommen, wird der Onkologe vorschlagen mit einer Chemotherapie das Risiko weiter zu minimieren, damit vom Darm eventuell ausgebüchste Tumorzellen in die weitere Lymphbahn oder gar in die Blutbahn eingedrungen sein könnten, diese zu vernichten.
Viele Grüße und alles Gute für Deine Mutter
Heri
Andreas
246 postsHallo,
auch ich habe nach der OP eine weitere Chemo (Capecitabin) gemacht, um die Sicherheit alle Krebszellen zu erwischt zu haben zu erhöhen. Hat deine Mutter die Chemo denn einigermaßen gut vertragen? Denn wenn, spricht ja nichts dagegen eine weitere Chemo zu machen, um mehr Sicherheit zu haben. Aber das kann und wird der Onkologe ja sicher mit euch besprechen. Das zwei oder mehrere Lymphknoten befallen sind ist ja nicht so ungewöhnlich und heißt keineswegs den Untergang. Ich hatte zwar keine befallenen Lymphknoten aber ich kenne viele mit Befall. Der Genesungsprozess war der gleiche wie meiner. Alle sind wieder gesund geworden!! Bitte keine unnötige Panik schieben!!!
Was steht denn jetzt an weiteren Untersuchungen an?
LG Andy
Hallo Andreas, hallo Heri,
vielen Dank für eure Antworten, das tut einem wirklich gut, sich mit anderen auszutauschen.
Die Chemo vor der OP hat sie wirklich gut vertragen, da waren aber Tabletten, die sie selbst zu Hause eingenommen hat. Diese Chemotherapie ist meines Wissens nach etwas schonender, als die Chemo "als Infusion".
Der Gedanke, dass man sich jetzt doch im Stadium III befindet ist schon erschreckend, vor allem wenn man sich die Statistiken anschaut.
Das ist aber beruhigend zu hören, dass Andreas Leute kennt, die wieder gesund sind.
Im Moment ist Mama im Krankenhaus, sie wurde letzten Dienstag operiert. Hat jetzt eine vorübergehende Stoma, und Probleme mit der Blase (scheinbar sind die Nerven der Blase nach der OP gereizt). Ansonsten geht es ihr gut. Gestern Abend hat die Tumorkonferenz stattgefunden, leider war noch kein Arzt bei ihr.
LG,
Lena
Veronica Werner
42 postsLiebe Lena,
auch bei mir wurde Stadium 3 festgestellt. Ein Lymphknoten war befallen. Ich habe vor der großen OP Bestrahlung und Chemotherapie mit 5FU gehabt. Nach der OP ging aus dann ein halbes Jahr mit der Chemotherapie weiter bis Juli 2019. Danach erfolgte die Rückverlegung des Darmes. Alle weiteren Untersuchungen ergaben bis jetzt einen kreisfreien Befund, worüber ich sehr froh bin auch wenn die Inkontinenz nach der Rückverlegung auch erst mal geschultert werden muss.
Darmkrebs ist heute einer der Krebsarten, welche gut zu heilen sind. Lass also den Kopf nicht hängen und versuche, Deine Mutter immer wieder auf positive Gedanken zu bringen. Diese helfen bei der Genesung. Ich will aber nicht schulmeisterlich klingen. Ich habe auch oft schwarze Tage. Ich versuche dann immer, entweder im Forum nach positiven Erlebnissen zu suchen, oder mir gute Erlebnisse zu schaffen. Am Tag als ich die Krebsdiagnose bekam, habe ich mich entschlossen, einen Hund anzuschaffen. Nun ist meine Labradorhündin Lotta schon ein Jahr alt und bereitet mir sehr viel Freude und vor allem zwingt sie mich, jeden Tag spazieren zu gehen. Ohne sie hätte ich mich wahrscheinlich viel mehr zurück gezogen, was bestimmt nicht gut gewesen wäre.
Liebe Grüße Vroni
Liebe Veronica,
vielen Dank für deine Nachricht.
Es ist erleichternd sich mit Menschen auszutauschen, die dasselbe durchmachen / durchgemacht haben.
Ich versuche sie so gut wie möglich zu motivieren, es ist aber auch schwierig sich nach außen hin als stark zu präsentieren, obwohl ich fürchterliche Angst habe.
Das ist ja schön! Meine Eltern haben auch einen Hund, und ich kann nur bestätigen, dass das kleine Lebewesen einem Hilft, den Alltag besser durchzustehen. Im Moment ist unser Hündchen bei mir in Pflege, während Mama im Krankenhaus ist.
Im Krankenhaus ist es, dem Corona-Virus geschuldet, sehr chaotisch. Alle Ärzte sind überfordert, jeder sagt was anderes, keiner weiß etwas, wenn man nachfragt... Wir wissen bis heute nur, dass eine weitere Chemo gemacht werden muss. Wann ging es bei dir nach der OP mit Chemo los? Meiner "nicht ärztlichen" Meinung nach müsste man so schnell wie möglich anfangen, damit falls noch etwas im Körper verblieben ist, abgetötet wird? Oder sehe ich es falsch? Welche Chemo wurde bei dir gemacht? Mama hatte vor der OP auch 5FU genommen, hat es auch relativ gut vertragen.
Liebe Grüße,
Lena
herirein
343 postsHallo Lena,
Deine Mutter hat eine übliche Behandlung durchlaufen. Zuerst eine sog. neoadjuvante, also vorbereitende Bestrahlung kombiniert mit einer 5-FU Chemo. Danach wartet man oft ein paar Wochen ab, um das befallene Darmstück zu entfernen. Je nach pathologischem Befund des entnommenen Darmstücks und der Lymphknoten, wartet man dann ca. 6 Wochen ab, um die Operationsnarben innen und außen abheilen zu lassen, was durch zu früh einsetzende Chemo verzögert würde. Dann wird erst die nachfolgende, die adjuvante Chemotherapie begonnen. Sehr oft kann dann wieder eine einfache Chemo in Tablettenform (Capecitabiin = 5-FU) mindestens 5 Zyklen erfolgen, um eventuell noch vagabundierenden Tumorzellen den Garaus zu machen.
Ein Zyklus: 7 Tage Tabletten - 14 Tage Pause.
Während der Zeit hat mir mein Onkologe empfohlen Spaziergänge an der frischen Luft zu machen, um Erschöpfungszuständen entgegenzuwirken.
Ich hoffe Dir die akuten Sorgen etwas genommen zu haben, damit Du Deine Mutter ebenfalls darin unterstützen kannst.
Alles Gute und herzliche Genesungswünsche an Deine Mutter
Heri
Hallo Heri,
vielen Dank für die Aufklärung.
Chemo in Tablettenform hört sich "gut" an, Mama hat Angst, dass es jetzt eine heftige Chemotherapie wird, wo man nur flachliegt.
Wegen dem Hund wird sie auch ausgiebig spazieren gehen können, das tut dem Körper auf jeden Fall gut.
Habe hier im Forum schon gesehen, dass die nächste Hürde wahrscheinlich das Zurückverlegen des Stomas sein wird... so weit sind wir aber noch nicht, erstmal aus dem Krankenhaus raus kommen und die Chemotherapie durchlaufen.
Vielen Dank, wünsche Dir auch nur das Beste!
Lena
Veronica Werner
42 postsLiebe Lena,
ich habe die Erfahrung gemacht, dass die adjuvante Chemotherapie ( bei mir als Flasche, welche wöchentlich gewechselt wird) besser zu vertragen war als die 2 Zyklen vor der OP. Irgendwie scheint sich der Körper daran zu gewöhnen. Klar fühlt man sich schlapp und müde aber die Entzündungen der Mundschleimhaut, unter welcher ich neoadjuvant sehr gelitten habe, blieb mir erspart.
Nur jetzt im Nachhinein stellen sich unangenehme Nachwirkungen der Chemotherapie ein. Bei mir sind es die Gelenke, welche jetzt ständig an anderer Stelle Probleme machen. Mein Orthopäde nennt mich schon Wanderbaustelle und meint, dass das nach einer Chemotherapie schon vorkommen kann.
Ich habe hier im Austausch mit anderen Mitgliedern gelernt, dass man sehr viel Geduld braucht. Das fällt mir immer noch nicht leicht aber ich arbeite daran.
Liebe Grüße Vroni