Küstenfrau

7 posts
Dienstag, 25. Februar 2020 - 21:52

Unser Leben steht gerade still. Mein Mann und ich sind 39jahre alt, wir haben 3 Kinder und seit gestern wissen wir: er hat Darmkrebs:

Stadium 3, G2,T3,N2b, M0, R0

ich weiß, Prognosen sind von vielen Faktoren abhängig. Ich weiß auch, dass eine Chemo auf ihn zu kommt. Es gibt so viele Fragen:

Wie schlimm ist die Chemo?

wie hoch ist das Rezidivrisiko?

Ist eine Heilung möglich? Ab wann gilt man als geheilt? Wenn man nicht geheilt werden kann- gibt es eine „stable Desease“.

werden wir ihn verlieren?

und noch 100 Fragen mehr. Er war noch nicht beim Onkologen. Aber hat jemand vielleicht eine ähnliche Tumoranamnese?


 

Andrea

26 posts
Mittwoch, 26. Februar 2020 - 07:39

Hallo Küstenfrau,

ich habe in etwa das selbe Schicksal wie Du, bei meinem Lebensgefährten (47J) wurde letztes Jahr ein Rektumkarzinom  diagnostiziert.

Nach Bestrahlung folgte bei ihm eine sehr umfangreiche OP und nach dem Krankenhaus noch eine Chemotherapie.

Was doch positiv zu sehen ist , ist das dein Mann keine Metastasen hat!

Das ist nicht das Ende und Darmkrebs kann heute gut behandelt werden!

Die Chemo ist natürlich nicht schön  aber der Arzt sagte uns das die bei Darmkrebs eher leichter wäre und nicht wie man das kennt mit Haarausfall und ständigem Erbrechen., mein Freund bekam eine Chemo in Tablettenform, Nebenwirkungen waren manchmal Übelkeit, Müdigkeit und Allgemeines Schlapp sein und ein kribbeln in den Fingern und trockene Haut an Händen und Füßen. Bei der Bestrahlung hatte er mehr Probleme, Schmerzen und Übelkeit.

Mein Freund hat seitdem einen Künstlichen Darmausgang da der Tumor zu nah am Schliessmuskel lag und auch das hat er gut hinbekommen und bedeutet nicht das Ende eines schönen Lebens.

Wichtig ist es nun viel Kraft zu haben, den Kampf aufzunehmen und deinem Mann beizustehen , das hat meinem Freund sehr geholfen!

Ich wünsche Euch Alles Gute!

Andrea

Jasmin

21 posts
Mittwoch, 26. Februar 2020 - 13:14

Hallo Küstenfrau, 

Ich bin selbst an Rektum Karzinom erkrankt mit 42 Jahren. Bin seit zwei Jahren Krebsfrei. Wo ist der Tumor (Darmabschnitt) gewesen? Die Tabletten Chemo habe ich ohne Nebenwirkungen überstanden. Nur am Blutbild hat man gesehen das ich sie nehme. Hatte vor der OP Chemo und Strahlentherapie 6 Wochen und bis auf die letzten zwei Wochen auch keine Nebenwirkungen.

Güsi

391 posts
Mittwoch, 26. Februar 2020 - 18:14

Hallo Küstenfrau,

habe im Jahre 2012  an einen Tumor (Rektumkarzinom) behandelt , mit fast den selben Werten wie Dein Mann. Mein Lymphknoten wurden mit "N2" klassifiziert, bei Deinen Mann waren es  "N2b".

  Ihr Mann hat  N2b = Der Tumor umfasst 7 oder mehr Lymphknoten, bei mir wurden N2 der Tumor umfasst vier oder mehr benachbarte Lymphknoten . Alle anderen Werte waren mit den Werten Ihres Mannes indentisch

T3 = Der Primärtumor erstreckt sich durch alle Darmschichten hinaus bis in die Subserosa oder in umgebendes Fettgewebe,

Sehr wichtig sind die restlichen Werte von Ihrem Mann, die lassen auf eine kurative Behandlung hoffen, 

Malinitätsgrad  (Grading = Die Beschaffenheit des Krebsgewebe -  G2 bedeutet mäßig bösartiges Gewebe (krebsbefallene Zellen, d.h. es sind noch mehr gesunde Zellen vorhanden)

M0  bedeutet: kein klinischer Nachweis von Tochtergeschwülsten (Fremdmetastasen) 

R0-Resektion = vollständige Entfernung des Tumor bis ins gesunde Gewebe

Wichtig ist, dass Ihr Mann, die anschließenden Nachsorgetermine einhält,  denn im ersten Jahr nach der Operation besteht höchste Gefahr bei Rektumkarzon (Mastdarm)  ein höheres Rezidivrisiko welches Jahr für Jahr abnimmt, deshalb auch die Chemo ,

Noch einen Tipp von mir: :

Ihr Mann sollten sich alle Ärztebrief vom Krankenhaus bzw. von seinem Hausarzt geben lassen, denn er hat ein gesetzliches Recht darauf    (Fallen höchstens die Kopierkosten an) , Ich selber habe einen ganzen Ordner voll von Ärztebriefe von meiner Krebserkrankung.

Ich wünsche Ihren Mann eine kurative Genesung

Güsi
 

Küstenfrau

7 posts
Donnerstag, 27. Februar 2020 - 20:30

Vielen, vielen Dank für die bisherigen Antworten. Sie haben mir bereits Mut gemacht.

bei meinem Mann liegt/ lag der Krebs am Sigma- also kein Rectumkarzinom. Ich dachte Lymphknotenmetastasen seien auch Metastasen? Ist das also günstiger zu bewerten?

Am kommenden Mittwoch bekommt er einen Port- also nehme ich an, dass er nicht nur Tabletten erhält?

Am Donnerstag kommender Woche begleite ich ihn zur onkologischen Tagesklinik- ich hoffe, wir wissen dann mehr.

Wir haben es jetzt auch den Kindern gesagt- sie sind da noch Gott sei Dank recht naiv und vertrauen darauf, dass er nach der Chemo wieder „heil“ ist.

Hört diese existenzielle Angst auch wieder auf? Wie lange bekommt man eigentlich Krankengeld?

Wir bekamen den Entlassbrief gleich in 2 Ausführungen- eine für den Arzt und einen für uns. Glücklicherweise ist mein Mann endlich wieder daheim. Er hat an der Narbe noch eine Wundheilungsstörung- darf man dann schon chemo bekommen?

herzlichst, Eure Küstenfrau.

Güsi

391 posts
Freitag, 28. Februar 2020 - 00:13

Hallo Küstenfrau,

da ich ehrenamtlicher Mitarbeiter (Gruppenleiter) von ILCO (Selbsthilfeorganisation für Darmkrebs /Stoma) bin, habe ich hier bei Darmkrebsforum unter Güsi u.a.  einen Beitrag unter den Titel Menschen mit Behinderung haben Rechte und Ansprüche auf soziale Hilfe.. (Drücke einfach bei einen meiner Beiträge auf das Wort "Güsi" und sofort erscheinen alle meine Beiträge auf dem Bildschirm.. 

Auf deine Frage: Wie lange bekommt man Krankengeld.?

Antwort: Rufe einfach die Krankenkasse wo dein Mann versichert ist, und frage wie lange bekommt mein Mann hier das Krankengeld (Bitte die Krebserkrankung  und  Stoma angeben. Beim Besuch in der Tagesklinik, Mit  der Bitte, ein ärztliches Attest  für einen Schwerbehindertenausweis .

Ich wünsche Ihren Mann eine sehr schnelle Genesung.

Gruß

Güsi 

herirein

343 posts
Freitag, 28. Februar 2020 - 09:10

Für gesetzlich versicherte Arbeitnehmer gilt folgende Regelung:

6 Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber

72 Wochen Krankengeld durch die Krankenkasse (Fristverlängerung nicht möglich, nur wenn eine neue Erkrankung auftritt, beginnen die 72 Wochen erneut)

Privat Versicherte erhalten kein Krankengeld; Ausnahme, sie sind mit einem Krankentagegeld privat abgesichert.

Gruß Heri

Jasmin

21 posts
Freitag, 28. Februar 2020 - 13:00

Ich habe damals wählen können zwischen Tabletten und Infusion. Tabletten werden meistes besser vertragen. Ich habe 78 Wochen Krankengeld bekommen. Sollte das nicht ausreichen, dann solltet ihr frühzeitig eine Erwerbsminderungsrente beim Rententräger beantragen, ansonsten müsste sich dein Mann nach der Zeit arbeitslos melden. 

Küstenfrau

7 posts
Samstag, 29. Februar 2020 - 08:41

Vielen Dank für Eure Antworten.  Darf ich fragen, ob und wann ihr wieder in den Beruf eingestiegen seid? 

herirein

343 posts
Samstag, 29. Februar 2020 - 12:35

Der Behandlungsverlauf eines Sigmakarzinoms mit einem Rektumkarzinom, wie bei mir, lässt sich nicht vergleichen. Außerdem kommt es darauf an, wie der Beruf den Betroffenen körperlich fordert.

Wird eine nachfolgende Chemotherapie gut vertragen, können 78 Wochen ausreichen mit leichter körperlicher Arbeit wieder zu beginnen.

LG Heri

Jasmin

21 posts
Samstag, 29. Februar 2020 - 13:19

Ich bin nach 77 Wochen wieder im Beruf gewesen. Allerdings hatte ich eine Rektum Amputation mit entgültigem Stoma. 

Henrike

145 posts
Samstag, 29. Februar 2020 - 16:03

Hallo,

ich bin nach meiner Diagnose mit damals 45 Jahren leider nie mehr in den Beruf zurückgekehrt. Nach Ablauf der 78 Wochen direkt in die Erwerbsminderungsrente gerutscht. Das liegt aber nur daran, dass ich multiple inoperable Metastasen habe und seit über fünf Jahren palliative Chemo bekomme, d.h. ich müsste ja theoretisch alle 14 Tage für die Chemo krankgeschrieben werden. Das funktioniert ja über so einen langen Zeitraum nicht nicht und die Tage dazwischen brauche ich außerdem dringend zur Regeneration. Hätte ich damals "nur" die Darm-OP (bei mir: Sigma, ohne Stoma) gehabt und danach vielleicht noch eine "kleine" Absicherungschemo, dann wäre ich glaube ich schon nach ein paar Wochen/Monaten und einer Reha fit gewesen, wieder stufenweise in den Beruf zurückzukehren. 

Du siehst, das ist bei jedem hier anders gelaufen. Deshalb ist es wichtig, den Onkologen zu fragen, was in dem Fall von deinem Mann geplant ist. D.h. wieviele Chemos? Reha? Etc. Dann seht ihr weiter.

Alles Gute für euch. LG

Krokus

49 posts
Samstag, 29. Februar 2020 - 21:35

Ich bin nach dem Befund 2015, nach der OP und der Reha, nach insgesamt 12 Wochen wieder arbeiten gegangen. Hatte eine Sigma OP ohne Stoma, keine Metastasen oder befallene Lymphknoten. Hätte mit dem Hamburger Modell wieder einsteigen können, habe aber selbst das Gefühl gehabt das ich wieder loslegen kann. Habe allerdings einen Schreibtisch Arbeitsplatz gehabt.Alles in Allem muss ich sagen dass ich mit dem gesamten Verlauf großes Glück hatte. Dennoch habe ich auf Grund der Schwerbeschädigung die Gelegenheit genutzt im Januar diesen Jahres vorzeitig mit 61 in Rente zu gehen. Man weiß ja nie wie lange das Glück anhält und meine Onkologin sagt auch man solle eine gewisse Lebensqualität genießen, wenn man die Möglichkeit hat. Habe mir zwar einen kleinen Rentnerjob für 2 Tage gesucht.Erstens dass man nicht einrostet und ein paar Pfennige mehr zur Rente kann man auch gut gebrauchen.

Alles Gute und Daumen gedrückt. Frank

Sonntag, 1. März 2020 - 09:18

Ich habe meinen Befund im November 2018 bekommen und habe die gesamte Standardbehandlung durchlaufen. Chemotherapie und Bestrahlung, OP mit Anus Praeter, Chemotherapie, Rückverlegung, Reha. Ich hatte mit so vielen Nachwirkungen zu kämpfen, dass bei der Reha entschieden wurde, dass ich nicht arbeitsfähig bin. Jetzt bin ich 57 Jahre alt und bis Mitte 2022 EU- Rentner. Wie es danach weitergeht, wird sich zeigen.

Ich war schon ganz schön erschrocken, plötzlich aufs Rentengleis geraten zu sein, da mir meine Arbeit immer wichtig war und großen Spaß gemacht hat. Aber die Nachwirkungen haben mir gezeigt, dass ich eben erst einmal geduldig sein muss, auch wenn es schwer fällt. Lebensqualität muss plötzlich anders definiert werden.

LG Vroni

30 posts
Montag, 2. März 2020 - 16:39

Nach meiner ED, OP und Strahlentherapie und während der Chemotherapie fühlte ich mich fit genug, um während der Chemopausen zu arbeiten. D.h. Ich meldete mich für 1 Wo krank und ging danach eine Wo arbeiten. Ich habe ein Bürojob und konnte das alles mit meinem AG besprechen. 2,5 Jahre später wurde ich wegen einer Lebermetastase operiert. Dieses Mal fühlte ich mich nicht mehr so fit, so dass ich eine halbe Erwerbsminderungsrente beantragte und auch bekam. So konnte ich 6 Monate nach dieser Diagnose wieder Halbtags arbeiten. 2 Jahre später wurde ich an der Lunge wegen Lungenmetastasen operiert. Danach merkte ich, dass ich ziemlich schnell überlastet war. Ich bekam dann die volle Erwerbsminderungsrente. Seitdem arbeite ich aber auf 450 € Basis immer wieder auf Absprache mit meinem AG und Kollegen. Diese Zeit genieße ich, da ich mein Kopf „freischalten“ kann, ich arbeite dort gerne, halte auch gerne Kontakt zu meinen Kollegen, erhalte mir eine gewisse Normalität und kann besonders gut abschalten.

Es ist tatsächlich so, dass das sehr individuell ist.

LG Gabi

Küstenfrau

7 posts
Montag, 2. März 2020 - 20:10

Danke für Eure Antworten.

Wisst Ihr, wie häufig Metastasen sind bei einem ColonCarcinom Stadium 3? Wie hoch sind die Chancen für eine Heilung?

herirein

343 posts
Montag, 2. März 2020 - 22:22

Wesentlich scheint mir, dass Lymphknoten, die entlang des Dickdarms verlaufen dazu da sind, aus Tumorgewebe in die Lymphbahn ausgebüchste Tumorzellen aufzuhalten und am Verlassen der Lymphbahn zu hindern. Sind solche Tumorzellen über die Lymphbahn bereits in die Leber oder Lunge gelangt, entwickeln sich dort Metastasen. Bei einem G2 Tumor ist das eher selten der Fall, was mit der adjuvanten Chemotherapie weitestgehend untermauert werden kann. Wie bei allen Krebserkrankungen gibt es dafür aber keine 100%ige Sicherheit.

Wenn alle Kontrolluntersuchungen 2 Jahre ohne Tumoraktivität beurteilt werden können, ist bereits eine große Hürde genommen. Aber wie gesagt in der Medizin gibt es keine 100%!

LG Heri

Küstenfrau

7 posts
Donnerstag, 5. März 2020 - 18:40

Hallo, wir waren heute beim Onkologen. Sie hat sich fast 2 Stunden Zeit genommen! Wir sind jetzt viele Fragen leichter.

Es soll Ende März mit der Chemo- Kombi  „FOLFOX“ gestartet werden. Hatte das jemand? Wie verträglich ist diese Kombi? Was ist mit Nervenschmerzen?

herzlichen Dank 

Monika

4 posts
Sonntag, 8. März 2020 - 09:15

Hallo Küstenfrau

Mein Mann hat mit einer fast identischen Diagnose wie der Deinige im August 2019 FOLFOX 6 beendet (ED 11/18, OP 2/19, Chemo 3/19-8/19). Die Chemo ist kein Spaziergang gewesen, die Tage 1 und 2 waren meist in Ordnung und ganz gut erträglich, die Tage danach waren dann mit Unwohlsein und Müdigkeit ziemlich unangenehm, in der zweiten Woche der Chemopause konnte mein Mann sich immer wieder ganz gut fangen und erholen, ist sogar in der Woche 2 immer arbeiten gegangen, bis auf die letzten zwei Runden, da wurde es ihm zu viel, da wurden die Beschwerden recht heftig. Nervenschmerzen sind bis heute in den Fingern und Füßen vorhanden, aber Gefühl ist da, wenn auch nicht so wie früher, daran arbeitet er noch... Wenn er sich besser ausgekannt hätte, hätte er versucht schon während der Chemo was zu machen, es soll da Kühlhandschuhe geben, vielleicht auch anderes(?), so tut er halt bis heute "nachbehandeln" mit Akkupunktur, Hochtontherapie, diversen physiotherapeutischen Übungen, die er bei der REHA mitbekommen hat oder im Internet findet. Der Geschmacksinn, der völlig weg war, ist sehr rasch wieder zurückgekehrt nachdem ide Chemo vorbei war.

Wichtig im Nachhinein betrachtet für die "FOLFOX-Folter" war, dass  mein Mann sich sehr zusammengerissen hat das Gift auszuhalten, dass ich die Energie hatte ihn auszuhalten (er konnte auch schon einmal giftig werden ;-)), das man dazwischen Kraft geschöpft hat für die nächste "Runde". Zu Beginn denkt man man schafft es nicht, nach der 3. Behandlung gab es ein ziemliches Tief, und dann war man bei 9 von 12 und obwohl die Beschwerden schlimmer wurden hat man durchgehalten und dann war es plötzlich auch schon vorbei,

Das alles ist individuell sehr verschieden, wir haben Patienten getroffen, die viel schlechter und die viel besser dran waren, mein Mann hat z. B. fast alle Begleitmedikamente und Schmerzmittel nicht eingenommen, weil er trotz aller Übelkeit nie erbrechen musste, er war auch in der Lage zu essen, obwohl alles nach Pappe geschmeckt hat und ist so bis zum Schluss ziemlich kräftig geblieben. Vor allem aber war er mental fast immer sehr positiv drauf, was mit Krebsdiagnose, Stoma und Chemo für mich zeitweise unbegreiflich war, "Ich will leben" war und ist die Devise, und wenn FOLFOX der Preis war, dann soll uns das recht sein...

Alles Gute Dir und Deinem Mann, ihr schafft das!

Küstenfrau

7 posts
Sonntag, 8. März 2020 - 16:20

Hallo Monika. Danke für deine lange Antwort. Mein Mann fragt ganz bang: hat es sich gelohnt? Ist er metastasenfrei?

und ich würde gerne fragen, was man prophylaktisch gegen diese Nervenschmerzen tun kann? Und hat er an Gewicht verloren? Mein Mann ist durch die OPs ganz schon mager geworden. Er möchte am liebsten low Carb essen um dem Krebs den Energiehahn zuzudrehen- aber ich sehe dies aus Angst vor weiterem Gewichtsverlust kritisch.

Andreas

246 posts
Sonntag, 8. März 2020 - 18:03

Hallo,

ich bin m und jetzt 48 Jahre alt. 2018 die gleiche Diagnose. Behandelt mit Chemo (Tabletten) + Bestrahlung => dann OP mit Stoma => nochmal Chemo. Dein Mann bekommt bestimmt auch ein Stoma oder ? Wenn ja, bitte keine Angst davor. Es ist gar nicht so schlimm wie es immer oder oft gesagt wird!! Als ich es erfahren habe, dass ich ein Stoma bekommen sollte, ist für mich die Welt zusammen gebrochen. Völlig unbegründet.

Low Carb würde ich lassen. Wenn die Krebs-Zellen Energie brauchen, dann nehmen sie sich die!!! Das wurde mir eindeutig gesagt. Auch Zucker weglassen völliger Quatsch. Dein Mann sollte gut essen. Es kann sein, dass er durch die Chemo auch Appetitlosigkeit bekommt. Was dann, wenn er dann schon so dünn ist. Zunehmen wird er bei der Chemo wohl eher nicht. Habe ich auf jeden Fall noch nicht gehört.

Ich kann nur raten normal zu essen.

Das alles ist natürlich nur meine Meinung!!

Ich bin ca. 1,82 m groß, wog gesund ca. 78 kg. Nach der OP und Chemo war ich auf 64 kg runter. Das sah schon nicht mehr so gut aus. Und das, obwohl ich die Chemo eigentlich gut verkraftet hatte.....sie raubte mir nur unglaublich Energie!

Es wird alles gut werden!!!!!! Bitte nicht verrückt machen. Ich drücke euch die Daumen!!

Liebe Grüße besonders an deinem Mann!

Andy

28 posts
Montag, 9. März 2020 - 06:48

Hallo Küstenfrau,

ich möchte Dir kurz aus meiner Sicht antworten (Hatte selbst einen T3-Tumor, habe jetzt ein dauerhaftes Stoma)

Ich war alles in allem 11 Monate arbeitsunfähig, seitdem arbeite ich wieder in Vollzeit (Bürojob)

Zur Lohnfortzahlung: In manchen Branchen gibt es Tarifverträge, bei denen noch nach den 6 Wochen vom Arbeitgeber etwas aufgezahlt wird.

Die Folfox-Therapie wurde mir nach der OP empfohlen; ich habe auf die Behandlung mit Oxaliplatin verzichtet und nur die Chemotherapie mit Capecitabin gemacht. Für mich war es eine gute Entscheidung. Ich bin nun anderthalb Jahre nach Abschluss der Therapie krebsfrei und ich kann meine Hände und Füße noch gebrauchen (Oxaliplatin hat in vielen Fällen furchtbare Nebenwirkungen).

Macht Euch intensiv kundig und fällt dann eine Entscheidung. Die Mediziner empfehlen alles, was die Überlebenswahrscheinlichkeit erhöht. Das ist ihre Leitlinie. Für mich selbst war aber auch entscheidend, in welchem Zustand ich überlebe.

Liebe Grüße

Hoffnung2019   

herirein

343 posts
Montag, 9. März 2020 - 15:57

Hallo Küstenfrau,

die Bezeichnung T3 N2b Tumor sagt etwas über die Ausbreitung aus. Es wurden in den Lymphknoten, die dem befallenen Darm (dem Sigma) zugerechnet werden (sog. Schildwächter-Lymphknoten), Tumorzellen gefunden, wobei der Tumor selbst die Darmwand noch nicht vollständig durchbrochen hatte. Ebenso wichtig (noch wichtiger) ist das Grading der Tumorzellen, welches etwas über die Aggressivität sagt. Es handelt sich bei G2 um Tumorzellen, die das zweite Stadium zu Normalzellen überschritten haben, also eine noch moderate Aggressivität besitzen. Bei der Entfernung des Sigma konnten in den Schnitträndern (R0) keine Tumorzellen festgestellt werden.
Insgesamt könnt ihr davon ausgehen, dass der Tumor noch rechtzeitig entfernt wurde.

Welche Art der Chemotherapie nun noch folgt, sollte vertrauensvoll der Erfahrung des Onkologen überlassen werden. Die Aussichten sind auf jeden Fall nicht schlecht. Und ob Dein Mann noch während der Chemotherapie seine Arbeit wieder aufnehmen kann, hängt davon ab, wie er die Chemotherapie verträgt. - Ich hatte überhaupt keine Einschränkungen, allerdings nach einem Rektumkarzinom und 5 Zyklen mit Capecitabin-Tabletten.

Gruß und alles Gute
Heri

Monika

4 posts
Donnerstag, 12. März 2020 - 09:56

Hallo Küstenfrau!

Also bis jetzt hat es sich gelohnt, nächster Kontrolltermin ist Anfang April, bis jetzt war immer alles tadellos in Ordnung, also nach bald 18 Monaten. Vorbeugend hat mein Mann gegen die Nervenschmerzen nichts gemacht, anfangs war es auch nur eine extreme Temperaturempfindlichkeit (Kühlschrank, Griff der Autotüre etc) die manche Handgriffe zur Qual oder unmöglich gemacht hat, es war Winter..., und es haben uns auch eigentlich Informationen gefehlt zu der Zeit. Im Internet habe ich dann gelesen, dass manche Patienten "Eishandschuhe" verwendet haben und gute Erfahrungen damit gemacht haben, also die Hände wurden während der Verabreichung des Medikaments gekühlt, damit weniger von dem Wirkstoff dorthin gelangt. Ob das medizinisch schon "gedeckt" ist weiss ich natürlich nicht, aber man kann ja mit den Ärzten darüber reden, ob es da Risiken gibt. Und relativ rasch haben wir ein "Rapssamenbad" eingerichtet, eine große Schüssel mit Rapssamen,  in der mein Mann seine Hände stimuliert hat. Dann habe ich im Krankenhaus auch mitbekommen, dass das Oxaliplatin in vielen Fällen reduziert oder ganz ausgestzt wurde, auch da muss man wahrscheinlich eine Risiko-Nutzen-Analyse mit dem Arzt machen, mein Mann hat jedenfalls bis zum Schluss die "volle Kanne" verabreicht bekommen, obwohl er ab der Mitte der Behandlung doch schon ziemliche Schmerzen und Gefühlsstörungen hatte und das in der Onkoambulanz auch bekanntgegeben hat. Schlussendlich hat der Chefonkologe dann aber immer entschieden, dass die volle Dosis weitergeht. Das lag natürlich in der Diagnose (Stadium) begründet, zusätzlich darin, dass mein Mann nicht vorab bestrahlt wurde, wie das normalerweise vorgesehen ist, und in seinem sehr guten Allgemeinzustand und den erstaunlich guten Blutwerten. Und das hat jetzt was mit dem Thema Ernährung und Gewichtsverlust zu tun: Auch mein Mann hatte Pläne für seine Chemo die er vorher mit seinem Hausarzt besprochen hatte, nämlich ein paar Tage vorher und nachher Fasten, das soll auch schon manchen Patienten geholfen haben die Chemo besser zu vertragen, und da mein Mann "fastenerprobt" ist wollte er das machen, um einerseits Übelkeit vorzubeugen und andererseits den Krebs auszuhungern. Mit 103 Kilo Lebendgewicht vor der OP, 95 nach der OP und wieder 99 beim Beginn der Chemo ist er davon ausgegangenm dass er 15 Kilo "Reserve" hat und, und, und... ja, soweit der Plan. Bei unserem ersten Termin war das dann so vorbereitet und gewollt, und das Mittagessen sollte eigentlich auch ausfallen, allerdings hat mein Mann während der Behandlung einen solchen Heißhunger bekommen, dass er das Spitalsmenü bis auf den letzten Rest verputzt hat, naja, manchmal kommt es eben anders als geplant. Und es war gut, dass er einfach auf seinen Körper "gehört" hat, für ihn war das einfach richtig so und sein bisweilen unmäßiger Appetit hat ihn in einem sehr guten Zustand durch die Chemo getragen, wir hatten neben der Spitalsverpflegung immer auch eigene Jausen und Getränke mit, weil man nie wusste, wonach ihm der Sinn steht, das war dann oft wie während einer Schwangerschaft, in der Früh haben wie z. B. Pfefferminztee vorbereitet und mitgenommen, den habe dann ich getrunken, weil mein Mann im Spital nur noch Kirschsaft trinken wollte, manchmal Unmengen von Joghurt, oft für ihn total unübliche Dinge, er hat einfach Energie gebraucht, weil diese Chemo wie Leistungssport war (so hat es der Assistenzarzt beschrieben). Und die Mediziner waren auch der richtigen Meinung, er solle froh sein, weil der Gewichtsverlust oft ein großes Problem werden kann. 2 bis 3 Kilo weniger waren es nach den ersten drei Tagen auch immer, die mein Mann aber in den Zeiten wo es ging wieder versucht hat "aufzufüllen". So hat er im Grunde gar kein Gewicht verloren, in dem er sehr diszipliniert gegessen hat, auch wenn garnichts mehr geschmeckt hat, alles hat nach Karton (und nach seiner Aussage auch noch nach Schlimmerem...) geschmeckt...

Im Grunde wollten wir auf eine gesunde Ernährung achten, einfach nur schon deshalb, weil man selbst irgendetwas beitragen will und sich nicht nur der Chemotherapie ausliefern möcht, jeder will glaube ich mitkämpfen gegen den Krebs, tatsächlich haben wir dann nur darauf geachtet, dass die Nahrungsmittel hochwertig sind, dass mein Mann sie verträgt und er sie "runterbringt". Ganz egal was es war. Und wenn er Himbeeren wollte hat er die bekommen, und sollte es ein Steak sein, dann eben das... Teilweise hat er rund um die Uhr gegessen, mir fallen dazu die berühmten Mitternachtsimbisse meines Mannes ein (die unser Hund sehr vermisst hat, nachdem sie wieder eingestellt wurden). Es war ein großes Glück, dass mein Mann Hunger hatte und essen konnte, obwohl es ihm nicht geschmeckt hat, für ihn war das wichtig und richtig. Trotz aller Übelkeit hatte er nicht mit Erbrechen zu kämpfen, Durchfälle schon und Ernährungsprobleme wegen dem Stoma etc., aber er ist faktisch ohne Gewichtsverlust durch die sechs Monate Chemo gekommen. Das Fasten hat sich dann eben als für ihn nicht richtig herausgestellt, aber er ist da zum Glück einfach seinem Instinkt und den Bedürfnissen seines Körpers gefolgt, und gut war es.

Alles Gute Euch weiterhin