Andrea
7 posts
Sonntag, 5. Mai 2019 - 09:23
Hallo und danke für die Aufnahme! Ich bin neu hier und suche dringend Unterstützung und Erfahrungsaustausch über Radiochemo( dabei wird die Chemo in Tablettenform gegeben ) . Bei meiner Schwiegermutter steht das jetzt an. Sie hat Mastdarmkrebs ( T3 N1M0) und ist 74 Jahre alt. 5 Wochen soll die Therapie gehen.Neben der ganzen Verunsicherung stehen Fragen an wieso eine Tablettenchemo funktioniert ( gibt es da zum Beispiel auch Einnahmepausen?) , wie die Nebenwirkungen sind ,worauf bei Mastdarmbestrahlung besonders zu achten ist ... usw... Wer kennt Tipps und Tricks um möglichst gut durch diese Zeit zu kommen? Hausmittel ? Was sollten wir unbedingt beachten? Worauf sollten wir uns vorbereiten? Liebe Community please help!
Jasmin
21 postsHallo Andrea,
ich habe auch 28 Bestrahlungen und Tabletten Chemo bekommen. Die Tabletten werden während der Bestrahlung durchgängig genommen. Morgens und Abends. Wichtig ist in dieser Zeit viel trinken mindestens 2,5 bis 3 Liter. Bei der Ernährung sollte man einfach darauf achten, dass es nicht zu fett ist. Für das Hand Mund Fußsyndrom habe ich mehrmals täglich Füße und Hände mit Urea 10 % Creme eingeschmiert. Am besten schon vor der Therapie beginnen. Ich habe Sitzbäder mit Kamille gemacht um die Hautreizungen am After zu lindern. Ich hatte nur Durchfall und das auch nur die letzten zwei Wochen. Ansonsten keine Nebenwirkungen.
Liebe Grüße Jasmin
Andrea
7 postsHi Jasmin, Danke für deine wertvolle Info!!! Darf ich dich noch fragen wie das mit dem handling der Tabletten war- gab es da besondere Vorsichtsmaßnahmen?
Jasmin
21 postsHallo Andrea,
wie meinst Du das mit Vorsichtsmaßnahmen? Die schauen halt welche Medikamente man schon nimmt und sagen dann was zu beachten ist. Natürlich kann man nicht jedes Medikament einfach zu Chemo Tablette einfach dazu nehmen. Aber das ist bei jedem anderen Medikament ja auch so. Capecitabin heißt der Wirkstoff der Tabletten, er wandelt sich im Körper zu 5FU um und das hauptsächlich im Tumor. Hab einige kennengelernt und haben diese Chemo alle sehr gut vertragen.
Grüße Jasmin
Andrea
7 postsDanke dir Jasmin!!
Jasmin
21 postsBitte ich wünsche deiner Schwiegermutter viel Erfolg bei der Behandlung. Immer positiv denken.
Andreas
246 postsHallo Andrea,
ich habe auch fast den gleichen Befund wie bei deiner Schwiegermutter. Ich habe 6 Wochen durchgehend Capecitabine bekommen. 1650 mg Am Morgen und das gleiche nochmal am Abend. Die Chemo in Tablettenform habe ich gut vertragen. Zu beachten ist, dass wie Jasmin schon beschrieben hat, dass man die Hände und Füße gut eincremt. Wie auch bei Jasmin, habe ich auch die Bestrahlung die ersten 4 Wochen sehr gut vertragen....dann kamen aber Durchfall und Bauchkrämpfe dazu die bei mir schon heftig waren. Aber keine Angst, bitte, das ist zwar bitter aber das geht auch vorrüber.
Man kann da nicht so viele Ratschläge geben weil sich die Wirkung bei jedem anders auswirkt. Ich kenne welche, die mussten das Medikament nach zwei Wochen absetzten, weil die Nebenwirkungen so heftig waren. Aber das ist sehr selten!!!. Das beste Mittel ist, so doof sich das anhört und was man immer wieder hört ist die Einstellung zu der ganzen Situation. Das haben mit mehrere Ärzte auch gesagt. Ich war und bin immer noch positiv gestimmt. Ich glaube, dass mich das so gut durch die Zeit gebracht hat.
Wo sitzt der Tumor denn? Braucht sie ein Stoma?
Frag gerne wenn Du was wissen willst.
LG Andy
Andrea
7 postsHi Andy, Danke für deine Ausführliche Antwort! Es hilft mir sehr andere Erfahrungen zu hören!💕Ihr Tumor sitzt im Mastdarm und sie wird ein Stoma brauchen. Zum Glück kann erhaltend operiert werden und sie wird es nur sehr kurz tragen müssen.... soweit zumindest der Plan... außerdem soll sie nach der Op noch eine Chemotherapie erhalten....ich frag mich nur wie sie das alles mit doch 74 Jahren schaffen soll😔😔
Jasmin
21 postsHallo Andrea,
mach dir nicht soviele Gedanken sie wird das schaffen. Ich habe in meiner Zeit einen Herrn mit 77 Jahren dort kennen gelernt. Er hat es geschafft und ihm geht es inzwischen wieder sehr gut.
Grüße Jasmin
Andrea
7 postsDanke für die aufmunternden Worte Jasmin💕
Andreas
246 postsHallo Andrea,
ja genau, sie wird das schaffen. Das Stoma wird auch kein Problem sein. Ich habe ja auch eins und komme gut damit zurecht. Klar, am Anfang wird ihr jemand helfen müssen aber auch da kommt wenn nötig 3 x die Woche (oder öfters) eine Stomaberaterin ins Haus. Bei mit war sie nur einmal da. Hat sofort funktioniert.
Ich würde euch nur raten den Arzt nochmal auf die Rückverlegung des Stomas ansprechen. Ich kenne viele, bei denen das auch sofort nach 4 - 6 Wochen wieder rückverlegt wurde und die dann starke Probleme danach hatten. Mein Artzt sagte mir, dass ich es wenn möglich es für mindestens 3 -4 Monate behalten sollte bis alles richtig abgeheilt ist (während der Chemo ist die Heilung sehr träge). Viele die es länger hatten, hatten danach nicht so heftige Probleme nach der Rückverlegung. Aber sicher ist das natürlich auch nicht. Ich bin gespannt, welche Probleme da auf mich noch zu kommen. Ich habe mein Stoma jetzt 6 Monate (freiwillig). Da mein Tumor nur 10 cm nach dem Ausgang saß, ist ein Stück vom Reservoir weggenommen worden. Ich wollte möglichst ales erdenkliche tun, dass es nach der Rückverlegung nicht zu solch großen Problemen kommt. Ich bin mal gespannt ob es was gebracht hat.
LG Andy
herirein
343 postsLiebe Andrea,
Deine Schwiegermutter bekommt als Einstieg der Behandlung eines Mastdarmkarzinoms die Radiochemotherapie. Besonders wenn vermutet wird, dass nahe Lymphknoten befallen sein könnten, wird damit das Auswandern von Krebszellen deutlich minimiert und weiterhin die Tumorgröße reduziert. Als Nebenwirkung der Bestrahlung kann es zu Entzündungen der Enddarmschleimhaut kommen, was zu häufigerem Stuhldrang und Durchfällen führen kann. Auch die empfindliche äußere Haut der Analfalte wird schnell wund. (Strahlenproktitis) - Mir hat für Innen die Hämorrhoidensalbe Posterisan akut geholfen, deren Bestandteil Lidocain die schmerzhafte Stuhlentleerung erträglich gemacht hat. Die Analfalte habe ich mit Bepanthensalbe eingeschmiert. Nach der Stuhlentleerung hilft ein Kamille-Sitzbad.
Es kommt vor, dass nach der Ersttherapie der Tumor im MRT nicht mehr nachweisbar ist. Einige, ganz wenige Darmchirurgen belehren dann den Patienten, vorläufig mit sehr enger Überwachung den Tumorbereich nicht operativ zu entfernen. Lies dazu bitte diesen Artikel. Bitte erst anmelden!
LG Heri
Andrea
7 postsLieber Andy, Danke für die Mutmachenden Worte! Ich hoffe sie bekommt das mit dem Stoma so gut hin wie du!!!Danke für den Tipp mit dem Arzt noch einmal das genau durchzugehen!! Werden wir machen !! Auch dir alles alles gute auf deinem Weg!💕
Andrea
7 postsHallo Heri, wow! Danke für die Fülle an Tipps!! Das ist großartig-Danke!!! Auch deine Erklärung hat mir gerade sehr viel Licht ins Dunkel gebracht!!💫👍
Kirstin
1 postsHallo an euch hier,
ich bn ganz neu hier und lese mit großem Interesse die Mails. Auch bei mir wurde im März diesen Jahres Darmkrebs T3N1M0 diagnostiziert. Ich war fix und fertig, konnte es gar nicht glauben, dachte, das war es jetzt, und habe viel geweint. Mein Onkologe hat mir dann zu einer Radiochemotherapie (auch mit Tabletten) geraten. Hiermit soll versucht werden, den Tumor so "einzudampfen", dass keine Operation mehr notwendig ist. Ich konnte das immer nicht glauben. Lese jetzt hier von der watch-and wait-Strategie, und erkenne, dass genau das ist, was mein Arzt mir erzählt hat. Vorher habe ich immer nur Krebs und OP gelesen, nie dass es ohne OP funktionieren kann. Daher hierfür auch von mir nochmal vielen Dank.
Liebe Grüße an alle,
Kirstin
herirein
343 postsLiebe Kirstin,
für eine watch-and wait-Strategie müssen die Voraussetzungen alle stimmen. Sowohl der Strahlentherapeut der Onkologe und der Viszeralchirurg müssen sich in einer Tumorkonferenz einig sein, dass bei Dir gute Chancen bestehen, den Tumor für einige Jahre auszuschalten.
Wenn also nach der neoadjuvanten Radiochemo-Therapie der Tumor und die befallenen regionären Lymphknoten im MRT nicht mehr nachweisbar sind, weder Leber noch Lunge einen Ausdehnungsverdacht aufzeigt, die Tumormarker CEA und Ca 19-9 nicht auffällig sind, ist watch-and wait eine Option. Eine solche Beurteilung sollte unbedingt in einem der führenden onkologischen Zentren in Deutschland stattfinden.
Ob sich ein solches Spitzenzentrum in Deiner Nähe befindet, ergibt sich aus dieser Übersicht der Deutschen Krebshilfe.
Herzliche Grüße
Heri